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Monica Kristensen – Suche

Aus dem Kindergarten in Longyaerbyen, der Hauptstadt von Spitzbergen, verschwindet im Februar die fünfjährige Ella Olsen. Sie ist die Tochter einer der Kindergärtnerinnen namens Tone Olsen und des Ingenieurs Steinar Olsen, der bei der Kohlebergwerksgesellschaft Store Norske arbeitet.

Da der Vater Alkoholiker ist, kam es oft zu Streit mit seiner Frau, die ihm am Abend zuvor eröffnet hat, sie werde sich scheiden lassen und ihm das Kind entziehen. Der Vater ist ebenfalls nicht auffindbar, sodass die Polizei zunächst annimmt, die Kleine sei von ihm im Kindergarten abgeholt worden, und er verberge sich mit ihr, um die Mutter zu ärgern. Aber die Spuren am Kindergarten und die Aussagen der anderen Kinder deuten bald darauf hin, dass es auch einen anderen Entführer von Ella geben könnte, nämlich einen Mann, der die Kinder öfter beobachtet und ihnen Süßigkeiten gegeben hat.

Eine hektische Suche nach dem Mädchen beginnt, bei welcher fast die ganze Stadt mithilft. Am Ende werden sogar Ermittler vom Festland hinzugezogen, doch Ella, deren Spur in die stillgelegten Schächte der Kohlegruben auf Spitzbergen führt, bleibt verschwunden. Mit jedem neuen Tag der Suche wird die Hoffnung der Suchenden geringer, sie lebend zu finden. …

Man merkt dem Roman an, dass die Autorin, Monica Kristensen, sich lange Zeit selbst auf Spitzbergen aufgehalten hat. Ihre Beschreibungen der Landschaft, des Kohlebergbaus, der Menschen, die dort leben und arbeiten, und nicht zuletzt der klimatischen Verhältnisse, bzw. der Polarnacht, in der die Geschichte stattfindet, könnten detaillierter und authentischer nicht sein.

Während andere Rezensenten bemängeln, Kristensen schaffe durch eine Vielzahl handelnder Personen, häufige Rückblenden und viele Fachausdrücke aus dem Kohlebergbau eine gewisse Verwirrung, so hat es mir gerade gut gefallen, dass der Leser durch all diese Dinge einen Einblick in die Welt bekommt, die ihm zuvor gänzlich unbekannt war. Die Autorin schildert hier ein Leben, das unterschiedlicher zum Leben eines durchschnittlichen Mittel- oder Südeuropäers nicht sein könnte, in einer Umgebung, die den Fremdling durchaus faszinieren kann.

Zudem sind andere Leser der Meinung, der Roman biete keine Spannung. Dem muss ich ebenfalls widersprechen. Zwar gibt es viele Rückblenden auf Geschehnisse um die Wilderer- und Schmugglertätigkeit des Vaters der Entführten und einige Beschreibungen darüber, dass einer der Polizisten seine Frau betrügt und diese Rache nehmen will. Dennoch versteht es Monica Kristensen durchaus, Spannung aufzubauen und zu steigern. Langeweile habe ich beim Lesen des Romans nicht empfunden, und die Lösung am Ende war in dieser Weise lange Zeit nicht abzusehen.

Einziges kleines Manko der Geschichte bleibt für mich, dass sehr viele verschiedene Ermittler auftreten und keiner von ihnen für die Geschichte so wichtig wird, wie man es von charismatischen Ermittlern in Kriminalromanen anderer Autoren gewöhnt ist.

Also möchte ich dem Leser die vorliegende Geschichte grundsätzlich als spannende und zum Teil auch lehrreiche Lektüre empfehlen, allerdings als Lektüre für den Winter, nicht für den Sommer.


 Die Autorin

Monica Kristensen ist eine bekannte Polarforscherin aus Norwegen. Sie leitete eine Reihe von Expeditionen in Arktis und Antarktis. Als Direktorin der Kings Bay GmbH, einer Kohlebergwerksgesellschaft auf Spitzbergen arbeitete sie von 1998 bis 2003. Sie promovierte zudem an der Universität Cambridge und erhielt für ihre Forschungsarbeit eine Reihe bedeutender wissenschaftlicher Auszeichnungen. »Suche« ist ihr erster ins Deutsche übersetzter Roman.

Quellen:

  • Suche, Roman von Monica Kristensen, btb-Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München, 2012.
  • Homepage der Verlagsgruppe Random House, Seite über den btb-Verlag.

Bilder:

  • Cover des Romans, mit freundlicher Genehmigung von Britta Puce, Random House GmbH, btb-Verlag.
  • Foto der Autorin, Copyright Tor Lindseth, mit freundlicher Genehmigung von Britta Puce, Random House GmbH, btb-Verlag.

Copyright © 2012 by Wolfgang Wiekert