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Stefan Holtkötter – Bullenball

Stefan Holtkötter – Bullenball

Inhalt:
Im Münsterland findet – wie in jedem Jahr – der sogenannte »Bullenball« statt. Dieser war früher eine Heiratsbörse für Jungbauern im festlichen Rahmen, ist jedoch heute eher eine Saufparty für die Landjugend, zu welcher man nicht mehr in Abendgarderobe, sondern in Jeans erscheint.

Im Vorfeld dieser Riesenparty stirbt ein Mann, der bei einem Sicherheitsdienst arbeitete, der für den Veranstaltungsort zuständig ist. Er verschafft sich nachts Zutritt zu diesem Ort, um ein Verbrechen vorzubereiten, stirbt aber dort, nachdem noch ein anderer zur selben Zeit in die Halle einbricht. Hauptkommissar Hambrock, der zurzeit Strohwitwer ist und damit gar nicht gut klarkommt, ermittelt zunächst zusammen mit seiner Kollegin Heike, die aber schwanger ist und deshalb im weiteren Verlauf der Geschichte von ihm aufgefordert wird, Innendienst zu machen.

Neben der Episode mit dem Wachmann treten einige junge Leute auf den Plan. Da sind zunächst die bei Münster aufgewachsenen jungen Frauen Marie und Jule, die sich schon seit ihrer Kindheit kennen und beste Freundinnen sind. Sie lieben allerdings beide denselben jungen Mann, den sie seitdem ebenfalls kennen. Jule und Jonas – so heißt der junge Mann – sind nun ein Paar und wollen heiraten, Marie jedoch ist außer sich und wünscht sich, die Sache noch zu verhindern.

Die drei Freunde sind zudem Mitglieder in der Brooker Jazzband, der viele Jugendliche aus der Gegend angehören, und die für alle Mitglieder ein Ort zur Kommunikation und zum Knüpfen von Freundschaften ist. Der Band gehören auch Niklas, Jules Bruder, und ein Außenseiter am Anne-Frank-Gymnasium, wo alle erwähnten Personen Schüler waren, sowie andere Außenseiter wie Marlon an. Marlon war ebenfalls Schüler am selben Gymnasium und hatte dort so einige schlimme Erlebnisse mit Mitschülern.

Kurz vor dem Bullenball telefoniert jemand anonym mit der Sekretärin des erwähnten Gymnasiums und kündigt einen Amoklauf an. Die Polizei reagiert sehr sensibel und versucht mit großem Aufwand, Schüler und Lehrer zu schützen. Es geschieht jedoch gar nichts. Wenige Zeit später gehen neue Amoklaufdrohungen per E-Mail bei derselben Schule ein, die aber ebenfalls keine Katastrophe nach sich ziehen. Endlich bekommen die Beamten heraus, dass Niklas, Jules Bruder, hinter den E-Mails steckt. Aber er ist ein Trittbrettfahrer und hat sich nur einen üblen Scherz erlaubt. Der erste Anrufer im Sekretariat muss ein anderer sein.

Hauptkommissar Hambrock, der in alle Präventivmaßnahmen am Anne-Frank-Gymnasium involviert war, denkt über das Geschehene nach und sammelt weitere Indizien. Plötzlich hat er eine böse Vorahnung. Was ist, wenn der potentielle Täter zunächst eine falsche Spur gelegt hat und an ganz anderer Stelle zuschlagen will?

Hambrock informiert zuerst seine Kollegen und schließlich auch den Polizeipräsidenten. Dieser muss nun eine sehr schwierige Entscheidung fällen. …

Obwohl die Orte und Personen in Stefan Holtkötters Krimi häufig wechseln und oft in einem einzigen Kapitel viele verschiedene Handlungsstränge verfolgt werden, ist es dem Autor gelungen, dem Leser eine gewisse Ordnung der Handlung vor Augen zu führen, sodass sich dieser schon nach kurzer Zeit zurechtfindet.

Die vorwiegend jungen Charaktere sind psychologisch durchweg sehr gut gezeichnet, und wer selbst die Lebensphasen am Gymnasium und zu Beginn des Studiums durchlebt hat, weiß, dass Holtkötters Darstellung durchaus authentisch ist. Man nimmt den jungen Leuten in seiner Geschichte ab, was sie tun, denken und fühlen, und auch die Polizisten scheinen durchaus so beschrieben zu sein, wie sie in der Realität auftreten dürften.

Recht modern ist in dieser Geschichte die Beschreibung der Aktivität der jungen Leute im Internet sowie die der Ermittlungsarbeit der Polizei ebenda. Etwas weit hergeholt erscheint nur eine einzige Passage des Buches, nämlich die Geschichte um die Nebenfigur Adelheid und ihre Eltern, die m.E. nicht ganz einer realistischen Betrachtung standhält.

Die Auflockerung der eigentlichen Geschichte durch Nebenerzählungen, wie zum Beispiel die Erzählungen um Ben, den Bruder einer weiteren Freundin von Jule und Marie, oder um Vanessa und Tim, die Freunde des ersten Toten, erscheint mir hingegen gelungen.

Am Ende der Geschichte fließt dann sehr viel Blut und im Verlauf des Buches wirft der Autor diverse Fragen auf, die am Ende gar nicht oder nur unzureichend gelöst werden.

Fazit:
Der Autor legt einen Roman vor, der recht moderne Inhalte verarbeitet und dabei realistisch aufzeigt, wie diese Themen in der heutigen Welt stattfinden. Zudem beschreibt er die überwiegend jungen Personen aus dem Umfeld eines Gymnasiums psychologisch sehr treffend. Weniger gut fand ich persönlich – andere Leser mögen dies durchaus anders sehen – dass die Geschichte am Ende sehr blutrünstig daherkommt und dass verschiedene Fragen am Schluss offenbleiben. Dennoch möchte ich diesen Krimi empfehlen, insbesondere demjenigen Leser, der gerne Thriller liest und es lieber etwas härter mag.

Der Autor:
Stefan Holtkötter wurde 1973 in Münster geboren. Er zog nach Berlin, nachdem er lange auf einem westfälischen Bauernhof gelebt hatte. Er war dort nach seinem Studium der Sozialpädagogik als Sozialarbeiter beim Jugendamt und in der Erwachsenenbildung tätig. Heute lebt er am selben Ort als freier Autor und ist daneben Motivationstrainer und Berater für Arbeitslose.

Er schrieb u.a. eine Krimiserie um Hauptkommissar Bernhard Hambrock. Bullenball ist der vierte Roman aus dieser Serie. Seine Geschichten spielen im Münsterland oder in Berlin.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Piper Verlag GmbH.
  • Foto des Autors. Copyright: Mascha Lohe. Mit freundlicher Genehmigung der Piper Verlag GmbH.

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