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Sagen der mittleren Werra 74

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Vom Landgrafenacker

Zur Linken des Weges von Steinbach nach Herges liegt die Bornwiese und über dieser der Landgrafenacker oder schlecht-hin der Landgraf, von dem ebenfalls jene an der Unstrut vorkommende Sage von dem Landgrafen und seinen Edlen erzählt wird.

Sie lautet: Es war einmal ein Landgraf im Thüringer Land, Namens Ludwig, den haben sie, den Eisernen genannt, als ihn der Schmied von Ruhla gehärtet hatte. Dem wurde gemeldet, dass die Edelleute in seinem Land arg mit ihren Untertanen umgingen, sie bis auf das Blut peinigten und wie das liebe Vieh paarweise vor den Pflug spannten. Da der Landgraf, der zwar ein sehr strenger, aber dabei ein gerechter Herr war, solche Untaten vernommen hatte, da brauste er gewaltig auf, kam von der Wartburg herüber auf das Schloss Nauenburg, das auch einst droben auf Altenstein stand, berief seine Edelleute dorthin und zog mit ihnen hinaus ins Feld, wo er diese nun gerade so, wie sie es mit ihren Untertanen getan hatten, paarweise vor den Pflug spannte, einen ganzen Acker mit ihnen umpflügte und sie dabei mit der Peitsche gehörig bearbeitete. Hierauf drohte er ihnen noch mit weit Schlimmerem, sofern sie von ihren Unbilden gegen das Volk nicht ablassen würden.

Seit dieser Zeit heißt jener Acker noch bis auf den heutigen Tag der Landgrafenacker.

Die Teufelsmahten

Hinter der Burg Liebenstein im Grunde liegt ein Acker, der die Teufelsmahten genannt wird. Von dem wird erzählt:

Die Ritter begnadigten einst einen Verbrecher unter der Bedingung, dass er innerhalb 24 Stunden den auf dem erwähnten Acker stehenden Hafer abmähe. Der Verbrecher fing zeitig an. Als jedoch die bestimmte Frist beinahe abgelaufen war und er die Unmöglichkeit, fertig zu werden, einsah, rief er in seiner Herzensangst den Bösen zu Hilfe. Der ließ sich denn auch nicht lange bitten, erschien, nahm die Sense und ritsch ratsch lag mit einigen Dutzend Hieben der Hafer auf dem Acker. Der Verbrecher lachte vor Freuden hell auf. Er hatte sich verrechnet, denn als Lohn für seine Arbeit fasste ihn der Teufel am Kragen und hui ging es mit ihm durch die Lüfte. Da aber, wo der Teufel gemäht hatte, sieht man noch heutigen Tages die Hiebe auf dem Acker.

 

*

 

Nach einer anderen Überlieferung soll ein Ritter vom Schloss Liebenstein, der ein heilloses Leben führte, sich unter der Bedingung dem Teufel verschrieben haben, dass dieser, so lange er lebe, ihm dienstbar sei; worauf nun der Ritter dem Teufel alle mögliche Turbation angetan und ihm unter anderem auch jenes Feld in einer Nacht abzumähen aufgegeben habe, was dieser denn auch vollführte.

 

*

 

Zu Trusen erzählen sie die Entstehung der sogenannten Teufelsmahten auf folgende Weise:

Vor uralten Zeiten hatte zu Schlürfsteinbach einmal einer den Tod verwirkt und sollte ohne weitere Umstände gehängt werden. Da bat der Verbrecher um Erbarmen und Gnade. Die Schlürfsteinbacher aber waren alle so erbittert, dass sie nichts davon wissen wollten. Endlich versprachen sie ihm das Leben unter der Bedingung zu schenken, dass er den oben erwähnten Teil der Flur in einem Tag abmähe, eine Arbeit, die wohl zehn rüstige Männer in der festgesetzten Zeit kaum vollenden konnten. Der arme Sünder aber griff zu und begann an einem dazu bestimmten Tag das Werk.

Als nun die Steinbacher zu ihrem Verdruss gewahrten, dass der Kerl um Mittag schon mit der Hälfte fertig war, traten sie zusammen, besprachen sich, wie sie ihm die andere Hälfte seines Tagewerks verleiden wollten und gaben ihm auf den Vorschlag eines tückischen Gesellen eine so starke Purganz in seinen Vespertrunk, dass diese wohl auch die stärkste Natur bewältigen konnte.

Und bald spürte der arme Sünder die Wirkung und die Schlürfsteinbacher lachten sich schon ins Fäustchen, als derselbe jeden Augenblick die Sense niederlegen und beiseite gehen musste. Doch der erkannte auch bald den ihn gespielten Streich, machte das Gefäß ganz frei, setzte seine Arbeit von vorne, ohne sich um das, was hinten vorging, zu bekümmern, eifrig fort und vollendete glücklich und zum Ärger der Schlürfsteinbacher das Werk. Die Sensenhiebe aber sind bis auf den heutigen Lag als Wahrzeichen jener fehlgeschlagenen Heimtückerei der Schlürfsteinbacher zu sehen.