Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 10
Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung
6. Die derbe Predigt
An der evangelischen Kirche zu Warmbrunn war ein Pastor, Namens Fritze, angestellt, der ein hervorragender Mann gewesen sein muss; denn die Sage bemächtigt sich nur des Außergewöhnlichen. Fritze soll einst seinem Bruder Hieronemus (1770), als seine Lehren demselben zu einem Ohr hinein- und zum anderen wieder herausgegangen waren, eine Predigt mit der Hand in das Gesicht gegeben haben, die aber so böse ausfiel, dass Hieronemus des anderen Morgens tot in seinem Bett gefunden wurde:
Und manch Kirchkind tat zu Nütze
Mehr als Predigt sich den Streich
Und erschlug in Zornes Hitze
Seinen Bruder nicht sogleich.
7. Der Kirchturm der evangelischen Kirche
Bei dem Bau der evangelischen Kirche zu Warmbrunn soll dem Baumeister Nerger ein Unglück passiert sein, wie dies auch heutzutage noch manchem Meister vorgekommen ist. Alte Verse darüber lauten:
In Warmbrunn wurd ein Turm gebaut
Von Buttermilch und Sauerkraut
Der Turm der kriegte Ritze
Das wusste Pastor Fritze
Die Ritze wurden ärger
Das merkte endlich Nerger
Die Ritze wurden gar zu arg
Da fiel der ganze Turm in Quark.
8. Die fleißigste Frau
In Warmbrunn lebte einst die Bademutter Rosina Hain (1739 geb.), welche der Sage nach unermüdlich zum Wohle ihrer Mitmenschen wirkte und rundum viertausend Kinder eintrug.
9. Der Landgörge
Im Probsteihof zu Warmbrunn soll ein berüchtigtes Subjekt, der Landgörge, eigentlich George Hornig, den Müller Cyrus aus der Conradis-Mühle erstochen haben und dafür in Hermsdorf (3. März 1606) hingerichtet worden sein. Wenn nun ein Müller in der Umgegend stirbt, so soll in der Mitternachtsstunde der Geist des Landgörge im Probsteihofe stehen.
10. Geklemmt
Das Wort Geklemmt, welches in vieler Herren Länder gangbar ist, soll seinen Ursprung in Warmbrunn genommen haben. Dort wohnte einst ein arger Spitzbube, Lorenz Klemmt, der, außer Mühlsteinen und glühendem Eisen, kein fremdes Eigentum liegen ließ. Wenn man etwas vermisste, so sagte man einfach, es ist geklemmt, und es wurde auch dann noch an vielen Orten weiter geklemmt, als Klemmt bereits am Galgen (1582) geendigt hatte.
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