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Die Enthauptung des Riesen Xíngtiān

Chinesische Mythen

Es liegt in der Natur der Mythen, dass sie erzählt und über die Zeiten wiedererzählt werden und deshalb nicht unbedingt eine endgültige Form aufweisen. Die früheste bekannte Version ist nicht unbedingt die am häufigsten erzählte. Viele Versionen widersprechen einander, und manchmal erscheinen die Charaktere in mehr als einem Mythos in einer Weise, die kompliziert sind, um zu einer einheitlichen Geschichte zu verflechten.
In diesen Nacherzählungen wird versucht, der am weit verbreitetsten Version zu folgen, um die Geschichten einigermaßen schlüssig zu halten und größere Abweichungen zu vermeiden.

Die Enthauptung des Riesen Xíngtiān

Eines Tages saß der Himmlische Kaiser auf seinen Thron, als ein aufgeschreckter Wächter ihm mitteilte, dass der Palast von einem Riesen angegriffen wurde. Daraufhin ergriff der Himmlische Kaiser sein Reichsschwert und schaute nach.

Vor dem Tor stand ein gigantischer Riese, nackt bis zur Taille, ein Schild tragend und mit einer riesigen Streitaxt auf die Wächter eindreschend.

»Stop«, schrie der Himmlische Kaiser. »Wer bist du und warum machst du hier Ärger?«

»Ich werde Xíngtiān genannt und bin gekommen, um dir deinen Thron streitig zu machen, da du kein erfolgreicher Herrscher bist.«

So traf das Schwert des Himmlischen Kaisers auf die Axt Xíngtiāns. Beide kämpften eine lange Zeit, bis sie schließlich auf den Weg zur Erde und an den Fuß des Berges Chángyáng gelangten.

Unter großen Anstrengungen gelang es endlich dem Himmlischen Kaiser, Xíngtiān den Kopf abzuschlagen, der dröhnend auf den Erdboden aufprallte. Das sollte eigentlich das Ende der Angelegenheit gewesen sein, aber als er entdeckte, dass sein Kopf abgeschnitten worden war, starb Xíngtiān nicht einfach. Stattdessen begann er blindlings ohne seinen Kopf herumzuirren. Dabei zerschlug er Bäume, Felsen und hinterließ ein Feld der Zerstörung.

Es kam dem Himmlischen Kaiser so vor, dass der Riese erneut die kaiserliche Autorität angreifen würde, sollte Xíngtiān seinen Kopf wiederfinden und ihn zweifellos zurück auf die Schultern setzen. So nahm der Kaiser sein Schwert, öffnete damit den Chángyáng, warf den Kopf hinein und schloss den Berg wieder.

Plötzlich stoppte Xíngtiān die Suche nach seinem Kopf und griff nach Axt und Schild. Mit Entsetzen sah der Himmlische Kaiser, wie sich Xíngtiāns Brustwarzen in Augen verwandelten, der Bauchnabel zu einem Mund wurde und der Riese brutaler als je zu vor noch einmal angriff.

In Angst und Schrecken floh der Kaiser zurück in seinen himmlischen Palast.

Seit jener Zeit arbeitet Xíngtiān ununterbrochen an der Zerstörung der Welt.

(wb)