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Im Gespräch mit Volker Krämer

Volker Krämer wurde 1955 in Gelsenkirchen geboren.
Nach der Schule Ausbildung zum Buch- und Offset-Drucker; später auch als Fotosetzer und im graphischen Bereich tätig. Anschließend folgten gut 12 Jahre als Selbstständiger in mindestens ebenso vielen Branchen.
1986 gründete er den Merkur-Verlag und gab dort die SF-Romanheftserie STAR GATE – Tor zu den Sternen heraus, die er dann ab 1998 als Lektor der Buchausgabe beim Blitz-Verlag betreute und überarbeitete.
Mit Band 735 – Tod in der Blauen Stadt – holte Werner Kurt Giesa ihn als Gastautor in das Zamorra-Autorenteam. Wie so oft im Leben kam aber alles anders als geplant. Aus dem einmaligen Auftritt wurde mehr.
Inzwischen hat er mehr als 20 Romanhefte für die Serie geschrieben, zusätzlich für die Hardcoverausgabe der Professor Zamorra-Reihe im Zaubermond-Verlag drei eigene Bücher plus zwei weitere im Team mit Werner Kurt Giesa.

Und sonst?

Kurzgeschichten (unter anderem in der Schattenreich-Reihe bei Bastei), aber auch immer wieder Geschichten und Liedertexte für Kinder – angefeuert und unterstützt von seiner Frau Bärbel, Erzieherin mit Leib und Seele.
Was kommt? Wer kann das schon so genau sagen?
Ideen und Pläne sind ausreichend in seinem Kopf vorhanden.
Man wird sehen … und lesen.

(Quelle: www.bastei.de)


Geisterspiegel: Die unvermeidliche Frage zuerst: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Volker Krämer: Schule. Die haben mich gezwungen. Ehrlich. Aber ernsthaft: Ich bin Linkshänder, und in den »ach so guten alten Zeiten« zwang man die Kinder ausschließlich mit rechts zu schreiben. Dementsprechend ist meine Handschrift. Hat etwas von der eines Triebtäters. Aber du meintest sicher etwas anderes.
Wie kommt man dazu? Ich war großer RHODAN-Fan, der mit seinen 11 oder 12 Jahren dem Wahn verfallen war, so etwas auch einmal zu machen. Okay, nicht gleich bei MOEWIG … so klar war ich schon noch im Kopf. Aber ich habe Kurzgeschichten geschrieben, »kleine Romane«, die natürlich kein Aas lesen wollte. Im Gegensatz zu den ungezählten Lesern in diesem Alter, die dann die Brocken schnell hinwerfen, ging mir das dennoch nie so ganz aus dem Kopf. Und mein Deutschlehrer hat mich dann auch noch angespornt. Also ist er schuldig. Rektor Lange – wenn es Sie noch gibt: Melden und Geständnis unterschreiben!

Geisterspiegel: Wen gab es zuerst: Volker Krämer, den Verleger, oder Volker Krämer, den Autor?

Volker Krämer: Na ja, dann wohl den Verleger.

Geisterspiegel: War Star Gate deine Idee? Hast du selbst daran mitgeschrieben?

Volker Krämer: Star Gate  – das habe ich schon so oft erzählt. Ich kann es selbst nicht mehr hören. Aber weil du es bist : 1985 habe ich mit einem Partner gemeinsam Träume in Realität verwandelt. Ich habe den MERKUR-Verlag gegründet – mit dem einzigen Ziel, eine SF-Romanheftserie auf den Markt zu schieben. Ahnung hatte ich keine, aber am Start war ich wieder einmal der große Optimist. Was da alles dranhängt … man glaubt das kaum. Dennoch habe ich mich durchgewurschtelt. Und im Januar 1986 habe ich dann das Autorenteam zusammengestellt: Giesa, Anton, Rehfeld, Hary.
Im Februar kam es zur 1. Autorenkonferenz. So, und da es X-Versionen vom Ablauf dieses Tages gibt – hier nun die meine: Das gesamte Serienkonzept wurde IM TEAM erstellt. Basta!
Die Autoren, mein damaliger Partner (der übrigens später »rechtzeitig« ausstieg und mir seine Anteile übertrug, inklusive dem ganzen Ärger natürlich) – und meine Wenigkeit.
Der Name Star Gate existierte vorher, war meine Idee. Das Layout existierte ebenfalls.
Jeder brachte so seine Ideen ein. Ich nicht minder, auch wenn ich da Gegenteiliges gehört habe. Egal.
Ich habe übrigens vor ein paar Monaten ein Notizheft von mir gefunden. Datiert mit Oktober 1985. Darin habe ich mir einen kleinen SF-Plot notiert … mit Toren, die auf der Erde materialisieren, durch die man zu fremden Welten hüpfen konnte … also irgendetwas in Richtung Transmitter schwirrte mir damals auch bereits durch den Kopf.
Wer die eigentliche Idee hatte – weiß heute niemand mehr. Spielt doch auch keine Rolle, denn alles andere war Teamarbeit, die sagenhaft gut funktionierte. Und … zwischen Werner Giesa und meiner Wenigkeit funktioniert die nun seit 20 Jahren. Siehe Zamorra – wir spielen uns in unseren Manuskripten oft »Bälle« zu, ohne je zuvor auch nur ein Wort darüber verloren zu haben.
Aber noch einmal zu Star Gate: Ich selbst habe keinen Roman geschrieben, ist ja bekannt. Beim 2. Versuch – den Heften nach Band 12 also – stammten jedoch die Exposés von mir, ebenso bei dem (unter leicht eigentümlichen Umständen im Verlag Wilbert erschienenen) Buch 7. Bei der Überarbeitung, die ich für den BLITZ-Verlag gemacht habe, war ich auch so frei, das eine oder andere von mir einzufügen, zu ergänzen oder ganz neu zu schreiben.
Aber das eigentliche Schreiben habe ich bei Star Gate  den Profis überlassen.
Im Gegensatz zu manch anderem habe ich mich damals nämlich absolut nicht als Autor gesehen.

Geisterspiegel: Wie viele Millionen hat Roland Emmerich für die Verwendung des Titels und der Idee gezahlt? (Okay, war nur Spaß!)

Volker Krämer: Sehr witzig, wirklich … sehr witzig!
Auch das hat so mancher bis heute noch nicht verstanden: Weder die Autoren – und schon gar nicht ich – haben auch nur einen blutigen Dollar gesehen. Die Jungs aus Hollywood sind clever und reich. Dagegen kommt niemand an. Also haben wir mit den Zähnen geknirscht … und den Mund gehalten. Keine Chance. Ein wenig knirsche ich immer noch…
Allerdings würde ich mich noch heute gerne einmal mit Herrn Emmerich unterhalten. In aller Freundschaft, ehrlich. Ich würde schon sehr gerne wissen, wie damals was abgelaufen ist.
Was meinst Du? Ich wäre sarkastisch? Aber niemals! Liegt mir überhaupt nicht. Lach doch nicht!
Ich bin neugierig, schrecklich neugierig sogar. Also möchte ich auch gerne die Dinge hinterblicken, die für mich und andere nicht so ganz positiv verlaufen sind.
Andererseits – warum sollte ein Emmerich sich auch nur eine Sekunde lang mit einem Krämer unterhalten wollen? Der kennt nicht einmal meinen Namen, das ist sicher.

Geisterspiegel: Bei welchen Serien hast du schon mitgeschrieben? Gibt es eine Serie, bei der du gerne mitschreiben würdest?

Volker Krämer: Ich habe für SCHATTENREICH eine Story geliefert. Ansonsten bin ich zurzeit voll mit ZAMORRA beschäftigt.
Ich will es nicht verschweigen: Für den Verlag eines alten Schulfreundes – Werner Wilbert – habe ich seinerzeit einen Band seiner … äh … SF-Serie John Coan geschrieben. Dafür habe ich auch von allen Seiten ordentlich Prügel bezogen – also lassen wir das Thema. Honorar habe ich dafür jedoch nicht erhalten –da war ich nicht der Einzige.
Ansonsten verzapfe ich gemeinsam mit meiner Frau Bärbel Texte für Kinder, darunter viele Liedtexte. Bärbel ist Erzieherin, hält absolut nichts von dem Genre, in dem ich unterwegs bin. Das muss ja aber nicht bedeuten, dass ich mich nicht für ihre Arbeit interessiere. Kinder sind einfach klasse.
Ob ich bei einer Serie gerne einsteigen würde?
Tja. Wenn ich das jetzt hier aufzählen würde, könnte ich eventuell mit dem Grinsen des einen oder anderen Redakteurs und Lektors rechnen. Also verkneife ich mir das. Aber es gibt da schon noch reizvolle Aufgaben … vielleicht muss ich einfach nur noch unverschämter und frecher werden.
Aber als alter RHODAN-Fan war es natürlich schon als Kind mein Traum einen Perry schreiben zu dürfen. Das kann man ja ruhig zugeben, nicht wahr?
Ich hatte vor drei Jahren (oder so) den Auftrag für einen COTTON, doch den habe ich zeitlich nicht geschafft, weil ich damals noch schwer in meinem Job eingespannt war. Dummer Fehler, nicht wahr? Ich weiß, aber damals war ich noch »Teilzeitautor« – und ich habe mich meinem Hauptberuf verpflichtet gefühlt. Das sieht heute ganz anders aus.

Geisterspiegel: (Lied)Texte für Kinder? Macht ihr das für Bärbels täglichen Beruf oder ist da auch schon was veröffentlicht worden? Falls nein, würde es dich reizen, mit deiner Frau zusammen einmal etwas für Kinder zu veröffentlichen? Den deutschen Harald Töpfer (oder wie immer man diesen Zauberlehrling ins Deutsche übersetzen müsste) oder so? Wo kommt die Musik zu den Liedtexten her? Ist die auch selbst geschrieben oder verwendet ihr öffentlich zugängliches Liedgut?

Volker Krämer: Das war bisher immer für Bärbels Arbeit. An mehr habe ich da noch nicht gedacht. Aber – und immer wieder das berühmte »Aber« – man weiß ja nicht.
Bei den Liedern nehmen wir üblich vorhandene Melodien. Ich bin ja kein Komponist, wahrhaftig nicht. Ich kann ja nicht einmal eine einzige Note von Fliegendreck unterscheiden. Bärbel schon, denn sie hat als Kind gut 10 Jahre Klavierunterricht verordnet bekommen – elterlicher Zwang, wie das früher oft so war.

Geisterspiegel: Was war denn damals dein Hauptberuf? Hast du damit aufgehört, um das Schreiben zum Hauptberuf zu machen, oder hast du das Schreiben zum Hauptberuf gemacht, weil du damit aufgehört hast? Und wie findest du diesen eleganten Satzbau?

Volker Krämer: Umwerfend – Goethe war gegen Dich ein Stümper … oder so.
Mein Lehrberuf ist/war Buchdrucker. Doch das habe ich dann zu Beginn der 80er Jahre drangegeben. »Buchdrucker … das ist doch ein sooooo toller Beruf. Wie konntest du nur?« Die Sprüche kenne ich schon. Aber ich will ehrlich sein: das hat mir nie Spaß gemacht. Nie – keine einzige Sekunde.
Aber du fragtest nach dem, was ich zuletzt gemacht habe. Tja … ich habe als eine Mischung aus Geschäftsführer, Packer, Support-Mann … Personalchef und Pausenclown in einer Firma gearbeitet, die ein Kumpel von mir betrieb. Er stellte Nachfülltinten für Computerdrucker her, verkaufte sie in alle Welt. Der Laden lief großartig. Das würde er auch heute noch, da bin ich sicher. Doch der Chef meinte, er würde jetzt gerne etwas anderes machen, zog das gesamte Geld aus der Firma (die halbherzig nebenher weiterlief) und setzte alles zielsicher gegen die Wand. Ich habe mir das eine Zeit angesehen – dann habe ich mich mit einem freundlichen Gruß verabschiedet. Seither ist das Schreiben mein Beruf. Bereut habe ich das nicht eine Sekunde.
Schade und unverzeihlich ist nur, dass durch solche Fehlentscheidungen jede Menge Menschen den Job verlieren müssen. Das ist leider kein Einzelfall.

Geisterspiegel: Welches Genre liegt dir mehr? SF oder Horror/Grusel/Mystery?

Volker Krämer: Ich komme von der SF, ganz klar. Aber durch den Professor Zamorra habe ich Mystery sehr lieben gelernt. Na, ein wenig SF ist in der Serie ja auch vorhanden.

Geisterspiegel: Gibt es ein Genre, für das du noch nichts geschrieben hast, es aber gerne einmal ausprobieren würdest? Gibt es ein Genre, für das du nur unter Zwang (also für sehr, sehr viel Geld) schreiben würdest?

Volker Krämer: Nicht einmal für sehr viele Euros würde ich Landser schreiben. Wirklich – das ginge nie und nimmer. Ich sehe mir auch keine Kriegsfilme oder Gewalt verherrlichende Streifen an. Nein, ich habe zuviel über Krieg erfahren, mich da schon als Jugendlicher intensiv mit der Geschichte befasst. Das hat für mich definitiv nichts mit Unterhaltung zu tun.
Ansonsten habe ich da keine Berührungsängste. Liebesroman – warum denn nicht? Western – habe ich früher auch oft gelesen, Krimis natürlich nicht minder. Mein Großvater hat Krimi-Romanhefte regelrecht inhaliert! So viele konnten meine Mutter und ich ihm überhaupt nicht besorgen, wie er vertilgt hat. Liegt also doch irgendwo in der Familie.

Geisterspiegel: Wie läuft die Arbeit bei Professor Zamorra ab? Wie stimmen sich die einzelnen Autoren mit ihren Handlungsfäden ab? Entwickelt jeder Autor seinen Handlungsfaden selbst oder ist er im Rahmen eines Gesamtexposes vorgegeben? Welche Freiheiten hast du mit den von dir entwickelten Figuren?

Volker Krämer: Ich kann da nur für mich sprechen.
Ich habe die Sarkana-Handlung übernommen, nachdem der EWIGEN-Zyklus beendet war. Werner hat mir immer absolut freie Hand gelassen. Natürlich habe ich bei ihm nachgefragt: »Sag mal … soll ich den ollen Knaben denn noch länger schonen? Oder zieh ich ihm jetzt schon die Beißerchen? Nun sag, Cheffe!«
Die Antwort fiel immer gleich aus: »Mach mal … du machst das gut.«
Na ja, also habe ich gemacht. Ich habe meine eigenen Charaktere in die Serie geschrieben – Artimus van Zant, Dalius Laertes, Khira Stolt, den guten (und manchem noch von früher her bekannten) Brik Simon – und noch so einige mehr. Gleiches bei Armakath, der weißen Stadt.
Freiheit? Werner hat mir noch nie vorgeschrieben, was ich zu tun und zu lassen habe. Ganz ehrlich: Kann man es besser haben? Aber Schluss mit dem Redakteurloben, sonst glaubt Werner, es ginge mir zu gut.
Ein einziges Mal hat er mir direkt nach der ersten Nennung einer Person etwas dazu geschrieben: »Den dicken van Zant lass mal in der Serie drin, okay? Der ist gut.« Ich habe ihm nicht widersprochen.

Geisterspiegel: Wie weit in die Zukunft ist PZ bereits geplant? Denkt man jetzt bereits über Band 1000 nach oder ist das noch zu weit weg?

Volker Krämer: Das sind ja noch gut 6 Jahre, grob überschlagen.
Ich denke da eher an die nächsten Rechnungen, die mir ins Haus stehen. Mal im Ernst:
Möglich, dass Werner so weit vorplant, doch zurzeit geht es dem Team eher um den kommenden Zyklus, den Anschluss an die Siegel-Bände. Ich bin sicher, keinem von uns mangelt es da an Ideen.

Geisterspiegel: Ich gehe davon aus, dass du bei Androhung drakonischer Strafen dazu vergattert wurdest, nichts über zukünftige Themen zu verraten. Oder? Darfst du vielleicht wenigstens kryptische Andeutungen machen?

Volker Krämer: Kryptisch? Gerne: @³$&%/===? Wahrscheinlicher ist jedoch: [/] }{“’#~~+* – zumindest hat Werner das so vorgeschlagen. Was meinst denn Du? Was käme besser?
Ernsthaft – ich sag hier nichts! Pardon …

Geisterspiegel: Wie viel Einfluss hast du auf die Gesamtentwicklung der Serie?

VK: Das müsste dir sicher Werner beantworten.
Es war mir immer wichtig, mich auch in die Haupthandlung einzuklinken. Das habe ich auch im laufenden Zyklus getan – kommt also schon recht bald. Ich denke, soviel darf ich da verraten.
Der eigene Handlungsstrang ist eine feine Sache, denn man genießt da große Freiheiten. Dalius Laertes, die weiße Stadt Armakath … da kommt sicherlich noch viel von mir (ich hoffe doch …), aber ich wollte nie die Bindung zum Roten Faden des jeweiligen Zyklus verlieren.
Und selbstverständlich bin ich unheimlich wichtig, absolut entscheidend … und so bescheiden dabei. Aber das weißt du ja sicher schon.

Geisterspiegel: Wie wirst du bezahlt? (Nicht gut genug, nehme ich an …) Bekommst du pro Roman ein bestimmtes Honorar oder bist du Angestellter des Verlags mit einem festen Lohn? Ist man als Autor von Heftromanen an den Verkäufen beteiligt? Ist es bei den Hardcovern genauso?

Volker Krämer: Ich bekomme ein festes Honorar. Bei den Romanheften ist man als Autor nicht an den Verkaufsgewinnen beteiligt. Auch bei den Hardcovern gibt es ein Festhonorar.
Angestellter mit festem Lohn? Du bringst mich zum Träumen, mein Freund!

Geisterspiegel: Wie läuft bei dir die Arbeit an einem PZ-Roman ab? Wie genau ist der Roman geplant, bevor du mit dem Schreiben beginnst? Wie oft und in welchen Abständen überarbeitest du ihn? Wie lange brauchst du durchschnittlich für einen Heftroman?

Volker Krämer: Du kannst Fragen stellen!
Es gibt ein Grundgerüst: Hier bin ich – dort will ich hin.
Und dann fange ich an. Was zwischen diesen beiden Fixpunkten geschieht, überrascht mich oft selbst. Das ist meine Art zu arbeiten.
Wie lange ich für einen Roman brauche? Äh … kommt auf meine mir angeborene Faulheit an. (und auf das Minus auf meinem Konto) Ich kann es nicht exakt sagen. Wenn es einmal eilt, kann ich sehr schnell arbeiten, damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich bin allerdings ein Gegner von jetzt hau ich mal eben einen Roman herunter-Manuskripten. Das merkt man den Romanen immer an. Davon lasse ich mich nicht abbringen. Wenn die Qualität darunter leiden muss, dann lasse ich es besser sofort bleiben. Werner und ich haben einen gemeinsamen Leitspruch: Wir schreiben unsere Romane so, wie wir sie selbst gerne lesen möchten.
Nach wie vor bin ich nämlich ein begeisterter Leser.

Geisterspiegel: Nimm uns doch mal in Volker Krämers Schreibwerkstatt mit. Hast du ein Schreibzimmer? Schreibst du am PC, am Laptop, an der Maschine? Hörst du während des Schreibens Radio, CDs oder gar nichts? Wie lange am Tag schreibst du? Hast du feste Schreibzeiten oder teilst du dir den Tag ein, wie es der Roman erfordert? Wie unwirsch reagierst du, wenn du beim Schreiben gestört wirst?

Volker Krämer: Ich habe ja bereits erwähnt, dass meine Frau Erzieherin ist. Und wer einmal die Wohnung einer Erzieherin gesehen hat, der weiß, wie viel Platz meine Frau mir lässt.
Du lachst! Ich nicht!
Ich schreibe im Wohnzimmer, in die äußerste Ecke des Zimmers gequetscht…
Dort steht ein winziger Computertisch (70 Zentimeter breit), auf dem sich Laptop und 17“ LCD-Monitor den Platz teilen müssen. Plus externem Brenner, plus externer Festplatte … und jede Menge Kleinzeug dazu. Mehr ist da nicht! Ich hoffe doch, du entwickelst jetzt Mitleid für mich?
Feste Schreibzeiten – ja, ich bringe um 7 Uhr meine Frau zur Arbeit. Dann ein wenig einkaufen oder anderen Kram erledigen … und schon geht es los! Es sei denn, meine Frau hat wichtige Dinge, die ich erledigen muss. Oder mein Dad – der immerhin schon 82 Jahre zählt – braucht den Sohnemann. Oder meine Schwiegereltern, mein Schwager … oder wer auch immer … schreit nach Hilfe vom alten Volker. Oder mein Redakteur will am Telefon lästern, loben, schimpfen oder dergleichen mehr.
Aber dann fange ich sofort an! Doch dann ist es oft bereits nach 12 Uhr mittags – High Noon – da muss man sich im TV ja kurz informieren. Und dann endlich schreiben … und ehe ich mich umsehe, muss ich schon wieder los um Bärbel abzuholen.
Ich reagiere absolut nicht unwirsch, wenn man mich stört. Nein, das ist nicht meine Art.
Musik. Ja, das ist natürlich ein Thema. Oft höre ich beim Arbeiten CDs – manchmal brauche ich auch Stille. Wie du ja weißt, bin ich ein Musik-Wahnsinniger. Trotzdem kann sie die Konzentration ab und an stören. Es sei denn, man macht sie selbst. Und auch da bin ich ja durchaus noch ab und an am Ball. Gitarre, in erster Linie aber Schlagzeug – ohne Mucke geht nichts!
Alles in allem liegst du aber mit deiner Vermutung richtig: Ich schreibe immer so, wie der Roman es gerade erfordert. An manchen Wochenenden schreibe ich mehr als in der gesamten Woche davor. Und es gibt auch die Marathon-Tage, an denen ich einfach nicht aufhöre, bis die vier entscheidenden Buchstaben an der Reihe sind: E, N, D, E!
Ich liebe sie … sie riechen nach Honorar…

Geisterspiegel: Wie gehst du mit Kritik um? Wie sehr trifft es dich, wenn du beispielsweise im Internet eine schlechte Rezension über einen deiner Romane lesen musst? Trifft dich berechtigte oder unberechtigte Kritik härter? Macht es für dich einen Unterschied, ob die Kritik aus »berufenem« Munde (bzw. Finger), also z.B. von einem Autorenkollegen, oder von einem »Nur«-Leser, also z.B. von mir, kommt? Liest du auf den einschlägigen Internet-Seiten auch Rezensionen über Zamorra-Romane, die nicht aus deiner Feder bzw. Tastatur stammen?

Volker Krämer: Natürlich tut unberechtigte Kritik besonders weh.
Die schlimmste Kritik ist für mich aber im Grunde die, die nie geschrieben wurde. Nur wenn man sich mit meinen Romanen auseinandersetzt, dann haben sie etwas bewirkt. Und sei es nur, dass man sich darüber aufregt.
Es klingt nach Klischee, aber es ist tatsächlich so: Wenn ich von den Lesern keine Reflektion bekomme, von wem denn dann? Autoren kritisieren äußerst selten die Romane der Kollegen. Ich würde so etwas ja auch niemals tun. Wenn man dann allerdings von Menschen gelobt wird, die einem auch noch viel bedeuten … ist schon geil.
Jetzt soll aber niemand glauben, ich würde nach Lob hier durch die Wohnung hüpfen. (sähe ja auch sicher recht dumm aus) Weißt du, ich habe Probleme mit dem eigenen Stolz. Lob annehmen, das habe ich erst spät gelernt. Wenn ich meiner Frau glauben soll, dann kann ich es noch immer nicht.
Ich freue mich wirklich über jede Reaktion – positiv und (wenn es denn unbedingt sein muss …) auch negativ! Die Kritiken zu den Zamorra-Romanen der Kollegen lese ich natürlich auch, logisch.

Geisterspiegel: Wie siehst du die Chancen für Nachwuchsautoren, selbst im Bereich der Heftromane Fuß zu fassen?

Volker Krämer: Pauschal kann man da ganz einfach keine Antwort geben. Vielleicht erwischt ein talentierter Nachwuchsautor auf Anhieb einen Lektor oder Redakteur an einem Tag, an dem der einfach für alles offen ist? Oder sein Skript wird an einem anderen Tag nur unwillig überflogen, bekommt den Platz »ganz weit unten« im Stapel der unerledigten Dinge?
Ich weiß es wirklich nicht.
Was ich jetzt schreibe, das klingt nach »bof«-Gelabere, aber auf diese Frage gibt es ganz einfach keine andere Antwort:
Versuchen, immer und immer wieder versuchen! Hartnäckig sein, aber möglichst nicht zu aufdringlich. Tut mir leid, aber nur so läuft das.

Geisterspiegel: Auf wie vielen Manuskripten bist du bisher sitzen geblieben, wenn man mal von denen aus der Schulzeit absieht?

Volker Krämer: Auf keinem.

Geisterspiegel: Wie siehst du deine Zukunft als Autor? Willst du bei PZ alt werden, wenn du darfst? Oder könntest du dir vorstellen, noch einmal eine völlig neue Serie zu konzipieren oder eine bestehende Serie zu übernehmen?

Volker Krämer: Beim Zamorra alt werden (ich fürchte, davon bin ich nicht weit entfernt) UND eine völlig neue Serie konzipieren! Das klingt unverschämt, ich weiß. Aber ich traue mir das zu. Ach quatsch – ich kann das! Fertig und aus.

Das war jetzt das, was ich mir erhoffe.
Aber Kinder die was wollen … ich muss sehen, was die nahe Zukunft noch für Chancen bietet.
Nebenbei gesagt:
Ich weiß sehr wohl, dass ich als fester Serienautor privilegiert bin. Wenn ich ein Skript abgeliefert habe, kann ich mit dem nächsten beginnen. Vielen Kollegen und Kolleginnen ergeht das nicht so gut. Ich vergesse das auch niemals.

Geisterspiegel: Na ja, jetzt mach dich mal nicht älter als du bist. Außerdem ist man als Autor ja nicht unbedingt an irgendwelche Altersbeschränkungen gebunden. Wie lange willst du diesen Beruf denn machen? Vielleicht spendiert dir deine Frau ja irgendwann sogar mal einen 80cm-Schreibtisch, an dem du dann einen Tausende von Seiten umfassenden SF-Epos verfassen kannst!

Volker Krämer: Nein, einen neuen Schreibtisch bekomme ich nie und nimmer bewilligt. Bärbel ist gnadenlos…

Wie lange ich den Beruf machen will? So lange man meine Manuskripte ankauft, solange die Leser mich nicht zum Teufel persönlich wünschen.

Geisterspiegel: Liest du selbst Heftromane? Falls ja, welche? Was würde ich in deinem Bücherregal noch alles finden (jetzt sag nicht »Staubflusen« oder etwas ähnlich Originelles)?

Volker Krämer: Welches Bücherregal meinst du denn nun? Meine Frau und ich sind Leseratten der ersten Güte. Also – in meiner Abteilung der Kleinbibliothek würdest du natürlich jede Menge SF finden, ganz klar.

Aber ich bin kein Haupt-Phantastik-Leser.
Eher im Gegenteil. Ich lese außerordentlich gerne zeitgenössische Literatur aus den USA. Irving, Auster; die Spanier wie Marias – südamerikanische Autoren, wie Marquez etwa. Eigentlich quer über den Globus gerutscht…
Und dann nach wie vor Rilke, Kafka … halt: Nein, ich bin kein angeberischer Spinner. Ich kann doch auch nichts dazu. Diese Autoren haben mich schon in meiner (ewig lang vergangenen) Jugend begeistert.
Fragst du mich nach meinen Favoriten in der Phantastik, dann steht an der absoluten Nummer Uno Tolkien, überhaupt keine Frage. Den Herrn der Ringe habe ich 1974 zum ersten Mal gelesen, und das war für mich schon die Offenbarung. Im SF-Bereich würde ich da übrigens Robert A. Heinlein nennen. Nicht unumstritten, ich weiß. Er pflegte so den einen oder anderen Aussetzer zu haben, doch die kann ich ignorieren, wenn ich mir den Rest seiner Bücher so ansehe.
Was ich an Romanheften lese?
RHODAN – sporadisch. COTTON – sporadisch.
MADDRAX und STERNENFAUST – wenn ich einen ergattern kann, denn ich wohne zwar in einer so genannten Großstadt, aber auch hier klappt das mit der gleichmäßigen Belieferung nicht immer.

Geisterspiegel: Welche Frage würdest du gerne mal beantworten, nur ist sie dir leider noch nie gestellt worden? Wie lautet die Antwort auf diese Frage?

Volker Krämer: Ich danke dir herzlich für diese Frage. Soll ich wirklich? Dann los:

Warum ist Bush noch Präsident der USA? Sieht denn niemand, was das für Folgen hat?
Warum legen die Weltreligionen ihre Schriften immer so aus, wie es ihnen gerade passt? Warum ignorieren deren geistige Anführer die Worte, die in Bibel, Talmud und Koran stehen, übergehen sie, interpretieren sie nach ihrem machtgierigen Willen?
Warum lassen die Gläubigen in aller Welt sich das bieten?
Woher stammt nur dieser irrsinnige Fanatismus?
Warum, verdammt noch mal, existiert in der BRD eine Armutskommission? Was ist das für ein Wort? Was ist nur geschehen, dass es so eine Institution geben muss?
Warum hungern Kinder in unserem Land? In unserem Land!
Bitte, das dürfen wir alle doch nicht länger dulden.
Was ist hier los? Ich bin in einer Bergarbeiterstadt aufgewachsen – Mitte der 50er-Jahre. Hier wurde hart gearbeitet, doch es gab niemanden, der wirklich reich war. Aber kein Kind musste HUNGERN! Mir wird übel.
Hat jemand schon einmal in die Augen eines wirklich hungrigen Kindes gesehen? Glaubt mir, da kommen einem die heißen Wuttränen. Kein Politiker soll es wagen an meine Tür zu klopfen, wenn dieses Thema nicht die absolute Priorität für ihn besitzt. Ein hochgeschätztes Industrieland, das seine Kinder nicht ausreichend ernähren kann … da muss doch etwas geschehen.
Du siehst – Antworten auf diese Fragen kann ich leider auch nicht geben. Aber sie brennen mir unter den Nägeln. Ich bin froh, sie zumindest einmal anreißen, sie aussprechen zu dürfen.
Doch wir alle müssen uns diese Fragen stellen – immer und immer wieder. Reden ist immer ein Anfang.
Aber ich sprenge hier sicher die Grenzen dieses Interviews. Entschuldige, aber ich könnte ausrasten, wenn ich so manche Entwicklung sehe.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Antworten ein wenig dienen?
War mir jedenfalls ein Vergnügen!

Beste Grüße – Volker Krämer