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Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen

Christian Schiffer, Christian Alt
Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen
Was der neue Ufo-Hype über uns Menschen verrät

Sachbuch, Paperback, Goldmann Verlag, München, September 2023, 240 Seiten, 18 Euro, ISBN: 9783442317011. Ebenfalls als E-Book (11,99 Euro) erhältlich.

Die Vorstellung, dass es noch irgendwo anders im Universum als nur allein auf der Erde Leben gibt, beschäftigt die Menschen seit dem Moment, als ihnen klar wurde, dass sie auf dieser komischen Kugel im All leben. Immer wieder berichten Leute davon, dass sie von außerirdischen Besuchern entführt worden sind, mit ungewöhnlichen Flugobjekten in Kontakt kamen oder Botschaften aus den Tiefen des Raums erhalten. Dass vieles davon ausgemachter Humbug, Spielerei oder handfester Betrug ist, hat sich meist ebenso schnell herausgestellt.

Egal ob der angebliche Ufo-Absturz bei Roswell, Project Blue Book, Area 51 oder die Majestic Twelve – um die vermeintlichen Besucher aus dem All hat sich nicht nur ein gewaltiger an- und abschwellender Hype, sondern auch eine ganz eigene Mythologie entwickelt. Die Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Phänomen der Sichtungen, spleenige Einzelkämpfer wie der Blink-182-Gitarrist Tom DeLonge und Regierungsorganisationen werfen einen genauen Blick auf die Reports von mutmaßlichen Augenzeugen. Mittendrin: die Nutzung des Ufo-Hypes für das Lancieren von Ablenkungen, für die Entwicklung Verschwörungstheorien gegen Obrigkeiten – und nicht selten banale Geldmacherei.

Politologe Christian Schiffer und der Autor und Journalist Christian Alt haben sich in ihrem neuen Buch mit dem Thema ausgiebig beschäftigt. Alt ist dabei der Part, der gerne an Ufos glauben möchte, Schiffer vertritt die Gegenseite der Skeptiker. Für die aufgeräumte Herangehensweise beim Schreiben scheint das kein Hindernis gewesen zu sein, denn stets nachvollziehbar und mit hintergründigem Humor zeichnen die beiden berühmte zeitliche und räumliche Stationen des Ufo-Mythos ab, tragen Fakten zusammen und stellen ihnen aber auch subjektiv geschilderte Berichte gegenüber. Eingeordnet wird das Ganze abschließend auch, ohne sich endgültig festzulegen – wobei doch und wenig erwartend überwiegend überall herauskommt: Sehr wahrscheinlich ist das alles nicht.

Das macht schon Spaß: Noch einmal mitzuerleben, wie sich aus Roswell nach und nach das Ufo-Mekka entwickelt hat, wie die US-Regierung in anderen Fällen selbst Gerüchte befeuerte, Beweise fälschte und Menschen buchstäblich in den Wahnsinn trieb. Dass Entführungsopfer tatsächlich glauben, was sie erlebt haben, Erinnerungen aber auch trügerisch sind. Dass Ufos auch ein Spiegel von Ängsten sind. Dass Ufos immer dann besonders häufig gesehen werden, wenn über sie berichtet wird – beispielsweise nach dem Abschuss von chinesischen Ballons über den USA, nach dem Motto: Wer suchet, der findet.

Die Autoren geben einen zunächst breiten Überblick, um sich dann auf Einzelaspekte zu konzentrieren. Das SETI-Projekt hat dabei seinen Platz, genauso wie ein recht putziges Interview mit Erich von Däniken und dessen fein zurechtgebastelter Prä-Astronautik-Theorie. Und bei allem ernsten Hintergrund: Ufos sind eben auch Entertainment. Schiffer und Alt haben das verstanden und tragen mit ihrem informativen, gut lesbaren Sachbuch zur Aufklärung bei, besonders beim Thema Außerirdische alles und jeden zu hinterfragen. So schön – oder beängstigend! – es auch wäre, nicht allein im All zu sein.

(sv)