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Interview mit Holger Kappel – Redakteur bei »Bastei«

»Ich stamme aus Meppen (geboren am 02.05.1974, Sternzeichen Stier) in Niedersachsen und wohne jetzt bei Köln. Nach dem Abitur habe ich Geschichte und Latein studiert (und vier Wochen Mathe), anschließend eine Buchhändler-Lehre absolviert und direkt anschließend die Leitung einer Filiale übernommen. Angefangen als Bastei-Lektor habe ich mit Professor Zamorra und Torn. Nach vier Monaten wurde meine erste Serie abgesegnet, aber Vampire hat leider nicht funktioniert. Meine Western-Serie Texas-Marshal läuft noch immer mit gutem Erfolg, wenn ich auch nicht mehr dafür zuständig bin. Es folgten Bad Earth, Sternenfaust und Western-Legenden. Zurzeit bin ich direkt zuständig für die John Sinclair-Taschenbücher, Professor Zamorra, Sternenfaust und Western-Legenden. Außerdem koordiniere ich bei etwa noch mal so vielen Serien die Außenlektoren und bin der Inhouse-Ansprechpartner.«


 Geisterspiegel: Wie bist du Redakteur im Bastei Verlag geworden?

Holger Kappel: Mit Glück …
Aber das möchtest du wahrscheinlich etwas genauer. Ich bin gelernter Buchhändler und war gerade Filialleiter, als ich begann, mich zu langweilen. Es hat mir nicht mehr gereicht, nur das zu verkaufen, was andere schaffen. Also habe ich mich mit Initiativ-Bewerbungen an einige Verlage gewandt. Das Glück war, dass Bastei gerade einen Lektor suchte. Nicht geschadet hat sicherlich, dass ich Geschichte und Latein studiert habe – nicht gerade klassische Lektorenfächer, aber immerhin.

Geisterspiegel: Welche Hobbys und Interessen hast du?

Holger Kappel: Lesen natürlich, ohne geht’s nicht. Ich mag Filme. Einer meiner Lieblingsfilme ist Casablanca. Ich kann aber auch viel mit Popcorn-Actionkino (Terminator) anfangen und mag lustige Romanzen (Notting Hill). Ich treibe ziemlich viel Ausdauersport (Fahrrad, Crosstrainer). Das Praktische dabei ist, dass ich dabei Filme gucken kann. DVD rein, aufs Fahrrad schwingen, und wenn der Film zu Ende ist, steige ich wieder ab. Außerdem spiele ich sehr gerne. Kollege Mad Mike hat mir Cranium empfohlen – eine abgedrehte Version von Activity. Diese Empfehlung kann ich nur weitergeben. Aber meistens spielen wir Kartenspiele. Und am Computer kann ich stundenlang bei Rollenspielen versacken. Zu Faible kann ich sehr raten.

Geisterspiegel: Wie hoch ist der Bearbeitungsaufwand für ein Manuskript von Jason Dark?

Holger Kappel: Nicht mehr und nicht weniger als bei anderen Autoren auch. Dabei hilft natürlich seine ungeheure Erfahrung. Außerdem war Jason Dark ja selbst mal Redakteur und kennt sich daher aus.

Geisterspiegel: Gibt Jason Dark die Planung seiner Serie via Exposé dem Verlag vorher bekannt? Sprich: Was macht wer wann?

Holger Kappel: JD gibt seine Planung vorher nur sehr grob strukturiert preis. Die Ideen kommen ihm beim Schreiben. Meistens läuft es so, dass ihm beim Betrachten eines Bildes die Grundidee kommt. Der Rest entsteht fließend.

Geisterspiegel: Wie steht der Verlag eigentlich zu den von den Fans bemängelten Logikfehlern?

Holger Kappel: Sie sind uns peinlich. Lach nicht, das ist wirklich so. Aber natürlich passieren jedem Fehler. Es reicht schon, dass das Telefon klingelt, und man ist aus der Story raus. Dabei entgehen einem Kleinigkeiten. Und jetzt sag nicht, dass das woanders nicht vorkommt. Meine Freundin beschwert sich immer, wenn ich beim privaten Lesen vor mich hingrummel’, weil ich einen Fehler gefunden habe.
Doch nicht alles, was als Logikfehler beschrieben wird, ist wirklich einer. Wie sagte ein Kollege mal: Autoren und Lektoren sind für die Dämlichkeit der handelnden Charaktere nicht verantwortlich zu machen.

Geisterspiegel: Wem »gehört« die JS-Serie, dem Autor oder dem Verlag?

Holger Kappel: Den Lesern.

Geisterspiegel: Wie viel Einfluss hat der Verlag auf die Auswahl und das Erscheinen der Hörspiele?

Holger Kappel: Wir treffen die Entscheidung. Aber dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass es um mehr geht als nur die Frage: Wollen wir?

Geisterspiegel: Um welche Fragen geht es denn noch? Und warum geht es in diesem von WordArt angekündigten Sinclair Jahr so langsam voran?

Holger Kappel: Zunächst mal bin ich nicht WortArt, daher weiß ich das nicht. Aber da wären z. B.: Programmplätze, Sprecherverfügbarkeit (die sitzen schließlich nicht nur rum und warten auf uns), technische Details, von denen ich keine Ahnung habe.

Geisterspiegel: Gibt es mal wieder Co-Autoren oder ist deren Einsatz geplant, wenn JD kürzertreten möchte? Gibt es einen Plan B, wenn JD aufhört?

Holger Kappel: Es gibt nicht nur einen Plan B, es gibt auch C, D, E und F. Uns festlegen werden wir aber erst, wenn JD tatsächlich aufhören möchte, was nach meinem Kenntnisstand nicht so bald sein wird.

Geisterspiegel: Wie viele unveröffentlichte JS-Romane aus welcher Zeit und möglicherweise von wem liegen in der Feuerreserve? Gibt es die überhaupt noch?

Holger Kappel: JD ist so gut im Timing, dass er für eine Notfallreserve quasi selbst gesorgt hat. Wenn er sich also tatsächlich mal aus irgendeinem Grund nicht schreiben können sollte – zum Beispiel weil er sich einen Finger bricht –, haben wir genug Zeit, um zu reagieren, wenn das tatsächlich nötig werden sollte.

Geisterspiegel: Wird die Serie in Zukunft zyklischer werden, sprich: Entwickelt sich ein roter Faden?

Holger Kappel: Das wird so bleiben, wie bisher. Zwar hatten wir jetzt auch mal eine Phase mit mehr Einzelromanen, aber generell gilt, dass wir das bewährte Konzept nicht ändern werden.

Geisterspiegel: Wer wählt die Titelbilder aus? Wer trifft eine Vorauswahl?

Holger Kappel: Die Bilder werden allein von JD ausgewählt.

Geisterspiegel: Was gibt es an Merchandising zum 1500?

Holger Kappel: Ich könnte jetzt eine Liste aufführen, woran wir alles denken. Da aber sicherlich nicht alles umgesetzt wird und ich keine falschen Hoffnungen wecken möchte, lasse ich es besser ganz. Unsere Marketingabteilung ist dafür zuständig, was wir letztendlich umsetzen.

Geisterspiegel: Wie viele Teile umfasst der Mehrteiler ab 1500?

Holger Kappel: Das steht noch nicht fest. Immerhin sind es noch über dreißig Bände bis dahin.

Geisterspiegel: Ist möglicherweise ein Sinclair Spin off zu erwarten, wie es bei Jerry Cotton mit der Phil Decker Mini-Serie passierte?

Holger Kappel: Möglich ist alles, geplant ist zurzeit allerdings keines.

Geisterspiegel: Welcher Kurs ist Richtung 2000 geplant? Ist überhaupt was in der Richtung geplant?

Holger Kappel: Nein, wir haben die nächsten 10 Jahre noch nicht bis ins Detail durchgeplant. 😉

Geisterspiegel: Aber es gibt doch wohl einen groben Denkansatz. Welche Themen? Alte Gegner, neue Feinde?

Holger Kappel: Genau. Natürlich wird es neue Gegner geben, genauso wie alte erhalten bleiben. Aber da bei Jason Dark so viel beim Schreiben entsteht, kann sich noch einiges ändern. Vielleicht entwickelt sich die Serie ganz anders als zurzeit noch geplant. Daher will ich dazu nichts sagen, um weder Euphorie zu enttäuschen, noch überflüssige Proteste (überflüssig, weil es dann doch nicht umgesetzt wird) zu provozieren.

Geisterspiegel: Wie sieht überhaupt die Zukunft von JS im Speziellen bzw. die des Romanheftes bei Bastei aus?

Holger Kappel: Gut. Nein, im Ernst. Natürlich kann ich nicht in die Zukunft blicken, aber meine Prognose lautet: gut.

Geisterspiegel: Perry Rhodan lässt bekannte Autoren als Gäste ran (Eschbach). Wird es ein ähnliches Konzept auch bei JS geben?

Holger Kappel: Da es bei JS keine Co-Autoren gibt, ist das kaum so einfach umzusetzen. Sollte JD tatsächlich irgendwann kürzertreten und Co-Autoren beschäftigen wollen, liegt das natürlich im Bereich des Möglichen.

Geisterspiegel: Wie stehen die Chancen seitens des Verlages, die Tony Ballard-Serie wieder aufleben zu lassen?

Holger Kappel: Sehr gering. Die ersten Bände sind ja vor nicht allzu langer Zeit im JS Special erschienen, das macht es schwer, einen ordentlichen Start hinzulegen.

Geisterspiegel: Ist die Publikation einer JS Neuauflage als E-Book geplant, wie es VPM mit Perry Rhodan macht?

Holger Kappel: Es ist auf jeden Fall im Gespräch.

Geisterspiegel: Wird es noch ein Hardcover oder ein Paperback geben?

Holger Kappel: Die Rückkehr des Schwarzen Tods hat sich sehr gut verkauft. Aber Geld ist ja nicht alles. Es muss ein Programmplatz gefunden werden, man muss sich über die Konditionen einigen usw. Ich halte es aber nicht für abwegig.

Geisterspiegel: Bastei ist der letzte familiengeführte Publikumsverlag in Deutschland. Wird das so bleiben? Gibt und gab es Angebote der Medienkonzerne, die schon für eine Konzentration im Buchmarkt gesorgt haben? Wie sieht es in so einem Fall für das Romanheft aus?

Holger Kappel: Stell mir diese Fragen doch noch mal, sobald ich Mitglied der Geschäftsführung bin.

Geisterspiegel: Wenn man sich den großen Stellenabbau bei Bastei-Lübbe ansieht – wie geht es mit den Romanheften weiter?

Holger Kappel: Unsere Redaktion war nicht betroffen, daher denke ich auch nicht, dass das negative Auswirkungen auf das Programm haben wird. Im Gegenteil tun sich vor meinem geistigen Auge durch die damit verbundene Umstrukturierung des Verlags einige interessante Möglichkeiten auf.

Geisterspiegel: Welche?

Holger Kappel: Engere Zusammenarbeit mit den Buchkollegen zum Beispiel.

Geisterspiegel: Wer macht bei den Romanheften das Licht aus, Kelter oder Bastei? Oder gar VPM mit seinen beiden verbliebenen Objekten?

Holger Kappel: Wir natürlich! Seltsame Frage. *Kopfschüttel*

Geisterspiegel: Ich weiß nicht. Die Verlagsgruppe Lübbe ist weitaus breiter gefächert als Kelter. Ist es da nicht eher denkbar, dass Kelter der letzte Mohikaner sein wird?

Holger Kappel: Nein. Und dein Argument geht meiner Ansicht nach eher in die Gegenrichtung. Je mehr Standbeine ein Unternehmen hat, desto länger bleibt es stehen.

Geisterspiegel: Wird Bastei die Rechte an den Romanheften von Dan Shocker aka Jürgen Grasmück erwerben und diesen auflegen?

Holger Kappel: Das wäre mir neu. Aber so verklärt wir alle manchmal an Larry Brent zurückdenken, wäre das doch reine Nostalgie. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten einfach zu viel in der Welt getan. Das einfachste Beispiel für aufkommende Probleme sind Handys. Kein Mensch versteht heute noch, warum der Held in der entsprechenden Situation nicht danach greift. Ich habe vor einigen Jahren einen Nachdruck gelesen, in dem lang und breit erklärt wurde, wie ein Anrufbeantworter funktioniert. Ich fürchte, es gibt nicht genug Liebhaber, um eine solche Serie auf feste finanzielle Füße zu stellen.

Geisterspiegel: Wird der SF-Sektor weiter ausgebaut?

Holger Kappel: Das ist zurzeit nicht geplant. Das bedeutet aber nur: nicht in den nächsten fünf Monaten. Es liegen mindestens drei fertige Konzepte vor. Abwarten.

Geisterspiegel: (Wie) geht es mit den Hörspielen weiter?

Holger Kappel: Ja, es geht natürlich weiter. Dass nicht immer alles so läuft, wie es sich die Beteiligten wünschen, ist ja jedem klar. Anfang Juni 2006 erscheinen die nächsten beiden Folgen (35 + 36).

Geisterspiegel: Wird an der Erscheinungsweise sowohl der Hefte als auch der TBs etwas geändert?

Holger Kappel: Das ist nicht geplant. Wie kommst du darauf?

Geisterspiegel: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten!

Holger Kappel: Gerne!


Das Interview wurde geführt von Martin Palm.