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Der Welt-Detektiv Band 6

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Hessische Sagen 6

Weiße Frau in Westhofen

Im Jahr 1822 um Johanni spielten in Westhofen am Westertor zwei Bübchen. Als es so um die Essenszeit war, sahen sie eine prächtig gekleidete weiße Frau auf sich zukommen. Sie gingen ihr entgegen und baten sie, ihnen einen Heller zu schenken. »Ihr sollt noch mehr haben als das«, sprach die weiße Frau, »wenn ihr mir nur folgen und alles tun wollt, was ich euch sage.« Sie versprachen es ihr und da führte die weiße schöne Frau sie neben dem Tor durch eine Tür, welche sie nie zuvor gesehen hatten, in ein prächtiges, großes Zimmer mit alten Bildern und einem großen Herd. In der Mitte des Zimmers stand eine Kiste und auf der Kiste lag ein Hund, der hatte drei Schlüssel im Maul.

»Nun holt mir die Schlüssel, ihr Kinderchen«, sprach die schöne Frau mit freundlicher Miene, »dann mache ich euch so reich, dass ihr selber nicht wisst, wie reich ihr seit.«

Als die Kinder aber zu dem Hund traten, bleckte der die Zähne so arg, dass sie nicht wagten, näher zu ihm zu gehen und ihm die Schlüssel zu nehmen. Als die schöne Frau sie dazu ermutigte, half alles Zureden nichts. Da wurde die Frau so betrübt, dass sie laut weinend die Kinder bei der Hand nahm und vor die Tür ins Freie führte. Als diese sich dort nach ihr umschauten, war sie verschwunden und keine Spur mehr von ihr zu sehen. Die Tür haben sie auch nie wieder erblickt.


Schätze im Auerbacher Schloss

Im Auerbacher Schloss liegen große Schätze vergraben, die waren also verwünscht. Es sollte ein Rabe über das Schloss fliegen und aus dem Schnabel eine Nuss in den Hof fallen lassen. Die Nuss sollte Wurzel fassen und zu einem Baum erwachsen, und aus dem Baum eine Wiege gemacht werden und das Kind, was darin zuerst gewiegt würde, sollte den Schatz heben und die Königstochter erlösen können, welche bei dem Schatze wacht. Als nun alles so gekommen und das Kind zum Mann geworden war, da träumte es ihm dreimal hintereinander, dass er mittags in den Schlosshof gehen solle. Am vierten Tage ging er hinauf. Als er in den Schlosshof kam, da tat es einen fürchterlichen Schlag und plötzlich stand eine wunderschöne weiße Dame vor ihm, welche ihm sagte, dass er sie erlösen könne und Besitzer aller Schätze werden solle, welche in dem Schloss vergraben lägen. Die befänden sich aber drunten im Keller und bei ihnen lägen ein feuriger Hund und eine Rute, mit der man den Hund schlagen und forttreiben müsse. Das alles müsse morgen um dieselbe Zeit geschehen. Wenn er dann wiederkomme, solle er aber nicht erschrecken, denn sie werde ihm in ganz anderer Gestalt erscheinen.

Des anderen Tags um zwölf Uhr mittags ging der Mann frohen Muts in den Schlosshof. Da tat es abermals einen Schlag und aus demselben dunklen Gang, woraus am vorigen Tag die weiße Frau gekommen war, schoss jetzt eine schreckliche Schlange, die einen Schlüssel im Maul trug, hervor. Darüber erschrak der Mann aber dermaßen, dass er laut »Gott, hilf!« schrie  und fortlaufen wollte. Das war aber unnötig, denn sobald er das Wort aus dem Munde hatte, tat es einen Schlag und alles war verschwunden.

Der Mann sagte seitdem oft, ihm sei nicht mehr zu helfen, er habe sein Glück verspielt. Die Jungfrau mit den Schätzen kann jetzt nicht eher erlöst werden, bis derselbe Rabe wieder eine Nuss in den Schlosshof hat fallen lassen, aus dem Baum, der aus ihr wächst, eine Wiege gemacht, in dieser ein Kind gewiegt worden ist, und dies zum Mann emporwuchs, der das Werk mit größerer Kühnheit vollbringt.


Weiße Frau im Schloss Lichtenberg

Im Schloss Lichtenberg im Odenwald wandelt jede Nacht ein kleines weißes Frauchen herum. Sie steigt aus dem Keller herauf und durchstreicht die Zimmer, indem sie aus der Wand herauskommt, mitten durch die Stube geht und dann in die gegenüberliegende Wand hineinschlüpft. Darum wollte lange Zeit keine Magd beim Assessor dienen, der im Schloss wohnt.


Das weiße Fräulein auf Breuberg

Auf der Burg Breuberg stand eine mächtige Linde, wie man deren ja bei den meisten Burgen findet. Unter derselben erschien einst jeden Abend ein weißes Fräulein. Das war der Geist einer Tochter eines Ritters von Breuberg, welche zur Strafe dafür umgehen muss, dass sie ihr ganzes Leben nutzlos vertrauerte und Gott gänzlich vergaß, um nur an ihren Geliebten zu denken und seiner zu harren, der in einen Krieg in fremde Länder gezogen und darin umgekommen war.


Drei Äpfel gekocht

Zu einer Frau kam drei Nächte hintereinander ein weißes Frauchen, das sagte, sie solle tun, wie ihr geheißen werde, dann bekomme sie viel Geld. Die Frau versprach es, und das weiße Frauchen sagte: »Geh drüben auf den Berg an die Hecke, da steht ein Baum mit Äpfeln, von denen sollst du drei brechen. Kaufe dir dann neues Töpfchen, koche die drei Äpfel darin, bis sie weich sind, öffne die Kellertür und reiche sie hinein. Es wird dann ein kleines Männchen kommen und sie dir abnehmen.« Das tat die Frau und am anderen Tag fand sie im Keller einen Kessel voll Geld, sodass sie reich und glücklich für ihr ganzes Leben war.


Frau Susanna

Zwischen dem Grasser Hof und Steinheim liegt der Grauberg. Eine Stelle auf dem Gipfel dieser Anhöhe heißt Am steinernen Haus und zeigt noch einige Trümmer von Mauern. In alten Zeiten stand dort ein Schloss, worin Frau Susanna wohnte. Diese fuhr einst den steilen Berg hinunter, ihr Wagen stürzte und sie fand ihren Tod. Von Zeit zu Zeit lässt sich seitdem in der Gegend eine verwünschte Jungfrau sehen, die, wie die Leute versichern, zur Pflege der Bedürftigen gesandt ist.


Frau Else

Vor uralter Zeit, als es noch Ritter gab, zog einmal ein Ritter am Bielstein vorüber. Da sah er plötzlich neben sich eine uralte Frau, die auf Krücken ging und nur mit Mühe weiter zu können schien. Sie bat ihn gar flehentlich, er möge sie doch hinter sich auf sein Ross nehmen, sie könne kaum noch einen Schritt machen, so müde sei sie, und sie müsse doch bald im nächsten Ort sein. Der Ritter sah sich die Frau einmal an, gab dann aber seinem Ross die Sporen und sprengte so schnell sein Pferd konnte, weiter. Aber da sprang das Weib ihm auf den Rücken und fuhr mit ihm auf und davon. Nie hat man mehr eine Spur von ihm gesehen. Es war nämlich die Frau Else.


Vetter Metz

In der Nähe des Ehlborns zu Gambach liegt der Pahr- oder Pahrdsgarten, neben diesem das Alstädter Feld, welches zu dem ausgegangenen Dorf Alstadt gehörte. Von dieser Gegend hat sich folgende Sage erhalten.

Wenn in früherer Zeit junge ledige Burschen auf dem Alstädter Feld geackert hatten und vier Uhr hielten, setzten sie sich an den Ehlborn und tranken daraus. Wenn sie dann riefen »Vetter Metz, bring mir ‘n Plätz«, dann erschien in den Wiesen ein schön und fein gekleidetes Mädchen mit einem Plätz, trug ihn, über Wiesen und Felder im Gehen hinschwebend, zu einem Pflug und legte ihn auf die Rehhörner desselben. Dann schwebte es schnell zu den Wiesen zurück, brachte wieder einen Plätz und legte ihn auf die Rehhörner eines andern Pfluges und so ging es, bis auf jedem Pflug ein Plätz lag. Dann verschwand es und ließ sich an dem Tage nicht wieder sehen. Die Burschen blieben aber mäuschenstill sitzen, bis die Metz fertig war, dann gingen sie zu den Pflügen und ließen sich die Plätze recht gut schmecken. Konnte jedoch einer nicht warten, bis sie fertig war und holte sich früher seinen Plätz, so kam sie nicht wieder und die Rehhörner der anderen Pflüge blieben für dieses Mal leer.


Vom Kloster Steinbach

Dies liegt ein paar Büchsenschuss vom gräflich erblichen Schloss Fürstenau und verfällt immer mehr und mehr. In der Kirche liegen uralte Grabsteine, Wappen, alte Schlitten, Wagenräder und anderes bunt durcheinander und nach den alten Fresken an den Wänden haben die Bauernknaben so lange mit Steinen geworfen, dass kaum mehr etwas davon übrig ist. Jetzt ist sie durch ein Tor verschlossen und selten kommt noch jemand hinein. Nachts hörte man oft dort einen feinen Gesang, wie von drei Stimmen. Viele auch haben drei Gestalten gesehen, welche aus der Kirche oder dem anstoßenden Gebäude, das der Pfaffengang genannt wird, kamen, durch den umliegenden Baumgarten schwebten und verschwanden.

Ein Mann, der spät abends an der Klostermauer vorbeiging, sah eine Nonne in weißen Gewändern da stehen, die war so wunderschön, dass kein Maler etwas Schöneres malen kann.

Dieselbe Nonne erschien auch einer Frau, welche in der Nähe wohnte, aber mit ganz grauem, verwittertem Gesicht, so etwa, als ob es mit Spinngewebe überzogen gewesen wäre, und bat sie, ihr doch zu ihrer Erlösung zu verhelfen. Die Frau wollte das gern und bat die Nonne ihr zu sagen, wie es geschehen könne. Die Nonne sprach: »Komm die Nacht zwischen elf und zwölf in den Pfaffengang, da will ich dir es sagen.«

Das war der Frau doch gar zu schauerlich und sie sagte: »Ich will gern kommen, aber ihr müsst mir erlauben, dass ich jemand mitbringe.«

Da seufzte die Nonne und erwiderte: »Das darfst du wohl, aber es darf nichts Unreines sein, sonst ist alles umsonst.« Mit den Worten verschwand sie.

Die Frau hielt Wort und kam zur bestimmten Stunde in Begleitung ihrer Nachbarin. Als sie auf den Hof des Klosters kamen, stand die Nonne schon in der Tür des Pfaffengangs. Da winkte die Frau der Nachbarin, etwas zurückzubleiben und ging allein auf die Nonne zu.

Doch da jammerte diese laut auf. »Du hast ein Unreines mitgebracht und jetzt kann ich auf lange Zeit nicht mehr erlöst werden.« Zugleich war sie verschwunden.

Einige Zeit später erfuhr die Frau, dass ihre Nachbarin in Unzucht mit einem Mann aus dem Dorfe lebe und das hatte die Erlösung gestört.

Vor ein paar Jahren sah ein Bursche die Nonne, wie sie ein Bund Schlüssel in der Hand trug und es ihm darreichte. Er fürchtete sich aber und lief fort, ohne es anzunehmen.

Oft hört man nachts Lärm im Kloster, als ob alles darin untereinander geworfen würde, findet aber morgens alles in der besten Ordnung vor.

Einem Mädchen in Weidengesäß erschien die Nonne dreimal um Mitternacht und versprach ihm die ewige Glückseligkeit, wenn es mit ihr ins Kloster gehen wolle. Dabei klagte sie sehr darüber, dass sie jetzt schon seit 500 Jahren zwischen Himmel und Erde schweben müsse. Das Mädchen aber schlug es ihr dreimal ab, worauf sie wehklagend verschwand.

Vorn an dem Pfaffengang nach Fürstenau zu ist ein langer Strich Gras, der im Winter keinen Schnee duldet Als einmal ein Mann aus Steinbach sich im Sommer zwischen elf und zwölf Uhr mittags dort hinlegte, um zu schlafen, spürte er einen köstlichen Geruch, wie von gutem Wein und duftenden Kräutern.

Vor dem Tor der Klosterkirche hat einmal ein anderer Mann gegraben und stieß auf einen Hasen. Als er denselben öffnete, war er voll junger Raupen. Er sah ihnen eine Weile zu, wie sie durcheinander krochen, dann ließ er den Hasen stehn und ging nach Hause, wo er seiner Mutter von dem Fund erzählte. Da sprach diese: »Geh rasch hin und hole sie, es ist ein Schatz und unser aller Glück.« Da eilte er, was er konnte, aber als er an den Ort kam, da war von dem Hasen und den Raupen keine Spur mehr zu sehen.