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Lanternjack

Martin Frei
Lanternjack

Hardcover, Fantasy Panini Comics, Stuttgart, April 2013, 60 Seiten, 12,95 Euro, ISBN 9783862014897

www.paninicomics.de
martinfrei.blogspot.de

Jack O’Leary arbeitet als Schmied im irischen Dorf Hoax. Obwohl die junge hübsche Witwe Sally ein Auge auf Jack geworfen hat, interessiert diesen nur Geld. Als Pfand für einen ausstehenden Lohn gibt ihm Sally ein versilbertes Kruzifix. Während einer Feier am Abend vor Allerheiligen begegnet Jack im einzigen Gasthaus von Hoax dem Teufel. In seiner Geldgier verkauft er seine Seele für eine Goldmünze. Da er kein Geld besitzt, verwandelt sich der Teufel kurzerhand selbst in eine Münze, die Jack in seinen Geldbeutel zum silbernen Kruzifix von Sally wirft. Dadurch wird der Satan gebannt und von Jack erst wieder freigelassen, nachdem der Teufel ihm das Versprechen gegeben hat, seine Seele auf ewig in Ruhe zu lassen. Zu dumm nur, dass der Weg in den Himmel nur dann freigegeben wird, wenn die tote Seele ihre Sünden in der Hölle gebüßt hat. Doch nach Jacks Trick will der Teufel nichts mehr mit ihm zu tun haben. Selbst dann nicht, als Jack eines Tages als alter Mann stirbt. So bleibt dem ehemaligen Schmied nichts anderes übrig als auf die Erde zurückzukehren – als jähzorniger Geist.

Allerorts wird Halloween gefeiert, die Nacht vor Allerheiligen am 31. Oktober. Längst ist Halloween kein amerikanisches Phänomen mehr (das die irischen Einwanderer übrigens mitgebracht und etabliert haben), sondern ist auch hierzulande ein kommerzielles Fest, das durch den traditionellen Kürbis symbolisiert wird. Doch die Ursprünge des Festes, beziehungsweise die Legenden, die sich darum ranken, kennt heute kaum noch jemand. Am allerwenigsten diejenigen, die das Fest am rauschendsten feiern. Martin Frei, Zeichner und Illustrator von unzähligen Büchern (u.a. Star Trek), schafft mit seiner preisgekrönten Graphic Novelle Abhilfe. Zugegeben, so ganz authentisch ist Freis Interpretation der Legende von Jack O’Lantern nicht gerade, aber mal ehrlich, so richtig nachvollziehbar und glaubhaft sind die wenigsten solcher Überlieferungen. Die von Jack O’Lantern lautet übrigens folgendermaßen: »Die Sage überliefert, dass der Schmied Jack einen Pakt mit dem Teufel schloss. Sieben Jahre sollte er der beste Schmied der Welt sein, dann müsse er der seine Seele dem Satan vermachen. Jesus und der hl. Petrus suchten Jack auf, und er durfte drei Wünsche äußern. (…) er wollte die Macht, jemanden sieben Jahre in einem Birnbaum neben dem Haus festzuhalten. Als zweiten und dritten Wunsch wollte er ein Opfer für die gleiche Zeitspanne auf einem Stuhl bzw. in einem Geldbeutel bannen.
Als der Teufel nach seiner Seele verlangte, hieß ihn Jack, auf den Baum zu steigen, sich auf den Stuhl zu setzen und so klein zusammenzuschrumpfen, dass er in die Börse passte. Darob floh der böse Geist.
Nach Jacks Tod wollten ihn weder der hl. Petrus noch der Teufel, sodass er dazu verdammt blieb, rastlos durch die Welt zu wandern.«
(Karen Farrington, Gondrom, 1998)

Warum er mal eben drei Wünsche freigestellt bekommt, wird ebenso wenig deutlich, wie die Frage, weshalb der Teufel nach seiner Gefangenschaft in der Börse einfach floh und sich nicht tausendfach an dem Schmied rächte. Und was hat das Ganze überhaupt mit Halloween oder der Kürbislaterne zu tun? Da ist die Version von Martin Frei doch um einiges schlüssiger, spannender und vor allem farbenfroher. Dass die Geschichte darüber hinaus auch mit ein wenig Humor gewürzt wurde, macht diesen Comic umso lesenswerter. Freis Stil ist sehr erfrischend, konkret und manchmal ein wenig verspielt, sodass der Comic für alle Altersgruppen geeignet ist. Im Gegensatz zur Legende wurde die Story übrigens noch um einige Wesen der irischen Mythologie bereichert. So treten neben den klassischen Figuren der christlichen Glaubenslehre (Petrus, Teufel, Beelzebub), auch die irische Todesfee Banshee, eine Elfe und ein irischer Kobold, Leprechaun genannt, auf. Wer möchte, darf aus der Handlung sogar eine wichtige Moral herausziehen, sodass die Geschichte durchaus als pädagogisch wertvoll erachtet werden kann.

Der großformatige Comicband erscheint bei Panini Comics als Hardcover-Ausgabe und in hochwertiger Papierqualität, durch die die detaillierten, farbenfrohen Zeichnungen hervorragend zur Geltung kommen.

Fazit:
Farbenfrohes und witziges Lesevergnügen, das die Legende um den leuchtenden Kürbis zu Halloween anschaulich erklärt. Martin Frei ist mit diesem Werk eine großartige Graphic Novelle für alle Altersgruppen gelungen.

(fh)