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Watch Dogs: Aus den Schatten

Watch-Dogs-Aus-den-SchattenJohn Shirley
Watch Dogs: Aus den Schatten

Thriller, Taschenbuch mit Klappbroschur, Panini Comics, Stuttgart, Mai 2015, 352 Seiten, 12,99 Euro, ISBN: 9783833230103, Titelbild: Ubisoft
www.paninicomics.de

Ubisoft ist ein erfolgreicher Spielehersteller, der mit dem Hightech-Action-Adventure Watch Dogs einen großen Erfolg verbuchte. Wie seit einigen Jahren üblich erscheint nun auch zu diesem Spiel ein spannender Roman, der sich weder von der Story noch von der stilistischen Qualität des Autors hinter anderen Romanen gleicher Genres verstecken muss. Die clevere Story ist eine gelungene Mischung aus Hightech- und Cyberpunk-Thriller. Betrachten wir kurz den Verlagstext.

In Somalia verlor der ehemalige Soldat Mick Wolfe beinahe sein Leben und sein Ansehen. Als Spezialist für Drohneneinsätze wurde er Zeuge eines spektakulären Bankraubs, der von ein paar offensichtlich völlig skrupellosen Offizieren durchgezogen wurde. Zurück im zivilen Leben versucht Mick nun, seinen Namen reinzuwaschen. Dabei gerät er allerdings ins Visier der Blume Corporation. Der zwielichtige, vielarmige Konzern steht hinter der Entwicklung des ctOS – ein ausgeklügeltes Netzwerk aus Überwachungskameras, das ganz Chicago kontrolliert. Im einsamen Kampf gegen einen mächtigen und zu allem entschlossenen Gegner begibt sich Mick in die brandgefährliche Chicagoer Unterwelt. Dort versucht er, seine Ehre wieder herzustellen und sein Leben zu retten. Sein Ziel ist Aiden Pearce. Der legendäre Hacker hat schon so einigen Gangstern in der Stadt das Handwerk gelegt, doch sein Preis ist hoch. Ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt, denn Blume hat schon längst zu einer regelrechten Menschenjagd auf Wolfe geblasen.

Soweit der Verlagstext. Viel muss nicht dazu erzählt werden, denn er nimmt zum Teil die Handlung vorweg. Im Mittelpunkt steht Mick Jeremiah Wolfe, aus der Armee unehrenhaft entlassen, der in Chicago wieder Fuß zu fassen sucht. Soweit ist das nichts Neues, es gibt viele ähnliche Romane, und da ich das Computer-Spiel nicht kenne, eher ein belangloses Detail. So schleppte ich mich durch die ersten knapp 50 Seiten, weil einfach zu viel vorgestellt wurde und ich einen Handlungsfortschritt nicht sah. Dann kam Aiden Pierce hinzu und schon wurde der Roman besser. Abwechselnd aus der Sicht beider Personen geschrieben, konnte man beide besser verstehen und der Handlung folgen. Auch wurden bald ihre Beweggründe klarer und nachvollziehbarer. Im Laufe der nächsten Seiten trat mit Seline Garnera, eine Soldatin in die Handlung ein, die wiederum ganz andere Sichtweisen zutage förderte. Langsam aber sicher arbeiteten die Handlungsstränge sich aufeinander zu. Ihnen gemeinsam ist der »Feind«, die Firma Blume Corporation. Die ganze Firma ist jedoch nicht der Gegner, sondern eher die Person Major Roger Verrick, einen ehemaligen Offizier. In seiner jetzigen Position erkennt er in Aiden einen Gegner, der seine eigenen Pläne durchkreuzen kann. Als auch noch Mick auftaucht, den er in den Armyknast brachte, wird es für ihn brenzliger. Doch ein Mordauftrag auf beide Personen läuft ins Leere. Auch die junge Soldatin erkennt in Major Roger Verrick einen Gegner, war er es doch, der ihre Vergewaltigung als gegeben hinnahm.

Irgendwann treffen die drei Personen aufeinander, finden zueinander und tragen doch jeder ihr ureigenes Problem mit sich herum. Der Begriff »verschworene Gemeinschaft« ist sicherlich verkehrt am Platz, doch langsam wird klar, dass jeder sich auf den anderen verlassen kann, wenn es darum geht, für Recht und Ordnung einzutreten. Und mit dem Konzern, hauptsächlich einem Vertreter davon, ist ein Gegner herangewachsen, der sie schnell beseitigen könnte. Blume Corporation ist ein Konzern, der mit seiner neuen Software in der Lage ist, jeden Menschen zu überwachen. Hier grüßt Eric Blairs 1984, den er als George Orwell geschrieben hat. Und die Cyberpunk- und Shadowrun-Roman-Leser haben sicherlich ihre Freude an dieser Konstellation.

Thriller aus dem Computer-Spiele-Bereich empfinde ich immer als besonders realistisch und oftmals brutal. Die Stimmung ist düster. Keine der Protagonisten ist wirklich eine glückliche Vorzeigefigur, alle haben kein normales, problemloses Leben. Sie sind facettenreich, authentisch und jede Figur für sich äußerst gelungen. Das macht für mich aber auch ein wenig Realität aus. Für mich beinhaltet der Krimi alles was mein Herz begehrt – Spannung, überraschende Wendungen, gelungene Charaktere. Den Schreibstil von John Shirley empfand ich als sehr direkt und kurzweilig, nachdem erst mal die anfängliche Durststrecke überwunden war. Der Autor kam schnell auf den Punkt und mühte sich nicht mit unnötigen Details ab. Am Ende verknüpfen sich alle Handlungsstränge zu einem großen Ganzen und es kommt zu einem gelungenen Ende ohne Logikfehler, das jedoch auch eine Möglichkeit für eine Fortsetzung bietet.

(es)