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Klaus-Peter Wolf – Ostfriesenkiller

Ostfriesen-KillerKlaus-Peter Wolf – Ostfriesenkiller

Ann Kathrin Klaasen ist eine 37 Jahre junge Kriminalpolizistin. Sie wohnt in Norden, einer ostfriesischen Stadt, und arbeitet bei der Kripo in Aurich.

Ein Mord geschieht, während sie privaten Ärger hat. Ihr Mann Hero und ihr Sohn Eike sind im Begriff, das gemeinsame Haus in Norden zu verlassen und zu der Frau zu ziehen, mit der sie Hero, ein Psychologe, der bei seinen Patientinnen beliebt ist, seit geraumer Zeit betrügt. Ulf Speicher, der Leiter des Vereins Regenbogen, wird mit einem antiken Gewehr erschossen. Regenbogen ist ein Verein, der sich um Behinderte, vor allem Leute mit geistigem Handicap, sowie deren Angehörige und Belange kümmert. Der Verein hat wenige Angestellte und eine Reihe ehrenamtlicher Mitarbeiter und feiert demnächst sein zehnjähriges Bestehen.

Ann Kathrin Klaasen, privat und nun auch beruflich im Stress, beginnt zusammen mit ihren Kollegen Rupert und Weller zu ermitteln.

Während die drei den Verein des Opfers unter die Lupe nehmen und auch dessen Klienten, geschehen drei weitere Morde, einer mit einem Schwert, der zweite mit Pfeil und Bogen und der dritte mit Gift. Alle Opfer, bisher ausschließlich Männer, sind aktive Mitglieder des Vereins, und so muss nun auch der zunächst skeptische Staatsanwalt zugeben, dass dieser im Mittelpunkt der Ermittlungen zu stehen hat.

Insbesondere die finanziellen Transaktionen des Vereins, der sich auch um die Finanzen der Behinderten und ihrer Familien kümmert, interessieren nun Ann Kathrin Klaasen und ihre Leute. Dabei erregt zunächst der Bruder eines Klienten des Vereins, Georg Kohlhammer, das Interesse der Beamten. Hat er die Männer umgebracht, weil sie im Rahmen des Vereins Anspruch auf die Hälfte der von ihm zusammen mit diesem Bruder ererbten Imbiss-Kette erhoben haben? Die Polizisten hegen zunächst eben diesen Verdacht und vernehmen Kohlhammer, müssen ihn aber dann erst einmal laufen lassen.

Im weiteren Verlauf wird geschildert, wie der Verein durch die Morde in den Fokus der Presse und des Fernsehens und so des Interesses der ganzen Republik rückt. Am 1. Mai soll es deshalb in Ostfriesland eine Demonstration für die Behindertenarbeit und den Verein geben, zu welcher Gäste aus ganz Deutschland, sogar der Ministerpräsident Niedersachsens und der Kanzler, erwartet werden.

Der Hauptkommissarin ist gar nicht wohl bei dem Gedanken an diese Demo ist, da sie befürchtet, der Täter könne sie zum Anlass nehmen, noch einmal zuzuschlagen, weil ihm bei der Demo die Öffentlichkeit des ganzen Landes zuschaue. Während sie noch darüber nachdenkt, lernt sie Sylvia Kleine besser kennen, eine sehr hübsche junge Frau mit geistiger Behinderung, die viel Geld geerbt hat und ohne helfende Verwandtschaft dasteht, da Eltern und Großeltern gestorben sind. Auf ihr Geld und Sex mit ihr sind viele Männer aus ihrem Umfeld scharf, auch Mitarbeiter des Vereins, wie Ann Kathrin sehr schnell feststellt. Geschehen die Morde ihretwegen?

Doch zunächst gilt es, die Demonstration sicher über die Bühne zu bringen!

Der Autor beschreibt eine Mordserie, die in Verbindung mit einem Verein steht, der die Arbeit mit Behinderten, vor allem Menschen mit geistigem Handicap, auf seine Fahnen geschrieben hat. Dabei schildert er Motive und Verhalten verschiedener Menschen, die in diesem Verein mitarbeiten, sowie die Klienten dieses Vereins meiner Meinung nach überwiegend sehr treffend, und der Leser kann merken, dass Klaus-Peter Wolf gute Kenntnisse dieser Materie hat.

Dass eine Mordserie in solchem Umfeld – wie in dem Roman beschrieben – die Öffentlichkeit weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus, in welchem sie stattfindet, in ihren Bann ziehen würde, ist sicherlich realistisch. Ob allerdings die Auflösung des Falls ebenfalls realistisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest möchte ich gewisse Zweifel am Mordmotiv und der Persönlichkeit des Täters anmelden, lasse mich hier aber gern eines Besseren belehren, da ich in dieser Beziehung nicht über genügend Kenntnisse verfüge, mir die Antworten auf meine Fragen selbst zu geben.

Die Person der Hauptkommissarin ist hingegen für meinen Geschmack ein wenig zu gefühlsbetont geschildert. Ihre Handlungen sind allenfalls aus der Kenntnis um ihre psychischen Probleme zu erklären, die aus dem gewaltsamen Tod ihres Vaters – der nicht im hier geschilderten Zeitraum stattfand – sowie aus dem Scheitern ihrer Beziehung erwachsen. Dennoch ist das Ganze ein wenig übertrieben geschildert.

Auch das Verhalten von Ann Kathrins Vorgesetzten in verschiedenen Situationen wäre meines Erachtens im »richtigen Leben« anders ausgefallen, als es der Autor beschreibt, zumindest manchmal in den extremen Momenten der Handlung.

Spannend jedoch, und dies ist wohl die wichtigste Eigenschaft, die ein Kriminalroman haben muss, ist die Handlung bis zur letzten Seite. Die Auflösung des Falles schließlich kann man im Verlauf des Buches bestenfalls erahnen, sie kommt also ziemlich überraschend daher.

Fazit:
Der Autor erläutert dem Leser kompetent die Vorgänge in einem Verein zur Hilfe für Gehandicapte und ihre Angehörigen und zeigt dabei beispielhaft die Motive und Gefühle der Helfer und Klienten solcher Vereine auf.

Manche Geschehnisse in diesem Roman sind meiner Ansicht nach etwas unrealistisch. Dennoch möchte ich den Krimi empfehlen, denn die Spannung und das doch außergewöhnliche Ende machen ihn auf jeden Fall lesenswert.

Klaus-Peter-WolfDer Autor

Klaus-Peter Wolf wurde 1954 in Gelsenkirchen im Ruhrgebiet geboren. Nach seiner Schulzeit dort leistete er Zivildienst in einem Jugendheim der Evangelischen Kirche. Im Anschluss an lange Jahre im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln zog er an die Küste und wurde Wahl-Ostfriese. Er lebt in der Stadt Norden, wo auch seine Hauptkommissarin, Ann Kathrin Klaasen, zu Hause ist.

Der Autor schrieb zig Drehbücher für Tatort und Polizeiruf 110. Seine Bücher wurden in 24 Sprachen übersetzt und über 9 Millionen Mal verkauft. Mit Filmen und Büchern gewann er eine Reihe von Preisen. Er ist mit vielen seiner Werke SPIEGEL-Bestsellerautor.

Er war politisch engagiert und gehörte zum Erneuererflügel der DKP. Nach langen Reisen durch die UdSSR trat er enttäuscht aus der Partei aus.

In letzter Zeit produzierte er zusammen mit seiner Lebensgefährtin und seiner Tochter CDs für Kinder. Zudem arbeitete er für das Theater.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung von FISCHER-Taschenbuch.
  • Foto des Autors. Copyright: Gaby Gerster. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung von FISCHER-Taschenbuch.

(ww)