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Telefoninterview mit Jason Dark

Die Heftromane, in denen der Geisterjäger John Sinclair gegen das Böse kämpft, sind die meistgelesenen der Welt. Ihr Autor Jason Dark heißt mit bürgerlichem Namen Helmut Rellergerd. In einem Reihenhaus im Bergischen Land tippt er jede Woche eine neue Geschichte.

Geisterspiegel: Jason Dark, wir vom Geisterspiegel freuen uns außerordentlich, dass Sie uns Zeit für ein Interview einräumen. Kommen wir gleich zu einigen ausgewählten Fragen unserer Leser. Am 10. April kommt der 1500ste Sinclair-Heftroman in den Handel. Was geht Ihnen bei dieser magischen Zahl durch den Kopf? Wie werden Sie dieses Jubiläum begehen?

Jason Dark: Als ich mit John Sinclair anfing, hatte ich nicht gedacht, dass es 1500 Romane werden würden. Als ich den 1000sten schrieb, da dachte ich mir: mein Gott, eine so große Zahl. Vielleicht schaffst du noch den 1500sten. In der Tat, ich habe ihn geschrieben. Und mir geht durch den Kopf: Na ja, jetzt bin ich 62. Als ich anfing, war ich 27. Eine verdammt lange Zeit, die ich mit John Sinclair verbracht habe. Gefeiert werden wir ein wenig vom Verlag, einige ausgewählte Leute. Meine Frau und ich gehen dann in ein Lokal bei uns essen.

Geisterspiegel: Mit Ein Satan lässt Chicago zittern und Im Kreuzfeuer der Todesdrachen fingen Ihre schriftstellerischen Versuche an. Was hat Sie entgegen der Auffassung Ihres Vaters bewogen, Autor zu werden und den Beruf des Chemotechnikers an den Nagel zu hängen?

Jason Dark: Ganz früher als Kind wollte ich Kartenabreißer werden. Da hätte ich immer den Film umsonst sehen können. Aber dann wollte ich Journalist werden beziehungsweise Sportreporter. Aber mein Vater hat gesagt: Lern was Anständiges. Das ist alles Humbug, damit kommst du nicht zurecht. Na ja, und so habe ich mich für den Beruf des Chemotechnikers entschieden, was zwar nicht gerade die Welt war. Aber ich hatte in Chemie eine gute Zensur und habe halt da angefangen.

Vergessen habe ich nie das Schreiben. Ich habe schon als Kind, da war ich so um die 13 -14, Romane weitergeschrieben. Nach dem Wort ENDE habe ich die Story für 2 – 3 Seiten so geschrieben oder mir ausgedacht, wie es mir gerade einfiel.

Dann kam ich zur Bundeswehr und hatte viel Zeit. Da habe ich mir gedacht: Ach verdammt noch mal, versuch doch mal, einen richtigen Krimi zu schreiben. Ich hatte ja sehr viel in dieser Richtung gelesen und fing an mit Cliff Corner – Ein Satan lässt Chicago zittern. Das war tatsächlich mein erster Roman, der allerdings nie veröffentlicht wurde. Dafür aber der Zweite mit dem Titel Im Kreuzfeuer der Todesdrachen. Und das alles geschah im Jahr 1966/67.

Geisterspiegel: Bei welchem Verlag wurde dieser publiziert? Bei Bastei?

Jason Dark: Ja, bei Bastei. Die Serie hieß Cliff Corner und war ein Pendant zu Jerry Cotton, der in New York spielt, dagegen Cliff Corner in Chicago.

Geisterspiegel: Am 13.07.1973 erschien der erste Roman der »Gespensterkrimi«-Serie Die Nacht des Hexers. Zusammen mit solchen Autoren wie Rebecca La Roche, Brian Elliot, A.F. Mortimer oder Frank de Lorca haben Sie diese Reihe geschrieben. Sie allein 50 Titel. Welche Erfahrungen konnten Sie aus dieser Zeit sammeln? Fällt es Ihnen leichter allein oder im Team zu schreiben?

Jason Dark: Nein, ich bin Individualist, d. h., ich schreibe allein. Beim »Gespensterkrimi« war es ja so: Damals suchte der Verlag auch eine Gruselserie. Denn Pabel und Zauberkreis sind ja voran gegangen. Niemand traute sich so richtig, den ersten Roman zu schreiben. Das hab ich dann getan. Und da fiel mir der Held John Sinclair ein. Ich hatte allerdings ein bisschen Nachhilfe bei der Serie Die Zwei genommen, in der es einen gewissen Brad Sinclair gab. Ich weiß nicht, ob Sie diese kennen. Sie wird ja immer mal wiederholt.

Der Name John Sinclair war natürlich für mich sehr passend. Er hörte sich schottisch an. Ich wollte so was Ähnliches machen wie Jerry Cotton, nur eben, dass dieser John Sinclair Geister, Dämonen und andere abartige Geschöpfe bekämpft. Ich war zu faul, mir irgendwie immer einen neuen Helden auszusuchen. Und ich bin bei John Sinclair geblieben.

50 Gespensterkrimis sind erschienen?

Man merkte, dass sich meine Romane doppelt so gut als die anderen verkaufen. Da war es nur das Gesetz des Marktes, das dann erlaubte, aus John Sinclair eine eigene Serie zu machen. Ja, und so ist John Sinclair entstanden.

Geisterspiegel: Gab es beim »Gespensterkrimi« Vorgaben vonseiten des Verlages?

Jason Dark: Vorgaben gab es vom Verlag insofern, dass wir uns an den Jugendschutz halten mussten. Das habe ich immer getan. Bei anderen Autoren klappte das nicht so. Deshalb wurden in den 70ern einige Romane zensiert.

Geisterspiegel: In einem früheren Interview äußerten Sie, dass Sie noch nie im Londoner Yard waren. Ist John Sinclair eine Fiktion Ihrerseits oder wurde der Protagonist vom Bastei-Verlag vorgegeben?

Jason Dark: Alles, was ich gemacht habe, entstammt aus meinem Kopf; Titel, Geschichten usw. Der Verlag hat keine Vorgaben gemacht.

Geisterspiegel: Von Im Nachtclub der Vampire, dem ersten eigentlichen Roman der Serie bis zu Ihrem neuesten Der Albino kämpft John Sinclair Woche für Woche mit seinen Freunden gegen die Umtriebe des Bösen. Woher nehmen Sie die Ideen für die Storys?

Jason Dark: Ich könnte jetzt sagen: Aus der Luft.

Ich weiß es selbst nicht. Die kommen so plötzlich. Ich habe die Begabung, aus einem blitzschnellen Gedanken einen ganzen Roman gestalten zu können.

Nochmals zurück zur Nr. 1500. Irgendwo habe ich etwas über einen Albino gelesen. Und ich überlegte: Verdammt noch mal. Den hast du noch nie in deiner Serie gehabt. Also machst du daraus eine Story.

Und so geht es bei den meisten Geschichten. Oder ging es bei den Taschenbüchern, die eingestellt wurden, aber nicht, weil sie nicht verkauft, sondern weil ich sie nicht mehr schreiben wollte.

Geisterspiegel: In Ihren Romanen ist noch nie ein Kind getötet worden. Und Folterungen sind ein Tabu. Sie sagen selbst, dass die Mehrheit Ihrer Leser Frauen sind. Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass in Foren und Fanclubs der Männeranteil überwiegt?

Jason Dark: Frauen outen sich nicht so gern. Die lesen mehr im Stillen. Allerdings weiß ich aus meinen Leserbriefen, dass ich 50 – 60% Frauen haben muss. Das kann man hochrechnen. Die meisten Leserbriefe, die ich bekomme, sind eben von Frauen geschrieben. Deshalb gehe ich davon aus, dass Frauen die Romane lesen. Was ich auch immer wieder bestätigt bekomme, wenn ich mit Frauen rede: Ach ja, natürlich, John Sinclair kenne ich, lese ich …

Geisterspiegel: Die Meinungen der Leser zu Ihren Storys sind weit gefächert. Wie gehen Sie mit Kritik um?

Jason Dark: Die ganzen Internetseiten schaue ich mir gar nicht an. Dazu habe ich nicht die Zeit. Ich ziehe meinen Part durch. Wem es gefällt, ist ok. Wem es nicht gefällt, na ja, ich kann mir auch nichts davon kaufen.

Geisterspiegel: Sie schreiben Ihre Scripte mit der Schreibmaschine, wöchentlich ca. 150 Seiten. Da verbrauchen Sie eine Menge an Farbbändern. Gibt es bei der Beschaffung dieser Probleme oder haben Sie ausreichend Vorrat?

Jason Dark: Nein, bei der Beschaffung von Farbbändern gibt es keine Probleme. Ich brauche nur hier in meinem kleinen Ort in ein Schreibwarengeschäft zu gehen und sie mir dort kaufen. Überhaupt kein Ärger.

Geisterspiegel: In unserer (mittlerweile entfernten [Anm. der Redaktion]) Rubrik Fanfiction schreibt ein Leser seine Vorstellung über einen möglichen, recht unspektakulären Tod John Sinclairs. Haben Sie schon mal über ein mögliches Ende des Geisterjägers nachgedacht? Wie würde er sterben? Wer würde eine mögliche Nachfolge antreten?

Jason Dark: Ich habe darüber schon nachgedacht, aber nur im Spaß. Ich habe gesagt: John Sinclair kommt nach einem Abend, an dem er und sein Freund Bill Collony sich wirklich zugekippt haben, aus der Kneipe. John Sinclair übersieht einen offenen Gully, fällt runter und ist tot.
Über einen Tod Sinclairs habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. John Sinclair stirbt nicht mit 1500.

Geisterspiegel: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Bastei-Lübbe-Verlages und 25 Jahre John Sinclair wurde Ihr Roman Die Rückkehr des Schwarzen Tods veröffentlicht. Liegt Ihnen das Schreiben eines Romans? Können wir vielleicht einen weiteren erwarten?

Jason Dark: Zunächst gibt es Die Rückkehr des Schwarzen Tods als Taschenbuch.

Nein, ein Hardcover in der Art wird es nicht geben, weil ich mich ja nun auch auf anderen Schauplätzen breit gemacht habe, siehe Psycho Cop bei Blanvalet.

Deshalb habe ich ja auch meine Taschenbücher beim Sinclair eingestellt. Ich kann mich ja nicht verdoppeln oder verdreifachen.

Ob es ein Hardcover geben wird, das weiß ich nicht. Wenn ja, dann ohne John Sinclair, etwas ganz anderes.

Geisterspiegel: Auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst vergangenen Jahres wurde bei Blanvalet der erste Band Ihrer neuen Reihe Don Harris – Psycho Cop vorgestellt. Wie entstand diese Story?

Jason Dark: Die Idee spukte mit schon lange durch den Kopf, d. h. eben der Titel Psycho Cop. Irgendwann war es soweit, dass man mich bei einem anderen Verlag fragte, ob ich nicht etwas Neues schreiben möchte. Allerdings auch etwas, was mit Grusel und Psychokrimi zu tun hat. Und da habe ich »Ja« gesagt. Die Konditionen hörten sich gut an. Und man muss sich auch mal irgendwie verändern. Auch wenn man schon so alt ist wie ich.

Geisterspiegel: Mittlerweile ist der dritte Band Das schwarze Amulett erschienen. Laut Pressemitteilung des Verlages sind insgesamt 6 Bände vorgesehen. Können wir auf weitere Teile hoffen?

Jason Dark: Der zweite Teil war noch nicht auf dem Markt, da hat man mir bereits angedroht bzw. die Verträge für die Romane 7 – 9 geschickt.

Ich werde in einigen Tagen den Psycho Cop Nr. 7 anfangen. Bis Band 9 stehen die Titel fest. Band 7 ist Drei Gräber in Sibirien. Band 8 ist Triadenterror und Band 9 wird Dämonikus heißen.

Geisterspiegel: Lehnen Sie sich bei der Story um Don Harris an John Sinclair an oder gibt s da ganz andere Dinge?

Jason Dark: Nein, Don Harris ist anders als John Sinclair. Vor allen Dingen agiert er weltweit. Und bei John Sinclair gibt es andere Dämonen als bei Don Harris. Don Harris ist mehr an die Wirklichkeit angelehnt. Da werden keine Monster oder Riesentiere kommen, sondern gehen in andere Bereiche.

Geisterspiegel: In den Drehständern der Buchhandlungen lichten sich von Jahr zu Jahr die Reihen der Romanhefte. Wie sehen Sie persönlich die gegenwärtige Entwicklung der Serien?

Jason Dark: Das ist traurig, dass sich die Entwicklung so fortgefressen hat, sag ich mal. Aber durch die neuen Medien ist so viel hinzugekommen, dass viele junge Leser gar nicht mehr wissen, dass es diese Romane am Kiosk gibt. Hinzu kommt noch eine Konsolidierung der Firmen. Da sagt man einfach: Die Serie bringt nicht mehr genug Gewinn, die Rendite taugt nicht viel. Auch wenn sie vielleicht 2 – 3 Tausend Euro bringt. Zack, wir setzen sie ab. Das lohnt sich nicht mehr.

Es werden einige überleben. Aber dass es die Heftromane in 10 Jahren noch gibt, glaub ich auch nicht. Das wird sich auf andere Medien ausweiten, Internet, Downloaden von Romanen. Dies wird so in der Zukunft der Fall sein.

Geisterspiegel: Welchen Einfluss haben Sie auf die Hörspiele und Hörbücher, die vom Tonstudio Braun und WortArt erstellt werden?

Jason Dark: Da habe ich sehr großen Einfluss. Da ist jedes Wort von mir abgesegnet. Oliver Döring, welcher der Schreiber der Hörbücher/Hörspiele ist, macht das fantastisch.

Es werden in diesem Jahr einige tolle Sachen auf den Markt kommen. Natürlich hat man bei Random House gemerkt, dass diese Hörspiele Bestseller sind. Im nächsten Monat erscheinen deswegen bereits die ersten zwei Psycho Cop-Hörspiele. Der Sprecher des Don Harris ist der neue Bond-Sprecher, Dietmar Wunder. Seine Freundin Elektra wird von der deutschen Sprecherin der Angelina Jolie gesprochen. Das wird natürlich wieder ein Hammer. Gemacht von WortArt. Oliver Döring hat die Drehbücher geschrieben. Und es geht weiter. Die ersten 6 Hörspiele sind sicher, weil ja auch die Romane schon vorliegen.

Geisterspiegel: Was lesen Sie persönlich?

Jason Dark: Ich persönlich lese ein Buch von Michael Baigent mit dem Titel Die Gottesmacher. Das ist einer der Autoren, die den Heiligen Gral und seine Erben geschrieben haben.

Ich lese gern Geschichtsbücher, aber auch Krimis von Patterson zum Beispiel.

Geisterspiegel: Was halten Sie von anderen Autoren in Richtung Dark Fantasy oder Horror?

Jason Dark: Ich lese relativ wenig Horror-Romane. Da sind einige auf den Markt in Richtung Hardcore gekommen. Die sind mir aber alle zu blutig.

Geisterspiegel: Zum Abschluss möchte ich Ihnen die Möglichkeit geben, den Lesern einmal das zu sagen, was Sie in einem Interview nie gefragt werden.

Jason Dark: Das ist natürlich schwer. Ich bin schon alles Mögliche gefragt worden. Ich hoffe nur, dass meine Leser mir so lange die Treue halten, wie ich in der Lage bin, meine Romane, sei es John Sinclair oder sei es der Psycho Cop, zu schreiben. Das wäre für mich wirklich eine große Befriedigung.

Geisterspiegel: Jason Dark, ich möchte mich für das sehr aufschlussreiche interessante Interview mit Ihnen bedanken. Es hat mir wirklich sehr großen Spaß gemacht, Sie mal wieder persönlich zu hören. Und ich denke, dass dieses Interview, was wir auch als Hörmöglichkeit auf unserer Website setzen werden, bestimmt unsere Leser sehr fleißig verfolgen.

Jason Dark: Ja, das hoffe ich. Und ich freue mich immer, wenn ich ein Interview geben kann, in dem der Fragende auch so über John Sinclair Bescheid weiß wie Sie. Das ist immer gut.


Das Interview zum Anhören

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Das Telefon-Interview mit Jason Dark führte Wolfgang Brandt am 18. März 2007.
Besonderer Dank gilt Sonja Taszies sowie Holger Kappel, welche die Kontaktaufnahme mit dem Autor ermöglichten.