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Al Capone – Band 8

Al Capone
Band 8
Das Schicksal der Bankierstochter

1. Kapitel
Suche nach Evelin

Ed Weller hatte unterdessen nicht vergessen, zu welchem Zweck er sich eigentlich in Chicago aufhielt, ebenso wenig seine journalistischen Verpflichtungen dem CHICAGO HERALD gegenüber.

In einem unbewachten Augenblick im Haus Capone gelang es ihm, mit seiner Zeitung zu telefonieren. Er erhielt bald Anschluss und wurde mit dem Direktor verbunden, der ihm den Posten eines Reporters übertragen hatte. Weller informierte ihn kurz und bündig über die neuesten Ereignisse, die bei der Bande vorgefallen waren, und klärte ihn über den vorgetäuschten Tod Al Capones auf.

»Was höre ich?«, rief der bekannte Zeitungsmann. »Capone ist nicht tot, und die ganze Geschichte ist nichts weiter gewesen als ein Streich, den er seinem Rivalen O’Banion gespielt hat?«

»Genau so ist es, Herr Direktor«, bestätigte Weller.

Dann übermittelte er ihm noch eine Reihe von Einzelheiten durch das Telefon, während der Direktor des CHICAGO HERALD mit nervöser Hand Notizen auf seinem Block machte.

»Meinen Sie, dass die anderen Zeitungen nicht auch schon etwas über diese Geschichte erfahren haben?«

»Nicht daran zu denken, Herr Direktor«, versicherte er. »Nicht einmal die Mehrzahl von Capones Anhängern weiß auch nur das Geringste. Sie können versichert sein, dass ich allein von sämtlichen Reportern Chicagos über die ganze Affäre unterrichtet bin.«

»Das ist mir sehr wertvoll, mein lieber Weller«, schmunzelte der Direktor. »Ihre letzten Mitteilungen über das Banditentum der Stadt haben einen Bombenerfolg gehabt. Schreiben Sie, so viel Sie nur erfahren können, und seien Sie nicht faul! Damit Sie einen Anreiz haben, kann ich Ihnen gleich mitteilen, dass Sie von jetzt an mit einer monatlichen Gehaltszulage von fünfzig Dollar rechnen können. Aber eins muss ich Ihnen noch zurufen: Spielen Sie nicht mit Ihrem Leben! Unter diesem Volk müssen Sie ja fortwährend in Gefahr sein. Bewahren Sie streng Ihr Inkognito! Wenn die Gangster herausbekommen, dass Sie nichts weiter sind als ein Zeitungsreporter, der sich bei ihnen eingeschlichen hat, um ihre Geheimnisse auszukundschaften, würde man Sie mit der größten Grausamkeit umbringen, ohne dass ein Mensch es verhindern könnte.

Rufen Sie mich morgen wieder an! Wir wollen dann verabreden, an welchem Ort wir uns treffen können, ohne Aufsehen zu erregen. Ich habe den Wunsch, Sie wiederzusehen. Mut, mein junger Freund! Wenn Sie diese schwere Probe bestehen, können Sie mit einer blendenden Zukunft rechnen. In unserem Haus wird man Ihnen einen ersten und leitenden Posten geben.«

Ed Weller lächelte traurig, als er den Hörer wieder auflegte. Was der Direktor des CHICAGO HERALD ihm da soeben gesagt hatte, und die glänzende Zukunft, die er ihm prophezeite … alles das hätte ihn früher aufrichtig gefreut. Aber … nun …! Wenn er in der letzten Zeit eine Zeitung öffnete, geschah es nicht, um die sensationellen Mitteilungen zu lesen, die er selbst der Rotationspresse geliefert hatte, sondern um nach Notizen zu suchen, die sich auf das Verschwinden von Sam Ahrens’ Tochter bezogen.

Ein geheimnisvolles Dunkel umgab alles, was irgendwelche Verbindungen mit Eveline hatte. Die junge Dame war an dem Tag ihres Verschwindens am frühen Morgen von zu Hause weggegangen, wie die Presse berichtete, und war seitdem nicht wieder zurückgekehrt. Der Bankier war trostlos, wie die Zeitungen ebenfalls schrieben. Um das hübsche junge Mädchen wiederzufinden, hatte der erste Polizeiinspektor Octave Farrell die Sache in die Hand genommen. Die Presse unterstrich, dass der bekannte junge Polizeioffizier mit ganz besonderem Eifer arbeiten wollte, schon aus dem Grund, weil Eveline Ahrens seine Verlobte war, die er sehr vergötterte.

Bis jetzt aber hatten der Eifer und die unermüdliche Arbeit Farrells noch keinerlei Erfolge gehabt, wie die Zeitungen ebenfalls zu berichten wussten. Auf einem einsamen Weg hatte Farrell den verlassenen, eleganten Wagen gefunden, jenen kleinen Zweisitzer, den die junge Dame gelenkt hatte. Von Eveline selbst war nicht die leiseste Spur zu finden. Nichts deutete darauf hin, dass ein Verbrechen stattgefunden hätte. Octave vermutete infolgedessen ganz richtig, dass seine Verlobte nicht ermordet, sondern nur entführt worden war.


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