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Eisige Schwestern

S. K. Tremayne
Eisige Schwestern

Thriller, Quality Paperback, Knaur Verlag, München, Mai 2015, 400 Seiten, 14,99 Euro, ISBN: 9783426516355, aus dem Englischen von Susanne Wallbaum, Coverabbildung: Alan Clarke
Das Buch ist auch als E-Book zum Preis von 12,99 Euro erhältlich.
www.droemer-knaur.de

Die eineiigen Zwillinge Kirstie und Lydia sind glückliche Kinder, bis eines der Mädchen verunglückt und stirbt. Die Eltern beerdigen die kleine Lydia und versuchen einen Neuanfang auf einer kleinen Insel in Schottland. Doch die Familie kommt nicht zur Ruhe, denn die kleine Kirstie behauptet fortan, Lydia zu sein. Zweifel schleichen sich ein, die Mutter der Mädchen weiß bald nicht mehr, welches ihrer Kinder noch lebt. Doch bald holt die kleine Familie die Vergangenheit ein …

Wenn es in einem Thriller um Kinder geht, ist es schlimm. Wenn es um zwei solche besonderen Kinder – eineiige Zwillinge – geht, dann ist es besonders schlimm. Tremayne entwickelt hier nämlich nicht nur eine höchst brisante Story, sondern er zeigt auf, welche Freuden aber auch Sorgen insbesondere Zwillinge bereiten können. Und das gipfelt eben darin, dass Kirstie behauptet, Lydia zu sein. Doch damit fangen die Probleme in der kleinen Familie nicht an, die wurzeln schon viel früher, nur weiß der Leser nicht, was passiert ist. Und darauf baut der Autor die Handlung auf.

Da ist zunächst Sarah, die fürsorgliche Mutter, die sich nichts sehnlicher als einen Neuanfang wünscht. Sie zweifelt ständig an sich, gibt sich manchmal die Schuld am Tod ihrer Tochter, aber sie spricht ihren Ehemann Angus deshalb nicht von seinem Anteil an der Schuld frei. Tremayne schafft es, beim Leser trotz aller Widrigkeiten Sympathie für Sarah zu wecken, dafür lässt er Angus zweifelhaft wirken. Doch ist es wirklich so? Das herauszufinden überlasse ich jedem Leser selbst, hier muss jeder sein eigenes Urteil fällen. Letztendlich ist es nämlich das kleine Mädchen, welches die Schuld oder Unschuld ihrer Eltern ausbaden muss, ohne selbst dabei zugrunde zu gehen.

Tremayne hat einen Thriller der Extraklasse vorgelegt, in welchem die Unterscheidung von Opfer und Täter bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht immer klar nachvollzogen werden kann. Im Wechsel dieser Rollen entsteht nach und nach ein Bild von einer kleinen englischen Familie, in der nicht so ist, wie es nach außen den Anschein hat. Aus dem Wechsel der Rollen heraus lösen sie allein ihre Probleme, was aber nicht ohne dramatische Wendungen vonstattengehen kann. Dabei bedient sich Tremayne einer anfangs unterschwelligen Spannung, die sich nach und nach steigert, dann etwas stagniert, um in einem überraschenden Finale zu enden. Eltern von Zwillingen würde ich das Buch vielleicht nicht empfehlen, aber sonst jedem, der wieder einmal einen etwas ungewöhnlichen und spannenden Thriller sucht.

(ab)