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Fleischeslust

Fleischeslust
Eine Horror-Kurzgeschichte von Marc Hartkamp

Sprachlos starrten sie sich gegenseitig an. Die eben noch vielversprechende, anregende Unterhaltung, zwischen Mann und Frau, erstarb abrupt. Ein nie gekanntes Gefühl der Wonne, gepaart mit unendlichem Hass, umhüllte sie, legte sanft sein Netz aus grotesker Begierde über sie aus, in dem sie sich unbemerkt und wehrlos verfingen. Diese unsagbare Empfindung drang unaufhaltsam in deren Sinne ein, zerrte sämtliche billigen Lügen, Intrigen, Seitensprünge oder gar schlechte Gedanken dem Partner gegenüber ans Licht und traten nun unabweislich vors Auge.
So saßen sie sich nun verwundert und hilflos gegenüber. Angesicht zu Angesicht.
Doch dieser anomale Sinn zerrte an ihren Instinkten, forderte Handlung doch keiner der beiden wagte den ersten Schritt.
Zögernd und zitternd streckte er seinen Arm in ihre Richtung und streichelte sanft ihr langes, blondes Haar. Zärtlich fuhr er mit der flachen Hand vom Scheitel herab. Plötzlich verkrallten sich die Finger in ihre Mähne und rissen einem enormen Büschel der blonden Strähnen ab. Ihr Kopf schlug heftig zur Seite und entblößte eine kahle, blutige Stelle auf dem Schädel.
Ein wohliges Empfinden, gemischt aus Schmerz und Glück, durchströmte ihren Körper, stimulierte ihre Nervenenden und verlangte nach mehr.
Stöhnend griff sie nach ihm, riss ihn an sich und küsste sanft seine Wange. Zärtlich züngelte sie über die salzige Haut. Schlagartig verbiss sie sich dann in das Fleisch seiner Seite und zerrte keuchend daran. Blut sprudelte aus der Wunde und benetzte ihr Gesicht. Einem wilden Tier gleich, schüttelte sie knurrend ihren Kopf umher und fetzte schließlich ein grobes Stück  aus seiner Visage.
Betört stöhnte er auf, verschmierte den Lebenssaft auf seiner Fratze und zerrte sein Gegenüber erneut zu sich.
So verbrachten sie ihre letzte Nacht.
Küssend, beißend, liebend, blutend …

(mh)