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Deutsche Märchen und Sagen 197

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

272. Die Gründung der Liebfrauen-Kirche zu Aachen

Da sagte ihm eine Erscheinung, dass er der heili­gen Frau Maria dort eine Kapelle bauen solle, und der König vergaß es nicht. Den Stein ließ er von Weitem kommen und die Kapelle bauen, so schön, wie keine war in der Welt und er ließ sie rund machen nach dem Huf seines Pferdes, welches das Wasser drunten heiß fand. Auf diese Weise ließ er sie bauen, dass in der Welt keine schönere Kirche war. Und mit Märtyrern und Beichti­gern, welche er von fern und nah heranholte und mit Kelchen und Kreuzen, und Kleidern und Gold, und Glocken und schönen Büchern, welche viele Marken und Pfunde kosteten, schmückte der reiche König sie sehr und ließ nichts daran fehlen. Und von dem Apostel (Papst) Adrian, welchen er entbot, um wohl zu tun, Baronen und Fürsten und Bischöfen, Primas, Äbten und Erz­bischöfen und Rittern und Herren von gutem Ruf, wurde sie zur Ehre unserer Frauen geweiht und gehei­ligt und benedeit und geordnet von dem Papst, welchen der gute König mit reichem Geleit dazu entboten hatte.

Und der arme Karl entbot dahin Barone und König und Herzog und Graf und Fürst und Hohe und Niedere und Arm und Reich, und Kardinäle und alle Priesterschaft. Und als der Ort geweiht war, da bat und gelobte er der Priesterschaft und allen Baronen, dass für immer die Erben des Reiches an diesem Ort gekrönt und zu Königen gemacht werden sollten, und von da nach Rom zur Weihe gingen, um gekrönt zu werden als Könige und Kaiser von jenem Tag an.

Das bestätigte der Papst dem guten König, den er sehr liebte, und die Barone und alle, welche zuge­gen waren, taten desgleichen. Und damit dies dauernd sei, hing der König sein verehrtes Siegel daran, um es besser zu sichern und dass keiner es fälschen möge.

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