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Der Welt-Detektiv Band 6

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Jim Buffalo – 22. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Im Tale des Todes
Das 22. Abenteuer Jim Buffalos
2. Kapitel

Wieder abgejagt

Schwere Tränen rannen dem armen Werner über die Wangen, als er seine schönen Tiere im Wald verschwinden sah. Wohl besaß er genügend Mittel, um sich neues Vieh kaufen zu können, aber wo sollte er in so kurzer Zeit Ersatz schaffen, zumal die Feldarbeit drängte und die Ernte eingefahren werden musste. Wochen konnten vergehen, ehe seine Söhne zurück waren, und dann war alles verdorrt und verfault, und der ganze mühevolle Ertrag eines Jahres verloren.

Den schmerzenden Kopf auf den schweren Türbalken gestützt, blickte er trüben Auges dem letzten Tier nach, als sein scharfes Ohr plötzlich ein eigentümliches Geräusch vernahm.

Es klang wie das Hupensignal eines Autos, und gleich darauf sah er in der Dunkelheit einen rotglühenden Punkt auftauchen, der sich in rasender Eile vergrößerte, dass er, völlig von dem grellen Lichtschein geblendet, die Augen schließen musste.

Als er sie wieder öffnete, sah er vor sich, nur durch den Wassergraben getrennt, ein riesiges Auto vor seinem Gehöft haltend, während der Führer desselben, ein völlig in Leder gehüllter Mann, mit scharf markierten Gesichtszügen, über die schmale Holzbrücke schritt.

Es war Jim Buffalo, der Besitzer der Teufelsmaschine.

»Hallo, Mann!«, begrüßte dieser den Farmer. »Kann ich meine Maschine bei Euch einstellen und für Geld und gute Worte ein Nachtlager bekommen?«

»Keine Schritt weiter, Fremder, wenn Ihr nicht wollt, dass ich Euch Eure Frage mit einem Lot Blei beantworte! Sucht Euch ein Nachtquartier, wo Ihr wollt, aber nicht bei mir!«

Jim Buffalo war bei der drohenden Haltung des Farmers blitzschnell zur Seite gesprungen und hatte mit nerviger Faust den Büchsenlauf niedergeschlagen, dass der gleichzeitig losgehende Schuss in das Wasser des Grabens schlug.

»Verdammt, Mann, Ihr habt ja eine ungewöhnliche Art, höfliche Gäste zu begrüßen! Was, zum Henker, ficht Euch denn an, auf harmlose Leute zu knallen?«

»Harmlos?«, brüllte der alte Werner wild auf. »Haha, wohl auch so harmlos, wie dieser verdammte Thunderstorm, der mir soeben meine sämtlichen Kühe entführt hat? Und nun gelüstet Euch wohl nach meinen Dollar?«

Jim Buffalo war es auf einmal klar, warum ihn der Mann so unfreundlich empfangen hatte. Aber vorerst beherrschte ihn ein anderer Gedanke, der Name Thunderstorm, den er soeben vernommen hatte.

Er hatte schon viel von diesem kühnen Banditen gehört und es war schon lange sein reger Wunsch gewesen, diesem Burschen das Handwerk zu legen.

»Was sagt Ihr, Mann?«, stieß er mit vor Erregung heiserer Stimme hervor. »Capitain Thunderstorm wäre bei Euch gewesen?«

»Stellt Euch doch nicht so dumm an«, knurrte der Farmer. »Wenn Ihr Augen im Kopf habt, so werdet Ihr sehen können, dass sich kein Schwanz mehr in meinen Ställen befindet. Alles hat mir der Schuft geraubt! Meine schönen, herrlichen Tiere!«

Der alte Werner, von seinem Schmerz überwältigt, schluchzte wie ein Kind auf.

»Antwortet mir, Mann!«, herrschte Jim Buffalo den Alten an. »War es wirklich Captain Thunderstorm?«

»Well, so fragt ihn doch selbst, wenn Ihr den Mut dazu habt?«, stieß Werner hervor. »Aber Ihr werdet Euch Euer schönes Auto nicht auch noch stehlen lassen wollen.«

»Damned, no! Aber nachjagen will ich dem frechen Burschen und ihm seinen Raub wieder abjagen! Kalkuliere, Ihr werdet mich freundlicher aufnehmen, wenn ich Euch Eure Tiere wieder zurückbringe.«

Es mochte doch etwas in den Worten Jim Buffalos liegen, was den Farmern aufhorchen machte und in ihm eine schwache Hoffnung, seine Tiere wieder zu erhalten, aufkommen ließ.

Wie in einen Schraubstock presste er den Arm Jim Buffalos.

»Wenn Ihr das fertigbrächtet, Fremder, auf den Knien wollte ich Euch meine Grobheit abbitten! Aber das ist ja Unsinn! Was vermag ein Einzelner gegen zwanzig schwerbewaffnete Burschen unter diesem Thunderstorm? Der Schuft muss mit dem Teufel im Bunde stehen, soviel Glück hat er bei seinen Spitzbübereien. No, Mann, sucht Euch einen anderen Narren, ich bin schon Narr genug!«

Jim Buffalo hatte mit scharfem Blick die Tatsache überschaut. Der Mann sprach die Wahrheit.

»Wohin?«, fragte er kurz. »Da hinaus!«

Im nächsten Augenblick war Jim Buffalo wieder bei seiner Maschine. Wie ein Gespenst jagte das Teufelsauto dahin, den Weg hinaus, den Captain Thunderstorm mit seinem Raub genommen hatte.

Jim Buffalo sagte sich sehr richtig, dass die Bande mit den schwerfälligen Tieren nicht allzu weit sein konnte, und nach kaum viertelstündiger Fahrt sah er die Bande vor sich auftauchen.

Jim Buffalo überlegte. Die Bande selbst fürchtete er nicht, und wenn ihre Zahl doppelt gewesen wäre.

Mithilfe seines vorzüglichen, nach allen Seiten hin beweglichen Maschinengewehres, das auf dem Vordersitz montiert war, hätte er es mit einer weit größeren Anzahl aufnehmen können.

Die Banditen von hinten anzugreifen, schien ihm aber nicht ratsam, denn die die Nachhut des Reitertrupps bildenden Tiere schützten diesen vor den Kugeln.

Er musste, um die Banditen angreifen zu können, an ihnen vorbeizugelangen versuchen.

Anhaltend ließ er seine Hupe ertönen und hatte auch schließlich den Erfolg, dass die Banditen die Kühe zur Seite trieben.

Wohl wurde er mit Flüchen und Verwünschungen überhäuft, als er langsam an ihnen vorbeifuhr, aber endlich hatte er die Spitze des Zuges passiert.

»Verdamm Euch, mit Eurem Stinkkasten!«, schrie ihm Captain Thunderstorm wütend nach. »Ich wollte, Ihr hättet meine Kühe als Passagiere!«

»Kann vielleicht schneller geschehen, als Ihr denkt!«, gab Jim Buffalo zurück. »Ihr braucht ja nur vorbeizureiten und mir die Tiere zu lassen. Ich bringe sie schon dahin, wo Ihr sie hergenommen habt!«

»Haltet Euren ungewaschenen Schnabel und kümmert Euch nicht um Geschäfte, die Euch nichts angehen! Die Tiere sind bezahlt!«

»Die Quittung möchte ich sehen!«, gab Jim Buffalo höhnisch zurück.

»Verdammt, wenn ich sie Euch nicht auf den Leib schreibe!«, fuhr Thunderstorm wild auf, seinen Revolver hervorreißend. »Schert Euch zum Henker oder es könnte Euch gereuen, mein Bekanntschaft gemacht zu haben.«

»Hallo, wie nennt Ihr Euch denn, Mister Großmaul?«

»Hell and devil! Da habt Ihr Captain Thunderstorms Visitenkarte!« Der Schuss krachte, doch ungefährdet flog die Kugel an dem vorbeilaufenden Auto vorüber in einen Baumstamm.

Jim Buffalo hatte sein Gefährt etwa fünfhundert Meter vor der folgenden Truppe zum Halten gebracht und es so gestellt, dass es den Reitern den Weg versperrte.

»Hallo, was soll das heißen? Geht aus dem Weg oder …«

Die Banditen waren dicht herangekommen und warteten nur auf den Befehl ihres Anführers, um das Auto anzugreifen.

»Drauf und dran, Boys!«, schrie Captain Thunderstorm in heller Wut.

Diesen Moment hatte Jim Buffalo erwartet und vorgesehen.

Rasch richtete er sein Maschinengewehr auf die dicht gedrängte Reiterschar. Ein Rattern und Knattern, ein feuriges Aufblitzen, und von den wohlgezielten Kugeln getroffen, wälzten sich Ross und Reiter im wirren Knäuel auf der Straße.

»Das ist meine Antwort, Captain Thunderstorm!«, donnerte Jim Buffalo in das Fluchen und Schimpfen und in das Schmerzgestöhne der Getroffenen hinein. »Ich will Euch lehren, friedliche Farmen zu überfallen. Jim Buffalo ist mein Name!«

Wieder knatterte das Maschinengewehr und sandte aufs neue Tod und Verderben in die Reihen der Banditen.

»Jim Buffalo, der Mann mit der Teufelsmaschine!«

Als ob ein Blitzstrahl in die Bande gefahren sei, so wirkte der gefürchtete Name auf die Banditen.

Ohne sich um die zornigen Zurufe ihres Führers zu kümmern, flohen sie in panischem Schrecken in den Wald hinein, aber noch mancher von ihnen sank unter den nachgesandten Kugeln zusammen.

Auch Captain Thunderstorm, einsehend, dass er allein gegen den furchtbaren Gegner nichts auszurichten vermöge, hatte sein Ross gewandt.

Drohend ballte er die Fäuste gegen das Teufelsauto herüber.

»Der Teufel danke Euch diese Stunde, Jim Buffalo!«, schrie er zurück. »Captain Thunderstorm wird sie Euch gedenken!«

Und seinem Pferd die Sporen gebend, dass es sich vor Schmerz aufbäumte, jagte er seinen Gefährten nach in den Wald hinein.

Jim Buffalo lachte verächtlich hinter dem Flüchtigen drein. »Soll mich freuen, Euch nochmals zu begegnen, Captain Thunderstorm!«

Rasch war er vom Auto gestiegen und erwischte eben noch zwei der Banditen, die sich, leicht verwundet, in den Wald schleichen wollten. Die beiden Burschen wagten es nicht, dem furchtbaren Manne Widerstand entgegenzusetzen.

Jim Buffalo befahl ihnen, die verwundeten Pferde beiseitezuschaffen, dann mussten sie sich an die Spitze der brüllenden Herde setzen, und wie im Triumphzug ging es zu der Wernerschen Farm zurück, wo Jim Buffalo mit lautem Jubel empfangen wurde.

Jim Buffalo hatte Wort gehalten.

Keines der Tiere fehlte und keines hatte dank seines glücklichen Manövers bei dem Zusammentreffen mit den Banditen eine Verwundung erhalten.

Mit den beiden Banditen wurde kurzer Prozess gemacht. Sie erhielten eine gepfefferte Tracht Prügel und wurden dann auf die Straße geworfen.

An diesem Abend ging es hoch auf der sonst so stillen Farm her. Bis in die Nacht hinein blieben die Männer beisammen und manches Glas wurde auf das Wohl Jim Buffalos gelehrt.