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Der Mythos Tempelritter – Teil 3.1

Einst waren sie im Hochmittelalter die mächtigste Organisation auf Gottes Erden. Sie waren führend im Bankwesen, sie besaßen die größte Flotte des Abendlandes. Zeugen ihrer schier übermächtigen Größe und ihres Reichtums findet man noch heute: Der Newport Tower in Newport, Rhode Island, der als Leuchtturm der Templer gilt; Santa Mariá de Eunate in Spanien, welche die Templer nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten; Temple Church in London, die den Templern als englisches Hauptquartier diente; die Klagemauer sowie der Tempelberg in Jerusalem, wobei aufgrund der derzeitigen religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina es dort unmöglich erscheint, umfangreiche Ausgrabungen durchführen zu können. Die Liste der noch existierenden zeitgenössischen Sachzeugen und Bauwerke ist groß und würde den hiesigen Rahmen sprengen.
Wer waren die Templer? Wie waren sie organisiert? Wer waren ihre Führer? Gingen die geheimnisvollen Templer am Freitag, den 13. Oktober 1307 tatsächlich unter? Oder gibt es heute noch Nachfahren der Templer? Fragen über Fragen.
In einer losen Folge möchte ich versuchen, den Mythos der Tempelritter ein wenig zu beleuchten.


Die Großmeister des Tempelordens


Hugo von Payens 1128 – 1136

Der Orden der Templer war in Troyes gegründet geworden und erhielt vom Papst seine Beglaubigung. Hugo von Payens, von der Synode als Großmeister anerkannt, wurde in der Gegend von Troyes geboren, war mit dem Grafen von Champagne verwandt, früher verheiratet und hatte einen Sohn Thibaut, welcher 1147 als Abt von Saint-Colombe in Sens starb. Hugo war eine angesehene Persönlichkeit. Deshalb fand er beim Konzil sowie bei den Fürsten und Baronen Gehör. Seine Tüchtigkeit resultiert sowohl aus dem Vertrauen, welches ihm die übrigen Gründer des Ordens, König Balduin und der Patriarch von Jerusalem entgegenbrachten, als auch daraus, dass die Synode seine Meisterschaft bestätigte und der Orden unter seiner Führung erstarkte. Als er nach dem Konzil mit mehreren Brüdern in Ordensangelegenheiten Frankreich, England und Spanien bereiste, wurde er überall freundlich aufgenommen und in hohem Maße unterstützt. Seine ritterliche Persönlichkeit machte besonders auf Heinrich I. von England großen Eindruck, wozu noch hinzukam, dass sein Gerechtigkeitssinn, seine Unbestechlichkeit, seine Stärke sowie sein Mut unerschütterlich waren. Er wollte mit reiner Uneigennützigkeit seinem Heiland dienen. Darum widmete er sich dem mühseligen Leben eines immerwährenden Kampfes. Es gehörte ein starkes, das Irdische wenig beachtendes Gemüt dazu, sich den Vorgesetzten und der Bestimmung zu unterwerfen, da der Orden in den ersten Jahren seines Bestehens nichts Besonderes bot, nichts Äußeres nachweisen konnte, was ihn bei seinem Entstehen vor dem Untergang hätte bewahren können. Hugo überwand alle Schwierigkeiten. Von da ab wuchs der Orden sehr schnell an Mitgliedern, Besitzungen, Ansehen und Wirksamkeit.

Der neue Großmeister handelte in seine Ordensangelegenheiten nicht in König Balduins II. Auftrag, die abendländischen Fürsten um Hilfe für das heilige Land zu bitten. Mit Beredsamkeit schilderte er die traurige Lage, und Abt Bernhard versäumte nicht, um der hilfsbedürftigen Lage Palästinas wegen das Handeln Hugos bei jeder Gelegenheit noch besonders zu empfehlen. So kam es, das aus Hugos Händen auf seinen Reisen viele Ritter das Ordenskleid annahmen und seine Begleitung stets wuchs, weil er die Herzen für den frommen Ritterdienst zu entflammen wusste. Auf diesem Zug durch Frankreich schloss sich Graf Fulco von Anjou dem Großmeister wieder an. Jedoch erhielt Fulco eine Einladung des Königs Balduin, um nach Jerusalem zu kommen und der Gemahl seiner ältesten Tochter Melisende und später sein Nachfolger im Reich Jerusalem zu werden, denn Fulco hatte sich die Liebe aller dort ansässigen Prälaten und Barone erworben. Obwohl schon im hohen Alter, entschloss er sich, aus Liebe zum Land des Erlösers das ehrenvolle Angebot anzunehmen. Er übergab zu diesem Zweck seine Grafschaft Anjou und Maine seinem ältesten Sohn Gottfried dem Schönen, verließ den Großmeister Hugo und reiste noch vor diesem nach Jerusalem.

Hugo achtete auf seiner Reise durch Europa bei den neu aufgenommenen Brüdern streng auf Einhaltung der Ordensstatuten, verwaltete sein Amt redlich und gerecht, hielt die Ritter zur Zucht, Gehorsam, Diensteifer, Gemeinnützigkeit und zu guter Sitte an. Er nahm niemanden auf, der sich nicht zuvor mit seinen Feinden versöhnt und alles ausgeübte Unrecht beglichen hatte. Dies tat er nicht nur, um seinem jungen Orden durch streitsüchtige und verhasste Leute keine Feinde zuzuziehen, sondern auch weil er es für angemessen hielt, dass ein Streiter Christi mit allen Bekennern des christlichen Glaubens im Frieden leben und verzeihen müsse. Dem Ritter Hugo von Amboise, welcher die Untertanen von Marmoutier geschädigt und sich dem Schiedsspruch des Grafen von Anjou widersetzt hatte, nahm er nicht eher das Ordensgelübde ab, bis dieser völlige Entschädigung für das zugefügte Unrecht geleistet hatte. Dieser Gerechtigkeitssinn, diese Strenge, mit welcher Hugo auf die Erfüllung der erhaltenen Regel großen Wert legte, zeichneten ihn als Großmeister aus. Er führte zum Beispiel ein, dass ein büßender Bruder, welcher auf der Erde essen musste, seinen Hund, welcher sich dem Ordensbruder näherte, erst dann von der Speise wegjagen dufte, wenn Hugo es erlaubte. Auch strenges Gefängnis, selbst in Ketten und dies sogar auf Lebenszeit konnte verhängt werden. Als einer der Ersten des Ordens lebte Hugo von Payens Frömmigkeit, Einfachheit, Redlichkeit und der Edelmut vor, zog aller Aufmerksamkeit auf sich, sodass der Orden an Mitgliedern und Gütern schnell zunahm. Der Tempelbruder, welcher im Namen von Gottfried von Saint-Omer und zu seiner Beglaubigung mit dessen Siegel versehen, den Burghauptmann von Saint-Omer Wilhelm I. von Buris kam, um Gottfrieds Güter, welche dieser dem Orden geschenkt hatte, in Empfang zu nehmen, wurde freundlich und zuvorkommend empfangen. Auch der Bischof von St. Omer nahm den mit persönlicher Würde hoch dekorierten Ritter ehrenvoll auf. Der Burghauptmann und der Bischof wandten sich in dieser Angelegenheit an den Grafen Dietrich von Flandern, Gottfrieds Lehnsherrn, welcher unverzüglich die Übergabe der Güter an den Orden befahl, sodass darauf die Burg St. Omer in eine Komturei nebst Kapelle verwandelt wurde. Durch diese Schenkung wurden viele flandrische Barone zur Unterstützung der Templer bewogen, wie sie bereits das Jahr vorher mehrere Besitzungen in den Niederlanden erhalten hatten.

Heinrich I. von England hatte den Großmeister Hugo in der Normandie kennengelernt und war von diesem und den bisherigen Verdienstlichen des Ordens dermaßen angetan, dass er jenen nicht nur mit großen Schätzen bedachte und ihm dringende Empfehlungen  an die englischen Herrschaftshäuser gab, sondern auch eine Komturei in London errichten ließ. Selbst nach Deutschland drang der gute Ruf dieses verdienstvollen Ordens, denn Kaiser Lothar III. überlies ihm 1130 einen Teil der Grafschaft Supplinburg im Braunschweigischen, woraus später eine bedeutende Komturei wurde. Doch hatte sich der Orden in Deutschland im Verhältnis zu Frankreich und England nur wenig ausgebreitet, weil dort der deutsche Orden stets beliebter war als der französische Tempelorden.

Im selben Jahre trat der betagte Raimund Berengar, Graf von Barcelona und Provence, der Welt und seiner Herrschaft überdrüssig, dem Orden bei, stiftete ein Tempelhaus in Barcelona und bewohnte es, da sein hohes Alter ihm nicht erlaubte, im Gelobten Lande der Ordenspflicht nachzukommen. Dafür unterstützte er den Orden mit reichen Gaben und erfüllte streng die Pflichten, welche dessen Satzungen von ihm verlangten. Auch in Spanien fand der Orden solchen Beifall, dass man ihm viele Ländereien mit der Verpflichtung schenkte, die Grenzen Aragoniens gegen die Mauren zu schützen. Zwar war dies eine Abweichung von der ursprünglichen Bestimmung, da die Gesellschaft zunächst zum Nutzen des heiligen Landes gegründet worden war. Galt es doch auch dort den Erbfeind der Christenheit zu bekämpfen. Alfons I., König von Navarra und Aragonien, ein kinderloser alter Herr, setzte die Hospitaliter, Templer und die Ritter des Heiligen Grabes 1131 zu Erben seines Landes ein, nachdem er den Klöstern ansehnliche Legate vermacht hatte. Mochte der Greis glauben, sich so den Himmel zu verpflichten. Auch wusste der ritterliche König, dass niemand besser imstande war, seine Länder vor dem Ansturm der Mauren zu schützen. Obwohl er am Ende seines Testaments alle diejenigen verfluchte, welche es antasten würden, beachteten seine Barone, als er in der Schlacht bei Fragia 1133 gegen die Mauren nach glorreichem Kampf gefallen war, seinen Letzten Willen nicht, sondern kamen in Borgia auf Betreiben des Bischofs von Pampeluna, Sanctius Rosa, zusammen und wählten den Bruder des Verstorbenen, den Mönch Ramiro zum König, die Navarresen aber García Ramírez, Vetter von Alfons I. Wären die beiden Orden zu diesem Zeitpunkt bereits so mächtig wie später gewesen, hätten sie ihre Ansprüche nicht so leicht aufgegeben. Doch so mussten sich trotz aller Beschwerden Hospitaliter und Templer mit einigen Besitzungen abfinden. Trotz dieser Zustände ist das frühe Wachstum des Ordens unverkennbar, dessen Großmeister zu den Einflussreichsten des Reiches Jerusalem gerechnet wurde, wie schon eine Urkunde vom 4. Mai 1130 zeigt, welche Hugo neben allen geistlichen und weltlichen Spitzen unterschrieben hat.

Dieser war bereits im Jahre 1129 mit 300 Rittern aus den edelsten Familien des Abendlandes sowie mit vielen Waffenknechten zu Fuß und zu Pferde nach Syrien zurückgekehrt und nahm mit dieser Schar an der Belagerung von Damaskus teil. Aus der Begleitung und dem Schutz der Pilger, zu welcher sich der Orden verpflichtet hatte, ging bei stetem Anstieg der Mittel die Verpflichtung zu einem immerwährenden Kampf gegen die Sarazenen über, in sich die Templer von ihren Feinden einen nie bestrittenen Ruhm erworben haben.

In Damaskus gebot nach dem Tod des gefürchteten Togthekin dessen Sohn Thadsch el Moluk, welcher die Assassinen unterstützte, zu denen sein Wesir Taher ben Saad und der Oberrichter Abul Vafa gehörten. Letzterer hatte mit König Balduin heimlich einen Vertrag geschlossen, wonach gegen die Auslieferung der Stadt Tyrus Damaskus in die Hände des Königs kommen sollte. Allein der Sultan erfuhr von diesem Verrat. Als ein gewaltiges christliches Heer, zu dem der Großmeister mit seiner Streitmacht gehörte, anrückte, erlitt am 5. Dezember zunächst eine Abteilung unter dem Connetable Wilhelm I. von Buris eine große Niederlage. Ein Unwetter verhinderte jedoch, dass das übrige Heer einen Gegenschlag führen konnte. Die sehr niedergeschlagenen Pilger maßen dieses Unglück der Sündhaftigkeit der Einwohner des heiligen Landes bei. Hugo war es leid, dass sein erster Feldzug mit seinen Ordensbrüdern fehlschlug. Seinem Charakter nach ist die Behauptung völlig aus der Luft gegriffen, dass er den König zu einem Bündnis mit den Assassinen bewogen haben soll. Hugo hatte mit der Einrichtung seines noch jungen Ordens voll zu tun. Sowohl durch den Fehlschlag auf Damaskus als im Laufe der Zeit festigte sich seine Überzeugung immer mehr, dass, wollte der Orden mit Nachdruck auf den Schutz des Landes einwirken, dieser nicht nur auf die Zahl und die Tapferkeit seiner Streiter, sondern hauptsächlich auf dem Besitz fester Burgen beruhen würde, weshalb es ganz natürlich erschien, als der Großmeister sich solche zu beschaffen versuchte. Sie waren in jeder Hinsicht als Festungen, Waffenplätze, Zeughäuser, Zufluchtsorte und Schutzmöglichkeiten für die nähere Umgebung Bollwerke der damaligen Kriegsführung.

Am 21. August 1131 starb König Balduin II., ihm folgte der sechzigjährige Graf Fulko von Anjou. Dieser erbte die christliche Herrschaft in Syrien in größter Blüte, welche Blüte sie nachmals nie wieder erreichte, denn Fulko herrschte von Tarsus in Kilikien bis Al-Arisch in Ägypten. Wenige Landstriche dazwischen befanden sich noch in den Händen der Seldschuken. Die vielen ritterlichen Barone, welche die einzelnen Teile des Landes als Lehen besaßen, hielten die feindlichen Überfälle ab. Die Landstraßen wurden durch die Ritterschaften des Tempels und des Hospitals von räuberischem Gesindel gesäubert, sodass die Pilger ungefährdet zu den heiligen Stätten wallfahrten konnten. Allein die Zeiten des beginnenden Verfalls abendländischer Herrschaft in Syrien nahten schon damals, da der Grundstein zu den unseligen Spaltungen in den weltlichen wie geistlichen Verhältnissen des Reiches Jerusalem gelegt wurde, der Unglaube und die Lasterhaftigkeit der Großen wie des Volks allmählich hervortrat. Die Hospitaliter beneideten das Gedeihen der Templer. König Fulko war den Templern wohl gesonnen. Das missfiel nicht nur den Hospitalitern, sondern noch mehr den syrischen Baronen. Unter Fulkos Regierung wurden im Reich Jerusalem die meisten Burgen erbaut. Die Barone gaben sie lieber an die Hospitaliter als an die Templer. Der altersschwache Fulko war zum Beherrscher eines kriegerischen Staates nicht geeignet. Um so mehr Aufforderung für den ritterlichen Hugo, sich kriegerischer Tätigkeit hinzugeben und Burgen an sich zu bringen, was Fulko gern gewährte, die Mehrzahl der Barone aber ungern sah, da sie der König sichtbar seiner abendländischen Ritterschaft und den Templern folgte, sodass dadurch der Samen arger Feindschaften ausgesät wurde.

Da dem Großmeister Hugo hieraus manche Meinungsverschiedenheiten erwuchsen, wandte er sich an den würdigen Patron des Ordens, an den heiligen Bernhard, bat ihn um Rat, Trost und weiterer Empfehlung der Bruderschaft des Tempels. Bernhard, würdiger Prophet und Lehrer seiner Zeit, erkannte einen Hauptzweck seines Lebens in der Wirksamkeit für das heilige Land. Darum nahm er sich des Ordens überaus an. Selten schrieb er einen Brief nach Palästina, in welchem er die Templer nicht gelobt und sie dem König, dem Patriarchen, den Prälaten, Baronen oder den Mächtigen unter den Kreuzfahrern empfohlen hätte. Er nannte sie die Vorkämpfer der Kirche und rühmte sie in seiner besonderen Schrift Liber de laude novae militiae ad milites Templi im Jahre 1135, welche er auf besonderes Bitten Hugos schrieb. Er ermahnt darin die Ritter zum Ausharren in dem begonnenen schweren Kampf gegen die Heiden, empfiehlt die Frömmigkeit der Templer allen Gläubigen und stellt die Einfachheit ihrer Sitten zur Nachahmung auf. Denn, so sagt er, bei ihnen fehlt es weder zu Hause, noch im Felde an guter Disziplin. Sie schätzen den Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift über alles, weil nach dieser der undisziplinierte Sohn umkommen wird. Denn Ungehorsam ist eine eben so arge Sünde wie Zauberei und Eigensinn gleich dem Götzendienst. Die Brüder kommen und gehen nach des Großmeisters Befehl, sie ziehen die Kleider an, welche er ihnen gibt, und begehren von keinem anderen weder Kleidung noch Nahrung. In beiden wird Überfluss vermieden, nur die Notdurft wird in Betracht gezogen. Sie leben miteinander heiter und mäßig, ohne Weiber und Kinder und, um evangelisch vollkommener zu sein, auch ohne Eigentum in einem Haus. Sie sind bemüht, die Bande des Friedens und der Eintracht zu erhalten, sodass in allen ein Herz und eine Seele zu wohnen scheinen. Zu keiner Zeit müßig oder umherschwärmend, ruhen sie selten vom Streit mit den Ungläubigen. Sie bessern in ihren Mußestunden, um ihr Brot nicht umsonst zu essen, ihre schadhaften Kleider und Waffen aus oder tun irgendetwas, was des Großmeisters Gebot oder der Bruderschaft Bedürfnis und Wohl erfordern. Bei ihnen gilt kein Ansehen der Person, nicht der Vornehmste, sondern der Beste wird am höchsten geachtet. Sie gehen achtungsvoll miteinander um und erleichtern sich gegenseitig ihre Beschwerden. Jedes ungebührliche Wort, leises spöttisches Gemurmel, unmäßiges Lachen, sollte sich jemand dies herausnehmen, würde nicht ungeahndet bleiben. Schach- und Brettspiel verabscheuen sie, sie treiben nicht Jagd noch Vogelbeize. Sie verachten Gaukler, Zauberei und Bänkelsänger, alle Scherzlieder und Schauspiele als Eitelkeiten und Torheiten der Welt. Sie scheren ihr Haar, sind niemals geschmückt, selten gewaschen, meist ungekämmt, bedeckt mit Staub, gebräunt vom Panzer und von der Sonne. Ziehen sie in den Kampf, so rüsten sie sich von innen mit dem Glauben, von außen mit Eisen, sie schminken sich nicht mit goldenem Zierrat, um den Feinden nicht Gier nach Beute, wohl aber Furcht einzujagen. Sie lieben starke, schnelle, nicht schön gezierte Rosse. Sie gehen nicht mit unbesonnener Hitze in die Schlacht, sondern mit Bedächtigkeit und Vorsicht. Sobald der Kampf beginnt, dringen sie mutig in die Reihen des Feindes, dessen Anzahl nicht beachtend, vertrauend auf die Hilfe Zebaoths. Darum sind schon von einem Tempelritter tausend und von zweien zehntausend in die Flucht gejagt worden. So sind sie in bewundernswerter Einigung sanftmütiger als Lämmer und grimmiger als Löwen, sodass man ungewiss ist, soll man sie Ritter oder Mönche nennen. Beider Namen gebühren ihnen, die Sanftmut der Mönche, die Tapferkeit der Ritter ist ihnen eigen. So muss gesagt werden, dass sie etwas Besonderes waren, aus den Tapfersten in Israel auserkoren, damit sie das heilige Grab beschützten, mit Schwertern bewaffnet und der Kriegführung kundig. Einst sagte Bernhard: »Der alte, berühmte Tempel zu Jerusalem, in welchem sie wohnen, ist zwar dem Salomonischen an Baupracht unähnlich, nicht aber an Ruhm. Jedoch sind seine Wände auch geschmückt, wenn nicht mit Geschmeide, doch mit Waffen, wenn nicht mit den alten goldenen Kronen, doch mit den an den Wänden hängenden Schilden, wenn nicht mit goldenen Leuchtern und Rauchgefäßen, prangt doch das Haus überall mit Rüstungen, Lanzen und nötigen Gerätschaften.«

Allerdings nahmen die Tempelbrüder an allen Kämpfen gegen Sultan Zenki unverdrossen teil und verhalfen dem König zu manchem erfolgreichen Sieg. Je altersschwächer Fulko wurde, desto mehr brachen die Reibungen zwischen den verschiedenen Strömungen aus. Die königlichen Milizen und beide Ritterorden mussten sich dem Kampf allein stellen, denn Fulko wurde als Feldherr immer unfähiger. Als aber im Jahre 1136 der furchtbare Zenki den Grafen Raimund von Tripolis hart bedrängte, zog der betagte König an der Spitze fast aller waffenfähigen Truppen in die Grafschaft Tripolis und suchte den Zenki vor der Burg Monsferrandus auf. Dort leiteten die Spähtruppen das Heer in eine so unwegsame Gegend, dass es dem Sultan, welcher ihnen entgegenkam, ein Leichtes war, die Christen zu vernichten. Viele der angesehensten Barone wurden erschlagen, andere gefangen. Der König flüchtete mit Templern und mehreren Rittern seines Hauses, unter ihnen der Connetable Wilhelm von Buris, da die vielen Schluchten den Reiterkampf unmöglich machten. Unter den Verbliebenen befanden sich sehr viele Templer und leider auch der ehrwürdige Großmeister Hugo, welcher den aufblühenden Orden infolgedessen mit seinem Blut tränkte. Er hatte sein Leben seit den Tagen des großen Kämpfers für den Herrn Gottfried von Bouillon dem heiligen Land geweiht und brachte es im Kampf zum Opfer dar. Sein kriegerischer Geist wich seitdem nie vom Tempelorden. Er hatte den Heldentod der schmachvollen Flucht vorgezogen, was zum Grundsatz im Orden wurde. Hugo von Payens schwebte noch lange im Schlachtgetümmel ruhmreich über dem Beauseant. Als aber der Templer Schlachtruf nicht mehr Hugos Geist aus seiner Gruft beschwor, ging der Orden, verlassen von jenem guten Schutzgeist, seinem Untergang unaufhaltsam entgegen.

(wb)