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Captain Concho – Band 21

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 21
Mir nach, Rebellen!

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Der sorgfältig geplante Ausbruch aus der Hölle von Camp Ohio ist durch gemeinen Verrat im letzten Augenblick vereitelt worden. Grausam werden Captain Concho und seine Getreuen bestraft. Halb tot und blutüberströmt sind die meisten von ihnen unter den furchtbaren Peitschenhieben ihrer Peiniger zusammengebrochen. Aber den Stolz dieser Rebellen, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten, haben die Yankees nicht brechen können. Sie verzagen selbst in jener bitteren Stunde nicht, als Conchos Todesurteil verkündet wird. Zusammen mit zehn anderen Offizieren soll er am nächsten Tag erschossen werden. Von nun an gibt es für ihn nur noch eine Parole, um die Verlorenen und Verzweifelten doch noch in die Freiheit zu führen: »Mir nach, Rebellen!«

Leseprobe:

Die Fahne der Union wehte vor dem Kriegsgefangenenlager Camp Ohio 1 am Flaggenmast. Tausende Männer der konföderierten Armee, Soldaten und Offiziere, wurden hier gefangen gehalten und von zwei Kompanien Infanterie bewacht.

Es war die erste frische Brise seit Tagen. Jenseits des staubigen Kessels braute sich über dem Ohio ein Gewitter zusammen.

Die Chance, mit dem gesamten Lager auszubrechen und sich über den Ohio nach Westen durchzuschlagen, war durch Verrat zunichtegemacht worden.

Da lag der Verräter nun tot auf dem Karren in seiner grauen Uniform, der er keine Ehre, sondern nur Schande gemacht hatte.

Er war im Lager von den eigenen Kameraden hingerichtet worden.

Umringt von Offizieren und Wachen mit schussbereiten Karabinern, trat Captain Concho an den Karren.

Sergeant Ellington war erwürgt worden, und Sam Concho war sich darüber im Klaren, dass die Yankees ihn nur aus der Zelle geholt hatten, um ihm diesen Mord wie schon den Ausbruchsversuch zur Last zu legen.

Drei Wochen waren seit dem missglückten Ausbruchsversuch vergangen, und seitdem war er im Camp der Wachmannschaft im Arrestblock in Haft gehalten worden. Der Mörder konnte er also gar nicht gewesen sein. Aber er wusste, dass ihm die Yankees vorhalten würden, den Befehl zu diesem Fememord erteilt zu haben.

Ihm gegenüber am Karren stand Sergeant Larsen, der von den Gefangenen wegen seines massigen Gesichts Schweinebacke genannt wurde, und der praktisch die Herrschaft über das Lager führte, da ihn die Yankee-Offiziere schalten und walten ließen.

Eine blutige Herrschaft war das, der jeden Tag Männer zum Opfer fielen.

Vergeblich hatte sich Captain Concho gegen diesen Terror aufgelehnt. Schlimmer noch, seine verzweifelten Bemühungen waren in einem Fiasko geendet. Er und die Männer, mit denen er die Torwache hatte überfallen wollen, um den Ausbruch einzuleiten, waren von den Yankees gestellt und ausgepeitscht worden. Er hatte diese Tortur überstanden.

Die ganzen drei Wochen hatte seine Sorge den Männern gegolten, die wie er unter Schweinebackes Peitsche zusammengebrochen waren.

In Schweinebackes kleinen roten Augen leuchteten Häme und Blutgier.

»Sieh ihn dir an, du Rebellenhund! Mord!«, knirschte er. »Dieser Mann ist erwürgt worden. – Auf deinen Befehl hin!«

Captain Concho hielt Schweinebackes Blick gelassen stand. Es war für ihn auch nicht schwer, den Anblick des Toten zu ertragen. Er hatte diesen Befehl nicht erteilt, und sie alle wären jetzt frei, wenn sie dieser Sergeant nicht an die Yankees verraten hätte. An den Feind! Er konnte nicht einmal Mitleid empfinden.

Concho sah sich nach den beiden Offizieren um. Der Captain, der von Camp Ohio 1 der Commander war, sah weg, und der Lieutenant hob ein Schriftstück hoch und las vor: »Captain Samuel Concho, Angehöriger der konföderierten Armee, Kriegsgefangener in Camp Ohio 1, wird hiermit angeklagt, den Befehl gegeben zu haben, den Kriegsgefangenen und Angehörigen der konföderierten Armee Sergeant Pattrick Ellington zu ermorden. Das Armeekommando Missouri hat nach Anhörung von Zeugen auf schuldig erkannt. Da die Täter, die den Befehl des Captains ausführten, nicht zu ermitteln sind und in Anbetracht der Tatsache, dass sämtliche in Camp Ohio 1 gefangen gehaltenen Offiziere den geplanten Ausbruch mit Captain Concho vorbereitet haben, ergeht folgender Befehl: Der Kriegsgefangene und Angehörige der konföderierten Armee Captain Concho ist zu erschießen. Mit ihm zehn Offiziere der konföderierten Armee, die in Camp Ohio 1 gefangen gehalten werden und die er zu bestimmen hat. Das Urteil ist umgehend zu vollstrecken. Es ist dem Commander des Kriegsgefangenenlagers Camp Ohio 1 überlassen, die Frist festzusetzen, in der Captain Concho die Wahl unter den in Camp Ohio 1 gefangen gehaltenen Offizieren zu treffen hat. Achtundvierzig Stunden sind dabei nicht zu überschreiten. Die Erschießung hat vor den angetretenen Angehörigen der konföderierten Armee, die in Camp Ohio 1 gefangen gehalten werden, zu erfolgen. Der Vollzug ist umgehend zu melden. – Yellowing, Armeegeneral.«

Der Lieutenant ließ das Blatt sinken, und der Commander sah Concho an.

»Sie haben das alles verstanden, Captain?«

»Das ist ja wohl deutlich genug gewesen«, erwiderte der.

»Lieutenant, notieren Sie: Der Kriegsgefangene und Angehörige der konföderierten Armee Captain Concho befand sich im Besitz seiner geistigen Kräfte, als ihm der Befehl des Armeegenerals verlesen wurde. Ihm wird eine Frist von vierundzwanzig Stunden gewahrt. Die Erschießung der elf Offiziere wird hiermit angesetzt für morgen, Mittwoch …«

Er hielt ein und zog die Uhr, warf einen Blick aufs Zifferblatt und steckte sie wieder in die Jackentasche. »Zwölf Uhr mittags. – Genau! Vollzug wird dem Armeekommando unverzüglich gemeldet. Haben Sie das, Lieutenant?«

Der Lieutenant hatte es.

Der Commander wandte sich an die hinter ihm versammelten Offiziere. »Das Erschießungskommando stellt die A-Kompanie.« Er reckte sich. »Die Hinrichtung leite ich persönlich. Danke, Gentlemen!

Auf seinen dünnen Beinen stapfte der Captain entschlossen und schnell davon. Der junge Lieutenant folgte ihm wie ein Hund.

Schweinebacke und Captain Conchos Blicke begegneten sich wieder. Der Sergeant wies auf den Ermordeten. »Es hat keinen Sinn mehr, nach den Tätern zu suchen. Morgen früh heim Zählappell nennst du mir die zehn anderen Rebellen-Offiziere. – Abführen! Zurück ins Lager.«

Zwei Yankee-Soldaten rollten den Karren weg. Vier Posten mit geschulterten Karabinern führten Captain Concho zum Lagertor. Er steckte die rechte Hand in die Hosentasche. Er besaß noch immer die zehn Patronen.

Die Yankees filzten die Gefangenen bei der Einlieferung in das Lager so gründlich, dass sich spätere Kontrollen einfach nicht mehr lohnten. Keiner besaß mehr eine Uhr. Nicht einmal die Hufnägel, die jeder Kavallerist mit sich führte, hatten ihnen die Yankees gelassen.

So war nicht einer der Yankees auf die Idee gekommen, Captain Conchos Taschen zu durchsuchen, als er in den Arrestblock eingeliefert wurde.

Auch die Männer, die mit ihm von den Kameraden in den Doppelböden der beiden Proviantkarren aus dem Lager geschmuggelt worden waren, hatten jeder zehn Patronen besessen, damit das Unternehmen nicht gleich zu Beginn am Munitionsmangel scheiterte.

Acht Tage vor dem Ausbruchsversuch hatte Finnewacker beim Proviantholen zweihundert Patronen aus dem Depot geklaut. Diesen Diebstahl schienen die Yankees noch immer nicht bemerkt zu haben.

Doch was nutzen ihm die zehn Patronen jetzt noch? Nicht einmal umbringen konnte er sich damit, um dem Yankee die Schau der Hinrichtung zu nehmen.

 (wb)