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Der Mythos Tempelritter – Teil 3.19

Mythos-Tempelritter

Einst waren sie im Hochmittelalter die mächtigste Organisation auf Gottes Erden. Sie waren führend im Bankwesen, sie besaßen die größte Flotte des Abendlandes. Zeugen ihrer schier übermächtigen Größe und ihres Reichtums findet man noch heute: Der Newport Tower in Newport, Rhode Island, der als Leuchtturm der Templer gilt; Santa Mariá de Eunate in Spanien, welche die Templer nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten; Temple Church in London, die den Templern als englisches Hauptquartier diente; die Klagemauer sowie der Tempelberg in Jerusalem, wobei aufgrund der derzeitigen religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina es dort unmöglich erscheint, umfangreiche Ausgrabungen durchführen zu können. Die Liste der noch existierenden zeitgenössischen Sachzeugen und Bauwerke ist groß und würde den hiesigen Rahmen sprengen.
Wer waren die Templer? Wie waren sie organisiert? Wer waren ihre Führer? Gingen die geheimnisvollen Templer am Freitag, den 13. Oktober 1307 tatsächlich unter? Oder gibt es heute noch Nachfahren der Templer? Fragen über Fragen.
In einer losen Folge möchte ich versuchen, den Mythos der Tempelritter ein wenig zu beleuchten.


Die Großmeister des Tempelordens


Armant de Périgord (1230–1244)

Armant de Périgord stammte aus Poitou, war zuvor Meister von Sizilien und Kalabrien und wurde vom Konvent zum Großmeister gewählt. Einerseits wurde er gewählt, weil Kaiser Friedrich II. nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land die Templergüter in Sizilien und Apulien eingezogen hatte, sodass ein Provinzialmeister vorerst überflüssig wurde. Andererseits wollte man dem Kaiser gegenüber in dem Streit mit dem Papst einen Mann an der Spitze haben, der die Verhältnisse vor Ort genau kannte und wegen der Einziehung seiner Provinz ein persönlicher Feind des Kaisers sein musste.

Während der Orden in Italien und auf Sizilien verlor, breitete er sich um diese Zeit im östlichen Europa bedeutend aus. In Portugal, wo nach dem Tod des Pedro Alvarez Alvito im Jahr 1228 Martin Sanchez zum Meister ernannt wurde, der jedoch bereits 1229 starb, bevor er sein Amt antreten konnte, und in Spanien, verharrten die Tempelritter im unablässigen Kampf gegen die Mauren. In Frankreich und England besaß er die meisten seiner Mitglieder und Güter. In England hatte Hubert Walter, Erzbischof von Canterbury, eine große Summe Geld bei den Tempelherren hinterlegt. Als Heinrich III. ihn 1232 gefangen setzte, lieferten sie das Geld dem König aus. Um diese Zeit kam der Orden in die Mark Brandenburg, wo ihn Lorenz, Bischof von Lebus, begünstigte und ihm um Küstrin schöne Besitzungen überließ. Gregor IX. bestätigte den entsprechenden Zehnten im Jahr 1238 im Land Küstrin. Um 1232 scheint er auch nach Böhmen gekommen zu sein, denn im folgenden Jahr erbauten viele Adelige auf ihren Burgen besondere Häuser, in denen sie Templer aufnahmen. Im Jahr 1243 finden sich die Templer in Mähren, denn Herzog Friedrich der Streitbare von Österreich bestätigte dem Kloster Zwettel eine Urkunde, in der ein Bruder Friedrich als Hauskomtur von Mähren genannt wird. Herzog Heinrich I. von Schlesien war ihm hingegen nicht gewogen, wahrscheinlich weil die Brüder es mit Wladislaus Odonicz von Großpolen hielten, dessen Erbe Heinrich gern an sich bringen wollte.

Obwohl in Palästina Waffenstillstand herrschte, suchten beide Ritterorden vom Fürstentum Antiochien aus den Sarazenen zu schaden, da sie in dem vom Kaiser eingegangenen Frieden nicht mit inbegriffen waren. So begannen die Hospitaliter im Jahr 1230 eine Fehde gegen Thakieddin, den Fürsten von Hama, da dieser ihnen den jährlichen Tribut von 1.000 Goldstücken nicht mehr zahlen wollte. Der Meister der Templer, Armant de Périgord, nahm auf Zureden des Meisters der Hospitaliter, Garin de Montaigu, an dieser Fehde teil. Ebenso nahmen andere syrische und zyprische Ritter daran teil, sodass 500 Ritter und 2 700 Fußknechte auszogen. Sie verwüsteten das Land Hama sehr und Thakieddin musste den Tribut wieder zahlen. Daraufhin löste sich diese Ritterschaft, außer den Templern, auf. Die Templer befehdeten den König Héthoum de Korikos von Armenien, wo alte Händel immer wieder auftauchten. So fügten sich der König und die Templer bei jeder Gelegenheit Schaden zu.  Héthoum hatte gerade einige Templer gefangen nehmen, einige aufhängen und andere schinden lassen. Daher schlossen sich die Templer mit dem Fürsten Boemund von Antiochia gegen Héthoum zusammen. Dieser wartete den Angriff jedoch nicht ab, sondern sandte dem Meister der Templer eine beträchtliche Geldsumme, woraufhin ihm die Templer Frieden gewährten.

Am 1. September versöhnten sich Kaiser und Papst in Anagni, sodass der Widerspruch des Patriarchen Gerold und der beiden Ritterorden gegen die kaiserlichen Ritterorden in Syrien von nun an aufhören musste und Jerusalem den Pilgern offenstand. Der Kaiser ernannte seinen Marschall Richard zu seinem Statthalter in Palästina. Die Sarazenen begannen bei Jerusalem mit den Feindseligkeiten. Als Gregor IX. durch Briefe des Patriarchen und der beiden Großmeister davon erfuhr, wandte er sich an den Kaiser mit der Bitte um Schutz des Heiligen Landes und bemühte sich, diesem Streiter und Geld zu verschaffen.

Die Tempelritter hatten trotz des Verbots des Marschalls Richard Feindseligkeiten gegen die Sarazenen verübt, als diese die Waffenruhe störten. Auch Gregor IX. erneuerte jenes Verbot. Der Waffenstillstand sollte eingehalten werden, bis die Streitkräfte der Christen stark genug waren. Die Tempelritter fügten sich nur schwer in Richards Anordnungen und grollten dem Kaiser immer mehr, denn dieser hatte ihnen trotz der Aussöhnung mit dem Papst die entrissenen Güter noch nicht zurückerstattet. Gregor IX. setzte sich zwar für sie ein: Er sandte 1231 den Bischof von Modena an Friedrich II. und ließ ihn ermahnen, alle eingezogenen Güter zurückzugeben oder sie wenigstens bis zur Klärung der Angelegenheit dem Meister des Deutschen Ordens zu übergeben. Der Kaiser führte dagegen heftige Beschwerde über die Tempelherren beim Papst und hob unter anderem hervor, dass die gesamte Verteidigung des Heiligen Landes auf ihm allein ruhte, dass keine Kreuzzüge stattfänden und die Templer die Befehle seines Statthalters in Syrien verachteten. Zudem begännen sie leichtsinnigerweise die Feindseligkeiten. Deshalb hielt er ihnen ihre in Apulien belegenen Güter vor, und dies umso mehr, da sie diese größtenteils während seiner Minderjährigkeit unrechtmäßig erworben hatten und alle auf Lehngütern ruhenden Dienste und Pflichten eigenmächtig verweigerten.

Die Tempelherren bekamen zu Lebzeiten Friedrichs wenig zurück, da er ihnen zu sehr zürnte. In seinem Testament befahl er, alle Güter des Tempels, die sich in kaiserlicher Verwaltung befanden, zurückzugeben – jedoch nur diejenigen, die den Rittern rechtmäßig zustanden. Dies müsse zuvor untersucht werden.

In Syrien handhabte der Marschall Richard die kaiserlichen Rechte mit großem Nachdruck, ja mit Strenge, an die weder die Ritterorden noch die syrischen Barone gewöhnt waren. Bisher hatten sie das Regiment mit den Königen von Jerusalem geteilt. Daher fühlten die Barone nun das Bedürfnis, sich wie die Ritterorden zu fest gegliederten Körperschaften zu verbinden und so eine dem Geist des Mittelalters und den zeitgenössischen Bedürfnissen entsprechende Gemeinschaft zu gründen. Sie errichteten die mit königlichen Privilegien ausgestatteten Brüderschaften des heiligen Hadrian, Andreas und Jakobus, in denen Ritter und Bürger gegenseitig zum Schutz und Trutz verbunden waren. Der zyprische Statthalter Johann von Jbelim, Vormund des Königs Heinrich von Zypern, unterstützte diese Maßnahme gern. Er kam mit dem König und einem Heer nach Syrien, um den kaiserlichen Statthalter zu bekriegen, und lagerte mit 43 pullanischen Rittern bei Berytus. Dort trafen der Patriarch Gerold aus Akkon und die Großmeister Garin de Montaigu und Armant de Perigord mit weiteren Prälaten und Baronen ein, um Frieden zu vermitteln. Sie kehrten jedoch unverrichteter Dinge nach Akkon zurück. Später kam auch Johann von Jbelim dorthin. Vor aller Augen trat er in der Hauptkirche der Verbrüderung des heiligen Hadrians bei und hetzte das Volk gegen den Marschall Richard auf. Daraufhin bemächtigte man sich einiger kaiserlicher Frachtschiffe im Hafen. Johann und seine Anhänger übten weitere Feindseligkeiten gegen die Kaiserlichen aus.

In all diesen Auseinandersetzungen hatten sich der Patriarch und die beiden Ritterorden zwar nicht offen auf die Seite des Kaisers gestellt, ihnen aber insgeheim Vorschub geleistet. Dafür strafte der Papst den Patriarchen, indem er an seiner Stelle den Patriarchen von Antiochien zum apostolischen Legaten ernannte. Er ermahnte alle Parteien zum Frieden – jedoch ohne Erfolg. Die Tempelherren sahen diese Zerwürfnisse in Syrien gern, denn der energische und stolze Marschall Richard war ihnen sehr lästig. Sie hüteten sich jedoch, offen gegen den mächtigen Kaiser aufzutreten, da sie im Abendland so vieles zu verlieren hatten und dort noch weit mehr zu erstreben hatten. So hatten sie sich das Recht verschafft, Pilger von Marseille aus nach Palästina auf Schiffen des Ordens zu überführen, was ihnen jährlich große Summen einbrachte. Im selben Jahr beschwerten sich die sonst so befreundeten Zisterzienser beim Papst über den Orden, da sie sich durch dessen Anmaßung beeinträchtigt fühlten.

Im Jahr 1233 wollte die Bürgerschaft von Marseille dieses Recht den Rittern nicht länger zugestehen und sich diesen Vorteil selbst zueignen. Es gelang den umsichtigen Ordensleuten jedoch, einen Vergleich abzuschließen, der es beiden Ritterorden gestattete, jährlich 1200 Pilger auf zwei Schiffen zu transportieren. Da beide Orden in dem Kaiser einen gemeinschaftlichen Gegner wussten, lebten sie nun in Eintracht, weshalb sich ab dem Jahr 1234, dem Todesjahr des Meisters Garin de Montaigu, eine Übereinkunft findet, nach welcher alle Streitigkeiten zwischen ihnen durch unparteiische Schiedsrichter beigelegt werden sollten.

Der neue Legat in Syrien, Erzbischof Dietrich von Ravenna, bemühte sich sehr, die Eintracht im Heiligen Land wiederherzustellen. Als die Brüderschaft des heiligen Hadrian sich weigerte, sich aufzulösen, belegte er Akkon im Jahr 1235 mit dem Interdikt und tat Bürger und Ritter in den Bann. Im folgenden Jahr wurden diese Misshelligkeiten beigelegt.

Alle Bemühungen des Papstes, für das Heilige Land zu wirken, scheiterten am Argwohn, die Almosen dafür würden für etwas ganz anderes verwendet. Im Jahr 1236 sandte der Papst den Tempelritter Thomas mit dem Auftrag nach England, alle diejenigen, die nach Palästina pilgern wollten, gegen Geld von dem Gelübde des Kreuzzuges zu entbinden. Dieses Geld sollte zur Unterstützung des Heiligen Landes verwendet werden, tatsächlich aber diente es der Bekämpfung des Kaisers. Thomas und seine Genossen betrieben diese Angelegenheit mit einer derartigen schamlosen Habgier, dass man bald einsah, dass dieses Geld für Rom gesammelt wurde. Der Unwille des Volkes vereitelte diese Spekulation. Später versuchte der Templer Gottfried, der dem König nahestand, dasselbe, indem er die Juden verfolgte und von ihnen unter dem Vorwand der Unterstützung des Heiligen Landes hohe Geldsummen erpresste. Er ließ sie so lange ins Gefängnis werfen, bis sie durch hohe Summen ihre Freiheit wieder erkauften. An die Verwendung seiner reichen Güter für den angegebenen, also wahren Ordenzweck dachte der Orden nicht im Geringsten und sandte der abendländischen Christenheit weder Schätze noch Streiter. Vielmehr blieben beide Orden uneingedenk ihres Gelübdes ruhig. Gottfried wurde schließlich in seiner Habgier entlarvt und musste deshalb und weil er durch seinen übermütigen Stolz nur Zwietracht säte, den Hof meiden.

Im Jahr 1237 starb der Sultan von Haleb und damit endete der Waffenstillstand, den die Tempelherren und Hospitaliter im Jahr 1230 mit ihm geschlossen hatten. Sofort begannen die Feindseligkeiten. Im Juni rückten die Sarazenen vor die den Templern gehörige Burg Bagras unweit des antiochenischen Sees. Daraufhin plünderte eine Schar Templer unter der Führung des Komturs von Antiochien, Wilhelm von Montferrat, die Gegend bei der Burg Darbesak, obwohl die Sarazenen sich bereits auf dem Rückweg nach Haleb befanden. Einige gefangene oder abgefallene Christen, die sich in Darbesak aufhielten, benachrichtigten den Komtur, dass ein starker Haufen der Miliz von Haleb im Anzug sei, und rieten ihm, auf der Hut zu sein. Doch dieser verachtete die Warnung, schalt die Boten Verräter, verhöhnte diejenigen seiner Brüder, die zur Vorsicht rieten, und erlaubte allen, die vor Darbesak nicht ausharren wollten, sich zurückzuziehen. Mehrere taten dies. Plötzlich wurden die Tempelritter sowohl von der Besatzung als auch von der Miliz von Haleb angegriffen. Es entstand ein furchtbarer Kampf, an dem auch der aus Antiochien herbeigerufene Großmeister Armant teilnahm. Die Tempelritter kämpften wie gereizte Löwen. 3000 Sarazenen fielen unter ihren Schwertern. Allein der Übermacht konnte nicht widerstanden werden. Nur wenige Templer kamen mit dem Leben davon. Der Komtur Wilhelm blieb auf dem Schlachtfeld, nachdem er 16 Sarazenen erschlagen und viele verwundet hatte. Der tapfere englische Tempelherr Reginald de Argenton, der das Banner trug, ließ nicht davon, bis er mit Keulen zerschmettert worden war. Meister Armant entrann mit nur neun Rittern. Mehr als hundert Ritter, dreißig Armbrustschützen und eine große Anzahl templerischer Söldner zu Fuß blieben in diesem Kampf zurück, viele Ritter und Knechte gerieten in Gefangenschaft.

Dies war eine schwere Niederlage für den Orden, wie er sie seit Langem nicht erlebt hatte, und im jetzigen verlassenen Zustand Syriens erschien sie noch empfindlicher. Durch diesen traurigen Unfall erweckten sie mannigfaltige Teilnahme im Abendland. Doch der Kaiser, den sie um seine Verwendung für ihre gefangenen Brüder und deren Befreiung ersuchten, blieb ungerührt bei ihren Bitten. Dagegen tröstete Gregor sie in einem besonderen Schreiben und versprach, sich für die gefangenen Brüder zu verwenden. Im Abendland erregte die Trauerbotschaft in beiden Orden großen Zorn. Große Scharen von Hospitalitern und Templern eilten herbei, um die erlittene Niederlage an den Heiden zu rächen.

Der Eifer des Abendlandes für das Heilige Land blieb jedoch aus. Trotz des eifrigen Bemühens des Papstes, einen Kreuzzug zustande zu bringen, gelang es nicht. Mit den Geldern wurde ein schnöder Missbrauch getrieben; reiche Kreuzfahrer konnten sogar ihre Verpflichtungen abkaufen. In Syrien sah es traurig aus. Im Jahr 1238 lag der Patriarch von Antiochien im Streit mit dem Katholikos von Armenien. Die Stiftsherren des Heiligen Grabes trieben Betrug, indem sie Orte als heilig ausgaben, um dafür Geld zu erhalten. Die beiden Ritterorden machten aus ihren Häusern Asyl für Mörder und andere schwere Verbrecher, was der Papst streng rügte.

Im Jahr 1239 kam König Thibaut von Navarra mit vielen französischen Pilgern in Akkon an. Da die sarazenischen Fürsten nach dem Tod der Sultane Aschraf von Damaskus (1237) und Kamel von Ägypten (1238) in Krieg geraten waren, hätte Thibaut viel bewirken können. Allein es fehlte den Christen wie immer an Einheit; jeder Baron tat, was ihm gut dünkte. Mehrere französische Barone beschlossen unter dem Herzog von Burgund, einen Zug nach Ägypten zu unternehmen. Es folgten die beiden Ritterorden und die angesehensten syrischen Barone. Das gesamte Heer war bis Jaffa gekommen, als die Tempelritter die Nachricht erhielten, dass sich bei Gaza ein türkischer Haufen von über 1.000 Mann befände. Sogleich machten sich die Christen auf, um diesen Haufen zu vertreiben. Sie gingen abends über den Bach Rhinokorura, der Ägypten von Syrien trennt. Da es eine schöne, mondhelle Nacht war, achtete man nicht auf den Rat des Grafen von Joppe, behutsam vorzugehen. Am 13. November gelangten sie in ein von Sandhügeln umschlossenes Tal. Dort rasteten sie sorglos, sandten ihre Pferde auf die Weide und überließen sich dem Spiel, Essen und Trinken. Unterdessen hatte der Emir in Gaza von ihrem Zug erfahren und rückte ihnen, nachdem er Verstärkung erhalten hatte, mit Übermacht entgegen. Daraufhin zogen sich der Herzog von Burgund und der Graf von Joppe zurück. Nichtsdestotrotz wurden die Sarazenen nach einem tapferen Kampf geschlagen. Daraufhin kehrten die Pilger in ihr Lager zurück, während die Templer und Hospitaliter ihren Rückweg nach Askalon antraten. Da griffen die Sarazenen die Pilger erneut an. Zwar sandte man den abziehenden geistlichen Rittern sogleich nach und ersuchte sie um Unterstützung, doch diese zogen ihres Weges, sodass die französischen Pilger unter den Grafen von Bar und Montfort eine vollständige Niederlage erlitten.

In Frankreich war man über das Verhalten der Tempel- und Hospitalherren sehr verärgert, sodass der König alle im Tempel zu Paris niedergelegten Gelder wieder an sich nahm und sich fortan jeder Unterstützung des Ordens durch Geld enthielt. Gern hätte der König von Navarra diese Niederlage gerächt, doch die geistlichen Ritter rieten davon ab, da sie aufgrund ihrer Kenntnis des Landes wussten, wie beschwerlich und vergeblich eine Verfolgung wäre. So kehrten die Pilger mutlos nach Akkon zurück. Die Sarazenen wurden durch diesen Sieg ermutigt. Unter dem Fürsten David, dem Sohn des Sultans Moaddhem, drangen sie von Damaskus nach Jerusalem vor, nahmen die Stadt ein und zerstörten alle ihre Befestigungen. Nur innere Kriege verhinderten, dass die Ungläubigen größere Vorteile errangen.

Unterdessen hatte Gregor IX. Kaiser Friedrich am 20. und 24. März 1239 abermals exkommuniziert, da dieser die Rechte der Kirche nicht in dem von dem Papst gewünschten Ausmaß anerkannte. Unter den neun Gründen, die Gregor angab, warum er den Kaiser gebannt hatte, war auch, dass Friedrich den beiden Ritterorden trotz gegebener Versprechen die eingezogenen, sowohl beweglichen als auch unbeweglichen Güter immer noch vorenthalte. Der Kaiser war den Orden gegenüber sehr verärgert. Zudem machte er die naheliegende Bemerkung, dass die Tempelherren ihre reichen Einkünfte keineswegs zur Unterstützung des Heiligen Landes verwendeten, sondern eine hierarchische Soldateska zur Einschränkung und Hemmnis der Fürstengewalt seien. Dies war auch in der von Friedrichs Kanzler Peter von Vinea gegen die Bannbulle verfassten Gegenschrift angedeutet. In der Entgegnung zu den Templern heißt es: „Den Tempelherren hat man, wie die Gesetze es erfordern, nur das genommen, was sie von unrechtmäßigen Gewalthabern oder während der Minderjährigkeit des Kaisers durch Gunst seiner Feinde an sich gerissen haben. Bürgerliche Grundstücke entzog man ihnen, weil ein altes Reichsgesetz dergleichen Erwerbungen unter Lebenden verbietet und vorschreibt, dass testamentarisch Überkommenes binnen Jahresfrist an einen Steuerpflichtigen übergeben werden muss. Denn ohne solche Beschränkung würde der Orden bald alles Land erwerben und auf Grund seiner ungerechten Freibriefe steuerfrei besitzen.“

Kurzum, der Kaiser gab dem Papst nicht nach, sondern stritt bis zu seinem Tod gegen die Anmaßungen der römischen Kirche. Er behielt auch die sizilianischen und apulischen Güter der Tempelherren, da diese auf Seiten des Papstes standen und dem Kaiser entgegentreten wollten. Im Februar 1240 erließ Friedrich deshalb eine Warnung an den Meister in der Lombardei: Er solle sich nicht den Feinden des Kaisers anschließen und boshaft unter dem Deckmantel kaiserlicher Boten die von den Päpstlichen erhaltenen Geldsummen weitertransportieren.

Während sich in Syrien, wie berichtet, die muslimischen Fürsten untereinander bekämpften, blieben die Christen, selbst der König von Navarra, und die übrigen Pilger untätig. Der Fürst von Hama, hart bedrängt von den muslimischen Fürsten, bot an, Christ zu werden und den Kreuzfahrern seine Burgen zu übergeben, wenn sie ihm gegen seine Feinde beistünden. Dies berichtete der Meister Armant in seinem Schreiben an Walther von Avesnes, als sei die Bekehrung dieses Fürsten bereits geschehen. Das Pilgerheer zog zwar von Akkon nach Hama, allein der Fürst hatte sie getäuscht, woraufhin sie tatenlos nach Akkon zurückflohen. Im Abendland hatte sich nämlich das Gerücht verbreitet, Damaskus sei von den Christen eingenommen worden. Als das Kreuzheer ein weiteres Mal an der Quelle Sephoria die Rosse weidete, kam eine Gesandtschaft vom Sultan Ismail von Damaskus mit dem Begehren, ein Bündnis schließen zu wollen. Die Christen sollten sich bei Askalon oder Joppe lagern, um dem Sultan Ejub von Ägypten den Weg zu versperren. Dafür wollte er ihnen die Burg Safed, Belfort nebst der Landschaft Tiberias übergeben. Dieses Bündnis gingen die Kreuzfahrer ein. Belfort bekamen die Tempelritter. Doch die Scharen des Sultans Ismail weigerten sich, mit den Christen gegen die Ägypter zu kämpfen. Als die Ägypter bei Askalon auf das christlich-muslimische Heer trafen, wechselten Ismails Truppen die Seiten und die Christen wurden geschlagen. Da jener Vertrag vornehmlich durch die Tempelherren abgeschlossen worden war, zu welchen sich die deutschen Ritter hielten, die Hospitaliter aber an den Verhandlungen gar keinen Anteil genommen hatten, schlossen die Hospitaliter, obschon sie sich mit einem Eid an Ismail verpflichtet hatten, mit dem Sultan Ejub Frieden. Beide Seiten gaben sich die gegenseitigen Gefangenen wieder. Auch bestätigte Ejub die Abtretung der von Ismail versprochenen Landstriche.

Der König von Navarra und mehrere französische Pilger erkannten diesen Vertrag an, nicht aber die Templer. Sie verharrten im Bündnis mit dem Sultan von Damaskus und blieben mit den Deutschherren in Joppe, während die übrigen Kreuzfahrer nach dem mit Ejub abgeschlossenen Frieden nach Akkon zurückkehrten. Auch befestigten die Templer Safed mit ungeheuren Kosten wieder.

In dieser Zeit wurde Graf Radulf von Soiffons, der durch seine Gemahlin Ansprüche auf die Krone von Jerusalem hatte, von den syrischen Baronen zum Verweser des Königreichs angenommen. Doch befand sich die Regierung tatsächlich in den Händen der Familie Jbelim. Dadurch nahm die Verwirrung in Syrien noch mehr überhand, und König Thibaut kehrte mit den französischen Pilgern ins Abendland zurück. Am 8. Oktober kam daraufhin Graf Richard von Cornwallis, der Neffe König Richards, mit vielen Schätzen und englischen Pilgern in Akkon an. Auch er konnte vor den Zwistigkeiten unter den Baronen und Pilgern nicht bestehen. Da der Graf bei den Hospitalitern wohnte und sich deshalb zu dem Bündnis mit Ägypten neigte, regte er die Gegenpartei auf. Zwar bemühten sich die Tempelherren, ihn sich und dem Sultan von Damaskus geneigt zu machen, doch Graf Richard blieb den Hospitalitern treu, ebenso der Herzog von Burgund und der Graf von Joppe. Daher wurde der Friede mit dem Sultan Ejub gehalten.

Während seines Aufenthalts in Joppe schlug Graf Richard den Tempelrittern, Deutschherren und französischen Pilgern vor, zur Befestigung von Askalon ein großes Schloss zu bauen. Jene gingen darauf ein. So kam binnen weniger Monate eine treffliche Burg zustande, denn Richard spendete Schätze und war den Franzosen und Templern wohlgesonnen. Er hatte viele Ritter und Knechte der beiden Ritterorden aus der Gefangenschaft 1241 losgekauft. Daher anerkannten die Tempelherren den Frieden mit dem Sultan von Ägypten, freilich weil sie gegen die Gegenpartei nichts ausrichten konnten. Ungeachtet dessen fühlte sich Richard von ihrem Stolz empfindlich berührt und übergab ihnen bei seiner Abreise weder jene Burg bei Askalon noch Geld zu deren weiteren Ausbau, sondern er vertraute beides dem kaiserlichen Statthalter an. Kaum hatte er das Gelobte Land verlassen, traten die Templer wiederum gegen das ägyptische Bündnis auf. Aus Neid gegenüber den Hospitalitern stellten sie dieses in ein ungünstiges Licht, spotteten darüber und gerieten deshalb mit ihnen in einen so ernstlichen Zwist, dass sie Letztere in Akkon belagerten, ihnen die Lebensmittel abschnitten und die Begrabung der Toten außerhalb ihrer Häuser verwehrten. Da die Deutschherren dem ägyptischen Bündnis treu blieben, sich in dem Streit mit den Hospitalitern nicht auf die Seite der Tempelritter schlugen und sich auch mit dem gebannten Kaiser Friedrich solidarisierten, löste sich der langjährige Bund zwischen diesen beiden Ritterorden auf. Die Templer trieben die Deutschherren aus Akkon. Diese beschwerten sich deshalb bei ihrem Patron, Kaiser Friedrich, und riefen auch andere abendländische Fürsten und Bischöfe als Fürsprecher an, um ihre verlassenen Besitztümer in Akkon wiederzuerlangen. Da der Kaiser jedoch immer tiefer in den schweren Kampf mit dem Papsttum hineingezogen wurde, konnte er sich der syrischen Zustände nicht mehr annehmen. Tatsächlich rief er seinen Statthalter Richard aus Syrien gänzlich zurück. Auch Graf Radulf von Soiffons, der noch machtloser als Richard in Syrien gewesen war, kehrte ins Abendland zurück. Die Regierung führten nun Balian von Jbelim und Philipp von Montfort.

Die Tempelherren blieben im Bündnis mit dem Sultan Ismail von Damaskus gegen Ägypten. Als auch die syrischen Barone dasselbe Bündnis eingingen, erhielten sie im Jahr 1243 von Ismail und den mit ihm verbündeten sarazenischen Fürsten das gesamte Gebiet um Tiberias sowie die Stadt Jerusalem. Auch die Hospitaliter nahmen an diesem Bündnis teil. Sultan Ismail blieb den Tempelherren treu. Als die Türken, die an den Befestigungen von Safed arbeiteten, ein Komplott schmiedeten, um jene Burg zu erobern und dem Fürsten David von Krak zu übergeben, erfuhr Sultan Ismail davon. Er benachrichtigte die Templer, die daraufhin die 1000 Gefangenen nach Akkon führten und dort töteten. Sie befehdeten den Sultan Ejub. Als dieser einige Tausend Mann gegen sie sandte, schlugen sie diese durch ihre fast übermenschliche Tapferkeit in die Flucht. Diese Niederlage schmerzte den Sultan sehr. Er befürchtete, das gegen ihn geschlossene Bündnis nicht unter Kontrolle bringen zu können, und rief einen türkischen Stamm, die Charismier, die schon mehreren Sultane für Sold gedient hatten, zu Hilfe. Sie brachten viel Unheil über Palästina. Kaiser Friedrich maß dies lediglich den von den Templern gegen Ejub verübten Feindseligkeiten bei. Denn diese Ritter erregten immer mehr den Argwohn des Abendlandes und sanken in der öffentlichen Meinung immer tiefer, sodass man es kaum glauben wollte, als der Meister Armant de Perigord dem Drapierer Robert von Samford verkündete, Jerusalem sei wieder in den Händen der Christen.

Die etwa 15.000 Reiter starken Kharismier kamen unter der Führung des Khans Husameddin Barka unerwartet schnell nach Syrien und richteten furchtbare Verwüstungen an. Ohne Widerstand durchstreiften sie das Land und mordeten und brannten alles nieder. Was sie nicht töteten, verschleppten sie in die Sklaverei. Sie zerstörten Tiberias und Jerusalem und vereinigten sich daraufhin bei Gaza mit den ägyptischen Scharen unter dem Emir Rokneddin Bibars. Die Tempelritter riefen die Hilfe ihrer Verbündeten, des Sultans Ismail, der Fürsten von Krak und Emessa, an. Diese sandten unter dem Befehl des Fürsten Ibrahim von Emessa ihre Scharen. Ibrahim wurde in Akkon von den Tempelrittern mit vielem Glanz in ihrem Haus aufgenommen und öffentlich geehrt. Die sarazenischen Truppen schlossen sich den drei Ritterorden und der syrischen Ritterschaft an. Daraufhin zog das gesamte Heer am 4. Oktober von Akkon über Cäsarea nach Joppe. Doch die Sarazenen waren unzuverlässige Verbündete und kämpften nur widerwillig gegen ihre Glaubensgenossen mit den Christen. Fürst Ibrahim riet, in Askalon zu bleiben und den Sturm der Kharismier vorübergehen zu lassen. Allein außer vielen christlichen Rittern bestand namentlich der Patriarch Robert auf einen offenen Kampf gegen die mit den Ägyptern vereinigten Kharismier.

Am 17. Oktober wurde den ganzen Tag ohne Entscheidung gekämpft. Am 18. Oktober fand die Hauptschlacht bei Karita in der Nähe von Gaza statt. In der Mitte der Schlachtordnung hielten die Templer und die Pullanen, links die Hospitaliter und rechts die sarazenischen Verbündeten. Gleich beim ersten Angriff flohen die Letzteren davon, brachten hierdurch die Christen in große Verwirrung und veranlassten sie, nach kurzem Kampf die Flucht zu ergreifen. Die Niederlage, welche die rasch nachsetzenden Feinde anrichteten, war jedoch schrecklich. Die geistlichen Ritterschaften wurden fast vollständig vernichtet. Von den Templern entkamen nur vier Ritter und 14 Knechte; der gesamte Konvent, bestehend aus 312 Rittern und 324 Turkopolen, wurde nahezu vollständig vernichtet. Meister Armand de Périgord fiel schwer verwundet in die Hände des Feindes. Von den Hospitalitern wurden 325 Ritter und 224 Turkopolen getötet, ihr Meister geriet in Gefangenschaft. Von den Deutschherren blieben 400 auf dem Platz; nur drei Brüder entkamen. Der Connétable Philipp von Montfort entkam mit 100 Mann Richtung Akkon.

Nun verheerten die Kharismier das ganze Land, ohne auf Widerstand zu stoßen. Die Tempelherren hielten sich jedoch in Safed. Im Jahr 1246 vertrieb der Sultan Ejub den Sultan Ismail aus seinem Reich; die Kharismier, die mit ihm zerfielen, wurden so geschlagen, dass man nie wieder von ihnen hörte.

Die aus der Schlacht Entronnenen, die sich auf dem Pilgerschloss befanden und übrig geblieben waren, wählten alsbald den Ritter Wilhelm von Roquefort zum Großkomtur. Dieser sandte noch im Jahr 1244 einen Brief an alle abendländischen Tempelhäuser, in dem er die Niederlage und namentlich den Verlust des Ordens bekannt gab und alle Komtureien aufforderte, schleunigst Ersatz an Brüdern zu senden. Mit dieser Ritterschaft aus den Häusern der Tempelherren und Hospitaliter, die 1245 ins Heilige Land zog, sandte König Ludwig IX. von Frankreich beträchtliche Geldsummen und zahlreiche Mannschaften.

Da man den Großmeister Armand unter den Gefangenen wusste und weil auch der Konvent erst im Jahr 1245 wiederhergestellt war, verzögerte sich die Wahl eines neuen Großmeisters um mehrere Jahre. Zwar sandten die Tempelherren und Hospitaliter im Jahr 1246 Boten an Sultan Ejub und boten für die Freilassung der gefangenen Ritter große Summen. Sie bestachen auch einige Emire, die ihnen bei der Erreichung ihres Ziels förderlich sein sollten. Ejub hasste jedoch beide Orden, die ihm so feindlich gegenüber gewesen waren, und verweigerte die Auslösung. Er verachtete die Templer und Hospitaliter als Übertreter ihrer Ordensregel. Er wollte nichts von Leuten wissen, die gegen Kaiser Friedrich schändlichen Verrat geübt hatten, die miteinander in tödlicher Feindschaft und offenem Kampf lebten, die wie die Templer den Grafen Richard von Cornwallis schmählich behandelt hatten und deren Bannerträger, wider den Ordensbrauch, neulich zuerst die Flucht ergriffen hatten. Sie seien daher nichts wert als schmähliches Gefängnis bei ihren Feinden. Daraufhin ließ er die Gesandten aus seinem Reich weisen und die Gefangenen härter behandeln. Alle Versuche der Bestechung blieben fruchtlos. Die von ihnen bestochenen Emire erwiderten auf die Frage, was für die gefangenen Brüder zu tun sei, dass sie sich an Kaiser Friedrich wenden sollten, da der Sultan diesen über alles verehrte. Wenn jener ein gutes Wort für die Gefangenen einlegte, würden diese sicherlich die Freiheit erhalten. Da die Gesandten sich hierzu nicht bereit erklärten, mussten sie unverrichteter Dinge Ägypten verlassen. Die Bedrängnis, in der sich die beiden Orden und Syrien nun befanden, wirkte wenigstens so weit auf die übermütigen Ritter, dass sie etwas demütiger wurden, ihr bisheriges Vorgehen bereuten und mit Eifer zu Gott um Errettung aus ihrer traurigen Lage und um Beistand für das unglückliche Land Christi flehten.

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