Catherine Parr Band 1 – Zweites Buch – Kapitel 3
Luise Mühlbach
Catherine Parr
Zweites Buch
Historischer Roman, M. Simion, Berlin 1851
III. Das Geständnis
Thomas Seymour kehrte zu Catharine zurück. Sie lag noch mit geschlossenen Augen, bleich, unbeweglich da.
Er blickte sie lange und unverwandt an, er trank in langen Zügen den Anblick dieses schönen und edlen Weibes, von der er sich in diesem Moment nicht entsann, dass sie eine Königin sei.
Er war endlich allein mit ihr! Endlich, nach zwei Jahren der Qual, der Resignation, der Verstellung hatte ihm Gott diese Stunde geschenkt, nach welcher er so lange sich gesehnt, die endlich seinen Tantalusqualen ein Ende machen sollte!
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Catherine Parr Band 1 – Zweites Buch – Kapitel 2
Luise Mühlbach
Catherine Parr
Zweites Buch
Historischer Roman, M. Simion, Berlin 1851
II. Die Folgen eines Fliegenstichs
Wie süß diese Lust, wie balsamisch und weich! Welche Wonne, auf dem tänzelnden Ross über das samtene Grün dieser Wiese zu eilen und dann im Schatten der hohen, gewaltigen Eichen zu rasten, um dem Gesang der Vögel zu lauschen, die aus dem dichten Geäst ihr geschwätziges Vergnügen in die Welt hinausrufen! Und wie sie jetzt am Ufer eines Baches reiten, dessen spiegelklares Wasser mit leisem Murmeln dahinplätschert, und wie sie mit angehaltenem Atem den Rehen lauschen, die dort oben aus dem Dickicht des Waldes auf die nach tausend Wohlgerüchen duftende Wiese hinausgetreten sind und wie sie dem Gesang der Vögel und dem Rauschen der Quelle zu lauschen scheinen!
Catherine Parr Band 1 – Zweites Buch – Kapitel 1
Luise Mühlbach
Catherine Parr
Zweites Buch
Historischer Roman, M. Simion, Berlin 1851
Die Jagd
I.
Der Narr des Königs
Zwei Jahre waren seit der Vermählung des Königs vergangen, und noch immer hatte Catharine Parr sich in der Gunst ihres Gemahls erhalten, noch immer hatte es ihren Feinden nicht gelingen wollen, sie zu stürzen und die siebente Königin auf den Thron zu heben!
Catharine war immer vorsichtig, immer bedächtig gewesen. Sie hatte immer noch ein kaltes Herz und einen kühlen Kopf bewahrt; sie hatte sich jeden Morgen gesagt, dass dieser Tag vielleicht ihr letzter sein könne, dass irgendein unvorsichtiges Wort, eine unüberlegte Weiterlesen
Catherine Parr Band 1 – Kapitel 9
Luise Mühlbach
Catherine Parr
Erstes Buch
Historischer Roman, M. Simion, Berlin 1851
IX.
Der Lendemain
Die große Cour war vorüber! Neben dem König auf dem Thron sitzend, hatte Catherine die Glückwünsche ihres Hofes empfangen. Der lächelnde Blick des Königs und die halblauten zärtlichen Worte, welche er dann und wann an die Königin richtete, hatten den klugen und gewandten Hofleuten bewiesen, dass der König in seine junge Gemahlin heute noch ebenso verliebt sei, wie er es gestern in seine Braut gewesen war! Man beeiferte sich daher, der Königin zu gefallen, jeden ihrer Blicke, jedes Lächeln, welches sie hierhin und dorthin leuchten ließ, aufzufangen, um den zu sehen, an welchen es gerichtet war, damit man vielleicht danach die künftigen Favoriten der Weiterlesen
Catherine Parr Band 1 – Kapitel 8
Luise Mühlbach
Catherine Parr
Erstes Buch
Historischer Roman, M. Simion, Berlin 1851
VIII.
Vater und Tochter (Fortsetzung)
Eine Pause war eingetreten. Lord Douglas hatte sich in die Ottomane zurückgelehnt und schien sich von der Anstrengung der langen Rede zu erholen. Doch während er sich ausruhte, blieben seine großen, durchdringenden Augen unentwegt auf Jane gerichtet, die, in die Kissen zurückgelehnt, nachdenklich in die leere Luft starrte und die Anwesenheit ihres Vaters völlig vergessen zu haben schien.
Ein verschmitztes Lächeln umspielte für einen Augenblick das Gesicht des Grafen bei dieser Wahrnehmung, aber es verschwand schnell, und nun legte sich seine Stirn in tiefe, sorgenvolle Falten!