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Lesung im Spiegelslustturm mit Alfred Wallon

Wenn man den Ortseingang von Marburg aus Richtung Gießen kommend erreicht, sieht man eines der Wahrzeichen der Stadt auf den Lahnbergen. Es handelt sich dabei um den Kaiser-Wilhelm-Turm – im Volksmund auch Spiegelslustturm genannt. Was hat es mit diesem Bauwerk auf sich?
Es war zu Beginn der Zeit der Romantik in Deutschland. Nach strenger Form und Rationalität der Klassik sehnten sich die Menschen nach Gefühl und Innerlichkeit, nach Individualität und Neuentdeckung des Lebens. In Marburg fand diese neue Bewegung sehr rasch viele Anhänger, unter ihnen zum Beispiel Friedrich Carl Savigny, Achim von Arnim, die Gebrüder Grimm und die Brentano-Geschwister.
Eines Tages entdeckte der Kanzleibeamter am Marburger Obergericht Köhler bei einen seiner Wanderungen auf den Lahnbergen einen Aussichtsplatz, welcher ihm einen atemberaubenden Blick auf das Schloss, die Altstadt und die älteste gotische Hallenkirche Deutschlands, die Elisabethkirche, bot. Fasziniert von diesem Ausblick ließ er auf diesem Terrain Sitzgelegenheiten aufstellen. Der Platz gewann bei den Marburgern und darüber hinaus nach und nach an Beliebtheit und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel.
Der in Kassel geborene Werner Friedrich Julius Stephan Freiherr Spiegel zum Desenberg studierte in Marburg. Er unternahm viele Streif- und Jagdzüge und entdeckte dabei den beschaulichen Platz in den Lahnbergen, zu dieser Zeit Köhlers Ruhe genannt.
Als im Jahre 1821 der Kanzleibeamte Köhler verstorben war, übernahm der Freiherr die Pflege und den Ausbau des Aussichtsplatzes. Eine Freianlage mit Steingrotten, ein Musikpavillon und vieles mehr lockten immer mehr Besucher und Ausflügler auf die Lahnberge. Der Ruf nach einem Gastwirtschaft wurde immer lauter. Sie wurde im Auftrag der Stadtväter errichtet und in den vielen Jahren ihrer Existenz mehrmals um- und ausgebaut.
In unmittelbarer Nähe der Spiegelslust wurde am 2. September 1890 der 36 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Turm eingeweiht.

Im Vorfeld der Lesung von Alfred Wallon aus Endstation wurde ein Gedanke in die Tat umgesetzt, um den Roman etwas in Szene zu setzen. Nichts lag näher als einen kleinen Podcast zu gestalten.

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Am Ort des Geschehens traf ich auf einen Autor, der sichtlich zufrieden, aber auch etwas angespannt auf mich wirkte. Zum einen füllte sich das Turmcafé mit Besuchern bis auf den letzten Platz, zum anderen waren darunter 3 ehemalige Lehrer des Autors, mit deren Anwesenheit er nicht gerechnet hatte.
Eröffnet wurde der Abend durch Lutz Götzfried von Mobilo, welcher den anwesenden Gästen einen kleinen Einblick in die Arbeit des Vereins gab und die Gäste mit einer Moritat auf die Lesung einstimmte.
Auf einem vielleicht zwei Quadratmeter umfassenden Podest erklärte Alfred Wallon den Zuhörern seine Beweggründe für das Schreiben dieses Romans und las daraus einige Passagen. Punkten konnte er bei vielen Gästen mit seinen ausführlichen Wegbeschreibungen und überzeugte mit seiner Ortskenntnis.
Ein wirklich gelungener Abend!

Copyright © 2012 by Wolfgang Brandt