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Berberian Sound Studio

Berberian Sound Studio

Regie u. Drehbuch: Peter Strickland, Produktion: Mary Burke, Darsteller: Toby Jones, Tomia Sotiropoulou, Antonio Mancino, Guido Adorni, Cosimo Fusco, England/Deutschland 2011, Laufzeit: 89 Minuten

Der Schauspieler Toby Jones ist normalerweise nur in Nebenrollen zu sehen (zuletzt u. a. in Captain America). In dem Film Berberian Sound Studio des britischen Regisseurs Peter Strickland darf er nun sein Können als Hauptdarsteller beweisen.

Berberian Sound Studio spielt Mitte der 70er Jahre. Der britische Toningenieur Gilderoy kommt nach Italien, um in einem Tonstudio den Sound für den neuesten Santini-Film zu konzipieren. Was der schüchterne Naturfilmer nicht ahnt, ist, dass es sich bei diesem Film um einen Horrorfilm handelt. Die schmuddelige Atmosphäre des Studios, die exzentrischen Mitarbeiter und nicht zuletzt der Film, für den er passende Geräusche kreieren soll, bringen ihn zunehmend aus dem psychischen Gleichgewicht.

Wenn man den Film mit nur einem Wort beurteilen möchte, dann würde man nur eines schreiben: genial! Peter Strickland gelingt es, Beklemmung, unterschwelligen Humor und den typischen Schmuddeltouch der italienischen Horrorfilme auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Vor allem der letztgenannte Punkt dürfte Fans italienischer Trashfilme erfreuen. Die Geräusche, die angedeutete Handlung sowie die beschriebenen Szenen des Films, den Gilderoy bearbeiten soll, entsprechen eins zu eins den Konzepten der damaligen Produktionen. Hinzu kommen jede Menge Anspielungen auf die großartige Ära des italienischen Horrorfilms. Der schwarze Handschuh fehlt hier ebenso wenig wie die typische Musik.

Für Gilderoy, der mit solchen Filmen bisher nichts zu tun hatte, wird die Arbeit zu einer zunehmenden psychischen Belastung. Zum einen erträgt er die Bilder nicht, zum anderen ist ihm die ganze Umgebung nicht geheuer. Sein Engagement wird zu einem kafkaesken Alptraum. Das Besondere an Berberian Sound Studio ist, dass Strickland das Thema des Films vollkommen auskostet. Wie der Titel schon sagt, geht es um Ton. Aus diesem Grund ist auch der Film, den Gilderoy einen bestimmten Sound geben soll, nicht zu sehen. Der Zuschauer erfährt Informationen darüber nur in den Dialogen zwischen dem Toningenieur und den übrigen Mitarbeitern. Der Rest ergibt sich aus den Geräuschen, den Schreien und der Musik. Dies verstärkt die beklemmende Atmosphäre, die den gesamten Film über aufrechterhalten wird, und sorgt für zum Teil großartigen Nervenkitzel. Das macht Berberian Sound Studio zu einem hervorragenden Thriller.

(mp)