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Al Capone – Band 10

Al Capone
Band 10
Das Bankett eines Toten

1. Kapitel
Ein Blumenkorb, eine Bombe und eine Million Dollar

Frank Rio, Capones erster Leutnant und sein Vertrauter in allen wichtigen Dingen, kam in Begleitung eines Mannes, den Colosimo, der Besitzer des vornehmen Restaurants gleichen Namens, sich nicht erinnerte, jemals in seinem Leben gesehen zu haben.

Colosimo hatte aufgrund des Gespräches, das er einige Stunden zuvor bereits mit Frank Rio gehabt hatte, die Türen seines Restaurants trotz seiner Trauer um Capone, seinen besten Freund, wieder geöffnet, wie es dessen Leutnant verlangt hatte.

Der Unbekannte hatte in freundschaftlichster Weise Klines Arm genommen. Er trug schwarze Kleidung, die mit seinem schwarzen Bart gut harmonierte.

Es war der Typus eines Mannes aus dem südlichen Italien.

»Hier kommt ein Verwandter Capones«, sagte Frank Rio. »Er hat keinen traurigeren Augenblick für seine Ankunft in Chicago wählen können als den heutigen Tag.«

Colosimo drückte ihm gerührt die Hand und meinte: »Sie können es nicht abstreiten, dass Sie zu Als Familie gehören. Sie sehen dem armen Alfonso sehr ähnlich.«

Der Fremde bestätigte Colosimos Rede mit einem Lächeln.

In diesem Moment sah man am Eingang des Restaurants zwei Burschen, die einen künstlerisch hergerichteten, mit Kamelien gefüllten Blumenkorb trugen. Es waren Angestellte des Blumengeschäftes, das O’Banion gehörte.

Die Blumen ragten aus dem Moos hervor, womit die untere Hälfte des Korbes ausgepolstert war. Ein köstlicher Duft strömte von den schönen Kamelien aus. Mitten im Winter und in einer so kalten Stadt wie Chicago war dieser Blumengruß etwas ganz Außerordentliches. Diese Blumen hatten sicher viel Geld gekostet. Der Irländer hatte sich nicht knauserig gezeigt, indem er auf den etwas humoristischen Vorschlag Capones eingegangen war, den Totentanz gegen einen Blumenkorb zu vertauschen.

»Herrliche Blumen!«, erwähnte Colosimo bewundernd.

Der in Trauer gekleidete Verwandte Capones gab den Boten ein reichliches Trinkgeld.

»Die Blumen sind für die Tafel bestimmt«, sagte Frank Rio. »Alfonso, der nie vergessen hat, dass er Italiener war, hat gewünscht, dass sein Tod durch ein großes Bankett gefeiert wird, wie es die römischen Patrizier zur Zeit Cäsars taten.«

»Al! Ja – er war immer ein tapferer Kerl. Nicht einmal der Tod konnte ihn einschüchtern«, bemerkte Colosimo und zerdrückte eine Träne. »Da es sich um ihn handelt, wundert mich die sonderbare Bestimmung nicht mehr. Er hielt so viel von seinen Anhängern, dass er annehmen konnte, sie würden sich selbst durch seinen Tod nicht entmutigen lassen.«

»Genau so ist es«, bestätigte Kline, ergriff den herrlichen Blumenkorb und schritt auf den größten Tisch zu, der allgemein für die Bankette reserviert war, die man täglich bei Colosimo zu feiern pflegte. In dem großen Restaurant waren ständig drei Küchen in Betrieb: eine italienische, eine französische und eine amerikanische.

Der Fremde hielt Frank zurück und zupfte ihn am Ärmel.

»Lass das mit den Blumen«, sagte er ihm. »Wir wollen mit dem Tafelschmuck in eins der reservierten Zimmer gehen.«

»Glaubst du, dass die Blumen vergiftet seien?«, flüsterte Frank Rio seinem Begleiter zu.

»Ich befürchte eine andere Sache«, sagte leise der Fremde.

Colosimo trennte sich von ihnen, um seinem Personal die nötigen Anweisungen für das Abendessen zu geben, das heute der Bande des toten Capone serviert werden sollte.

Frank Rio und sein Begleiter traten in eines der vielen Speisezimmer, die neben dem großen Saal lagen.

Es war kein anderer als Capone selbst, der als Fremder hereingekommen war und der nun den falschen Bart abriss, der sein Gesicht entstellt hatte, und den Hut in eine Ecke schleuderte.

Wenn Colosimo ihn gesehen hätte, der mit seinen großen Banknoten und der Drohung der Mafia in der Tasche von einem Ende des Hauses zum anderen lief und qualvolle Seufzer ausstieß, wäre er sicherlich sofort beruhigt gewesen.


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