Archiv

Al Capone – Band 20

Al Capone
Band 20
Banküberfall

1.Kapitel
Evelines Entschluss zur Flucht

In einem früheren Kapitel haben wir erzählt, wie Eveline Ahrens glaubte, sterben zu müssen, als ihr Vater ihr kurz und roh die Nachricht von der furchtbaren Anklage gegen Ed Welker brachte.

Der Mann ihrer Liebe war des Mordes angeklagt!

War es denn möglich? Hatte sie richtig gehört? Sie zitterte plötzlich und brach dann ohnmächtig zusammen.

Als sie das Bewusstsein wiedererlangte, fand sie sich im Bett wieder. An ihrem Kopfende saß ihre Mutter und war voller Sorge um sie.

Sie waren aber nicht allein im Zimmer. Neben ihrer Mutter saß ein Arzt und neben diesem der Bankier. Auf dessen Gesicht las man deutlich die Reue darüber, dass er seiner geliebten Tochter diese furchtbare Nachricht in so brüsker Weise übermittelt hatte.

»Ja, das sind die Nerven!«, meinte der Arzt, der natürlich keine Ahnung hatte, was Evelines Zusammenbruch vorangegangen war.

»Wissen Sie, Herr Ahrens, was Ihre Tochter braucht, ist frische, gesunde Luft. Sie muss mal aufs Land. Am besten ist es meiner Ansicht nach in Florida, wo es Wiesen und Strand und sonstige gute Erholungsmöglichkeiten gibt.«

»Ehe noch vierundzwanzig Stunden um sind, Herr Doktor, haben wir Chicago verlassen!«, sagte der Bankier kurz entschlossen. »Ich habe nämlich im Staat Florida eine Besitzung, wo wir jedes Jahr einen großen Teil des Sommers verbringen.«

Als Eveline hörte, mit welcher Sicherheit ihr Vater bestimmte, dass sie innerhalb von 24 Stunden Chicago verlassen wollten, glaubte sie beinahe, ihren bitteren Schmerz zu vergessen.

Sie sollte Chicago verlassen, wo ihr armer Ed ungerechtfertigt eines Mordes angeklagt im Gefängnis schmorte. Eveline konnte nicht einen Moment lang glauben, dass der Mann ihrer Liebe zu einem Mord fähig sein könnte.

Ein düsterer, furchtbarer Gedanke kreuzte blitzartig ihr Gehirn: Sie wollte sich das Leben nehmen.

Aber nein, sie verwarf diesen Gedanken wieder: Ed Weller hatte hier im großen Amerika keinen einzigen Menschen, der sich seiner annehmen würde – nur sie konnte für ihn sorgen und leiden.

Wenn Eveline nun aus dieser Welt oder auch nur aus Chicago verschwände, wer würde sich dann noch um diesen ungerecht verfolgten Menschen kümmern, dem man ein Verbrechen in die Schuhe geschoben hatte, das ein anderer begangen hatte?

Sie verbrachte eine qualvolle Nacht und musste sich sehr zusammennehmen, um die Dosis Brom, die ihre Mutter ihr alle zwei Stunden verabreichte, einzunehmen.

Kaum war der Tag angebrochen, ließ Eveline sich sogleich alle Zeitungen bringen, die am Morgen erschienen.

Sie machte sich eifrig an die Lektüre.

Doch die Nachrichten, die sie las, dienten keinesfalls dazu, ihre Besorgnis zu vermindern – im Gegenteil, ihre Aufregung wurde immer größer.

Ihr Vater hatte nicht übertrieben, wie sie in den Augenblicken angstvoller Erwartung geglaubt hatte, denn sie nahm an, dass die schwere Anklage, die über Ed Weller schwebte, nur infolge einer Verwechslung aufgeregter Polizeibeamter zustande gekommen war.

Doch leider war es nicht so: Die Lage Ed Wellers in Bezug auf die Ermordung von Mister Benson Beltman konnte gar nicht schwerer und kritischer sein.

Der Diener bezeugte, dass Ed Weller wenige Augenblicke, bevor er das Verbrechen entdeckte, das Büro des Direktors des CHICAGO HERALD verlassen habe.

Und als ob das noch nicht genügte, stand gleich dahinter eine Erklärung des Geschäftsführers der Zeitung, der sich in seinem Notizbuch die Nummern der Banknoten notiert hatte, die er vorher Mister Benson Beltman ausgehändigt hatte. Daraus ging hervor, dass die Nummern mit denen der Scheine übereinstimmten, die man auf dem Leib Ed Wellers gefunden hatte.

In den Augen der Justiz waren diese Tatsachen entscheidende Beweise für die Schuld des Angeklagten.

Der Bankier Ahrens hielt den Vorschlag seines Arztes für sehr gut.

Tatsächlich konnte für seine Tochter nichts besser sein als ein Landaufenthalt, wo sie sich von den entsetzlichen Aufregungen erholen konnte, die ihr ihre Entführung und die Gefangenschaft im Keller Colosimos verursacht hatten, und wo sie auch diese lächerliche, einfach unmögliche Liebe zu Ed Weller vergessen sollte.

Der Bankier war ein Mann, der nicht viel Umstände machte. Schon am nächsten Morgen war er geschäftig dabei, die Anordnungen für die Reise zu treffen.

Auf seinem schönen Landsitz würde Eveline sich bald erholen und ihre Jugendfrische wiedererlangen. Sie würde wieder so schön sein wie früher.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.

Bisherige Downloads: 39
Bisherige Downloads: 51
Bisherige Downloads: 38
Bisherige Downloads: 31

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert