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Etwas über die Geschichte der Marianisten

Etwas über die Geschichte der Marianisten

Das Gründungsdatum der Society of Mary, der Marianisten, ist der 2. Oktober 1817. Es war jedoch die zweite Gründung von dem, was damals noch Institute of Mary since the Marianist Sisters, the Daughters of Mary hieß. Deren Entstehung und Existenz werden auf den 25. Mai 1816 datiert, also mehr als ein Jahr zuvor. Beide waren aus der Marian Sodality entstanden, welche überall im südwestlichen Frankreich viele Mitglieder hatte und durch William Joseph Chaminade in Bordeaux, Frankreich, Ende 1800/Anfang 1801 ihren Anfang nahm.

Der Gründer William Joseph Chaminade war ein Diözesanpriester aus der Diözese Périgueux, wo er 1761 geboren worden war. Zu Beginn der Französischen Revolution kam er 1790 nach Bordeaux und übte sein geistliches Amt für einen Zeitraum von 1797 bis 1800 aus dem Exil in Saragossa, Spanien, aus.

Sein Bruder Jean Baptiste war bis zur Unterdrückung der Jesuiten in Frankreich im Jahr 1762 ein Novize und Scholastiker und kehrte zu dieser Zeit nach Hause zurück. Dort wurde er zum Diözesanpriester geweiht und Teil einer Gruppe von Missionaren, welche ein Priesterseminar in der Stadt Mussidan, zwischen Périgueux und Bordeaux gelegen, betrieben. Seine beiden Brüder Louis und William Joseph schlossen sich ihm dort als Studenten an. Beide wurden 1785 zum Priester geweiht und teilten sich mit ihm die Führung der Schule. Jean Baptiste war der Direktor, William Joseph der Geschäftsführer und Louis einer der Lehrer.

Zu Beginn der Französischen Revolution ging William Joseph nach Bordeaux, wo er ein geheimes geistliches Amt ausübte und es schaffte, sich der Polizei zu entziehen, bis die Zeiten ab 1795 ruhiger wurden. Als nach einer Zeit des öffentlichen Wirkens die Gesetze gegen Priester wieder eingesetzt wurden, war er gezwungen, im Jahr 1797 ins Exil zu gehen. William Joseph entschied sich für Saragossa, Spanien, wo sich die Statuette der Jungfrau Maria auf einem Pfeiler befindet. Dem Apostel Jakobus dem Älteren soll der Legende nach an dieser Stelle Maria erschienen sein, als er in Spanien missionierte. Eine Tradition der Marianisten besagt, dass Pater Chaminade eine Privatoffenbarung an besagter Stelle hatte. Er hatte nie viel etwas über diese Offenbarung erzählt. Beweise dafür kommen aus einigen Zufallsbemerkungen, die er im Vorbeigehen gemacht haben soll, und aus seiner anhaltenden Überzeugung, dass Maria selbst die Gründerin der Society of Mary war und er sich nur darauf beschränkte, das umzusetzen, was sie wollte.

Aufrichtig begann er sein geistliches Amt, welches er für den Rest seines Lebens begleiten sollte, nach der Rückkehr aus dem Exil im November 1800 auszuüben. Bis Dezember 1800 hatte er ein kleines Oratorium eröffnet und schlug einigen jungen Männern aus Bordeaux vor, die Marian Sodality aufzubauen, was aus heutiger Sicht einer kleine Gemeinde oder Jugendbewegung gleichkommt. Während der Lebenszeit ihres Gründers wurden die Marianisten stark in die Ausbildung in Schulen sowohl primär als auch sekundär eingebunden. Es begann eine weltweite Ausdehnung, zuerst in der Schweiz, kurze Zeit später in Nordamerika. In den 1880er Jahren expandierten die Marianisten in Kanada, auf den hawaiischen Inseln, in Spanien, Japan und im Norden Afrikas, um nur einige zu nennen.

Es ist bemerkenswert, wenn es über die bewegende Geschichte der Society of Mary Sachzeugen gibt und jene, die selbst schreiben, diese aufbereiten und nicht nur der Familie, sondern auch der Allgemeinheit zugänglich machen, wie in den vorliegenden Aufzeichnungen Meine Pilgerreise zum Heiligen Land im Jahr 1901 von Nickolaus Jörns, herausgegeben von Petra E. Jörns. Sie wurde beim Einlesen und Redigieren des in die Jahre gekommenen Textes neugierig auf den Mann, der diese Reise in das Heilige Land unternommen hatte, und wollte herausfinden, in welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zu diesem Mann steht. Nach den vielen Recherchen ist sie froh darüber, amerikanische Verwandte gefunden zu haben und mithilfe des Ahnenforschers Friedbert Schmitt den Stammbaum ihrer Familie kennenzulernen.

Das Buch

Petra Jörns (Hrsg.)
Nickolaus Jörns
Meine Pilgerreise zum Heiligen Land im Jahre 1901
History, Hardcover, Verlag Saphir im Stahl, Bickenbach, September 2014, 168 Seiten, 15,95 Euro, ISBN 9783943948318, Titelbildcollage von Erik Schreiber

Dies ist meine Hinterlassenschaft für meine Verwandtschaft in Deutschland und Amerika. Ein Bericht über meine Pilgerreise von Amerika über Frankreich ins Heilige Land und meinen Besuch bei meinen Verwandten in Deutschland, meiner alten Heimat, auf der Rückreise nach Amerika. Ein interessantes Familiendokument und gleichermaßen ein Zeitdokument vom Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Leseprobe

1. Auf dem Schiffe Champagne,

Donnerstag,1ter August 1901

Seit Jahren hegte ich den stillen, frommen Wunsch, Palästina, das Heilige Land zu besuchen. Dieses Land, wo unser Herr und Heiland, Jesus Christus geboren, wo Er gelebt, gewandelt unter den Menschen, wo Er sein heiliges Blut für uns vergossen, wo Er am Kreuze für uns starb, begraben ward am dritten Tage, aber wieder glorreich von den Todten auferstanden.

Gott der Herr hat dieses Land schon im alten Bunde den Patriarchen und Israeliten als Wohnort bezeichnet und wie heilig war denselben diese Erdscholle? Liest und lernt man als Kind in der Schule die Biblische Geschichte, wie erwacht da der Wunsch, zu dieser Zeit, als Jesus gelebt, auch dort gelebt zu haben. Ihn so geschaut zu haben wie die Apostel – oder doch wenigstens einmal so glücklich zu sein, diese heiligen Orte zu sehen, wo Er unter den Menschen gewandelt.

Dieser Wunsch, sage ich, wurde immer stärker in mir. Ich überlegte mir die Sache, sparte, schrieb an Franziskaner Patres um nähere Auskunft und im Juli 1901 stand mein Entschluß, die Pilgerreise anzutreten, fest. Ich sage Pilgerreise, denn nur als Pilger wollte ich diese Reise machen zumal das Heilige Land betreten, so wie es die Kirche wünscht. Nicht als neugieriger Feger! Schande für Jeden der nur aus bloser Neugierde diese erhabenen, heiligen Orte der Erde aufsucht.

Am 22ten Juli verließ ich das Haus der Basel Gertraud, die mich sehr zu dieser Wallfahrt ermunterte; denn sagte sie, der Großvater Nickolaus Pracht sei als Handwerksbursche dort hingegangen. Es war entsetzlich heißes Wetter. Abends 8 Uhr verließ mein Zug Cincinnati. In Gottes Namen, sagte ich. Ich fuhr die Nacht hindurch und am nächsten Tag war ich in Washington. Ich kehrte bei den Franziskanern ein, blieb da über Nacht, erhielt von Pater Gottfried ein Empfehlungsschreiben, besorgte mir einen Reisepaß für ins Ausland und nachdem ich mir die Stadt etwas besehen, fuhr ich nach New Jork. Hier war ich bei meinem Bruder Michel.

Von New Jork eilte ich nach Patterson, wo ich sechs Jahre als Lehrer war. Dort habe ich liebe Freunde und die freuten sich sehr, mich nach sieben Jahren wieder zu sehen. Ich blieb in Patterson drei Tage, kehrte wieder nach New Jork zurück und traf da die letzten Vorbereitungen zur Reise. Ich kaufte mir einen Platz zweiter Klasse auf einem französischen Dampfer Champagne von New Jork bis Paris.

Am Morgen meiner Abreise hatte ich noch das Glück, in der Kirche der Redemptoristen die heilige Kommunion zu empfangen. Um 8 Uhr morgens verließ ich dann mit meinem Bruder seine Wohnung und fuhr auf der Hochbahn zum Schiffe. Dort angekommen, fand ich zwei Herrn von Patterson, die es sich zur Ehre und Freude rechneten bei meiner Abfahrt zugegen zu sein; eine Aufmerksamkeit, die mich sehr freute. Es ging schon auf 10 Uhr und well, kurz vor der Abfahrt, war natürlich alles in großer Aufregung.

Ich suchte meine Kajüte auf, brachte mein Gepäck dort unter und unterhielt mich dann noch einige Zeit mit meinem Bruder und den Herrn von Patterson. Punkt 10 Uhr ward das Zeichen zur Abfahrt gegeben. Jetzt hieß es – Lebt wohl! Die Brücke wurde emporgezogen, das Geländer geschlossen und unter gellenden Pfiffen, die weithin über die Stadt schallten, fing der Koloß unseres Schiffes an sich fort zu bewegen.

Die Abfahrt eines Schiffes ist ein ergreifender Anblick. Alles ruft und schwenkt die Taschentücher zum Abschied, und manche Thräne fließt.

Nachdem das große Schifflein seine rechte Wendung hatte, waren wir auch bald durch den schönen New Jorker Hafen an den lieblichen Inseln Staten Island und Coney Island vorbei und zur Mittagszeit war von Land nichts mehr zu sehen. Nach dem Mittagsmahl fühlte ich mich etwas unwohl und mancher Mitreisende schlich in sein Zimmer – aus triftigen Gründen.

Immerhin verging der erste Tag zur See ziemlich gut. Das Meer war ruhig, das Wetter schön. Um 8 Uhr zog ich mich zurück und ging zu Bette. Ich hatte noch zwei Zimmergefährten. Ein Herr aus Philadelphia, Katholik und – einen Juden. Beide waren aber recht artig und freundlich, zumal der Herr aus Philadelphia, der sich recht an mich anschloß.

Er besuchte nach vielen Jahren seine Heimath Lothringen zum ersten mal wieder, mit seiner Tochter. Er war kränklich, ein recht christlicher Mann der sich entschloß, mit mir nach Lourdes zu gehen.

 

2. Auf dem Schiffe Champagne, Portimenta

Freitag, den 2ten August 1901

Um 5 Uhr stand ich auf und ging sofort aufs Verdeck und zwar zur vordersten Spitze des großen Schiffes, was ich fast jeden Morgen that. Da ist’s schön und herrlich. Großartig breitet sich da das Meer vor unseren Augen aus. Ein majestätischer Anblick. Hier verrichtete ich immer meine Gebete. Den Rosenkranz in meiner Hand stehe ich oben auf dem Schiffe, an welches die Meereswellen anschlagen, das aber ruhig und fest über dieselben hingleitet, immer nordöstlich dem Ufer Frankreichs zu.

Ja, eile nur mein Schiff, so schnell du kannst, eilen möcht ich ja noch schneller über die Meereswogen dem Europäischen Gestade zu. Du aber – o Himmelskönigin, o Stern des Meeres – beschütze mich, beschirme den, der zu deiner Heimath zieht, zum Grabe deines Jesus dort in Jerusalem.

Das waren für gewöhnlich meine Gedanken, und so betete ich und sang. Sei gegrüßt, o Jungfrau rein, Maria zu lieben und alle Lieder zu Maria, die ich nur wusste. Während ich einmal so da stand und sang, bemerkte ich einen Herrn, der sich ganz nahe an mich heran geschlichen. Wie lange er mich belauscht, weiß ich nicht, aber als ich mich umwandte, zog er sich schnell zurück.

Die Reise von Amerika nach Frankreich war überhaupt eine schnelle und glückliche. Was täglich auf dem Schiffe vorkam, war unbedeutend und für mich von wenig Interesse, darum übergehe ich diese Tage bis zum 9ten und letzten auf diesem Schiffe.

 

3. Auf dem Schiffe Champagne,

Freitag, den 9ten August 1901

Stand etwas spät auf und zwar mit Kopfweh. Wir befinden uns im englischen Canal. Die Witterung ist kalt und nebelig. Das Schiff bewegt sich nur langsam vorwärts und unter beständigem Signalisieren. Um 2 Uhr heut Nachmittag sollen wir in Havre sein. Wollen sehen.

Richtig, gegen 3 Uhr sahen wir Festland – Frankreich. Wie pochte mir’s Herz, als ich dieses Land wiedersah, wo ich vor dreißig Jahren drei meiner schönsten Jugendjahre verlebte. Wäre der Deutsch-Französische Krieg nicht ausgebrochen, ich wäre wahrscheinlich nie nach Amerika gekommen. Heute wäre ich ein Stockfranzose.

Um 4 Uhr hielt das Schiff etwa zwei Stunden vom Hafen entfernt, weil die Fluth nicht da war. Man lud die Kajüten-Passagiere auf einen kleinen Dampfer, der uns in einer halben Stunde an’s Land brachte. Hier war nun Zollrevission, die aber nicht viel auf sich hatte. Der Zug für Paris stand bereit und um 5 Uhr fuhren wir schon ab. Die Fahrt durch die schöne Normandie that uns so wohl. Die Landschaften waren so traut; schade, daß die einbrechende Dunkelheit uns diesen Genuß so bald raubte.

Um 10 Uhr hielt der Zug in Paris. Betäubender Lärm. Alles stieg aus, und jetzt hieß es sich trennen. Das enge Zusammenleben auf dem Schiffe erzeugt Freundschaften, Zuneigungen, die dann am Ufer des Landes sozusagen wieder aufgegeben werden müssen. Es währte auch nicht lange und die lieben Reisenden zerstoben nach allen Richtungen der Stadt.

Herr Weis aus Philadelphia wurde von seinen Freunden in Paris abgeholt und diese luden mich ein mit denselben zu gehen. Es war schon 11 Uhr nachts, als wir in der Wohnung des Herren ankamen, wurden aber recht freundlich aufgenommen und mit einem feinen Mahle bewirtet. Es war schon nach Mitternacht, ehe wir zur Ruhe kamen.

 

4. Paris, St. Laurentius

Samstag, lOter August 1901

Stand früh auf, geweckt vom Pariser Straßenlärm, suchte eine Kirche und fand selbe in nächster Nähe, wo ich Gelegenheit hatte, zwei heilige Messen zu hören. Nach einem Frühstück ging ich mit Herrn Weis spazieren, wollten uns einmal Paris wieder ansehen. Ich glaubte, jede Straße noch zu kennen, so heimelte mich alles in dieser Stadt an. Wir schlenderten sozusagen durch die Straßen dem Monmart zu, wo wir der großartigen Herz Jesukirche (Sacre-Coeur) einen Besuch machten. Ein überaus großartiger Bau. Herr Weis konnte nicht schnell gehen und so blieb es am Morgen bei diesem einen Kirchenbesuch.

Am Nachmittag ging er mit seinem Freunde aus, was mir sehr erwünscht war. Ich wollte allein die Stadt durchwandern, allein die Plätze besuchen, wo ich vor dreißig Jahren so schöne Tage verlebt. So lenkte ich denn meine Schritte zuerst nach der Rue Favar Nr. 6. Dieses große Haus gehört dem Herrn, bei dem ich Bedienter war. Ich stellte mich da dem Pförtner vor, (es war nicht mehr der Frühere) frug nach dem Monsieur de Bonnefoi! Dieser machte große Augen, als ich, so fremd ich auch aussah, doch den Namen seines Herren kannte. Der Herr war nicht da, sondern auf dem Landschloß.

Ich sagte dann dem Pförtner, daß ich vor dreißig Jahren Bedienter bei dem Herrn gewesen, jetzt Lehrer in Amerika sei und eben auf einer Reise begriffen sei nach dem heiligen Lande. Ich bat ihn, den Herrn, sowie dessen Sohn von mir zu grüßen und ihm zu sagen, daß ich in Jerusalem am Grabe des Herrn seiner und besonders der verstorbenen Gräfin gedenken wolle. Da machte aber der Pförtner noch größere Augen. Als ich dann noch nach früheren Bedienten frug, konnte er an meiner Aussage nicht zweifeln. Von Jerusalem aus schickte ich eine Ansichtskarte an den Herrn.

Ich verließ jetzt das Haus, stellte mich aber außen in kleiner Entfernung vor dasselbe und betrachtete es noch lange. Ich betrachtete alle Fenster, alle Winkel die Straße auf und ab, bis die Thränen kamen. Oh, ein solches Wiedersehen ist freudig und schmerzlich zugleich. Alle freudige, glückliche Stunden, die ich hier verlebt, kamen mir wieder so lebhaft ins Gedächtnis; aber die Persönlichkeiten waren nicht mehr da, und die Mauern können doch nicht reden. Dreißig Jahre ist ein Zeitalter, da verändert sich so vieles.

Wehmüthig ging ich von diesem Hause weg zur großen, berühmten Kirche La Madeleine. Es war das unsere Pfarrkirche. Dort überkam mich dasselbe Gefühl. Ich ging in der ganzen Kirche herum, fand alle meine früheren Plätze, wo ich gekniet. Aber, ach, ich konnte es nicht lange darin aushalten.

Von hier ging ich zur Kirche Unserer lieben Frau vom Siege, eine Art Wallfahrtskirche, wo die Herz Maria Bruderschaft entstanden. Ich ging hier zur Beicht und opferte am Gnadenaltar drei große Kerzen, zur Danksagung meiner bisherigen Reise und um Gnade für die mir noch bevorstehende.

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Verlages

(wb)