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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 34

Ein märkischer Junkerstreich oder der betrogene Tetzel

Bei dem Dorf Holbeck, nördlich von Jüterbog, zwischen Luckenwalde und dem in der vorigen Sage erwähnten Stülpe, liegen die sogenannten Mordberge, welche von folgender Begebenheit den Namen haben sollen.

Als der Ablasskrämer Tetzel zu Luthers Zeiten hier in der Mark sein Wesen trieb, hielt er sich namentlich auch lange in Jüterbog auf, wo man noch heute ein der Nikolaikirche gerade gegenüber gelegenes Haus zeigt, in welchem er seine Wohnung und eine eigene Kapelle zur Lesung von Messen und Austeilung des Ablasses hatte. Hier kam nun einst, wie die alten Bücher melden, ein Ritter zu ihm. In Jüterbog sagt man, es sei ein Hake von Stülpe gewesen. Ein Hake mag es gewesen sein, aber von Stülpe war er nicht, denn das bekamen die Hakes erst 1537. Wie das aber auch sei, unser Ritter verlangte also vom Tetzel einen Ablassbrief wegen eines Verbrechens, das er noch ausüben wolle. Der Fall war neu und machte Tetzel anfangs stutzig; doch weil jener ein gutes Stück Geld bot, ging er zuletzt in die Falle und gab ihm für eine hohe Summe den verlangten Ablass.

Das sollte ihm aber schlecht bekommen, denn als er mit seinen Schätzen Jüterbog verließ, um sich nach Berlin zu wenden und in die Sandberge bei Holbeck kam, wo die Pferde kaum den schweren Wagen von der Stelle bringen konnten, sprengten plötzlich Vermummte auf ihn ein. Vergeblich, dass Tetzel alle Strafen der Hölle auf die Frevler loswetterte, der Anführer der Schar zeigte ihm lachend den Ablassbrief, den er ihm erst verkauft hatte, und sagte, das sei eben die zukünftige Sünde gewesen, für die er hätte schon im Voraus Vergebung erlangen wollen; es war nämlich kein anderer als unser Junker von Hake.

Nun wurden, nachdem die Knechte überwältigt, Kisten und Kasten aufgeschlagen und Tetzel das sündhaft zusammengebrachte Geld abgenommen. Der Größte der Kasten, mit großen Eisenbanden beschlagen, kam dann nach Jüterbog, wo er noch heute hinter dem Altar der St. Nicolaikirche steht.

Die Gegend aber soll von dem Überfall, und weil einige Knechte dabei ums Leben gekommen waren, den Namen der Mordberge empfangen haben, obwohl andere meinen, mit diesem Namen belege man auch sonst in der Mark solche Sandberge.

Diesem kecken Streich eines märkischen Junkers aber, der in seiner Weise Tetzel abfertigte, folgte dann bald unseres Dr. Martin Luthers ernste Abwehr des ganzen Ablassunwesens.