Aus dem Wigwam – Der Fischmann
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig.1880
Der Fischmann
Vor langer Zeit wohnten die Schawanen auf der anderen Seite des großen Salzmeeres zwischen dem Aufgang der Sonne und den Abendstern. Es war ein kaltes und trauriges Land. Manche Monate vergingen, ohne dass ein einziger Sonnenstrahl darauf fiel. Alle sehen waren als dann erstarrt und der Schnee lag höher als die höchste Wigwamstange. Wenn die Sonne dann wieder erwachte, brannte sie mit solcher Macht, dass die meisten Menschen besinnungslos zusammenbrachen. Die Leute sehnten sich deshalb nach einem anderen Land, von welchem ihnen die Medizinmänner erzählt hatten, dass es jenseits des Salzmeeres läge, dass man da selbst keine Schneeschuhe brauche und die Sonne sich nie länger als die Dauer eines Kinderschlafes versteckte.
Einstmals, als die jungen Knospen wieder keimten und die jungen Vögel anfingen, zu zwitschern, schwamm ein Weiterlesen
Aus dem Wigwam – Der Mann aus der Asche
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig.1880
Der Mann aus Asche
or langer, langer Zeit gedachten die Schawanen, die Walkulla, welche in Florida am großen Salzsee wohnten, mit Krieg zu überziehen. Aber ein Teil schien damit nicht recht einverstanden zu sein, da ihr Häuptling gesagt hatte, dass die Walkulla tapfer und listig und auch, wie die Medizinmänner glaubten, ihre Götter mächtiger seien. Der Närrische Büffel und die anderen jungen Krieger, welche streitsüchtigen Charakters waren, wollten indessen nicht darauf hören und sagten, die Walkulla seien lauter Feiglinge. Die Furchtsamen und Alten, die Verzagten und Knieschlottrigen möchten ja ruhig zu Hause bei Frauen und Kindern bleiben. Nach zwei Monaten kämen sie mit vielen Gefangenen wieder zurück und würden sie alsdann zu geröstetem Walkullabraten einladen.
Den meisten jungen Leuten des Schawanenstammes leuchteten diese Bemerkungen ein und sie bereiteten sich Weiterlesen
Aus dem Wigwam – Askulsk
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig.1880
Askulsk
s lebte einst eine alte Witwe, welche zwei Töchter hatte, die so schön und weiß waren, dass sie die Askulsk oder Wiesel genannt wurden. Eines Tages, als ihre Mutter sie ausgeschickt hatte, Haselnüsse zu suchen, verirrten sie sich und konnten ihren heimatlichen Wigwam nicht wiederfinden. Als es Abend wurde, machten sie sich aus Zweigen und Gras ein weiches Lager, aber aus lauter Furcht war es ihnen nicht möglich, einzuschlafen.
Es war eine wunderschöne Nacht. Die hellen Sterne zogen die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich. Sie glaubten, dieselben seien menschliche Augen, und ergingen sich in allerlei Betrachtungen darüber.
»Liebst du die großen oder die kleinen Sterne? Wünschst du dir einen Mann mit großen oder kleinen Augen?«, fragte die Jüngste.
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Aus dem Wigwam – Kaktugwasis
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig.1880
Kaktugwasis
ief im Urwald stand eine einsame Hütte, die von einem alten Ehepaar nebst dessen einzigem Sohn bewohnt war. Letzterer war aufgewachsen, ohne außer seinen Eltern irgendein menschliches Wesen gesehen zu haben. Ja, er wusste nicht einmal, dass sonst noch überhaupt Menschen existierten. Der Greis hieß Kaktugwak, Donner, und nach einem alten indianischen Brauch wurde sein Sohn Kaktugwasis, der kleine Donner, genannt.
Als derselbe eines Tages bemerkte, dass seine Mutter nicht mehr gut sehen konnte und sie deshalb fragte, antwortete sie, dass sie zu alt und zu schwach würde, um ihren häuslichen Pflichten genügen zu können, weshalb er sich auf die Beine machen müsse, ihr eine Gehilfin zu suchen. Danach gab sie ihm die nötige Anweisung, half ihm ein Hochzeitskleid machen und schickte ihn der untergehenden Sonne entgegen. Zu seiner rechten Hand trug er Weiterlesen
Aus dem Wigwam – Gluskap
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig.1880
Gluskap
luskap, der allgemein verehrte Schutzgeist der Mi’kmaq, wurde eines Abends von einem berühmten Magier namens Kitpuseagnuw besucht. Er nahm sich vor, sich mit ihm in der Zauberei zu messen.
Als Kitpuseagnuw zu seinem Wigwam, welcher in der Nähe stand, zurückging, sagte Gluskap: »Der Himmel sieht sehr rot aus. Die Nacht wird eine bitterkalte sein!«
Jener verstand sehr wohl, was Gluskap meinte, und sagte seinem Bruder, der die häuslichen Angelegenheiten besorgte, er solle etwas Meerschweinöl trocknen, während er Brennmaterial suchen wolle. Nachdem dies getan war, machten sie ein großes Feuer an, um der kommenden Kälte wirksam zu begegnen. Aber gegen Mitternacht wurde die Kälte so groß, dass das Feuer ausging und der Bruder zu einem Eisklumpen fror. Kitpuseagnuw nahm jedoch keinen Weiterlesen