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Perry Rhodan Band 2908 – Das Gesetz der Gemeni

Kai Hirdt
Perry Rhodan Band 2908
Das Gesetz der Gemeni

Der Comictexter und Perry Rhodan NEO-Autor Kai Hirdt greift das von Susan Schwartz in ganz anderer Erzählweise gestaltete Szenario einer Casting-Show rund um die Qualifikation zur Unsterblichkeit auf, mit pointierter Figurenzeichnung, gewohnt klarer Sprache und einer auffällig bildkräftigen Gestaltung logisch durchdachter, übersichtlich geschilderter Abläufe.

Der Roman läuft parallel zu seinem Vorgänger, er schildert den gleichen Zeitraum, aber von anderen Protagonisten erlebt, einem anderen Agententeam. Das todkranke Kind Yeto, das einen Zellaktivator erhalten soll, kommt an Bord des Pflanzenschiffes. Die Masse folgt und die Gemeni beginnen mit ihrer Auswahl. Trotzdem ist alles anders.

Das liegt an den Hauptpersonen, dem »Kommando Information und Sicherung« des TLD. Sie sind die Aushilfsagenten, die gerade vor Ort waren, und sie haben ein Tier: einen Okrill vom Extremplaneten Oxtorne, wie er uns aus recht frühen Zeiten der Serie vertraut ist. An eine Schwerkraft von 4,8 Gravo gewöhnt, kann das zahme Raubtier mit seinen acht Beinen aus dem Stand viele Meter weit springen und mit den elektrischen Ladungen seiner sieben Meter langen Zunge Stahl zum Schmelzen bringen. Und er kann vergangene Geschehensabläufe per Infrarotspur für seinen Halter sichtbar machen.

Sein Frauchen ist die TDL-Agentin Maiwenn Parillaud, die frisch von der Flotte kommt, in deren ganz anders aufgebauter Hierarchie viel Führungserfahrung hat und sich kräftig umgewöhnen muss. Die Oxtornerin, die ihre emphatische Paragabe geheim hält, leitet das Agententeam, als es das Pflanzenschiff infiltriert.

Zu ihrer Truppe gehört der Informationsspezialist Peguy Burns, den man durch Auftreten und Aussehen leicht unterschätzt. Der Positronikexperte Bontin Whistler ist nicht mit der schwer reichen Robotikfirma verwandt. Er ist der Erfahrenste im Team, war aber wegen seiner todkranken Frau zwei Jahre außer Dienst. Bald erfährt man, warum er zurückkam. Der Vierte im Bunde ist der Exobiologe Jonathan Bolajetta. Nur zwei der Mitglieder kennen einander von früher, und sie sind sich nicht mal sympathisch. Doch sie raufen sich zusammen, irgendwie werden sie wirklich zum Team, auch wenn Maiwenn sich vieles anders vorstellt: »Sauhaufen, dachte sie im Stillen«.

Der Gemen Telmola, der sie innerhalb des Sprosses YETO betreut, verkündet: »Wer die Wunde schlägt, muss sie heilen.« Was diese Regel bedeutet, merkt das Team bald. Bolajetta will zu Forschungszwecken in den Boden stechen, um Zellproben zu nehmen. Maiwenn benutzt ihr Tier, um den Regelverstoß zu verhindern. In Sekundenbruchteilen hat der Biologe die Okrillzunge um den Unterarm und erschrickt fast zu Tode. Doch der Stromschlag bleibt aus, denn Cucull gehorcht aufs Wort. Den Männern fällt das nicht so leicht, denn sie sollen die Gebote der Gemeni einhalten, sollen durchs Schiff laufen und die Wege aufzeichnen, während alle Anwesenden sich um Zellaktivatoren bewerben und sie davon Abstand nehmen sollen.

Ebenso sinnlos erscheint es den Männern, vom Verletzen des Schiffes Abstand zu nehmen, bis von einem anderen, der es tut, nur Narbenmaterial auf der Schiffswunde bleibt.

Es gibt eine Großversammlung auf schwebenden Tribünen. Die Gemeni fordern, dass die Anwesenden binnen drei Tage 250 Zellaktivatorträger aus ihrer Mitte wählen. Wer austickt, laut wird, attackiert, der fliegt. Und zwar raus.

Nun geht die Casting-Show los. Jeder rühmt betont selbstlos die Eigenschaften, die er hat.

Fürs bunte Kolorit sorgen die großzügig zur Verfügung gestellten Spielzeuge der Gemeni, die alle beschäftigt halten. Es gibt Splenter, tropfenförmige Keulen für Wurf- und Fangspiele, zum Jonglieren und Musikmachen. Thedhelen ähneln Panflöten, aber sie produzieren farbigen Rauch für bunte Wolken und Rauchringe. Vanudhe heißt die mit Flüssigkeit gefüllte Halbkugel, in der eine kleine Bahnstrecke im Kreis über Berg und Tal einer Miniaturlandschaft fährt.

Die Gemeni sehen den Bewerbern beim Spielen zu, hören ihre Reden und wählen aus, ohne dass ihre Kriterien erkennbar werden. Das Agententeam wiederum beobachtet die Scheinheiligkeit der Spielenden und der Fremden.

Die Erforschung des Pflanzenschiffes macht trotz der Verbote Fortschritte. Und es scheint wirklich ganz ohne Technik zu funktionieren. Dennoch misst man die Transmission und Absorption elektromagnetischer Strahlung. Hyperenergetisch aktives Metall scheint in seine Wände eingelagert zu sein, als Nervenbahnen und Knotenpunkte.

Das Schiff eignet sich in idealer Weise zum Zusammenleben mit Menschen. Es atmet Sauerstoff aus und verbraucht das Kohlendioxid des Atems. Eine schluchzende Fünfzehnjährige erklärt Whistler und Burns, ihre Mutter sei weg, und die Gemeni sagen ihr nur, sie sei Liquid. Andere Menschen verschwinden …

Nun fordern die Gemeni Unterschriften in Form von Blutspenden. Und sie bekommen sie. Bolajetta bringt die Sache auf den Punkt: »Die Gemeni haben etwas Wichtiges über die Menschen ziemlich schnell herausgefunden: Unsere Gier übersteigt unser Misstrauen. Und Gier lässt sich schneller hervorbringen als Vertrauen.« Ein zweites Gesetz der Gemeni wird unübersehbar: »Halte dich fern von allen Bereichen, wo wir dich nicht sehen wollen.«

Dieses Verbot hat Gründe, die das Agententeam beim Vordringen in die inneren Bereiche des Schiffes schnell versteht. Aber sie können nicht weg. Jetzt nicht mehr.

Und der Kommandant des Sprosses YETO, Bhal Haddhunis, gibt eine Pressekonferenz zur Superintelligenz GESHOD und den Pacischen Rhizom.

Der Roman ist ausgesprochen empfehlenswert: Leicht zugänglich, übersichtlich aufgebaut, witzig, bunt, aber durch die Jagd nach der Unsterblichkeit und die skurrilen, durchaus tiefen Charaktere ist er nicht banal, sondern in intelligenter und hintergründiger Weise lustig.

(at)