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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Totenwirt und seine Galgengäste 13

Der-Totenwirt-und-seine-GalgengästeDer Totenwirt und seine Galgengäste
Eine abenteuerliche und höchst wundersame Ritter-, Räuber-, Mörder- und Geistergeschichte aus der grauen Vorzeit, um 1860

Zu späte Angst!

»Wenn, ja wenn er wieder kommt! Gott gebe es!«

Martha wagte nicht, ihren Mann, als er mit kummervoller Miene in die Kammer trat, zu fragen, warum nur er den Junker begleiten durfte, und was dieser etwa mit ihm gesprochen habe. Sie wusste, dass sie von ihm doch nichts erfahren, wohl aber einen derben Verweis wegen ihrer Neugier erhalten hätte.

Sie wollte ihn auf einem Umweg ausforschen.

»Meinst du nicht, Gordian, der Junker könne es übel genommen haben, dass wir uns nicht nach dem Befinden des erbarmungswürdigen gnädigen Fräulein Hedwig erkundigt haben?«

»Gewiss nicht, wir würden ihn ja an etwas Trauriges erinnert haben. Wenn er gewollt hätte, würde er schon selbst davon gesprochen haben.«

»Du hast recht!«

Eine Pause.

»Heiliger Gott!«, rief er aus.

»Was hast du?«, fragte Martha besorgt.

»Eine entsetzliche Angst steigt in mir auf.«

»Warum? Sprich doch!«

»Der Totenwirt!«

»Gerechter Gott!«

»Wenn der Herr Junker in die Klauen des Totenwirtes fallen würde, er wäre verloren.«

»Oh, mit dem Totenwirt könnte der tapfere Herr Junker schon fertig werden.«

»Ja, mit ihm allein, aber dieses Ungeheuer von einem Menschen ist immer von vierzig und fünfzig Räubern und Mördern umgeben, die in den unterirdischen Höhlen seiner Blutschenke stecken.«

»Warum haben die ehrsamen Ritter noch nicht zusammen geholfen, mit vereinter Macht dieses Mordnest zu überfallen und durch Feuer und Schwert mit Stumpf und Stiel auszurotten, und von der Erde zu vertilgen?«

»Gar oft schon wollten die Ritter dies tun. Aber vergebens durchstöberten sie mit allen ihren Söldnern und Knechten den ganzen großen Wald. Sie fanden die Behausung des Totenwirts nicht.«

»Warum denn nicht?»

»Weil der Teufel, dem der Totenwirt sich verschrieben hat, ihn vor jedem Anschlag warnt, und dann das ganze Wirtshaus verschwinden lässt, bis die Gefahr wieder vorüber ist.«

»Das ist ja entsetzlich!«

»Freilich.«

»Hat er denn Gäste?«

»Ja, Gespenster, Hexen und Teufel, die da ihr Unwesen treiben. Kehrt zufällig ein verirrter Wanderer ein, so wird er umgebracht und ausgeraubt.«

»Woher weiß man aber dies?«

»Von einem frommen Pilger, der aus dem Gelobten Land zurückkehrte und bei dem Totenwirt übernachtete. Die zwei Mörder, welche zufällig allein im Wirtshaus zurückgelassen waren, um ihn zu ermorden, erkannten ihn an seiner Stimme als den Mann, der ihnen vor vier Jahren durch seine Fürbitte bei einem Herzog das Leben gerettet hatte, als sie eben als junge Verbrecher hinausgeführt wurden, um geköpft zu werden. Seine Fürbitte gründete er auf ihre Jugend.«

»Was können wir jetzt für den Junker tun?«

»Nichts als beten. Hätte ich früher an den Totenwirt gedacht, so würde ich den Junker gar nicht mehr fortgelassen oder wenigstens gewarnt haben.«

Und alle Anwesenden knieten nieder und beteten andächtig für den Junker.