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Liz Webb – Die Bucht

Liz Webb – Die Bucht

Nancy und ihr Freund Calder ziehen von London auf eine kleine Insel vor der Westküste Schottlands, um einen Neuanfang zu wagen. Auf dieser Insel gibt es Schiefervorkommen, die in früheren Jahren abgebaut wurden, um Dächer in Großbritannien zu decken. Jetzt wird der Schiefer dafür in Wales abgebaut.

Das Paar will auf der Insel in das Haus der verstorbenen Mutter Calders ziehen, der zu den verlorenen Kindern der Insel gehört, also in seiner Jugend von der Insel fortzog, weil es ihm schon als Teenager dort langweilig wurde, wie vielen seiner Freunde.

Nancy war zuvor nur ein einziges Mal auf der Insel, im Sommer und nur eine Nacht, um endlich Calders Mutter Isla kennenzulernen, von der sie schon viel gehört hatte. An diesem Tag schien dort die Sonne, und als sich die beiden zum Umzug entschlossen, kalkulierte Nancy nicht ein, wie extrem das Wetter dort im Winter sein würde.

Vor einigen Monaten starb dann Isla unerwartet an einem Herzinfarkt und wurde gemäß den Anweisungen in ihrem Testament kremiert. Sie hinterließ Calder ihr Cottage auf der Insel.

Da Calder und Nancy zu dieser Zeit beide erschöpft von ihren Jobs in der Großstadt waren und mit der hohen Miete und dem teuren Lebensunterhalt dort zu kämpfen hatten, überlegten sie, ob es im Leben nicht noch etwas anderes gab als das unerbittliche Hamsterrad in London. Sie beschlossen deshalb spontan, auf die spärlich besiedelte Insel bei Schottland zu ziehen, die nur 83 Einwohner, einen einzigen Pub und einen Laden aufwies.

Calder sagt auf der Überfahrt vom Festland zur Insel, er könne es kaum erwarten, wieder mit dem Segelboot herauszufahren. Früher sei er sehr gerne gesegelt, aber nicht mehr draußen auf dem Meer gewesen, seit er sechzehn Jahre alt war. Segeln sei wie Autofahren für ihn.

Als er dies sagt, denkt Nancy an den schrecklichen Autounfall, bei dem sie ihre Eltern verlor. Seitdem setzt sie sich hinter kein Lenkrad mehr. Aber Calder ist ein sehr guter Fahrer. Deshalb verdrängt sie die aufkeimende Angst, die sie vor seinen Segeltouren hat und denkt an einen ihrer Vorsätze vor dem Umzug, sich nicht immer sofort das Schlimmste auszumalen, was geschehen könnte.

Sie unterhält sich weiter mit ihrem Freund über seine beruflichen Chancen auf der Insel. In London war Calder nur Angestellter einer großen Firma Für Loft- und Dachbodenausbauten, die sein bester Freund Hamish, der mit ihm von der Insel fortging, gründete. Jetzt hat er selbst eine Firma ins Leben gerufen mit dem nüchternen Namen Loft Rooms, und Nancy glaubt, dass seine Ehrlichkeit in seiner alten Heimat sehr gut ankommen wird.

Endlich hat die Fähre die Insel erreicht, und sie fahren zu ihrem neuen Cottage, wo für Nancy eine Geschichte voller Verflechtungen und Wirren beginnt, die bei ihr ein ständiges Wechselbad der Gefühle auslöst und in welcher auch mehrere Morde passieren.

 

Nancy, die Erzählerin der Geschichte, sieht die Insel, auf der sie wohnen wird, aus dem Blickwinkel der Großstadtbewohnerin und gewöhnt sich nur langsam an die raue Witterung und die feindliche Natur.

Auch die Bewohner sind ihr zum Teil suspekt, obwohl sie auch mitmenschliche Wärme bei manchen von ihnen spüren kann. Insbesondere der Pfarrer und das religiöse Leben auf der Insel sagen ihr zunächst gar nicht zu.

Die Autorin zeichnet in ihrem Buch ein Bild von den Bewohnern der schottischen Inseln, das erst auf den zweiten Blick sehr positiv daherkommt und ihre Protagonistin zuerst einmal an ihrem Entschluss zweifeln lässt, die Großstadt zu verlassen. Erst am Ende der Geschichte empfindet Nancy die Einwohner ihrer neuen Heimat als warmherzige, liebenswerte Leute. Bis dahin hat sie schon eine Menge erlebt und war mehrmals völlig verzweifelt.

Diese sehr interessante Studie eines eher unbekannten Lebensraums in Großbritannien und seiner Bewohner verpackt Liz Webb in eine ausgesprochen spannende Kriminalgeschichte, die den Leser bis zum Schluss fesselt und ein unerwartetes Ende hat.

Fazit:

Die Verfasserin schreibt mit Die Bucht einen Roman, der den Leser in eine fremde Welt am Ende Großbritanniens mit interessanten und zum Schluss sehr netten und warmherzigen Bewohnern führt. In dieser recht unbekannten Gegend mit ihren extravaganten Bewohnern lässt Liz Webb einen ausgesprochen spannenden Krimi stattfinden, der den Leser bis zum Ende fesselt.

Ich kann diesen Roman jedem Krimifreund empfehlen, der gerne einen spannenden Roman liest, der an einem Ort und unter Leuten stattfindet, die etwas besonders sind.

Die Autorin:

Liz Webb wurde zur klassischen Tänzerin ausgebildet, bevor sie als Sekretärin, Managerin eines Schreibwarenladens, Modell für Kunstkurse, Synchronsprecherin, Comedienne, Kellnerin, Hörspielproduzentin und Drehbuchautorin arbeitete.

Schließlich begann sie mit dem Schreiben und verfasste mit dem Thriller Das Waldhaus sofort einen Spiegel-Bestseller. Die Bucht ist ihr zweiter Roman.

Sie lebt im Norden Londons.

Quellen:

• Liz Webb, Die Bucht, Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1.Auflage, April 2025.

www.penguin.de

www.krimi-couch.de

Bilder:

• Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH.

• Foto der Autorin. Copyright: Ben Wilkins. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH.

(ww)

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