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Westernkurier 03/2007

Auf ein Wort Stranger, wer waren die Helden im Unterrock?
Die Geschichte des Wilden Westens ist zumeist eine Geschichte über harte Männer. In fast allen Erzählungen werden ausschließlich die Abenteuer von Cowboys, Sheriffs und Banditen geschildert. Frauen kommen hierbei selten vor. Höchstens als Heimchen am Herd, als holde Ranchermaid, die aus den Klauen böser Buben gerettet werden muss, oder aber als kreischendes Saloongirl.

Aber die Wirklichkeit sah anders aus.

Ob entschlossene Siedlerfrau, revolverschwingende Amazone oder barmherzige Schwester, die Frauen jener Tage bewiesen eindrucksvoll, dass sie ihren Platz in der Pioniergeschichte Amerikas zu Recht innehatten. Nur leider hat sie die Geschichte fast vergessen.

Billy the Kid zum Beispiel kennt heute noch fast jeder, aber wer erinnert sich noch an Rosa Maria Segale?

Die Familie Segale emigrierte 1854 von Genua aus nach Amerika und mit sechzehn Jahren trat Rosa Maria dem Orden der Barmherzigen Schwestern bei. 1872 rettete sie fast im Alleingang das Städtchen Trinidad vor einem Angriff aufständischer Ute-Indianer. Ein anderes Mal entwaffnete sie einen schießwütigen Revolvermann, der sie in die rauchende Mündung seines Colts blicken ließ. 1881 bewahrte sie eben jenen Billy so nebenbei vor einem aufgebrachten Lynchmob, in dem sie der tobenden Menge (so stand es jedenfalls in einem zeitgenössischen Zeitungsartikel) die Zehn Gebote wie einen nassen Scheuerlappen um die Ohren schlug. Sie baute, nur von einem Navaho unterstützt, eine Mädchenschule in Albuquerque, dessen Gebäude noch heute dort stehen.

Und wer kennt Mary Jane Luster?

Das 18-jährige Mädchen wurde von Indianern gefangen genommen und verschleppt. Zu Fuß floh sie über 800 Kilometer zurück nach Council Grove. Sie aß Gras und leckte morgens den Tau von den Blättern, sie fing Kaninchen mit der Hand und verzehrte sie roh. Als sie schließlich die Lichter der Siedlung sah, kroch sie förmlich in das Städtchen. Sie hatte kein Fleisch mehr an den Füßen und lief buchstäblich auf den Knochen. Eine Leistung, die einem harten Manne mehr als ebenbürtig war.

Oder Carry Nation. Männer wie Kleiderschränke warfen ihre Zigarren wie ertappte Schulbuben zu Boden, sobald sie Carry erblickten. Diese hatte nämlich einen richtigen Feldzug gegen das Trinken, Rauchen und Fluchen gestartet. Mit einer ständig mitgeführten Axt zertrümmerte sie Saloons oder schlug gestandenen Mannsbildern in aller Öffentlichkeit die Zigarre oder Pfeife aus dem Mund.

Das sind nur drei Beispiele von vielen. Die Liste ließe sich beliebig weiterführen. Ob Rosa Dunn oder Cattle Annie, die mit der Doolin Bande ritten und kämpften, Big Nose Kate, die ein Hotel anzündete, um Doc Holliday aus dem Gefängnis zu befreien, Susanna Salter, 1887 der erste weibliche Bürgermeister in Amerika oder jenes Heer der Namenlosen, die durchsetzten, dass schon 1869 in Wyoming die Frauen politische Gleichheit erlangten.

Europa brauchte die Umsetzung hierzu bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts.

Es gibt Westernserien über Buffalo Bill, Wyatt Earp und viele andere, aber hat man schon jemals etwas von einer Abenteuerserie über Helden im Unterrock gehört?

Ich denke, es ist an der Zeit, auch einmal diese Ereignisse aus der Pioniergeschichte Amerikas anzusprechen.

Abschließen möchte ich diesen Beitrag natürlich mit einer dazu passenden Fußnote, nämlich mit einem Kochrezept.

Dieses Gericht wurde hauptsächlich im Süden auf den Tisch gebracht. Wie es allerdings zu seinem seltsamen Namen kam, ist bis heute unbekannt.

Man nennt es Armer Mann.

Ein zweipfündiges Flankensteak wird mit einem scharfen Messer auf beiden Seiten leicht eingeschnitten. In diese Tasche werden zwei gehackte Knoblauchzehen und ein Teelöffel schwarzer Pfeffer mit etwas Chillipulver hineingerieben. Das Steak wird mit Salz eingerieben und einen Tag abgedeckt stehen gelassen. Danach wird es 4 bis 6 Stunden in mexikanischen Rotwein gelegt, alternativ heutzutage und in unserer Region spanischer Rioja. Anschließend wird das Fleisch in Mehl gewälzt und in erhitztem Rinderfett kross angebraten. Nach und nach gibt man die übrige Weinbeize dazu, Lorbeerblätter, Nelken, Zitronenschalen und Wacholderbeeren folgen. Und das Fleisch dünstet vorsichtig ein paar Minuten vor sich hin.

Die Steaks werden dann mit Salbei-Omelettes, Knoblauchbrot und grünem Salat serviert.

Quellennachweis:

  • H.J. Stammel: Der Cowboy von A bis Z
  • Dee Brown: Pulverdampf war ihr Parfüm
  • Joan Swallow Reiter: Frauen im Wilden Westen

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

Euer Slaterman