Ein Hörbuch-Experiment
 

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Die Gespenster – Vierter Teil – 25. Erzählung

Die Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit von Samuel Christoph Wagener
Allen guten Schwärmern, welchen es mit dem Bekämpfen und Ablegen beunruhigender Vorurteile in Absicht des Geisterwesens ernst ist, liebevoll gewidmet von dem Erzähler Friedrich Maurer aus dem Jahr 1798
Vierter Teil

Fünfundzwanzigste Erzählung

Austreibung des Teufels aus sechs besessenen Mädchen zu Verona

Ich musste am 26. Juli 1785 bei der Rückreise von Bologna einiger Aufträge wegen einen Tag in Verona verweilen. Da ich biesen Ort schon im Dezember 1784 gesehen hatte, so war meine Neugierde bereits befriedigt. Herr W., ein junger polnischer Arzt, dessen Bekanntschaft ich schon damals gemacht hatte, sagte mir, als er mich nach einer halbstündigen vergnügten Unterhaltung schon wieder verlassen wollte, und ich ihm zuredete, länger zu bleiben, dass er versprochen habe, einem wundervollen Kampf mit Geistern beizuwohnen. Die Franziskaner nämlich wollten in der Kirche St. Bernardino sechs jungen besessenen Mädchen den Teufel austreiben. Wer im Kloster einige Bekanntschaft hatte, der wurde ohne Schwierigkeit zu dem geistlichen Schauspiel zugelassen. Mein Freund zeigte mir seinen Einlassschein, den er von einem jungen Weltpriester, der mit zur Zahl der Beschwörer gehörte, erhalten hatte. Dadurch erwachte auch bei mir der Wunsch, ein Augenzeuge dieser frommen Szene zu sein. Mein Freund wusste bald Rat: Er verwandelte die Personenzahl seines Einlassscheines – die Zahl Eins – in Zwei, und so kamen wir ohne Schwierigkeit in die Sakristei, in welcher den bö­sen einwohnenden Geistern die Wege gewiesen werden sollten.

Vor einigen hundert Umstehenden erzählten uns unsere nächsten Nachbarn, dass dergleichen Wunderwerke in dieser Kirche fast alle Jahre wiederholt würden.

Wir alle waren auf diese heilige Augen­weide gleich begierig. Endlich wurde geläutet, und wir hörten singen, worauf ein feierliches Gefolge von Mönchen begann, in deren Mitte zwischen geweihten Kerzen die unglücklichen Besessenen einhergingen, denen zuletzt ihre Verwandten und Eltern folgten. Alle sechs waren in ihren gewöhnlichen, auf der Brust mit einem großen Kreuz von schwarzem Band bezeichneten Kleidern. Einige gingen gelassen mit niedergeschlagenen Augen und trugen in den Händen einen Rosenkranz und eine brennende Kerze; andere hingegen trugen nichts und ließen sich führen. Eine Einzige, die sich sperrte und mitunter Verzückungen hatte, wurde mehr getragen als geführt. Die meisten von ihnen waren noch Kinder, zwischen zehn bis vierzehn Jahren. Nur eine, die Größte von allen, war von ganz artiger Gesichtsbildung und mochte kaum achtzehn Jahre alt sein.

Die geistlichen Herren nahmen ihre Plätze ein, und einer von ihnen hielt eine Anrede voll Rednerschmuck und Salbung. Gleich zu Beginn dieser Rede fielen sämtliche Besessene, gleichsam unwillkürlich und wie von einer geheimen Kraft angetrieben, zugleich auf die Knie. Hierauf nahmen mehrere von den Herren Beschwörern zugleich das Wort und befahlen dem innewohnenden Teufel im Namen Gottes und vermöge der ihnen gewor­denen Gewalt diese menschlichen Körper zu verlassen und sich wieder in die ihnen gehörige Wohnung, in den unergründlichen Höllenpfuhl, zu stürzen.

Wie sich die Teufel hierzu durchaus nicht verstehen wollten, so wurden die Befehle der ehrwürdigen Herren unter fürchterlichen Drohungen wiederholt; jedoch auch nun vergeblich.

Die Teufel rückten und rührten sich nicht, und da die Exorzisten fortfuhren, ihnen hart zuzusetzen, so riefen sie endlich mit sehr weiblicher Stimme: »Non posso!« (Ich kann nicht). Zwei der Hartnäckigsten riefen sogar: »Non voglio!« (Ich will nicht).

»Da sehen Sie«, flüsterte mir mein Freund W. leise zu, »wie schwer es sein muss, ein Frauenzimmer vom Satan zu befreien, wenn er sich einmal recht bei ihm eingenistet hat.«

Die Vermessenheit der Teufel fing nun an, die Herren unter den Kapuzen ungemein zu erbittern. Eine Menge missbrauchter Schriftstellen wurden nun wie aus ganzen Wurfbatterien auf die höllische Rotte geschleudert. Dies wechselte mit Gebetsformeln, Brustschlägen und fürchterlichen Gebärden der Beschwörenden ab, sodass diese nun fast besessener als jene zu sein schienen. Aber so theatralisch-feierlich dies alles auch war, so blieb es doch ohne Wirkung. Die Besessenen schüttelten die Köpfe, blieben bei ihrer Weigerung; und so oft die Exorzisten ihr Benedetto fia il nome di Christo! (Gepriesen sei der Name Christus!) erschallen ließen, lachten einige laut und hämisch auf, andere stürzten unter Verzückungen zur Erde nieder, und schamlose Entblößungen waren oft die Folge ihrer unna­türlichen Verdrehungen des Körpers. Endlich erfrechte sich einer der Teufel in weiblicher Hülle, auf jenes oft wiederholte Benedetto ein lästerndes Maledetto sia Christus! (Verflucht sei Christus!) auszustoßen.

Dies war eins der größeren Mädchen, welches der böse Feind schon seit zwei Monaten zu seiner Wohnung erkoren hatte, das nämliche, welches schon auf dem Weg zur Sakristei so ungebärdig war. Auf diese legten nun alle zwölf Beschwörer zugleich ihre heiligen Hände, während sie zu deren Füßen sich in den unsittlichsten Stellungen unaufhörlich von einer Seite zur anderen warf und gleich einem Regenwürme sich krümmte.

Das Aussprechen der Bann- oder Austreibungsformeln artete nun in ein dumpfes Murmeln aus und wurde mithilfe des Sprengens mit Weih­wasser immer ernstlicher getrieben. Einer so hartnäckigen Ausdauer im Angriff war dann nicht länger Widerstand zu leisten. Dem Kommandanten der teuflischen Festung, obwohl noch bis über die Zähne verschanzt, schien – wie jenem Bassa in Belgrad, am Tag seiner Kapitulation – der Bart zu brennen, und er streckte die Waffen.

»Si! Si!«, rief die Besessene endlich, »voglio andare!« (Ja, ja! Ich will weichen!)

Mit diesen Worten blieb sie wie tot liefen. In dem Augenblick wurde von allen Seiten ein allgemeines Triumphgeschrei erhoben. Man wünschte einander Glück, den Teufel überwältigt zu haben, und die Überwinder des Höllenfürsten trockneten sich den Schweiß vom Gesicht.

Was geschehen war, wurde allgemein für ein sattsames Tagewerk erklärt. Die Austreibung der übrigen fünf Teufel wurde bis zur nahen Feier ei­nes Festes in der Kirche St. Maria in Organo, die den Olivetanermönchen zugehört, aus­gesetzt. Wir sämtliche Zuschauer, ohne Unter­schied, ob Rechtgläubige oder Ketzer, (wiewohl mir und meinem Freund das ungläubige Wesen leicht anzusehen sein mochte) wurden nun ziemlich unbescheiden aus der Sakristei hinauskomplimentiert und so um den schönsten Teil des Schau­spiels betrübt: zu sehen, was aus den noch immer besessenen Mädchen weiter würde und wie sich die soeben Befreite betrüge.

Was für Ursachen dazu sein moch­ten, unseren ungeweihten Augen diese wirklich übermystischen Geheimnisse zu entziehen und das Beste unter einem dicken Schleier zu behalten, mag Gott wissen.

Ich war für den Abend dieses merkwürdigen Tages im Gefolge meines Freundes zu dem G. Abbate, einem geborenen Venetianer, in dessen Casino eingeladen. Auf dem Hinweg erzählte mir mein Freund, dass mir eine Überraschung bevorstehe, indem ich im Casino einen merkwürdigen Mann vorfinden würde. Ich wunderte mich nicht wenig, in diesem Manne, ungeachtet seiner veränderten Kleidung, einen von den beiden Weltgeistlichen wiederzuerkennen, die heute früh mit den Franziskanern jenen Teufel bekämpft und ver­jagt hatten. Es versteht sich, dass davon nichts er­wähnt wurde; zumal da der Geistliche, unserer hei­teren Stimmung und seiner Verwandtschaft mit dem Abbate ungeachtet, solange den Ernsthaften spielte, bis bei Tisch der Champagner in den Gläsern zu brausen anfing. Nun aber begannen seine Lebens­geister den Tanz – und als vollends der Punsch erschien, waren wir alle seine vertrauten Freunde geworden.

Mein polnischer Freund, der ihm den heuti­gen Eintrittsschein in die Kirche St. Bernardino zu danken hatte, spielte die Unterhaltung auf jene heilige Expedition. Er lächelte — das war die Losung zu größeren Freiheiten, die wir uns scherz weise erlaubten. Er schien das Lappische jener Gaukeleien ebenso lebhaft zu fühlen, wie wir selbst; glaubte aber, einer einträglichen Pfründe zuliebe, die seiner wartete, gaukeln zu müssen. Einer von uns trank auf das Wohl des vom Teufel befreiten Mädchens – und er gestand: Es habe ihm leid getan, dass das Los der Befreiung nicht die größte Besessene getroffen habe, weil sie nach seiner Meinung auch die Hübscheste sei. Wir billigten seinen Geschmack, und tranken auf das Wohlsein – aller Besessenen.

Die Unterhaltung unsers Kreises, größtenteils in französischer Sprache, gewann von nun an sehr an Aufgewecktheit. Unser Geistliche, der seine Naturgabe im Trinken auf das Höchste versucht hatte, wurde ebenso offenherzig, wie vergnügt. Auf Befragen, was aus jenen sechs Mädchen weiter geworden sei, und wo sie eigentlich außer der heiligen Zeremonie sich aufzuhalten pflegten – erfuh­ren wir von ihm, dass man sie ihren Eltern und Verwandten übergeben habe, und dass sie täglich von einem der exorzierenden Geistlichen besucht zu werden pflegten. Der Abbate verlangte, ihn kommenden Tages bei einem dieser Besuche begleiten zu dürfen.

»Bei Tage«, bekam er zur Antwort, »ziemt sich dergleichen Begleitung nicht – aber wenn wir allenfalls jetzt gleich (es war beinahe Mitternacht) wie wir da sind, bei einer von diesen Besessenen einsprechen wollen, so bin ich es zufrieden.«

Freudig wurde er von uns allen für diese gefällige Erklärung umarmt.

Die hübscheste Besessene wohnte gar nicht weit von dem Casino in der Gegend des Campo Marpo. Sie hieß Hiazinta und war mit ihrer Mutter, einer Witwe, schon zu Bett. Man zündete aber Licht an und öffnete die Wohnung, sobald man die Stimme des Paters D. (dies war der Name unseres Weltgeistlichen) erkannt hatte.

Tochter und Mutter, eine wie die andere, bewillkommneten ihn so unbesessen wie möglich mit einem Handkuss, meinten aber, sie hätten ihn so spät kaum noch erwartet.

Er antwortete, dass er des anderen Zages abgehalten werden, sie zu besuchen. Er habe sich daher noch heute dieser seiner Plicht entledigen wollen und sei (auf uns zeigend) von diesen Freunden, mit denen er in Gesellschaft gewesen sei, begleitet worden. Darauf nahm er Mutter und Tochter einige Augenblicke beiseite und sprach mit ihnen – worauf der Bediente des Abbate sich mit den Gerätschaften zum Punsch einfand.

So wurde nun die bisherige Trinkgesellschaft mit einigen Beisitzern vermehrt, obwohl es hier bei der Armut der Leute an Stühlen fehlte, und um sitzen zu können, beide Betten zu Hilfe genommen werden mussten. Die Frauenzimmer waren zurück­haltender, als es sonst den Italienerinnen eigen ist. Wir alle waren sehr vergnügt und fuhren fort zu trinken, als Pater D. zu klagen anfing. Er wurde auf ein Bett gebracht. Da aber seine Unpässlichkeit anhielt und er zu Hause zu sein wünschte, schickte der Abbate nach einem Wagen, bei dessen Ankunft er sich uns empfahl.

Seine Entfernung verbannte den beobachteten Zwang der Frauenzimmer – beide tranken, sangen und wurden treuherziger, je länger sie tranken. Eines starken Weinpunsches ungewohnt, äußerte sich bei der Mutter die Folge durch Müdigkeit. Sie schlief ein und die Tochter blieb der Bescheidenheit dreier ziemlich berauschten Jünglinge überlassen.

Da ich mich von allen am meisten gemäßigt hatte und völlige Überlegung besaß, fasste ich den Entschluss, wo möglich den Beschützer des Mädchens abzugeben. Ich bat die Übrigen in französischer Sprache, das Mädchen nicht weiter zum Trinken zu reizen, und fragte den Abbate, ob er heute früh nicht auch in der Kirche St. Bernardino gewesen sei. Das Mädchen wurde bei diesem Namen bleich. Der Abbate verstand mich und sagte: »Nein!«

Mein Freund entwarf ihm nun eine Schilderung der ganzen Entzauberungszeremonie, indessen ich mit forschendem Blick das fernere Benehmen des verlegenen Mädchens beobachtete. Der Hergang der Sache wurde auch ohne die kleinste Einmischung von Spötterei und ohne alle Nebenbemerkungen erzählt, und dennoch war es Scham oder Gefühl der Ehrlichkeit und emporstrebende Tugend? Dennoch stieg die Verwirrung des Mädchens sichtbar mit jedem Augenblick. Schon zitterten Tropfen in ihren Augen und am Ende der Erzählung weinte sie laut, mit Schluchzen. Auf die Frage, was ihr fehle, bekamen wir lange keine Antwort. Endlich sprang sie auf, sah starr gen Himmel, rang die Hände und rief in der rührenden Gestalt der Schönheit: »O Dio, anch’ io son di quell’ Infelice!« (O Gott! Auch ich gehörte zu jenen Un­glücklichen!)

Wir alle fühlten uns hingerissen und betrachteten sie mit stiller Verwunderung. Die Alte lag der Länge nach aufs Bett hingestreckt und schnarchte.

Selbst der Abbate wurde nüchtern. Er hatte sich vorher, sogar in Gegenwart der Mutter, Freiheiten bei dem kaum halb bekleideten Mädchen genommen, die diese (vielleicht längst ein unglückliches Schlachtopfer der Lüste) nur mit halbem Ernst zurückgewiesen hatte. Nun, indem er im Begriff stand, eine ihrer Hände zu küssen, zog er sie auf den Schoß zu sich nieder, trocknete ihre Tränen mit seinem Tuch und redete ihr feierlich und mit Ernst ins Gewissen. Diese Gabe der Beredsamkeit bei einem Halbtrunkenen war mir umso unerwarteter, je seltener sie bei Leuten seiner Art in diesen Gegenden überhaupt anzutreffen ist. Sie schwieg, hatte die Hände gefaltet und sah starr vor sich nieder.

»Oh Dio buono«, rief sie, »che faro io!« (Gütiger Gott! Was soll ich anfangen?) Und indem sie die Hände gegen uns ausstreckte: »Mettete mi in sicùro!“ (Bringen Sie mich in Sicherheit!)

»Ja«, rief mein Freund W., »das wollen wir! Ich will dich einer Dame in Florenz empfehlen, die meine Gönnerin ist. Für den Unterhalt deiner Mutter werde ich indessen sorgen. Hier ist Geld!«, indem er seine Börse auf den Tisch warf. »Morgen magst du abreisen!«

Das Mädchen umarmte ihn voll Entzücken und rief mit einem freiwilligen heißen Kuss auf die Wange schmeichelnd aus: »Salvatore mio! Angelo custóde!« (O mein Retter! Mein Schutzengel!)

»Gut! Alles gut!«, fuhr mein Freund fort, indem er sie an der Hand hielt, »aber erst ein freies, aufrichtiges Geständnis! Gelt! Du bist nie besessen gewesen? So wenig, wie du es eben erst warst!«

Mädchen (Noch mit furchtsamer Stimme): »Nein.«

W.: »Auch jene Elende nicht, die unter schamlosen Entblößungen Voglio andare! rief?«

Mädchen (lächelnd, aber mir noch mehr Verle­genheit): »Nein.«

W.: »Und die Mörder Eurer weiblichen Tu­gend, die Schänder der Ehre Gottes — jene Pfaffen sind Betrüger und Bösewichter?«

Mädchen (erst entschlossen, dann ängstlich): »Ha! Ja! Aber …«

W.: »Ich verstehe. Sei unbesorgt! Sie sollen uns kein Haar krümmen. Morgen früh fürs Erste nach Florenz mit dir, und dann binnen vier Wochen nach Deutschland! Was ich hier tue«, fuhr er fort, indem er auf das Mädchen zeigte, »war ein Werk Ihrer erschütternden Anrede mein Freund!«, wobei er sich an den Abbate wandle. »Gott weiß, ich handle ohne Absicht! Wenn Sie wollten, könn­ten Sie mein Unternehmen vereiteln. Aber darf ich auf Ihre Verschwiegenheit rechnen?«

Der Abbate gab ihm, indem er ihm zugleich die Hand reichte, sein Ehrenwort; zog hierauf seine Brieftasche hervor und schrieb mit Bleifeder eine Anweisung von zwölf Zechinen auf einen seiner Freunde in Florenz, die er dem Mädchen als einen Notpfennig und gegen die Versu­chung zum Rückfall überreichte.

Wir entfernten uns nun; denn es war bald hel­ler Morgen. Erst bei dem Geräusch, welches unser Aufstand verursachte, erwachte die Mutter. Mein Freund und der Abbate deuteten ihr an, dass, und warum sie sich mit der Tochter noch diese Nacht zur Abreise anschicken müsse. Ich benutzte den Augenblick, der Börse meines Freundes, die auf dem Tische lag, unvermerkt eine Summe beizufügen, die meinem Wohltätigkeitstrieb, wie mei­nem damaligen Vermögen, angemessen war.

Indem die Frau Börse und Geld auf dem Tisch erblickte, wischte sie zweifelnd die Augen und rief verwunderungsvoll: »Per Dio! Che vuol dir’ tutto questo?« (Bei Gott! Was soll das alles heißen?) Geld und Befehl zur Reise – beides schienen ihr noch ein Werk des Traums.

So verließen wir diese elende Wohnung, in wel­cher wir eine sehr glückliche Nacht gefeiert und ohne Beschwörungsformel den Teufel vertrieben hatten. Beim Abschied umarmen wir das Mäd­chen.

»Buono Tedesco!«, nannte sie mich im schmelzenden Ton, indem sie mich umarmte und ich ihr zum letzten Mal in die Augen blickte.

Mein Freund und der Abbate begleiteten mich bis zur Tür meines Gasthofes. Wir schworen, trennend, uns Freundschaft, aber ich sah den Ab­bate nie wieder. Er starb 1786 zu Ferrara.

Ich warf mich einige Stunden aufs Lager, bis die Stunde schlug, die mich von Verona trennte. Wenige Minuten vorher kam mein polnischer Freund nochmals zu mir. Tochter und Mutter wa­ren bereits durch seine Vermittlung abgereist.

Ich fand ihn vor einigen Jahren in Berlin wie­der. Meine Freude war unendlich. »Unsere Hiazinta lässt Sie grüßen!«, waren seine ersten Worte. »Sie ist jetzt bei der Gräfin Spinelli zu Linz.«

Wie er mir erzählte, hatte er sie bald nach jenem Ereignis zu Florenz wieder gesehen. Damals erst machte sie ganz unbesorgt ihm eine schauderhafte dieser elenden Exorzisten mich mit schuldig zu machen, und allen Ihren rechtschaffenen, denkenden und wirklich verehrungswürdigen Religionslehrern an Ihrer Würde etwas zu vergeben geglaubt haben, wenn ich diese, durch übelangebrachte Schonung und durch missverstandene Delikatesse mit jenen Unwürdigen gleichsam in eine Klasse setzen woll­te, die in dem elenden Wahn stehen mögen, als könne in unseren Tagen noch plumpe Pfaffenlist und Trug eine wahre, ausdauernde Würde geben und einem eben dadurch so sehr gesunkenen Ansehen wieder aufhelfen.