Sagen der mittleren Werra 81
Von Barchfeld nach Liebenstein führt ein Weg über den ehemaligen Scherstieger Hof an der Haide, der Scherstieg genannt, auf dem Fuhrleute als auch einzelne Wanderer vieles Ungemach auszustehen hatten. Auch hielt sich noch vor Jahren dort ein feuriger Mann auf, der jedoch niemandem etwas zu Leide tat, vielmehr gegen die Art seiner Genossen die Verirrten in dunkler Nacht auf den richtigen Weg brachte und ihnen bis in den Ort vorleuchtete, wo er dann jedes Mal seufzend wieder umkehrte.
Ein armer Mann aus Barchfeld, dem der Feurige auch diesen Liebesdienst erwiesen hatte, dankte ihm beim Abschied mit den Worten: »Das lohn’ dir Gott!«, worauf jener mit gerührter Stimme erwiderte: »Auch dir lohn’ dies Gott. Vielen Hunderten habe ich den gleichen Dienst erwiesen; doch auch nicht einer hatte ein Wort des Dankes für mich. Durch deinen Spruch bin ich jetzt erlöst.« Sprach es, verschwand und ist nie wieder gesehen worden.
Der Stein’sche Jäger Valentin von Barchfeld sah eines Abends auf der Höhe des Scherstiegs in der Richtung von Bairode her eine hohe und breite Feuersäule. Anfangs glaubte er, dass das Dorf in Brand stehe, überzeugte sich jedoch bald, dass die Säule immer näher auf ihn zukomme. Gleich darauf zog sie nur wenige Schritte weit an ihm vorüber dem Werragrund zu, sodass er in derselben ganz deutlich einen riesengroßen schwarzen Mann erkennen konnte.
Von Barchfeld und der Barchfelder Brücke
Der Name des Fleckens Barchfeld, der Residenz der Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld soll von dem Niedersächsischen barg, der Grabhügel, die Totenburg, herrühren, womit das nahe Scharfstrute, Scherfstrit, d. h. der Scherbenstrauch, von den dort gefundenen Graburnen entlehnt, übereinstimmt.
Der Sage nach sollen nämlich in grauer Vorzeit riesige Angelsachsen vom baltischen Meer nach Thüringen ausgewandert und hier an der Mündung des Schweinaer Grundes ins Werratal am Fuße des Thüringer Waldes sich angesiedelt und allda ihre Hünengräber angelegt haben.
Von der Brücke geht die Sage, dass vor langen Jahren eine alte Zigeunerin geweissagt habe, dass einst der Türke mit ungeheurer Heeresmacht Deutschland überziehen und verwüsten werde, dass dann hier im Werratal die beiden feindlichen Heere zusammentreffen würden, dass in einer großen Schlacht das Heer der Ungläubigen bis auf wenige vernichtet werden und der Großtürke selbst auf der Barchfelder Brücke seinen Tod finden sollte.
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