Sarah Kempfle – Übung macht den Mörder
Sarah Kempfle – Übung macht den Mörder
Isa Klein ist Anfang dreißig, ledig und hat keine Kinder. Sie lebt, seit sie von ihrem Freund Mark verlassen wurde, allein in ihrem Häuschen, das zur Hälfte von ihren Eltern bezahlt wurde, in einem kleinen schwäbischen Dorf in der Nähe von Reutlingen.
Isa ist Lehrerin, vor zwei Jahren zugezogen und hat nicht sehr viele Freunde in Grimmingen. Ihre beste Freundin ist ihre Kollegin Renate, wie sie selbst Lehrerin in der Schule des Dorfes. Zudem hat sie ein wenig mit dem ortsansässigen Ladenbetreiber namens Walter zu tun, bei dem sie regelmäßig einkauft und mit dem sie öfter schwätzt.
Gerade ist im Dorf einen Mord passiert. Die Frau des Zahnarztes, Jutta Liebknecht, wurde getötet, und die zuständige Reutlinger Kripo fordert einen Kommissar Bähr aus Esslingen zur Unterstützung an. Da es in Grimmingen, dem kleinsten der fünf Dörfer Sonnenbühls, keine Pension, geschweige denn ein Hotel gibt, fragt Ortsvorsteher Gmeiner Isa, ob der Kommissar, der gezwungen ist, für die Zeit der Ermittlungen in diesem Dorf zu übernachten, in ihrer Dachgeschosswohnung wohnen darf.
Isa erinnert sich daran, dass ihr Exfreund Mark sie vor etwa zwei Jahren überredete, aus der Stadt nach Grimmingen zu ziehen, sie dann aber wegen einer Fitnesstrainerin verließ und selbst wieder in die Stadt zog, während sie nun in diesem Dorf festsaß. Kurz nach seinem Umzug in die Stadt forderte Mark sie damals auf, ihm seinen Teil des Hauses auszuzahlen, was sie nur deshalb konnte, weil ihre Eltern ihr Geld gaben.
Da Isa keine Ausrede einfällt, warum sie Kommissar Bähr die Wohnung nicht geben kann, und weil sie außerdem die Miete gut gebrauchen kann, willigt sie schließlich ein, an ihn zu vermieten. Sie muss dem Kommissar allerdings noch berichten, dass er die Küche in seinem Appartement nicht nutzen kann, und ist verärgert, weil ihre Mutter sie scheinbar mit dem Kommissar verkuppeln will. Sie hält ihn, nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hat, für einen humorlosen Spießer.
Als Bähr Isa nach seiner ersten Nacht in ihrem Appartement auf dem Flur begegnet, fragte er sie, ob sie ihm eine Strecke zum Joggen empfehlen kann. Sie antwortet, sie jogge nicht, denn sie habe schließlich ein Auto. Dieses Auto ist ein fast schrottreifer alter Mazda und spielt im weiteren Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle.
Schließlich verlässt Bähr das Haus und Isa wird von ihrer Zwillingsschwester Toni angerufen, die schon davon weiß, dass sie wieder einen Mann im Haus hat. Toni ist in New York und kommt gerade von einer Party nach Hause. Sie erinnert Isa daran, dass sie damals, als Mark Isa verließ, mit einem Tütchen Trost, also mit ein wenig Haschisch bei Isa aufkreuzte. Mit einem Teil davon buken die Schwestern Kekse, den Rest versteckte Isa in dem Appartement, in dem nun der Kommissar logiert.
Hastig beendet Isa das Telefonat und rennt eilig nach oben, um das Päckchen zu suchen. Es ist nicht mehr dort, wo sie es versteckte. Hat Bähr es etwa gefunden?
Stattdessen befindet sich an besagtem Ort der Obduktionsbericht und die Akten zum Mord an Jutta Liebknecht. Nach einigem Zögern schaut Isa sich die Unterlagen an. Als der Kommissar sie dabei erwischt, sagt sie, sie habe Staub wischen wollen. Anschließend beginnt Isa, sich in Bährs Ermittlungen einzumischen.
Die Autorin schreibt ihren Roman aus der Sicht ihrer Protagonistin, der Lehrerin Isa Klein. Dabei schildert sie diese mit einer gehörigen Portion Humor, allerdings auch als selbstironisch und selbstkritisch. Alles zusammen lässt Isa für den Leser doch sehr sympathisch erscheinen.
Man sollte meinen, dass in einem solch kleinen Ort wie dem – erfundenen – Grimmingen ein Mörder doch sehr schnell auffallen und von der Polizei enttarnt werden müsste. Tatsächlich aber kann man kaum glauben, wie verwickelt ein solcher Mordfall sein kann und wie schwer ein Mörder und sein Motiv zu finden sind. Trotz einer überschaubaren Anzahl von Charakteren ist es der Verfasserin gelungen, einen verwickelten und trotz allen eingeflochtenen Humors sehr spannenden Kriminalroman zu schreiben.
Dabei ist es wieder einmal eine Hobbydetektivin, die am Ende den Täter findet und nicht die Polizei, was meines Erachtens eben nicht damit zu entschuldigen ist, dass die ermittelnden Beamten sich in der Provinz nicht auskennen. Ob es in ähnlich gelagerten tatsächlichen Fällen so ist, dass die Polizei im Dunkeln tappt, sei dahingestellt. Allerdings ist gerade bei witzig geschriebenen Krimis oft ein Polizist der Depp und ein Hobbyermittler der überlegene Kopf, der schließlich den Fall aufklärt.
Fazit:
Sarah Kempfle schreibt mit Übung macht den Mörder ein spannendes und gleichzeitig mit Humor erzähltes Buch, in welchem eine sympathische Hobbyermittlerin den Mörder findet.
Ich kann diesen Kriminalroman jedem Leser empfehlen, der nicht nur spannende Lektüre, sondern auch ein wenig Selbstironie der Protagonisten mag.
Sarah Kempfle Ist 38 Jahre alt und stammt aus Mittelbiberach. Sie lebt in Esslingen, ist Lehrerin für Deutsch und Sport und unterrichtet in einem Gefängnis in Stuttgart. Sie wandert gerne und widmet sich in ihrer Freizeit zudem der Verbrecherjagd, allerdings nur auf dem Papier. Sie veröffentlichte einige Kurzgeschichten im Krimianthologien und ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern, einer Vereinigung von Krimiautorinnen.
Übung macht den Mörder ist ihr erster Kriminalroman und soll der Auftakt einer Reihe um die Lehrerin und Hobbydetektivin Isa Klein sein.
Quellen:
- Sarah Kempfle, Übung macht den Mörder, Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage, 2023.
- www.schwaebische.de
- www.penguin.de
Bilder:
- Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung von Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH.
- Foto der Autorin. Copyright: Michael Diehl. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung von Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH.
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