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John Sinclair Edition 2000 – Folge 71

Während John Sinclair mit der Horror-Oma Lady Sarah Goldwyn in einem Restaurant die Ereignisse des letzten Falles aufzuarbeiten versucht, werden die zwei Zeuge eines unglaublichen Mordanschlags. Aus heiterem Himmel explodiert der Rolls Royce des Adeligen Sir Reginald Earl of Rankin. John bemerkt einen jungen Mann mit einem silbernen Amulett, der während des Anschlags den Wagen intensiv beobachtete. Kurz darauf flieht der Unbekannte und John nimmt die Verfolgung auf. In einem Pub kann er den Flüchtenden stellen, der mit einem einzigen Gedanken sämtliche Gläser im Pub zerspringen lässt. Der Geisterjäger hat das Nachsehen. Während John sich mit den ermittelnden Polizeibeamten auseinandersetzen muss, begleitet Lady Sarah den Earl zu seinem Schloss. Doch das ist ein schwerer Fehler, denn der unbekannte Killer hat sich die Limousine des Earls nicht umsonst als Zielobjekt ausgesucht. Und er ist seinem Opfer bereits dicht auf den Fersen …

Aller Anfang ist schwer. Kaum hatte Oliver Döring verkündet, dass er die Hörspielserie John Sinclair abgibt, als schon die ersten Stimmen laut wurden, die das Ende der Serie vorhersagten. Nachdem in der letzten Folge Döring mit einem echten Knalleffekt ausgestiegen ist, hat sich das neue Team, allen voran Dennis Ehrhardt von Zaubermond Audio, eine eher belanglose Geschichte zur Vertonung ausgesucht. Der Mann, der nicht sterben konnte bewegt sich fernab der Rahmenhandlung um die Mordliga und die Neuordnung der Hölle. Dass ein neuer Skriptautor und Regisseur den Hörspielen einen anderen Stempel als Döring und Co aufdrücken würde, ist natürlich selbstverständlich. Und die Veränderungen machen sich bereits in den ersten Minuten bemerkbar. Joachim Kerzel, der ultimative Erzähler in fast allen Folgen wurde ersetzt von Alexandra Lange-Baehr. Die Sprecherin mit der klangvollen, markanten Stimme erinnert stark an die Erzählerin der alten Hörspiele des Tonstudios Braun und macht ihren Job wirklich ausgezeichnet, obwohl sie zunächst nur sehr sparsam eingesetzt wird. Auch das Intro und die Titelmusik wurden komplett erneuert. Die Musik von Andreas Meyer und Jan Frederik ist sehr einprägsam, wohingegen das neue Intro weit weniger gelungen ist. Dabei wird sich lediglich auf das silberne Kreuz des Geisterjägers konzentriert und der Serienheld komplett ausgeblendet. Ironischerweise spielt der magische Talisman in der vorliegenden Folge überhaupt keine Rolle und kommt nicht einmal zum Einsatz. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass auf die Ereignisse der letzten Folge Bezug genommen wird, wenn auch auf sehr oberflächliche Art und Weise. John wirkt im anfänglichen Gespräch mit Lady Sarah zwar irgendwie deprimiert, aber eher so, als ob ihm eine Beförderung durch die Lappen gegangen ist, und weniger dem Umstand Rechnung tragend, dass seine Freundin die Seiten gewechselt hat. Was fehlt sind die Selbstreflexionen des Geisterjägers. Dafür gibt es endlich ein Wiederhören mit Lady Sarah Goldwyn, die seit ihrem ersten Auftritt in der Doppelfolge 34/35 keine größere Rolle in der Serie mehr hatte. Mit Evelyn Gessmann wurde die gleiche Sprecherin verwendet, deren Stimme optimal zu der Rolle passt. Geht man jedoch davon aus, dass nicht nur die Leser der Romane die Folgen hören, so wäre zumindest eine kleine Erinnerungsschleife schön gewesen, in der die Figur der Horror-Oma noch einmal kurz vorgestellt wird. Die Story als solche orientiert sich nur anfangs an dem Roman. Ansonsten nimmt die Geschichte bald eine andere Richtung ein. Die Handlanger des KGB sind sogar komplett dem Rotstift zum Opfer gefallen, und aus dem älteren Fjodor Rankin aus der literarischen Vorlage ist ein junger Mittzwanziger geworden, der seine Fähigkeiten durch die Tunguskakatastrophe erlangt hat. Mit Erik Schäffler als Fjodor Rankin und Claus-Dieter Clausnitzer als Earl of Rankin sind zwei weitere Top-Sprecher verpflichtet worden, die ihr Handwerk verstehen. Auch Frank Glaubrecht und Martin May sind in Höchstform und professionell genug, um sich den Regie-Wechsel nicht anmerken zu lassen. Sven Plate indes hört sich für den erwachsenen Sohn des Earls zu jung und harmlos an. Seine Stimme weckt einfach zu große Assoziationen zu jüngeren Rollen. Geradezu genial ist die Schlussszene mit Hans Teuscher, einem formidablen Sprecher, der in Zukunft auch gerne größere Rollen übernehmen dürfte.
Die Geschichte beginnt sehr temporeich und die beliebten Schockeffekte von Oliver Döring werden auch von Dennis Ehrhardt und Co perfekt beherrscht. Im Mittelteil gerät die Handlung ein wenig ins Stocken. Das Verhalten von John und Suko gegenüber Gaylord Rankin ist irgendwie untypisch und viel zu arrogant. Das Finale dagegen hat wieder mehr Dramatik und Action zu bieten, obwohl es sonderbar klingt, wenn Lady Sarah den Geisterjäger auf eine Waffe aufmerksam machen muss, die sie selbst nie in Aktion erlebt hat. Abschließend bleibt festzuhalten, dass auch das neue Sinclair-Team bei Lübbe Audio einen guten Job gemacht hat, wenngleich es noch einige Mängel zu beheben gibt. Doch das Erbe von Oliver Döring anzutreten ist alles andere als leicht und erfordert sehr viel Mut und Engagement. Hinzu kommt, dass mit der vorliegenden Folge eine durchschnittliche Geschichte vertont wurde. Unterhaltsam und spannend ist das Hörspiel aber allemal.

Das Cover von Vicente Ballestar ist wieder wunderbar nostalgisch, wird aber durch den Umstand ad absurdum geführt, dass Fjodor Rankin im Hörspiel als junger Mann von Mitte zwanzig geschildert wird. Auf zusätzliche Extras im Booklet, wie beispielsweise ein Vorwort der neuen Produzenten, wurde abermals verzichtet.

Fazit:

Das neue Produzenten-Team gibt seinen Einstand mit einem eher unspektakulären Fall. Einiges ist neu, vieles beim Alten. Hörenswert ist die Folge aber allemal.

Copyright © 2012 by Florian Hilleberg

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Jason Dark, Dennis Ehrhardt
Der Mann, der nicht sterben
konnte
John Sinclair Edition 2000
Folge 71
Lübbe Audio, Köln, Januar 2012
Audio-CD, Horror
60 Minuten, 7,99 Euro
ISBN: 9783785745502
Titelillustration
von Vicente Ballestar

www.luebbeaudio.de