Verlosungsaktion Im Reich des Wendigo
Im Reich des Wendigo
History meets mystery
Der Windigo (oder entstammt den spirituellen Überzeugungen der indigenen Völker, die große Teile sowohl der nordöstlichen Küste als auch des kontinentalen Binnenlandes bewohnten, insbesondere die Region um die Großen Seen und den Sankt-Lorenz-Strom. Diese Menschen, eine vielfältige Mischung aus vielen verschiedenen Kulturen und Nationen, teilen einen ähnlichen Dialekt des Algonkin. Daher werden sie oft als Algonkin-Völker bezeichnet.
Der Windigo, manchmal auch als Wendigo oder Weendigo bezeichnet, gilt als der Geist des Winters und als Symbol für die Gefahren des Egoismus. Obwohl die Überzeugungen variieren, wird der Windigo allgemein als schreckliches Wesen mit einem unersättlichen Verlangen nach Menschenfleisch angesehen. Jeder, der einem Windigo begegnet, läuft Gefahr, verschlungen zu werden oder selbst zu einem Windigo zu werden.
Gewöhnlich wird man ein Windigo als Strafe für unehrenhaftes oder tabubehaftetes Verhalten, wie etwa den Kannibalismus aus Not. Laut Shawn Smallman, dem Autor von Dangerous Spirits: The Windigo in Myth and History, diente es dazu, moralisches soziales Verhalten zu definieren und konnte als Warnung vor Gier und Egoismus dienen. Man konnte auch zu einem Windigo werden, wenn ein Schamane einen verfluchte oder man vom Windigo träumte. Der Mythos wurde zudem genutzt, um psychische Krankheiten und andere schwerwiegende Leiden zu erklären.
Heutzutage ist der Windigo zu einem festen Bestandteil der nordamerikanischen Popkultur geworden und ein häufiges Thema in Film und Literatur weltweit. Er erscheint in Romanen wie Rick Yanceys The Curse of the Windigo und Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere. Der Windigo taucht auch in Marvel-Comics, Videospielen und sogar in der Zeichentrickserie My Little Pony auf.
Patrick J. Grieser unternimmt mit seinem jüngsten Roman Im Reich des Wendigo einen Versuch, von der altbewährten Monsterdarstellung in Literatur und Filmkunst abzuweichen, indem er Elemente des Genre Western mit denen des Unheimlichen, Mystischen verwebt und sich dabei dem Spirituellem indigener Nationen bedient.
Das Buch
Patrick J. Grieser
Im Reich des Wendigo
Western, Hardcover, EK-2 Publishing GmbH, Duisburg, Januar 2025, 232 Seiten, 21,00 EUR, ISBN 9783964034533, Coverart/Umschlag: Mario Heyer, auch als Taschenbuch und E-Book
Klappentext:
Die Brüder Jeb und Nate Bannister reiten nach Zebulon, um einen Mann zur Strecke zu bringen, auf dessen Kopf ein Vermögen ausgesetzt ist. Doch in der heruntergekommenen Stadt lauern nicht nur Gesetzlose, sondern auch Javier de la Cruz und seine brutalen Handlanger. Gezwungen, um ihr Überleben zu kämpfen, verbünden sich Jeb und Nate mit der klugen Liz Tipton, einer Pokerspielerin mit geheimnisvoller Vergangenheit. Gejagt von Townwölfen, Apachen und einer mysteriösen Bestie, die angeblich die Berge heimsucht, geraten die drei in einen Strudel aus Gefahr und Intrigen.
Wer wird in diesem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel triumphieren – und was verbirgt sich wirklich im Schatten der Berge?
Verlosungsaktion
Du liebst spannende Geschichten? Dann mach mit bei unserer Verlosung und sichere dir die Chance auf eines von drei signierten Taschenbüchern!
So nimmst du teil:
Schicke einfach eine E-Mail mit dem Betreff Wendigo an gewinnspiel@geisterspiegel.de mit Angabe deiner Postanschrift.
Einsendeschluss:
Die Aktion endet am 9. März 2025 um 23:59 Uhr.
Die Gewinner werden per Zufall ausgelost und per E-Mail benachrichtigt. Viel Glück!
(Teilnahmebedingungen: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung möglich.)
Leseprobe
1.
Der Mann strömt jene Art von Gefährlichkeit aus, wie sie nur von einem Revolverschwinger ausgeht, der auf der Lohnliste eines wohlhabenden Rinderbarons steht. Die rechte Hand immer in unmittelbarer Nähe des Colts, den er tief und auf herausfordernde Weise an der Hüfte trägt. Es ist ein Automatismus, der aus seiner Körperhaltung nicht mehr wegzudenken ist. Sieht man seine harten Gesichtszüge, so fragt man sich unweigerlich, ob er überhaupt zu einer Gefühlsregung fähig ist. Vermutlich nicht.
Er wirkt asketisch, ist nicht besonders kräftig oder groß, und doch machen die Leute lieber einen großen Bogen um ihn. Denn man sieht ihm an, dass er bereits getötet hat. Und wieder töten wird. Ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Das ist so sicher wie das Amen in der Missionskapelle. Ein Menschenleben ist für diesen Mann nicht viel wert. Und er nimmt es mit jedem Kerl hier in dieser Stadt auf. Egal, ob seine Widersacher über sechs Fuß groß sind oder zweihundert Pfund wiegen. Denn Blei ist schneller als ein Faustschlag. Er bewegt sich mit der Anmut eines Raubtiers, während sein Blick wie eine körperliche Berührung die nähere Umgebung abtastet. Immer auf der Suche nach Gefahr.
Die dunklen Augen funkeln. Sein Haar ist kurz geschoren. Vermutlich deshalb, weil es, gemessen an seinem Lebensalter, so unnatürlich aussieht. Es ist weiß – so wie der Schnee auf dem Rücken des Pike’s Peak jeden daran erinnert, dass der Winter des Lebens auch irgendwann einmal zu ihm kommen wird. Doch dieser Mann geht noch lange nicht seinem Lebensende entgegen. Dafür sind seine Bewegungen viel zu geschmeidig, sein Blick zu klar und aufmerksam. Viele Männer seiner Zunft erreichen kein biblisches Alter, sie ziehen früher oder später den Kürzeren, denn es gibt irgendwo da draußen jemanden, der besser ist und schneller ziehen kann. Doch dieser Mann hat viele Duelle überlebt. Es ist das Hemd, das er trägt und ihn so einzigartig macht. Gefertigt aus Leder und mit seltsamen Symbolen bemalt, die eindeutig indianischer Herkunft sind, lässt ihn dieses Gewand aus der Menge hervorstechen. Für ihn ist es aber mehr als nur ein Lederhemd. Es soll ihn nicht nur vor den Bleikugeln seiner Feinde schützen, sondern es liegt ein Zauber über diesem Gewand. Der Revolverschwinger ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass das zutrifft.
Und auch wenn er glaubt, dass er unbesiegbar sei, so will er dennoch nicht alt und pflegebedürftig werden wie ein Tattergreis, der gefüttert werden muss und sich des Nachts in die Hosen macht. Er will lieber aufrecht im Sattel sterben, mit einem Tingeltangelmädchen zwischen den Lenden, das ihm noch einmal den Abend versüßt, ehe sich für ihn das Tor zur Hölle öffnet. Denn da wird er zweifelsohne irgendwann einmal landen.
Mit der linken Hand fährt er sich für einen kurzen Moment über die Wangen. Er hat sich heute Morgen rasiert, doch da ist noch immer dieser blaue Schimmer, der nie ganz verschwindet, egal, wie oft er mit der Klinge über die Haut gleitet.
Der Mann macht vor dem örtlichen Saloon Halt. Die Stadt ist, ähnlich wie ihr großer Bruder Cripple Creek, aus einem Camp entstanden. Eine Ansammlung von Adobe-Bauten, Zelten, Hütten und mehreren Steinhäusern, deren Dächer mit Holzschindeln gedeckt sind. Die ehemalige Mission besitzt sogar einen Glockenturm. Es ist ein Ort, den das Goldland hervorgebracht hat, denn hier draußen gibt es zahlreiche Claims. Einige werfen sogar fünfzig Dollar pro Tag ab. Ein Paradies für Goldgräber, Glücksjäger, Abenteurer, Huren und Verblendete … Sie alle hat das Gold hierher gebracht. Etwas, das die Rothäute nie verstehen werden. Das Gold hat einen Ort ohne Moral und Achtung geschaffen. Ein Gebilde, das keiner Form oder Funktion folgt und nur existiert, um die Gier und niederen Triebe seiner Einwohner zu befriedigen.
Er ist jetzt seit drei Tagen in dieser Stadt. Zusammen mit seinem Bruder. Zebulon ist wahrhaftig ein abscheuliches und böses Untier von einer Stadt. Weiter westlich liegt Cripple Creek und im Norden Denver. In dieser Gegend, im Schatten des mächtigen Pike’s Peek, beginnt das Gold- und Silberfundgebiet.
Zebulon Montgomery Pike, seines Zeichens US-amerikanischer Offizier und Entdecker, hat einst eine fast einjährige Expedition zur Erkundung des Westens geführt. Ihm zu Ehren hat man den Berg, in der Front Range der Rocky Mountains mit seinen mehr als vierzehntausend Fuß, Pike’s Peek benannt. Und der Legende nach ist auch Zebulon nach jenem legendenumrankten Pike benannt worden, dessen kartografische Handschrift der ganze Westen trägt. Zebulon – eine Stadt, gierig und gefräßig. Vielleicht in vielen Jahren ebenso groß wie Cripple Creek – ein Pestloch, das sich langsam, aber sicher ausbreitet, wo die Starken und Rücksichtslosen das Sagen haben und die Schwachen sang- und klanglos untergehen.
Seine rechte Hand streift über den Kolben des Colts. Eine Marotte, die er sich nicht mehr abgewöhnen kann. Der Griff aus Walnussholz fühlt sich seltsam vertraut an. Er nickt kurz und zufrieden, dann geht er die Stufen hoch, die zum Saloon Red Lion führen.
Ein sogenannter Überweisungsmann, der missratene Sohn einer aristokratischen Familie, hat die Gunst der Stunde genutzt und mit den regelmäßigen Überweisungen aus Großbritannien ein komplett neues Gebäude aus dem Boden gestampft. Das Red Lion ist der wichtigste Sammelpunkt in der ganzen Stadt. Irgendwann einmal soll neben dem Saloon eine Tanzhalle und eine Spielhalle entstehen. Die Pläne dafür existieren schon. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Zimmerleute, Maurer und Hilfsarbeiter mit beladenen Wagen voller Steine, Bretter und Bauholz kommen.
Der Revolverschwinger öffnet die Pendeltür aus Holz, der man ansieht, dass sie erst vor Kurzem frisch gestrichen wurde. Alles im Red Lion ist neu. Der Überweisungsmann hat mit seinen Investitionen ganze Arbeit geleistet.
Ins Auge stechen sofort die Bar und die Flagge einer englischen Universitätsregatta. Der Überweisungsmann selbst steht hinter der Theke, ein Kerl mit dem Gesicht eines Frettchens. Sein Name ist Caleb. Den Nachnamen hat der Revolverschwinger vergessen. Für ihn sind Namen unwichtig. Von Bedeutung sind nur die Gesichter. Der Bursche zählt noch keine dreißig Sommer, doch sein Gesicht ist stark vorgealtert, was er wohl seinen exzessiven Trinkgewohnheiten zu verdanken hat. Auch heute, es ist erst Nachmittag, hat er bereits fleißig dem Schnaps zugesprochen. Eines muss man diesem Kerl mit seinen blaublütigen Wurzeln lassen: Seine Trinkfestigkeit ist beachtlich, und er verliert nie die Selbstbeherrschung – ganz gleich, wie voll er auch ist.
Der Revolverschwinger hat dem blaublütigen Überweisungsmann drei Nächte lang beim Trinken zugesehen. Weder Tequila noch Whiskey haben ihn zu Fall gebracht. Es ist wirklich bemerkenswert, was diese Burschen aus der Alten Welt alles vertragen können.
Und doch ist es nicht allein seine Trinkfestigkeit, die den Barkeeper gegenüber anderen herausstechen lässt. Er ist nämlich nicht nur ein zechfreudiger Ex-Student aus Cambridge, sondern hat sich auch hier draußen im Nirgendwo eine Existenz aufgebaut. Das Geld, das aus der Alten Welt kommt, hat er sinnvoll investiert, denn der Saloon platzt jede Nacht fast aus allen Nähten. Geld kommt zu Geld. So ist es schon immer gewesen. Auch bei Caleb, der mit seinen regelmäßigen Geldüberweisungen in die Prärie verbannt worden ist.
Der Revolverschwinger nickt Caleb kurz zu. Der Barkeeper weiß sofort, dass es gleich Ärger geben wird. Er hat es schon die ganze Zeit gewusst. Jedes Mal, wenn der Mann mit dem bunt bemalten Lederhemd in den vergangenen Tagen den Saloon betreten hat. Das unwillkürliche Zusammenziehen des Magens. Die Hand, die näher an die doppelläufige Schrotflinte unter der Theke rückt.
Der Blick des Revolverschwingers gleitet über die Anwesenden. Seine Augen tasten das Halbdunkel des Saloons förmlich ab. Es sind nur eine Handvoll Männer anwesend. Die Glocke bei den Minen hat noch nicht den Feierabend eingeläutet. Es wird noch dauern, bis die Goldgräber und Minenarbeiter in die Stadt kommen.
Aber da ist dieser Mann, den er am Thekenende lehnen sieht, mit einem halb vollen Glas in der Hand. Ihn hat der Revolverschwinger gesucht. Und als könne der Gesuchte den Blick des Neuankömmlings spüren, dreht er sich um und schaut in seine Richtung. Im Zwielicht sieht man das rötliche Haar, das ihm den Spitznamen Rusty verliehen hat, kurz aufblitzen. Es ist schwer, sein Alter einzuschätzen. Auffällig sind die Krähenfüße, die tiefe Furchen entlang der Augenwinkel ziehen. Die Blutgefäße unter der Haut sind an Nase und Wangen erweitert, ein rötlich schimmerndes Netzwerk, das von zu viel billigem Fusel oder intensiver Sonneneinstrahlung herrührt. Er trägt einen Serge-Anzug, der hier draußen im Nirgendwo genauso sonderbar wirkt wie das indianische Lederhemd des Revolverschwingers. Auch dieser Mann strömt eine gewisse Gefährlichkeit aus.
»Ist es nun soweit?«, will er von dem Revolverschwinger wissen, der langsam auf die Theke zusteuert. Die Stimme des Mannes ist glasklar, frei von jeglicher affektiv gefärbter Schwingung.
Caleb schüttet sich einen großzügigen Schuss Schnaps in sein Glas ein. Diesmal wird es Ärger geben. Ein Fluch aus der Heimat kommt über seine Lippen. Die Townwölfe, die diesen Laden beschützen und denen er regelmäßig einen großzügigen Anteil seines Umsatzes zahlt, werden erst in etwa einer Stunde auf schlagen, wenn die Glocken in den Minen erklingen.
Als der Revolverschwinger nicht antwortet, prostet der Mann ihm zu und sagt schließlich: »Schenk dir einen Drink ein, denn bald wird einer von uns beiden tot sein!«
»Meine Herren, ist es wirklich notwendig …?«, beginnt Caleb mit seinem eigentümlichen britischen Akzent zu sprechen, doch Rusty hebt die Hand in die Höhe und Caleb schweigt unverzüglich. Man sieht, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpft. Caleb fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Er ist ohne die Townwölfe überfordert. Vielleicht hat Caleb doch in das falsche Business investiert? Er stürzt den Schnaps in einem Zug hinunter und schenkt sich einen weiteren ein.
Der Revolverschwinger gibt dem Barkeeper ein knappes Zeichen. Dieser starrt ihn einen Moment lang mit seinen kleinen dunklen Augen an, die den Mann einmal mehr an die Augen eines Frettchens erinnern, dann holt er eine der Whiskeyflaschen aus dem Regal und schenkt ihm ein. Wortlos schiebt er das Glas in seine Richtung. Sein Blick spricht jedoch Bände: Man möge doch bitte das Inventar der Bar verschonen. Alles hier drin ist neu.
Rusty lässt sich ebenfalls einen Schluck einschenken. Mit der Hand fährt er über sein rötlich schimmerndes Haar. Dann prostet er dem Revolvermann zu: »Einer von uns wird heute ins Gras beißen. In meiner Heimat pflegt man zu sagen, dass man seinem Schöpfer nicht nüchtern gegenübertreten soll!« Er wartet darauf, dass der Revolverschwinger sein Glas leert. Erst als dieser es an die Lippen setzt, tut es ihm Rusty gleich und trinkt den Inhalt in einem einzigen Zug aus. Für einen kurzen Moment verzieht er das Gesicht, denn das Feuerwasser brennt im wahrsten Sinne des Wortes in der Kehle.
»Bereit, dem Herrn gegenüberzutreten?«, will Rusty von dem Fremden wissen. Er fährt sich mit der Hand über den Mund. Der Revolverschwinger nickt kurz.
»Wenn der Hund draußen bellt, schießen wir!«
Die Worte des Rotschopfes irritieren den Gegner. Er hat weder einen Hund gesehen noch gehört. Doch dann bellt tatsächlich ein Vierbeiner, als hätte dieser nur darauf gewartet, dass Rusty ein Zeichen gibt. Sie ziehen gleichzeitig. Es knallt zweimal kurz hintereinander, Pulverdampf steigt nach oben. Dann starrt Rusty sein Gegenüber verwundert an.
Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Autors
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