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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel VIII, Teil 3

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel VIII, Teil 3

Michel zuckte die Achseln und sagte: »In Eurem ganzen Bericht, den ich für vollkommen aufrichtig und wahr halte, finde ich auch nicht den leisesten Grund zu mildernden Umständen. Ihr scheint mir eines der größten Scheusale zu sein«, setzte er etwas ungalant hinzu, »das die Höllenpfuhle bergen.«

Michel wandte sich nun um, und Brunhilde erblickend sagte er zu seinem Begleiter: »Ich habe genug an den Geständnissen Fredegondes und mag nicht noch einmal ähnliche oder furchtbarere Gräuel hören. So viel mir bewusst ist, hat dieses Weib, um ihre Herrsch­sucht und Wollust zu befriedigen, noch schändlichere Mittel als ihre Nebenbuhlerin angewandt, ihre Enkel zu allen Lastern angehalten und Zwietracht unter ihnen gesät, den einen durch den anderen morden lassen, und dann auch beide Söhne des einen, von denen sie dem einen selbst den Kopf an einer Mauer zerschellte, ermordet, ihren anderen Enkel vergiftet, um ungestörter im Namen ihrer Urenkel herrschen zu können. Sie hatte den Tod von zehn Königen veranlasst! Als sie endlich in die Hände Chlothars gefallen war, ließ sie dieser, nachdem er sie einen ganzen Tag lang allen möglichen Beschimpfungen einer ausgelassenen Soldateska preisgegeben hatte, durch ein wildes Ross, an dessen Schweif er sie band, über Felsen und durch Dornenfelder zu Tode schleifen, bis kein ganzer Fetzen mehr an ihrem Körper war.«

»Doch wer ist das gekrönte Haupt, das dort drüben siedet? Dessen Züge flößen mir einiges Interesse ein.«

»Dies ist Maria Stuart, die ihren Gatten in die Luft sprengen ließ, und …«

»Lass uns zu einem anderen Kreis übergehen«, sagte nun Michel, »wo die verübten Mordtaten weniger empörend und un­natürlich sind. Überhaupt will ich heute nur eine summarische Musterung über die Heere der Verdammten halten und behalte mir vor, bei künftigen Besuchen manchen der merkwürdigsten Verbrecher einzeln zu inquirieren. Wer sind die Haufen, die da drüben so durcheinander schwimmen und wüten?«

»Unter ihnen siehst du den Sylla, den Marius, den Tilly, den Alba, den Wallenstein, den Turenne, Melac und ähnliche Schlächtergesellen, welche die Menschen zu Tausenden morden und niedermetzeln ließen, und dort der Trupp, der sich im zweiten Blutkreis in einem so verworrenen Knäuel herumwindet, dabei im­mer einer gegen den anderen zu wüten scheint und das grässlich drohende Geheul von sich gibt, das sind die Koryphäen der Schreckenszeit der französischen Revolution, die 1789 begann. Das große Schundhaupt, das über all die anderen hervorragt, ist der grimmige Danton, der Urheber der entsetzlichen Septembermorde. Du siehst, seine drei Zoll langen Fingernägel hat er wütend in das Haupt seines Vordermannes, das dem Bluthund Robespierre angehört, gekrallt, mit dem er auf- und niedertaucht. Links an diesen beiden hält sich das Ungeheuer Marat fest, in dessen Rippen sich der noch deutlichere Carriere, der gräulichste Blutwüterich, den diese Revolution erzeugte, mit den Zähnen gebissen hat, an ihn hat sich sein Satellit Grandmaison gekrallt. Dieser Carriere war es, der Greise, hochschwangere Frauen, Kinder und Mütter mit Säuglingen durcheinander ersäufen oder durch die abscheuliche Marat-Kompanie niedermetzeln ließ, ohne dass auch nur pro forma ein richterlicher Spruch stattgefunden hätte. Grandmaison hieb den Unglücklichen, die sich im Augenblick des Versinkens noch an den Rand des Fahrzeugs klammern wollten, mit seinem Säbel die Hände ab ober spaltete ihnen die Köpfe. Dabei ergaben sich diese Wüteriche noch der abscheulichsten Wollust und schändeten die Weiber und Mädchen, bevor sie sie ersäuften, sodann ließen sie Personen beiderlei Geschlechts zusammengebunden in das Wasser werfen, mit Stangen in den Abgrund stoßen und nannten dies republikanische Hochzeiten feiern. Wer so unvorsichtig war, die Opfer solcher Schandtaten zu beklagen, dem stand gleiches Schick­sal bevor. Kinder, deren Körpergröße noch nicht für die Guillotine passte, ließen sie dennoch durch diese Maschine hinrichten, und statt, dass die Köpfe dieser armen Geschöpfe durch das Fallbeil vom Rumpf getrennt wurden, spaltete es die Brust derselben! … Dieser Carriere hatte sich dabei über die Saumseligkeit des Tribunals von Nantes beklagt, weil dasselbe nicht einmal 300 Köpfe täglich fallen ließ! Die Männer, deren Weiber so unglücklich waren, ihm zu gefallen, ließ er ohne Weiteres morden und stillte dann seine viehischen Gelüste, die Weiber, die er zu Witwen gemacht, notzüchtigend, worauf auch diese ersäuft, erschossen, niedergesäbelt oder geköpft wurden; ebenso wie die, die sich ihm ungefällig gezeigt hatten. Durch die schreckliche Marat-Kompanie ließ er die Gefangenen zu Hunderten mit den blanken Waffen niedersäbeln. Als aber diesen Mordsöldnern sowie den Henkern endlich die Arme vor Müdigkeit erlahmten, da erfand er die Schiffe mit Fallklappen, mit denen er die Unglücklichen zu Hunderten ersäufen ließ. Dies nannte er die republikanische Taufe, und suchte sich einer durch Schwimmen zu retten, so wurde er mit Säbelhieben und Ruder­schlägen unter die Wellen getaucht. Was sind wir doch für erbärmliche Teufel«, setzte Asmodi hinzu, »gegen solche menschlichen Wüteriche. Aber Vivat die Republiken! Sie haben unser Reich zehnmal mehr als die ärgsten Tyrannen der Monarchie bevölkert. Alle, die du um diesen Carriere herumschwimmen und sieden siehst, und die ihn mit ihren wütenden Blicken verfolgen, sind seine Helfershelfer, die Mitvollstrecker seiner Gräuel. Da ist Heron, der keine anderen Kokarden an seiner Mütze trug als von den Men­schenohren der von ihm Getöteten. Dort siehst du O’Solivan, der sich an dem Tisch der Volksdeputierten rühmte, den Fleischern den Vorteil abgesehen zu haben, wie man die Leute am gewandtesten in die andere Welt spediere. Er heiße sie nur sich umsehen und stoße ihnen dann das Messer mit einer Geschicklichkeit bis an das Heft in die Gurgel, sodass ihnen wirklich nichts mehr zu wün­schen übrig bleibe. Da ist auch der Kopfabhacker Jourdan, der Henker Avignons, der die dortigen Eisgruben mit den durch ihn ermordeten Leichen füllen ließ. Neben ihm wehheult der Henker Lyons, der ekelhafte Collot d’Herbois, der, weil er vor der Re­volution als ein talentloser, vagabundierender Komödiant auf dem Theater jener Stadt ausgepfiffen worden war, nachdem er ein Konventmitglied geworden war und als solches zu der unglücklichen Stadt abgeschickt wurde, um sie von den Rebellen gegen die Schreckens­herrschaft zu reinigen, dort Tag und Nacht ohne Aufhören würgen, schlachten und niederschießen ließ. In der Ebene von Brotteaux ließ er die Bürger durch Kartätschenschüsse und Pelotonfeuer niederschmettern, und die noch nicht völlig tot waren, durch Kolbenstöße und Bajonettstiche vollends morden. Bemerkte er einen seiner Satelliten, der nicht gehörig nach seinem Willen schoss, so riss ihm Collot die Flinte aus der Hand und feuerte sie mit den Worten ›So schießt ein Republikaner!‹ selbst auf einen der Unglücklichen ab. Hinter diesem Ungeheuer hörst du den Chalier, den Marat des Südens heulen, der nur von der Er­würgung von 20.000 Bürgern sprach und nicht weniger als zweiundachtzig Familienväter, Schuhmacher, Schneider, Schankwirte, Advokaten, Fleischer, Schlosser, Bader, Kaufleute, Handwerker und Künstler aller Art dem Tode weihte. Der Expriester Lauffel, der in einem Klub zu Lyon verlangte, dass die Mitglieder desselben bei den von ihnen zum Tod Verurteilten selbst die Henker machen sollten, siedet neben ihm. Dicht dabei schluckt Maignet das kochende Blut, weil er Bedouin den Flammen übergab und dessen Bewohner würgen ließ, als man einen Freiheitsbaum dort umgehauen hatte, und auch zu Dranges und Carpentras ließ er schrecklich morden. Der zu seiner Linken ist der Würger Lebon, der im Norden Frankreichs schlachtete und, ein echter Raubmörder, alle töten ließ, die einigermaßen vermögend waren. Er ließ auch ein junges hübsches Weib samt ihrem Gatten hinrichten, nachdem sich die Erstere ihm ergeben hatte, um ihren Mann zu retten! Der einige hundert Schritte weiter links ist Ragmey, der Präsident des Revolutionstribunals zu Brest, der an Grausamkeit mit den wütendsten Henkern zu Paris wetteiferte und die armen Gefange­nen, die den Mund zu ihrer Verteidigung öffnen durften, noch vor ihrer Verurteilung und Hinrichtung ausplünderte. Unweit von ihm siehst du den schrecklichen Billaud-Barennes in ewigen Konvulsionen zucken. Er war es, der bei den grässlichen September­morden zu Paris mit einem Fuß in Blut watend, mit dem an­deren auf die Brust eines Leichnams gestemmt die besoldeten Mörder zum Töten ermunterte, ihnen reichliche Belohnung versprechend. Hinter ihm erblickst du Robespierres beliebtesten Ankläger, den Couthon, der die Blutwut seines Beschützers noch möglichst zu steigern suchte. Er war es, der Lyons gänzliche Vertilgung be­gehrte und sich in dieser Stadt in einem Lehnstuhl herumtragen ließ, mit einem Hammer an die schönsten Gebäude klopfend das Zeichen zum Niederreißen derselben gebend. Dicht neben ihm taucht St. Just auf und nieder, ein anderer Vertrauter Robespierres, der Helfershelfer Couthons beim Wohlfahrtsausschuss und der eifrigste Beförderer des Sturzes und Ermordens der tugendhaften Gi­rondisten. Er wurde nebst dem wilden Lebas, den du neben ihm siehst, zum Elsass gesandt, diese Provinz von den Aristokraten zu reinigen, eine Mission, die beide mit der ausgesuchtesten Grau­samkeit vollzogen. Während auf St. Justs Befehl eine perma­nente Guillotine auf dem großen Platz zu Straßburg errichtet wurde, fuhr eine andere durch das ganze Land, die der Expriester Eulogius Schneider, noch kurz zuvor Vikarius des Bischofs von Straßburg, überreichlich mit Schlachtopfern versorgte. Auch ihn siehst du in der sauberen Gesellschaft. Einige Schritte von Ro­bespierre verschlingt der execrable Fouquier Thinville ohne Unter­lass schäumende Blutwellen. Dieser öffentliche Ankläger während der Schreckenszeit wusste keine anderen Worte mehr als Tod, Mord, und immer nur Tod und Mord und Hinrichtung hervorzubringen. Nie duldete er, dass das Wort freigesprochen gehört wurde. Jeden Tag ließ er sich die Listen der Gefangenen vorlegen und kennzeichnete mit einem roten Kreuz die Namen derer, die er dem Tod weihte, der Jury befehlend zurufend: ›Rottenfeuer!‹ Achtzig seiner Schlachtopfer ließ er übereinander auf einen ungeheuren Schinderkarren laden und zum Richtplatz fahren. Dort siehst du auch den finsteren Coffinhal mit dem Tigerblick, den zottigen Brau­nen und der Athletengestalt, der den Savoie zum Tod schickte, indem er sagte: ›Eine echte Republik bedarf keiner Gelehrten noch Chemiker. Und da siehst du Babier, Lecointre …«

»Genug von diesen Ungeheuern«, fiel nun Stürmer seinem Explikator ins Wort, »mir ekelt vor diesem Knäuel des Abschaums, diesem Klumpen aller Verworfenheit.« »Auch würden wir in dieser Nacht nicht fertig werden, wenn wir alle Blutmenschen der französischen Revolution die Musterung passieren lassen wollten«, versetzte Asmodi.

»Es ist an den Koryphäen schon genug«, sagte Stürmer und wandte sich gegen eine andere Seite. »Wer ist denn dort die kleine Figur, die nur bis an die Brust im Blut schwimmt?«

»Dies ist der kleine David, der den großen Goliath erschlug.«

»Und deshalb siedet er hier?«

»Bewahre, sein Uriasbrief hat ihn hierhergebracht.«

»Dort, mehr nach dem Zentrum hin, erblicke ich noch einige Schundgesichter die meine Neugier reizen. Wer sind diese?«

»Der Erste rechts, das ist der Henkerkönig Ludwig XI. von Frankreich, der schon seinen Vater Carl VII. zu vergiften versuchte und dessen Tod verursachte. Es ist Frankreichs Tiberius. Er ließ morden, wer ihm im Geringsten verdächtig schien, und verdächtig schienen ihm fast alle, die sich ihm näherten. Wenig Tyrannen haben mehr Menschen dem Tod durch Henkershand übergeben als er, und zwar unter den ausgesuchtesten Martern und Qualen; viertausend Bürger wurden öffentlich oder heimlich hingerichtet. Während er die Armen foltern ließ, um Geständnisse über Verbrechen zu erpressen, die sie meistens nicht begangen hatten, hörte er hinter einer Wand versteckt dem Schmerzgeheul und Wehklagen vergnügt zu, weshalb er jetzt selbst zum ewigen Heulen und Klagen verdammt ist. Sein Schloss war mit Galgen und Rabensteinen gleich Luftpa­villons umgeben, Ketten, Kerker und eiserne Käfige waren seine liebste Augenweide, und Gehängte sowie die Schädel der Geköpften zierten seinen Palast. Rechts von ihm stöhnen Katharina von Medici und ihr Sohn Carl IX., die scheußlichen Hebel der Pariser Bluthochzeit in der Bartholomäusnacht. Letzterer schoss selbst seine Büchse auf die unglücklichen fliehenden Hugenotten ab. Mehr als 5.000 von ihnen, unter denen Greise, Kinder und hochschwangere Frauen, wurden in Paris ermordet, und über 30.000 im ganzen Reich, dessen Flüsse zahllose Leichen mit sich führten. Als man Carl IX., der sich an dem Schauspiel der noch nicht Beerdigten und schon mehrere Tage Gemordeten ergötzen wollte, sagte, die Leichen rochen schon sehr übel, erwiderte er: ›Ein toter Feind riecht immer gut.‹ Um Katharina herum heulen die Guisen. Das finstere Gesicht dreißig Schritte weiter zurück gehört Spaniens zweitem Philipp an, der Spanien und die Niederlande mit Henkern, Spionen und Galgen füllte, sein Weib, seinen Sohn Eg­mont und viele tausend andere morden ließ. Ihm zur Seite siedet der Großinquisitor Torquemada, der die Königin Isabella hatte schwören lassen, all ihre Gewalt zur Ausrottung der Ketzer, Muselmänner, Juden und Zauberer anzuwenden, und in vier Jah­ren 6.000 Menschen verbrennen ließ und hunderttausend verfolgte. Dieser Dominikanermönch hatte schon bei Lebzeiten eine wahre Höllengestalt, sein finsteres hohles Auge schien Feuer zu sprühen. Raserei und Verzweiflung durchzuckten all seine Muskeln; mitten in dem Blutmeer schlängelten sich Feuerströme hinter ihm. Gleich bei ihm siedet ein Erzbischof von Sevilla, eine geile Mönchsgestalt, die das schönste Mädchen Spaniens, Cornelia Borchoquia, der Inquisition und dem Feuertod als eine angebliche Gottes­lästerin überlieferte, weil sie sich nicht den Lüsten des alten stinken­den Bocks in der Kutte hatte preisgeben wollen. Mitten in den Flammen des Scheiterhaufens hatte sie noch ihre Unschuld beteuert, den Heiland angerufen und freute sich der Himmelfahrt.« »Aber wer ist denn dort jenes Knäuel schwarzer Schundköpfe mit den so listig verzerrten Fratzengesichtern?«

»Das ist ein Teil der Jünger Loyolas, und zwar diejenigen Jesuiten und Generale der schwarzen Gesellschaft, welche sich Brudermord und Vergiftungen zu Schulden haben kommen lassen. Unter ihnen sind auch die Patres, welche Clemens XIV. mit Aqua Tofana spedierten. Etwas weiter oben stehst du Johann XVI. sieden, einen der abscheulichsten Päpste, die den Heiligen Stuhl verunreinigt haben, der einer Soldatenwitwe, einer liederlichen Weibsperson, der Ramiera, ganze Städte, goldene Kruzifixe und Kelche, das Eigentum der Peterskirche schenkte, der den lateranischen Palast in ein Schand- und Hurenhaus verwandelte, der Weiber und Mädchen notzüchtigte, den Geistlichkeit und Laien mit Recht des Meineides, des Kirchenraubes, des Todschlages, der Blutschande mit zwei Schwestern und Verwandten bezichtigten, der selbst auf unsere, des Teufels Gesundheit trank, weshalb wir ihn billig hätten mehr berücksichtigen sollen, der den Zeus und die Venus als Götter verehrte, endlich im Ehebruch begriffen erschlagen wurde und so schnurstracks zur Hölle fuhr. Bei jeder hundertjährigen Feier der Gründung unseres Reichs widerfährt ihm die Ehre, zur groß­satanischen Tafel geladen zu werden, was ihm eine vierundzwanzig­stündige Qualenfreiheit verschafft. In seiner Nachbarschaft winselt auch der wütende Ketzermörder Paul IV., der besondere Kerker erbauen und einrichten ließ, um die von ihm verfolgten Ketzer auf das Schrecklichste martern, foltern und umbringen zu lassen. Wäh­rend seine Seele in unser Reich wanderte, zertrümmerte das Volk seine Bildfäule und warf sie in den Tiber. Dort siehst du Urban VI. ächzen, der sechs Kardinäle, die ihm zum Frieden geraten hatten, in seiner Gegenwart halb tot foltern und dann ermorden ließ, um sich ihrer zu entledigen; Bonifatius VII., der Johann XIV. tötete, indem er ihn eigenhändig erschlug, nebst noch einem halben Dutzend ähnlicher Päpste kreischen Ach und Weh in diesem Revier. Etwas weiter hin nach oben heulen die beiden gottlosen Mainzer Erzbischöfe, Hatto, von denen der Zweite die verhungerten Bauern in einer Scheune verbrennen ließ und in seinem Übermut ihr Angstgeschrei mit dem Pfeifen der Mäuse verglich, der Erste aber den Grafen Adalbert von Babenberg durch Meineid dem Tod überlieferte. Noch weiter hin siehst du den Salviati, Erzbischof von Pisa, der Julian von Medici an dem Hochaltar in dem Augenblick, als man die Hostie emporhob, meuchlings ermorden ließ, und dann, als man die Mörder niedergehauen hatte, von dem erbitterten Volk selbst aufgehängt wurde. Unweit von ihm erleidet Laurentius von Medici die redlichsten Qualen, weil er seinen nahen Verwandten Alexander von Medici durch den schwärzesten Verrat ermordete. Weiter rechts erblickst du den grausa­men Theodosius, der das entsetzliche Blutbad zu Thessaloniki an­richtete, bei welchem 15.000 unschuldige Menschen niedergemetzelt wurden. Er war es auch, der Inquisitoren zur Aufsuchung von Ketzern anstellte. Der Kaiser Leo, der über 800 Menschen in einer Kirche niederhauen ließ, weil sie Bilder verehrten, siedet weiter links, und noch etwas mehr nach jener Seite hin schäumt die Königin Constantia, eine Furie, die gegen ihr eigenes Blut raste und die zum Feuertod verurteilten Ketzer, als man sie zum Scheiterhaufen führte, an der Kirchentür erwartete, um sie dort vor ihrem Tod noch eigenhändig zu misshandeln. Einem derselben schlug sie mit einem Stock das Auge aus, bevor er verbrannt wurde.«

»Wer ist denn die gräuliche Figur dicht hinter ihr?«, fragte Michel.

»Das ist der König Ingiale, der zwölf andere Könige, die er zu einem Gastmahl gelockt hatte, bei demselben verbrennen ließ. In seiner Nähe siehst du auch den vatermörderischen Tyrannen Romanus kochen. Und die Gattin des Nikephoros, die ihren Gemahl im Bett erdolchen ließ. Der von ihr gedungene Meuchelmörder Ziniscius heult ihr beständig seine Klagen vor.«

»Und das dort wimmernde Ungeheuer?«

»O, das ist der schreckliche Basilius, der 5.000 Gefangenen des Lichts beraubte, indem er ihnen die Augen ausstechen ließ.«

»Und jenes Weib, das ein so kreischendes Geheul hören lässt?«

»Das ist die Zoe, die, um ihren Geliebten, den Michael, den Thron besteigen lassen zu können, ihren Gemahl Argysus mit Gift aus der Welt zu bringen suchte, und, da ihr dieses nicht schnell genug wirkte, ihn im Bad ersäufte.«

»Und wer ist das finstere Gesicht ihr gegenüber?«

»Das ist Carl der Böse von Navarra, der die ganze könig­liche Familie von Frankreich zu vergiften versucht hatte, die abscheu­lichsten Verbrechen beging, und einst als er sich von seinem Kam­merdiener in ein mit Branntwein getränktes Tuch einnähen ließ, um seinen durch Ausschweifungen geschwächten Körper zu stärken, und der Diener, der ihn eingenäht den Faden mit einer Kerze abbren­nen wollte, das Tuch aus Unvorsichtigkeit anzündete, sodass der König in der Flamme verbrannte, aber erst nach einigen schrecklichen Schmerzenstagen den Geist aufgab und zur Hölle fuhr.«

»Und jene, die sich dort in verschiedenen Gruppen so unge­duldig gebären?«

»Ha, das ist ein Teil der sogenannten Heiligen, die eure Päpste auf Erden seliggesprochen haben, während sie hier alle Qualen der Hölle erdulden müssen. Mitten unter ihnen siehst du den heiligen Ferdinand hervorragen, der selbst die Feuer anzündete, welche die Ketzer verzehren mussten, weshalb man ihn zu Rom zu einem Heiligen stempelte.«

»Und die dort, jenseits der heiligen Verdammten?«

»Das ist Richard III., der den jungen Eduard und dessen Bruder, den Herzog von York, im Tower ermorden ließ, um König von England zu werden. Ganz nahe bei ihm siedet Heinrich VIII., Ann Boleyns und Catharine Howards Mörder. Letztere ließ er unter dem Vorwand aufknüpfen, dass sie schon Geliebte gehabt hatte, bevor er sie ehelichte.«

»Und der tolle Kerl, der sich ihm gegenüber so komisch gebärdet und jammert?«

»Das ist der Schneider Bockhold von Leyden, der von seinen vierzehn Weibern eine enthauptete, weil sie einige bescheidene Zwei­fel gegen seine angebliche göttliche Sendung hegte, worauf er die übrigen dreizehn um ihre Leiche tanzen ließ. Er hatte sich in Münster zum König krönen lassen, sein Scharfrichter Knipperdolling tobt neben ihm. In seiner Nähe siehst du auch den Decemvir Appius Claudius, Verginias eigentlichen Mörder, und gleich dabei den Schinderhannes, den Fra Diavolo, den Kühnapfel, Poul­mann und andere berühmte Raubmörder und Banditen Italiens, die in Rom, Neapel, Venedig etc. ihr Unwesen trieben und für sich ein ungeheures Heer bilden würden.«

»O lass uns die Regionen des Blutmeers verlassen«, rief Stürmer sich schüttelnd endlich aus, »ich erdulde bei der Erinnerung an all diese Gräuel fast nicht mindere Qualen als die hier Verdammten.«

»Gut, es bedürfte ohnehin mehr als tausend Nächte, wollte ich dir alle Raub- und Meuchelmorde, die das Menschengeschlecht seit seiner Erschaffung verübte und die hier gebüßt werden müssen, auch nur aufzählen.«

Beide fuhren nun weiter und schwebten bald über einem glühend heißsprudelnden und stürmenden Pechmeer, auf das ohne Aufhören ein dichter feuriger Schwefelregen herabströmte.