John Sinclair Edition 2000 – Folge 10
John Sinclair Edition 2000, Folge 10
Die Horror-Reiter
Nach dem Roman von Jason Dark
Es ist ein Wort des Bösen, und jeder Buchstabe symbolisiert das absolute Grauen: AEBA! Ein Priester versucht dem Bann dieses Wortes zu entgehen – und wird zur Strafe entsetzlich entstellt. Als John AEBA auf die Schliche kommt, sieht er sich Feinden gegenüber, die kein Gewissen und keine Gnade kennen: Die Horror-Reiter sind zurückgekehrt – und sie wüten fürchterlich!
Buch und Regie: Oliver Döring, Produktions- und Regie-Assistenz: Patrick Simon, Produktion: Oliver Döring, Executive Producer: Alex Stelkens (WortArt), Marc Sieper (Lübbe Audio)
Original Score: instant music David Muelhaupt, Jennifer Kessler, Karz von Bonin, Christian Hembach
Additional Original Music: Florian Göbels
Veröffentlichung: 10. September 2001, Format: Audio-CD, Spielzeit: 53:08 min.
Sprecher: John Sinclair: Frank Glaubrecht, Erzähler: Joachim Kerzel, Suko: Martin May, Bill Conolly: Detlef Bierstedt, Sir Powell: Karl-Heinz Tafel, Glenda Perkins: Ilya Welter, Pater Emilio Zagallo: Ulrich Pleitgen, Pfarrer Hanworth: Stephan Runge, Juan Ortega: Philip Shepmann, Mönch: Matthias Haase, Ansage: Fred Bogner, Don Alvarez: Martin Kessler, Manuel: Thomas Lang, Gulio Ortega: Walter Gontermann, Mönche, Gäste: Simon Hauschild, Lutz van der Horst
Eine weitere starke Folge im Sinclair-Kosmos – mit kleinen Schönheitsfehlern
Mit der Einführung der Reiter der Apokalypse greift die aktuelle Folge aus dem Sinclair-Universum auf ein starkes, archetypisches Motiv zurück. Die Idee, diese nicht nur als mythische Gestalten, sondern als Diener des Schwarzen Todes neu zu interpretieren, ist ein atmosphärisch dichter Kunstgriff, der der Handlung spürbar mehr Gravitas verleiht. Weniger gelungen ist hingegen der Versuch, diese ohnehin kraftvolle Konstellation zusätzlich mit der Entität AEBA zu verknüpfen. Hier entsteht der Eindruck, dass das erzählerische Gefüge zu sehr verdichtet wird – ein Gedanke zu viel in einem bereits komplexen Konzept.
Weitaus überzeugender ist der Ansatz, den vier Erzengeln vier Erzdämonen gegenüberzustellen – eine mythologisch geprägte Spiegelstruktur, die Raum für interessante Konstellationen eröffnet. Allerdings bleibt die Motivation der Reiter, plötzlich einer neuen Macht zu dienen, erzählerisch unterbeleuchtet. Ob ihr ursprünglicher Status aufgehoben wurde oder es sich um eine bewusste Umdeutung handelt, bleibt offen und schwächt die interne Logik der Welt.
Auch auf der Figurenebene gibt es einen Moment, der zum Innehalten zwingt: Johns plötzlicher Aufbruch aus einer laufenden Besprechung, um einem alten Weggefährten zu begegnen, wirkt dramaturgisch nicht ganz sauber. Die Szene scheint eher einem erzählerischen Zweck geschuldet als innerer Stringenz.
Auf der akustischen und darstellerischen Ebene hingegen bewegt sich die Produktion durchweg auf hohem Niveau. Ullrich Pleitgen liefert eine bemerkenswerte Leistung als gezeichneter Pater ab: Seine Darstellung changiert zwischen Verstörung, Schwäche und religiöser Inbrunst – eine durchweg glaubhafte Performance. Martin Kessler überzeugt erneut als sinistrer Antagonist, während das bewährte Ensemble souverän agiert. Besonders erfreulich ist der Einstand von Ilya Walter als Glenda Perkins, deren sympathische, natürliche Sprechweise sofort eine emotionale Verbindung zur Figur ermöglicht.
Der Humor, wohldosiert und keineswegs störend, wird diesmal hauptsächlich von Suko getragen. Seine Interaktion mit einem eigensinnigen Esel sowie sein dramatisch verspäteter Auftritt bringen gelungene Leichtigkeit in die düstere Grundstimmung. Ein bemerkenswerter Moment ist zudem Johns erstmaliger Ruf an die vier Erzengel – ein rituell aufgeladener Akt, der durch die klangliche Gestaltung eine fast epische Wirkung entfaltet.
Stark inszeniert ist auch die Szene rund um den fliehenden Pater: Seine plötzliche Mobilisierung von Kraft und Überlebenswillen überrascht, auch wenn sein Ende frühzeitig angedeutet wird. Dennoch gelingt es, der Sequenz emotionale Tiefe und Spannung zu verleihen – eine dramaturgisch gelungene Zuspitzung.
Kritisch anzumerken bleibt die teils übermäßige Einflussnahme des Zufalls: Dass der Pater entkommen kann, obwohl seine Spur leicht zu verfolgen ist, wirkt konstruiert. Ebenso fragwürdig ist es, dass John erst durch äußere Hinweise auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden muss – obwohl seine Gegner seine Bedrohlichkeit kennen sollten. Dass ausgerechnet ein alter Bekannter aus vergangenen Abenteuern in die Handlung involviert wird, wirkt nicht ganz organisch, sondern eher wie ein Rückgriff auf vertraute Narrativelemente. Man kann es als gewollte Verknüpfung oder als dramaturgische Bequemlichkeit lesen – es bleibt Geschmackssache.
Trotz dieser kleineren Schwächen gelingt es der Folge, die Stärken der Serie auszuspielen: atmosphärische Dichte, starke Sprechleistungen, überzeugendes Sounddesign und die gelungene Verknüpfung mit der Serienhistorie.
Fazit:
Auch diese Folge reiht sich würdig in die Reihe hochwertiger Sinclair-Produktionen ein. Inhaltlich ambitioniert, handwerklich stark umgesetzt und atmosphärisch dicht, bietet sie spannende Unterhaltung mit kleineren Abzügen in der erzählerischen Kohärenz. Fans der Reihe dürfen sich über eine weitere gelungene Episode freuen – mit jenen typischen Eigenheiten, die zum Charme des Sinclair-Kosmos gehören.
Hörprobe
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