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Dario Argentos Dracula

Dario Argentos Dracula
(Dracula 3D)
Regie: Dario Argento, Drehbuch: Dario Argento, Enrique Cerezo, Stefano Piani, Produktion: Enrique Cerezo, Darsteller: Thomas Kretschmann, Asia Argento, Rutger Hauer, Marta Gastini, Italien 2012, Laufzeit: 106 Minuten

Dario Argento, der nicht nur Klassiker des Horrorgenres schuf, sondern auch mit der kompliziertesten Kamerafahrt, die jemals für eine Szene entworfen wurde (für den Film Tenebre), in die Filmgeschichte einging, hat sich nun an einen Klassiker der Schauerliteratur herangewagt. Gemeint ist Dracula von Bram Stoker.

Für seinen Film, der in 3D produziert wurde, wandelte er die Handlung stark um, sodass man lediglich von einer freien Adaption sprechen kann. Sie spielt nun in einem Dorf in Transsilvanien. Jonathan Harker kommt zum Grafen Dracula, um dessen Bibliothek zu katalogisieren. Seine Frau Mina zieht in Kürze nach. Doch nach und nach erweist sich der Graf und alle, die mit ihm zu tun haben, als äußerst sonderbar.

Viele, die Argento als postmodernen Ästheten kennen, haben sich sicherlich bereits vorfreudig die Hände gerieben und gehofft, ein farbenfrohes Spektakel zu erleben, das Coppolas Adaption aus den 90ern in den Schatten stellt. Doch weit gefehlt. Kein Big Budget-Euro-Kino, aber immerhin echtes europäisches Kino wird hier dem Zuschauer präsentiert. Argento kehrt quasi zurück in die 60er und 70er Jahre des europäischen Horrorkinos, in dem natürliche und echte Kulissen als schauerliche Burgen und verfluchte Orte herhalten mussten. In Gedanken laufen beim Betrachten von Argentos neuestem Streich parallel sämtliche Mario Bava-Filme ab. Sei es nun Der Dämon und die Jungfrau, Die drei Gesichter der Furcht oder Baron Blood usw. Bava, der das europäische Trash-Kino quasi erfand, stand sicherlich (jedenfalls im Geiste) Pate beim Konzipieren des Drehbuchs. Man könnte fast sagen, Argento verneigt sich vor den Pionieren und den von sich selbst überzeugten Regisseuren des europäischen Trashfilms, welche mit ihren obskuren Ideen und ihrem Hang fürs Schmuddelige den Boden für das schufen, was danach kam. So gesehen ist Argentos Vorhaben durchaus gelungen. Zuschauer, welche die alten Trash-Filme jedoch nicht kennen, werden sich wahrscheinlich ärgern und sich fragen, was das Ganze soll.

Einen deutlichen Abzug erhält Argento für die CGI-Effekte. Diese stören nicht nur die Hinwendung zum Ursprung des Euro-Trashs, sondern sind derart schlecht, dass es fast schon wehtut. Wieso Argento hier nicht einfach auf Puppeneffekte zurückgegriffen hat, bleibt rätselhaft. Diese hätten dem Ganzen nämlich das I-Tüpfelchen verliehen.

Fazit:
Freunde von europäischen Trash-Filmen der 60er und 70er Jahre werden Argentos Dracula sicherlich Einiges abgewinnen können. Zuschauer, die vor allem Argento wegen seiner Suspiria-Ästhetik schätzen, dürften dagegen enttäuscht sein.

(mp)