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Im Original Johann Heinrich Ramberg

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 39. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel wird zu Wintersheim Koch und Kutscher.

ei keinem Geschäft bewies Eulenspiegel einige Beharr­lichkeit, sondern unstet und flüchtig wie er selbst war, so war auch sein Tun und Handeln, wie wir aus den vorigen Histo­rien schon gesehen haben. Nachdem Eulenspiegel seine Brillen verkauft und das Geld verzehrt hatte, kam er nach langem Umherstreifen zu Wintersheim ganz zerrissen an. Da er sich nicht in die Stadt getraute, legte er sich vor dem Tor unter einem Baum auf einem grünen Rasenplatz hin. Bald darauf kam ein reicher Kaufmann mit seiner Frau vorbei.

Als dieser den Eulenspiegel liegen sah, sagte er zu ihm: »Was für ein Kerl bist du?« Eulenspiegel antwortete ganz Weiterlesen

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 38. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel gibt sich für einen Brillenmacher aus.

u jener Zeit wurde der römische Kaiserthron durch den Tod des tapferen Kaisers Sigismund erledigt. Die Kur­fürsten verfügten sich zu einer neuen Kaiserwahl nach Frank­furt am Main. Eulenspiegel machte sich deshalb auch auf den Weg nach Frankfurt, weil er hier auf guten Verdienst hoffte und noch nie daselbst gewesen war. Als er in die Gegend von Frankfurt kam, begegnete ihm der Kurfürst von Trier mit seinem Gefolge. Wie dieser den Eulenspiegel in seiner seltsamen Kleidertracht sah, fragte er ihn, wer er wäre.

Eulenspiegel antwortete: »Ich bin ein Brillenmacher und komme jetzt aus Brabant. Weil in jener Gegend nichts zu Weiterlesen

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 37. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel kommt nach Erfurt und lehrt einem Esel das Lesen.

ls Eulenspiegel in Prag seine Betrügerei so arg getrieben hatte, dass er sich fortmachen musste, ging er nach Erfurt, wo eben die Universität sich durch gelehrte Männer zu heben anfing. Hier schlug Eulenspiegel auch Zettel an die Ecken, nannte sich Magister Bauciphalus und machte bekannt, dass er allen Kreaturen das Lesen lehren könne. Wie dies die Gelehrten erfuhren, kamen sie gleich zusammen, um sich zu beratschlagen, wie sie den neu angekommenen Magister in seiner Klugheit fangen wollten. Sie schickten deshalb den Universitätspedell zu ihm und ließen ihn zu einer Ver­sammlung einladen. Als Eulenspiegel kam, nahm der Pro­rektor das Wort und sprach: »Ehrwürdiger Herr Magister! Ihr habt durch Eure Anschläge bekannt gemacht, dass Ihr allen Kreaturen das Lesen lehren könnt. Nun haben wir hier Weiterlesen

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 36. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel kommt nach Prag und gibt sich für einen Gelehrten aus.

ulenspiegel hatte sich durch das Aprilschicken der Schnei­dermeister sehr bekannt und so verhasst gemacht, dass er sich in ganz Ober- und Niedersachsen nicht mehr sehen lassen durfte. Er musste sich deshalb nach einem anderen ent­fernten Land begeben, wo er noch nicht bekannt war. Es war Eulenspiegel einstmals gesagt worden, dass die Menschen in Böhmen sehr dumm wären. Dies fiel ihm jetzt wieder ein, und er dachte bei sich: In Deutschland will dir doch niemand mehr Gehör geben. Du willst also einmal sehen, ob es in Prag Leute gibt, die deinen Worten glauben. Er trat mit Hoffnungen die Reise dahin an. Nachdem Eulenspiegel in Prag angekommen war, schlug er an allen Straßenecken und an allen Kirchtüren Zettel an, wodurch er bekannt machte, dass er als ein Gelehrter, der Weiterlesen

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 35. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel verschreibt alle Schneidermeister aus Ober- und Niedersachsen zu einer Generalversammlung.

ulenspiegel versuchte immer die ehrlichen Schneider zu foppen und hatte sich jetzt eine neue Schelmerei gegen sie ausgedacht. Er sandte ein Umlaufschreiben an alle Schneidermeister in Ober- und Niedersachsen und lud sie zu einer Zusammenkunft nach Rostock ein, mit der Bemerkung, dass er ihnen eine Kunst lehren wolle, die ihnen und ihren Nachkommen auf immer nützlich sein solle. Sie müssten aber alle am ersten April des darauffolgenden Jahres beisammen sein. Als dieses Schreiben den Schneidermeistern bekannt geworden war, reisten Alt- und Jungmeister aus Städten und Dörfern nach Rostock, um den großen Lehrer der Schneidergeheimnisse zu hören. Als nun der bestimmte Tag erschien, beschied Eulenspiegel sie auf den großen Marktplatz, wo er sich ein großes Gerüst hatte Weiterlesen