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Katharina Peters: Hafenmord

Katharina Peters – Hafenmord

Kommissarin Romy Beccare, eine Polizistin mit italienischen Wurzeln, geboren in München, lässt sich nach Rügen versetzen, auch, um über den Tod ihres Lebensgefährten hinwegzukommen. Sie hofft, dort Ruhe zu finden.

Als sie jedoch gerade auf der Insel angekommen ist, geht ein anonymer Anruf bei der dortigen Polizei ein. Die Beamten finden auf dem Gelände einer Fischfabrik im Sassnitzer Hafen im Keller eines Lagerhauses die übel zugerichtete Leiche des seit eineinhalb Tagen vermissten Geschäftsmanns Kai Richardt.

Richardt lebte in Bergen, war fünfundvierzig Jahre alt, wohlsituiert und erfolgreich, Familienvater und sehr sportlich, nämlich Triathlet und Marathonläufer, der immer wieder trainierte und vor allem durch seinen Sport Freunde und Bekannte hatte. Keiner der Menschen aus seinen Kreisen kann sich vorstellen, wer ihn warum tötete, und weshalb er zuvor quasi gefoltert wurde. Alle stellen ihn als netten, sympathischen und loyalen Mann dar, an dessen Verhalten es nie etwas auszusetzen gab.

Romy Beccare jedoch glaubt nicht an dieses Bild von einem ausgesprochen seriösen und liebenswerten Zeitgenossen. Während sie und ihre Kollegen mit den Ermittlungen beginnen, wird in unmittelbarer Nähe zum Leichnam Richardts ein Skelett gefunden. Es befindet sich in einem anderen Keller desselben Lagerhauses. Es handelt sich um das Skelett einer Frau, die im Jahr 2000 spurlos verschwand, nachdem sie – wie die Polizei schnell herausfindet – auf Rügen dubiosen Geschäften des Toten nachging, deren Ursprung in der Zeit der DDR zu suchen ist.

Je länger die Ermittlungen andauern, desto klarer wird den Ermittelnden, dass Kai Richardt keineswegs ein netter, liebenswerter Zeitgenosse war, sondern ein knallharter Geschäftsmann, der noch dazu Gewalt gegen Frauen ausübte. Letzteres erfährt die Kommissarin von seiner Exfrau, die inzwischen in Berlin lebt.

Da die Bergener Polizei unterbesetzt ist, bittet Romy bei anderen Polizeidirektionen darum, dass sie Leute zu ihrer Unterstützung abstellen. Sie bekommt den jungen Beamten Max Breder zugeteilt, der zwar eine Niete ist, was die praktische Ermittlungsarbeit vor Ort angeht, aber ein As bei Ermittlungen mit dem Computer. Seine Arbeit führt schließlich dazu, dass man Kai Richardt Verbindungen zum Mord an der Frau, die im Jahr 2000 verschwand sowie zur Entführung von weiteren Frauen nachweisen kann. Diese wurden von ihm gefangen gehalten und permanent vergewaltigt, bevor er sie wieder freiließ, ohne dass sie wussten, wo sie gewesen waren und wer ihr Peiniger war. All diese Fälle – eine dieser Frauen hatte sich zudem später das Leben genommen – reichen zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurück, sodass ein regelmäßiger Abstand von etwa fünf Jahren zu erkennen ist.

Aber wer hat nun Kai Richardt getötet? Hat ihn jemand, der einem seiner Opfer nahestand und ihn entdeckte, auf dem Gewissen?

Da bereits ziemlich am Anfang der Geschichte klar wird, dass der Ermordete selber Täter war und wohl deshalb getötet wurde, denkt man zunächst, der Krimi werde im weiteren Verlauf ein wenig langweilig werden. Dem ist aber mitnichten so. Durch den logischen Aufbau der Handlung, den ebenso logischen Aufbau der Beschreibung der Ermittlungsarbeit und schließlich das Einbringen immer neuer Wendungen erzeugt die Autorin eine Spannung, die sich bis zum Schluss der Geschichte hält, ja eher am Ende noch zunimmt.

Zudem sind sehr viele Leute in die Handlung einbezogen und werden nach und nach verdächtig, was ebenfalls zur Spannung beiträgt. Erst im allerletzten Kapitel wird schließlich das Geheimnis gelüftet, wer der Täter ist, und man ist als Leser davon doch ein wenig überrascht.

Neben diesem gekonnten Aufbau der Geschichte liefert die Autorin zudem ein gelungenes Psychogramm des Opfers, das selbst seit seiner Jugend diverse schwere Straftaten beging und immer unerkannt blieb, bis ihm schließlich doch jemand auf die Spur kam.

Außerdem zeichnet Katharina Peters sämtliche anderen Figuren sachlich und psychologisch gekonnt, sodass man glaubt, dass sie weiß, wovon sie spricht. Diese Authentizität der Leute und der Handlungen wird schließlich noch durch die Beschreibung der Gegend abgerundet, in der das Ganze sich zuträgt. Man kann meines Erachtens die Liebe der Autorin zur Insel Rügen spüren und möchte nach allen Eindrücken von diesem Umfeld, die Katharina Peters vermittelt, nur zu gern einmal dorthin fahren.

Fazit:
Die Autorin liefert mit Hafenmord einen spannenden, gekonnt gegliederten und sehr logisch aufgebauten Kriminalroman ab, der den Leser zu fesseln vermag. Dadurch, dass die Aufklärung des Mordes erst im letzten Moment gelingt, kann man das Buch gerade dann, wenn man bei den letzten Kapiteln angekommen ist, kaum noch aus der Hand legen. So sollte es bei einem guten Krimi auch sein!

Die Beschreibung Rügens versetzt den Leser zudem in eine Stimmung, in der er sich vielleicht ein wenig an einen zurückliegenden Urlaub erinnert – mir selbst erging es zumindest ein bisschen so – und man wird dabei einigermaßen neugierig auf weitere Krimis aus diesem Landstrich, vielleicht auch aus derselben Feder.

Ich möchte dem Leser diese Geschichte von Katharina Peters jedenfalls empfehlen, vielleicht sogar als spannende Lektüre für den Urlaub.

Die Autorin

Katharina Peters ist 1960 in Wolfsburg geboren und dort aufgewachsen. Sie studierte Germanistik und Kunstgeschichte und schloss ihr Studium auch ab. Marathonläufe und das Aikido- Training sind ihre Leidenschaft. Sie lebt als freie Autorin auf Rügen und in Berlin.

Neben Hafenmord veröffentlichte sie bisher auch die Rügen- Krimis Dünenmord und Klippenmord sowie den Kriminalroman Herztod. Im Herbst wird ein weiteres Buch von ihr mit dem Titel Wachkoma erscheinen.

Quellen:

  • Katharina Peters, Hafenmord, Aufbau Taschenbuch, Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin, 6. Auflage 2014.
  • www.aufbau-verlag.de

Bilder:

  • Cover des Buches. Mit freundlicher Genehmigung des Aufbau Verlags, Berlin.
  • Foto der Autorin. Copyright: Christina Mark. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Aufbau Verlags, Berlin.

(ww)

3 Antworten auf Katharina Peters: Hafenmord