Walter Christian Kärger – Nur der See war Zeuge
Walter Christian Kärger – Nur der See war Zeuge
Zunächst beschreibt der Autor per Rückblende, wie zwei Internatszöglinge vom Bodensee, die sich für geistige Elite halten, 33 Jahre zuvor eine Tat planen, mit der sie dies unter Beweis stellen können. Diese Tat, genauer gesagt, die Entführung eines Jungen, der reiche Eltern hat, soll zeigen, dass sie der menschlichen Gesellschaft, in diesem Fall dem Polizeiapparat, hochüberlegen sind, weil sie so etwas tun können, ohne erwischt zu werden.
So planen sie, den Jungen zu entführen und in einer selbstgebauten Holzkiste, die die Größe eines begehbaren Kleiderschranks hat, im Wald zu vergraben, ihm einen Zugang zum Atmen zu lassen und Lebensmittel und Wasser mitzugeben, damit er nicht in der Kiste stirbt. Nachdem sie dann das Lösegeld von den Eltern erhalten haben, wollen sie den Jungen wieder freilassen.
Einige Kapitel später beschreibt der Autor dann, dass die beiden namens Grischa und Elmar, die sich selbst Castor und Pollux nennen und ein Paar sind, die Entführung tatsächlich durchziehen und der Polizei einen Kioskbesitzer als Täter präsentieren, der dann inhaftiert wird. Aber die Tat geht schief. Als die beiden nach zwei Tagen nach der Geisel schauen wollen und den Deckel der Kiste öffnen, ist der Junge tot. Er ist erstickt.
Die Entführer geraten in Panik, beschimpfen sich gegenseitig, machen einander Vorwürfe und gehen schließlich sogar aufeinander los. Am Ende schwören sie einander, über ihre Tat ewiges Stillschweigen zu bewahren und mit der Schuld zu leben. Anschließend trennen sie sich und jeder geht seinen eigenen Weg.
33 Jahre bleibt ihre Schuld verborgen, bis einer der beiden stirbt. Er hinterlässt einen Abschiedsbrief mit einem Geständnis, ohne den Mittäter zu nennen, den seine Frau liest und ihrem Pfarrer aushändigt. Dieser Pfarrer wird bei der Polizei vorstellig und spricht mit Kommissar Madlener und seiner Partnerin Harriet.
Da die beiden Polizisten sich gerade mit Cold Cases beschäftigen, interessieren sie sich für diesen Fall und sagen dem Pfarrer zu, sich damit auseinanderzusetzen. Sie wollen zunächst die Ehefrau des Verstorbenen befragen, auch die Kollegen, die sich vor 33 Jahren mit dem Fall befasst haben und herausfinden, wer der Mittäter war, der ja offensichtlich noch lebt. Diesen wollen sie dann unter Druck setzen, bis er die Stelle verrät, wo der Junge in der Kiste vergraben ist.
Schließlich gibt Madlener Harriet noch die Anweisung, ein Memo für den zuständigen Kriminaldirektor, ihren Chef, der zurzeit nicht in Friedrichshafen ist, zu schreiben und auch die Staatsanwaltschaft zu informieren.
Während der Kommissar und seine Kollegin die Arbeit an ihrem Fall aufnehmen, ist Götze, ein weiterer Kollege ihres Teams, zusammen mit einer Kommissaranwärterin namens Miriam Mosacher, die zum Team stoßen soll, mit einem anderen Fall beschäftigt. Die Leiche einer jungen Frau, die etwa ein bis zwei Wochen tot ist, wird auf einer Müllhalde in einen Müllsack verpackt gefunden.
Walter Christian Kärger beschreibt in seinem Roman sehr interessante Charaktere. Da sind zunächst einmal die beiden Internatszöglinge Grischa und Elmar, die Besten ihres Jahrgangs, aus gutem Hause und entsprechend arrogant. Sie planen völlig willkürlich und ohne jede Not eine Straftat, um ihre geistige Überlegenheit zu demonstrieren und präsentieren der Polizei einen Unschuldigen als Täter.
Das, was sie zuerst als Spaß betrachten, läuft völlig auf dem aus dem Ruder, und ihre Geisel, die sie freilassen wollten, stirbt. Dies wiederum sorgt bei den Tätern für lebenslange Schuldgefühle, die am Ende, wie sollte es anders sein, an die Oberfläche gelangen.
Weiterhin beschreibt Kärger die beiden Hauptermittler Madlener und Harriet, an denen der vorangegangene Fall auch nicht spurlos vorübergegangen ist, die ihn am Ende aber verkraften können und mit Routine Neues in Angriff nehmen.
Zu guter Letzt sind dann da noch Kollege Götze und seine neue Partnerin Miriam. Während Miriam noch lernen muss, versucht Götze sich als Seniorermittler, löst seinen Fall und gerät dann aber in eine Falle, aus der ihn am Ende Madlener und Harriet mithilfe von Miriam befreien müssen.
Der Autor versteht es, bei beiden Fällen Spannung zu erzeugen und hält den Leser bis zum Schluss des Buches in Atem. Beide Lösungen halten zudem Überraschungen parat, und am Ende gibt es ein den Leser befriedigendes Happy End.
Fazit:
Nur der See war Zeuge ist ein psychologisch interessanter Kriminalroman. Ungewöhnlich ist dabei, dass das Team der Ermittler zwei Fälle nahezu gleichzeitig löst.
Ich kann der Roman dem Leser empfehlen, der einen psychologisch ausgewogenen und sehr spannenden Krimi zu schätzen weiß.
Der Autor:
Walter Christian Kärger wurde 1955 im Allgäu geboren und wuchs dort auf. Er absolvierte die Hochschule für Fernsehen und Film. Anschließend arbeitete er 30 Jahre lang in München als Drehbuchautor. Eine große Anzahl seiner Drehbücher wurde für Fernsehen und Kino verfilmt. Nun lebt er als Romanautor in Memmingen.
Quellen:
• Walter Christian Kärger: Nur der See war Zeuge. Bodenseekrimi, Emons Verlag GmbH, 2024
Bilder:
• Cover des Romans mit freundlicher Genehmigung der Emons Verlag GmbH.
• Foto des Autors © Susanne Marx mit freundlicher Genehmigung der Emons Verlag GmbH
(ww)
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