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Gruselkabinett – Folge 62

Der junge Student Giovanni Guasconti zieht nach Padua, wo er ein Zimmer in einem düsteren, alten Haus bezieht, dass von der alten Lisabetta bewirtschaftet wird. Zu Giovannis Zimmer, das recht trist aussieht, gehört ein großer Balkon, von dem aus der junge Student einen reich verzierten Garten betrachten kann. Lisabetta berichtet ihm, dass dieser Garten dem eigenbrötlerischen Gelehrten Professor Rappaccini gehört, der allein mit seiner Tochter im benachbarten Anwesen wohnt. Als Giovanni der Tochter Rappaccinis ansichtig wird, ist es bald um ihn geschehen. Trotz ihrer sonderbaren, bizarren Beziehung zu einigen exotisch aussehenden Pflanzen verliebt er sich unsterblich in Beatrice und macht ihr den Hof. Die Warnungen von Professor Pietro Baglioni, einem Freund seines Großvaters, schlägt Giovanni Guasconti hingegen leichtsinnig in den Wind …

Mit gerade einmal fünf Sprechern inszenierten Marc Gruppe und Stephan Bosenius ein Gruselhörspiel der etwas sanfteren Art. Rappaccinis Tochter, eine Erzählung von Nathaniel Hawthorne aus dem Jahr 1844, entpuppt sich als Schauergeschichte von kammerspielartiger Intensität, in der sich die Spannung langsam, aber kontinuierlich aufbaut. Auch dieses Mal spielt die Liebe eine zentrale Rolle, und der Fokus konzentriert sich auf die Gefühlswelt des Protagonisten. Anhänger flott erzählter, blutiger Horror-Storys mit viel Action sind hier definitiv an der falschen Adresse. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des jungen Studenten Giovanni Guasconti, gesprochen von Max Felder. So bleibt der Hörer immer auf dem Wissensstand des Protagonisten. Spekulationen sind Tür und Tor geöffnet und doch vermag auch diese Geschichte zu überraschen, auch wenn ihr Ende sehr abrupt kommt. Der Soundtrack dieser Folge ist eher leise, zurückhaltend, harmoniert dadurch aber perfekt mit der Handlung. Manfred Erdmann ist in der Rolle des misanthropischen Rappaccini zu hören und spielt diese mit wahrer Hingabe. Beeindruckend ist vor allem Jacqueline Belles leidenschaftliche Darstellung der Beatrice. Reinhard Glemnitz überzeugt als Professor Pietro Baglioni, der sehr natürlich herüberkommt und dadurch Bilder und Gestiken fast wie von selbst vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen lässt. Angelika Bender brilliert als Haushälterin Lisabetta und tritt den Beweis dafür an, dass es nicht immer Dagmar von Kurmin oder Regina Lemnitz sein müssen, die im GRUSELKABINETT nur allzu oft für solche Rollen herhalten mussten. Die Abwechslung im Cast tut der Reihe außerordentlich gut und sorgt neben der geschickten Story-Auswahl für zusätzliche Abwechslung.

Beatrice Rappaccini sieht zwar sehr leidend aus, doch auch bei dieser Illustration kann man die Kunstfertigkeit und den Detailreichtum von Firuz Askin nur bewundern. Das Booklet selbst hat bedauerlicherweise keine nennenswerten Extras zu bieten. Selbst Informationen zum Autor sucht man vergebens.

Fazit:
Sanfter Grusel mit viel Gefühl und leisem Schrecken. Mit beinahe kammerspielartiger Intensität wird der Hörer in einen albtraumartigen Taumel gezogen, der ihn bis zum Schluss nicht mehr loslässt.

Copyright © 2012 by Florian Hilleberg

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Nathaniel Hawthorne
Marc Gruppe
Rappaccinis Tochter
Gruselkabinett, Folge 62
Titania Medien, Leverkusen
April 2012
Gothic Novelle
Audio-CD, 13 Tracks
58 Minuten, 7,95 Euro
ISBN: 9783785746394
Titelillustration von Firuz Askin

www.titania-medien.de