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Bitterzart

Gabriele Zevin
Bitterzart

Jugendbuch, Fantasy, Hardcover, Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag, Frankfurt, April 2013, 545 Seiten, 16,99 €, ISBN: 9783841421302

New York 2083. Das Leben wie wir es kennen hat aufgehört, die Menschen leiden unter Rationierungen, Wasser- und Papierknappheit. Kaffee und Schokolade sind illegal, Alkohol jedoch kann ohne Beschränkungen genossen werden. Und wie es so ist, wenn Waren die zuvor legal waren plötzlich in die Illegalität verbannt werden, finden sich immer auch Menschen, die diesen Weg mitgehen. So auch die Familie Balanchine. Einst eine ehrliche und fleißige Unternehmerfamilie im Besitz mehrerer Schokoladenfabriken wurde das Familienunternehmen von heute auf morgen illegal und die Familie damit zu einem Mafiaclan.

Doch Leonyd Balanchine ging diesen Weg mit und nutzte die Veränderung um seine Geschäfte auch auf andere Bereiche auszudehnen. Seine Tochter, Anya, und ihre beiden Geschwister leiden noch Jahre nach dem viel zu frühen Tod der Eltern unter ihrem Familiennamen, auch wenn Anya stets bemüht ist, sich aus allem, was den Balanchine-Clan angeht, herauszuhalten. Als sie dann auch noch Win, den neuen Jungen auf ihrer Highschool kennenlernt, hat sie nicht viel mehr im Kopf als ihn, die erste große Liebe ihres Lebens. Doch er ist ausgerechnet der Sohn des neuen stellvertretenden Oberstaatsanwaltes. Wins Vater sieht in Anya vor allem eine Gefahr für seine Karriere und so beginnt ein Kampf um ihre Liebe auf der einen Seite und um die Sicherheit ihrer Familie auf der anderen. Als dann jeder Ausweg versperrt scheint, gibt es nur eine Möglichkeit für Anya: zurück zu dem Clan, dessen Anführer ihr Vater einst war.

Die Autorin schafft es vor dem geistigen Auge des Lesers eine Welt entstehen zu lassen, die sich so vollkommen von unserer unterscheidet und doch eine klare Konsequenz unseres heutigen Lebens zu sein scheint. Dabei überdreht sie nicht, zeichnet nicht zu schwarz, lässt ihre Charaktere nicht als arme dunkle Gestallten in einer Welt des Schreckens existieren, sondern vermittelt dem Leser von Anfang an den Eindruck, dass die Figuren in dieser Welt ein durchaus gutes Leben führen, wenn auch völlig anders, mit anderen Schwerpunkten und wesentlich größeren Einschränkungen.

Der Stil der Autorin ist fesselnd und schafft es den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen. Ihre Sprache ist angenehm bildhaft. Letztlich sind es aber die Ideen der Autorin, die den Leser immer wieder bewegt und ins Nachdenken bringt. So gibt es z. B. eine Jugenderziehungseinrichtung auf einer Insel im Hafenbecken New Yorks, der Stadt etwas vorgelagert. Liberty Island genannt. Spätestens, wenn die Autorin beginnt zu beschreiben, was man auf dieser Insel noch sieht und was der Hauptperson berichtet wurde, was einmal auf dieser Insel gestanden haben soll, merkt der Leser, um welche Insel es sich handelt. Das ein Wahrzeichen unserer Welt in dieser doch ungleich dunkleren Zukunft so umgekehrt wird bringt den Leser ebenso zum Nachdenken wie mancher Einwurf, den die Großmutter Anyas anbringt. Zevin schafft es mit ihrem Buch zweierlei zu vermitteln: 1. Genieß das Leben zu dieser Zeit, denn es geht uns gut wie selten zuvor. Und 2. Denk daran, dass alles, was wir heute auf dieser Erde zerstören unseren Kindern und Kindeskindern nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Diese Botschaft, verpackt in eine packende und spannend erzählte Geschichte, gewürzt mit einer Lovestory, einer Gangstergeschichte und einer Menge Tragik ergeben ein grandioses Gesamtwerk.

Fazit:
Es kommt nicht oft vor, aber dieses Buch konnte ich buchstäblich nicht aus der Hand legen, bis ich es durch hatte. Ein absolutes Muss für jeden, der gute Bücher mag.

Copyright © 2013 by John Poulsen