Al Capone – Band 5
Al Capone
Band 5
Ehre und Rache
Kapitel 1
Eine gemeine List
Eveline Ahrens, von der Sehnsucht getrieben, Ed Weller wiederzusehen, um ihn zu warnen, sich vor Octave Farrell vorzusehen, stieg eiligst in ihren Wagen, nachdem ihr Miss Dynamit die falsche Adresse des Aufenthaltes ihres heimlichen Geliebten tückischer Weise übergeben hatte.
Was Ed getan hatte, wunderte sie nicht. Jedenfalls hatte er sich nicht besonders sicher im Haus des Arztes gefühlt und sich beeilt, die Zufluchtsstätte dieser einen Nacht zu verlassen, um sie gegen ein unauffälliges Asyl einzutauschen.
Aber warum hatte er nicht auf ihren Besuch gewartet?
Vielleicht veranlassten Weller ihr selbst unbekannte, gewichtige Gründe und der glückliche Umstand seiner schnellen Besserung, von dort zu verschwinden. Vielleicht hatte auch irgendein unaufschiebbarer Auftrag seine Anwesenheit in der Wilsongasse 15 erfordert.
Das Mädchen saß kaum in ihrem kleinen Wagen, als sie argwöhnisch ihren Blick nach allen Seiten schweifen ließ.
Seit sie ihr Haus verlassen hatte, schwebte sie in der beständigen Furcht, dass ihr eifersüchtiger und argwöhnischer Verlobter ihr folgen könne.
Hatte er nicht energisch erklärt, dass er den Aufenthaltsort von Ed Weller herausfinden wolle?
Als sie ihren Wagen vor der Tür des Dr. Brown anhielt, hatte sie indessen nichts Verdächtiges bemerkt … Auch während der Fahrt fiel ihr kein anderer Wagen auf, der ihr etwa gefolgt wäre.
Ebenso wenig konnte sie jetzt irgendetwas Besonderes entdecken. Sie atmete auf. Bestimmt war Octave Farrell durch unaufschiebbare Pflichten zurückgehalten wurden und konnte sie deshalb nicht beobachten.
Ohne weitere Grübeleien, nur von dem Wunsch beseelt, die Entfernung zu verringern, die sie von Ed Weller trennte, fuhr sie in Richtung der Wilsongasse davon.
Hatte man ihr denn nicht soeben gesagt, dass sie in Nr. 15 dieser Straße Ed Weller finden würde?
Die Tochter des Bankiers war bis zu diesem Tag niemals in Smady-Hans gewesen.
Es war ein elendes Viertel, das sich ziemlich weit entfernt von dem prunkvollen Bezirk der Millionäre befand und in das die junge Dame unter anderen Umständen niemals ihre zierlichen Füße gesetzt haben würde.
Das Zentrum Chicagos ist in Reichtum gehüllt und gleicht einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
Wenn man Ansichten von Chicago sieht, bemerkt man nur die imposanten buildings, die mächtigen Wolkenkratzer, niemals aber Abbildungen der Vororte, in denen das größte Elend haust.
Angrenzend an diese Viertel der City erhebt das keineswegs gut beleumundete Viertel von Smady-Hans seine dürftigen Gebäude, Häuser von einem oder zwei Stockwerken, in denen das Elend und verwerfliche Verbrechen Misterschen.
Eveline kannte die Lage ganz genau, weil sie als gute Autofahrerin den Stadtplan von Chicago im Kopf hatte. Trotzdem wusste sie doch nicht, wo sie die Wilsongasse zu suchen hatte.
Sie musste schließlich einen Händler fragen, der von seinem mit Stockfisch und ähnlichen halbverdorbenen Waren angefüllten Laden stand.
Der Mann schien ganz erstaunt, dass ihn eine so hübsche Dame in einem so schönen Wagen nach der hässlichen Wilsongasse fragte.
Wusste sie denn nicht, in was für eine Räuberhöhle sie wollte?
Mister Daniels, wie der Händler hieß, überlegte einen Augenblick, ob er sie nicht auf die Gefahren dieser verrufenen Gegend aufmerksam machen sollte, aber schließlich zuckte er gleichgültig die Achseln. Was ging es ihn an, wenn diese juwelengeschmückte junge Dame das Elendsviertel besuchen wollte?
Der dickbäuchige und kahlköpfige Krämer gab Eveline also nur die Richtung an, der sie zu folgen hatte.
Die Tochter des Bankiers dankte ihm freundlich und schaltete den Motor wieder ein.
Sie musste sich, wenn sie aus einer Gasse in die andere einbog, vorsehen, nicht auf den Bürgersteig zu kommen, so schmal war die Fahrbahn.
Zerlumpte Leute, aus deren Gesichtern das Elend und die Rohheit blickten, beobachteten sie argwöhnisch aus den Fenstern und Türen der schmutzigen Behausungen.
Eveline sah Männer mit bösen Gesichtern, die mit finsterem Ausdruck und voller Hass ihren Blick auf sie hefteten, junge Frauen mit allen Zeichen moralischen Zerfalls und schon frühzeitig gealterten und runzligen Gesichtern, alte Weiber mit wahren Galgenphysiognomien, die das hübsche und reiche Fräulein mit habgierigen Augen anstarrten.
Wo wollte diese zarte Treibhausblüte wohl hin?
Eveline hatte Angst; einen Augenblick griffen ihre Hände unentschlossen nach dem Steuer, um den Wagen herum zu lenken.
In was für eine schreckliche Gegend war sie gekommen! Würden diese entsetzlichen Leute sich nicht auf sie stürzen, um sie zu berauben?
Aber sollte sie nun, da sie mitten in das Viertel hineingefahren war, wieder umkehren?
Wartete nicht Ed Weller voll Sehnsucht auf sie?
Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.
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