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Blutschwur der Donauleichen

Zoë Angel, Charly Blood
Morbus 1
Blutschwur der Donauleichen

Horror, Thriller, Phantastik, Taschenheft, Grotesque Verlag in der Edition preQuel (seit Sommer 2013 Edition Gwydion), Graz, 2012 im Exklusivvertrieb von Evolver Books, Wien 60 Seiten, 2,20 Euro, Coverbild von Jörg Vogeltanz
www.evolver-books.at

»Lach nicht, der Donaufürst ist ein mächtiges Wesen. Wehe denen, die ihm begegnen. Die werden von ihm in die Tiefen des Flusses gezerrt. Auch mit seinen Töchtern geht er grausam um […] Nur durch Schläue vermögen sie hin und wieder aus dem Palast zu fliehen. […] Du kannst sie in Tanzstuben antreffen, ohne dass du erkennst, dass du ein Donauweibchen vor dir hast. Doch wehe, ihr Vater kommt drauf.«

Touristenführer und Schwerenöter Christian Fischer lässt nichts anbrennen. Sein Beruf gibt ihm reichlich Gelegenheit, sich unter seinen »Kundinnen« dankbare Gespielinnen für eine Nummer auszusuchen. Und sind diese mal nicht ganz so willig, haben ein paar Schläge schon immer nachgeholfen. Mit der blauhaarigen Schönheit Loreley ist er jedoch an die Falsche geraten. Als er nach seinem Vergnügen mit ihr zu nahe an der Donau steht, wird er ins Wasser gezogen und stirbt. Seine Leiche wird von Goth-Girl Petra Jesselmaier und ihrer Clique gefunden, was Petra in Kontakt mit dem Privatdetektiv Bernd Waidmann bringt, der von Fischers Frau auf den Schürzenjäger angesetzt war. Petra kann Waidmann überzeugen, nichts mit dem Tod des Fremdenführers zu tun zu haben, und beide machen sich gemeinsam auf die Tätersuche. Dabei ist es von Vorteil, dass Petra das Zweite Gesicht hat, denn Fischers Mörder sind nicht von dieser Welt. Und Fischers Kollege und Mittäter Stephan Swoboda soll das nächste Opfer der Donauleichen werden.

»Etwas legte sich um seinen Kopf, ein Schwindel, gefolgt von einem stechenden Schmerz. Dann spürte er schon, wie sein Mageninhalt nach oben wanderte. Er erbrach sich zwischen all den Leuten. Und was da hochkam, war keineswegs ein halb verdautes Frühstück. Es war Wasser aus der majestätischen Donau, denn es kamen auch ein paar noch lebende Fische mit raus …«

Mit Morbus legt die Edition preQuel (seit Sommer 2013 Edition Gwydion) in ihrem Imprint Grotesque einen Spin-off zur Groschenheftserie Omen vor. Während Omen die »Aufsehenerregendsten Fälle von Pantherion« zum Inhalt hat, werden in Morbus die Fälle der Wiener »Pantherion«-Partnerorganisation »Basilisk« geschildert. Damit ist Morbus ein weiterer Bestandteil des multimedialen Pantherion-Universums der Österreicher um Bernhard Reicher und Dr. Nachtstrom. Während die Printversionen der Omen-Bände jedoch als dünne Taschenbücher über Amazon CreateSpace produziert werden, ist die Morbus-Serie klassischer Heftchengrusel reinsten Wassers. Das fängt beim genial-reißerischen Titel an, geht über das klassische geklammerte Heftromanformat und das zweispaltige Textseitenlayout bis hin zum herrlich trashigen Inhalt.

Als Ermittler, die in einer Serie dieses Formats nicht fehlen dürfen, fungieren der erfahrene Ü40-Privatdetektiv Bernd Waidmann und die jugendliche und impulsive Goth-Göre Petra Jesselmaier, die mit einer visionären Begabung ausgestattet ist. Eine ungewöhnliche Kombination, die sich jedoch bald einschleifen dürfte. Denn in der mystischen Parallelwelt Wiens, in die das Duo stolpert, sind die gesellschaftlichen Vorzeichen umgekehrt. Dort ist die medial veranlagte Petra die Erfahrene und der Detektiv gilt als ihr ahnungsloses Anhängsel. Während ihrer Ermittlungen treffen Waidmann und Petra außerdem auf Harry Teufel (Nomen est omen?), der beide zu manipulieren sucht und in Teil 2 für die Geheimorganisation »Basilisk« anwerben wird, die paranormale Fälle in Wien und Umgebung untersucht. Im Zusammenspiel mit den skurrilen Ereignissen und einer ordentlichen Portion Wiener Schmäh im O-Ton gestaltet sich Morbus so als eine Mischung aus John Sinclair, Larry Brent und Kottan ermittelt. Und das nicht zuletzt wegen des Settings im Jahr 1984.

Als Gegenspieler von »Basilisk« müssen zunächst Wesen und Legenden herhalten, die in der österreichischen Folklore angesiedelt sind, etwa so wie in Gunter Arentzens Christoph Schwarz-Serie, die sich deutschen Sagen widmet.

Was den Ton ihrer Geschichten angeht, so haben Waltraud Lengyel (alias Zoë Angel) und Werner Skibar (alias Charly Blood) den Esprit und die souveräne Schreibe der Heftromanautoren perfekt verinnerlicht. Sind doch beide bekennende Fans des Genres und des Formats. Im Fall Morbus gesellt sich zu dem oft aufgesetzten Ernst des Genres noch ein angenehm beiläufiger und teils morbider Humor.

Die ersten beiden Morbus-Hefte sind als Druckversion exklusiv über den Verlag Evolver Books erhältlich, wo inzwischen auch überarbeitete E-Book-Versionen der Romane zu haben sind. Teil 3 und 4 sind kürzlich zusammen in einem Band als Taschenbuch bei Evolver Books erschienen und auch ganz normal über den Buchhandel zu beziehen. Selbstredend auch als E-Books, da auch einzeln.

Und wem das Coverbild bekannt vorkommt … dafür hat Grotesque-Stammgrafiker Jörg Vogeltanz John Everett Millais Gemälde Ophelia verwendet.

Fazit:
Geniale Verbeugung vor und gleichzeitig Einreihung in die Reihe klassischer Gruselheft-Groschenromane. Präsentiert mit einer ordentlichen Portion Wiener Schmäh.

(eh)