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Der Einsame der Zeit – Erster Teil

Der Einsame der Zeit
Zum unwürdigen Abschluss des Perry Rhodan-Fanfilms, der eigentlich ein Triumph ist
Erster Teil
Ein Fanfilm wird zur unendlichen Geschichte …

Dass man von einem 50-Prozent-Jahrhundertprojekt hört, kommt eigentlich ja nicht alle Jahre vor.

Dem Verfasser dieser Zeilen (VdZ) erging es so. Da war er 18, 19 Jahre alt und trug sich nach Lektüre von Jack Londons Romanen und Biografie und sämtlichen Büchern von Mark Twain – und insbesondere dessen grandiosem Abenteuerroman Huckleberry Finns Abenteuer – in einer krassen Mischung aus Schwärmerei und eiserner Entschlossenheit frohgemut mit dem Vorsatz, sein Leben als Schreiberling zu leben.

Obwohl die lieben schwäbischen Eltern ihn permanent mit ihrem Gehirnwäsche-Mantra „Sieh bloß bitte zu, dass du einen Beruf lernst, der dich in die Teppichetagen führt« heimsuchten. Womit die obersten Stockwerke gewisser gläserner Banktürme gemeint waren. Davon gab`s auch damals auch im Schwabenländle einige.

OK, um Ruhe zu haben und den Eltern eine verdiente Freude zu machen, arbeitete der VdZ in jenen Tagen schon längst daran, diese Teppichetagen-Sache hinter sich zu bekommen. Erstes Lehrjahr: Ausbildung in einer Bank, die definitiv auf dem Sprung war, sich nicht wenige kleinere Banken einzuverleiben (Fusion nannte man das). Zweites Lehrjahr: Weiterführende Ausbildung und Seminare in der Zentrale der Raiffeisen- und Volksbanken. Drittes und viertes Lehrjahr: Innendienst als Steuerberater/Körperschaftssteuer, Außendienst als Bankrevisor-Assistent.

Dank eines nicht verschwiegenen Bruders erfuhren die Eltern davon. Ein Träumchen für sie.

Ein Alptraum für den VdZ. Der nachts zum emotionalen Ausgleich emsig Heftromane schrieb. Zusätzliche mentale Balance brachte ein am Telefon beiläufig rausgehauener Satz eines Freundes: »Na, Mann, steckst du immer noch im Geldsumpf? Also, ick mach ja hier in Berlin mit meiner Uhrmacher-Ausbildung weiter, wah, und steh in Kontakt mit Irren!«

»Fragezeichen? Außerdem hört man dir den Schwaben hundert Lichtjahre gegen jeden Sonnenwind an.« (Doch, doch, so parlierte man damals, wenn man bereits von PR infiziert war.)

»Na, Irre! Film-Fuzzis! Die wollen ernsthaft einen Perry Rhodan-Film drehen, wah! Der besser werden soll als diese SOS aus dem Weltraum-Rhodan-Lachnummer. Die wollen Scheers Roman Der Einsame der Zeit, Rhodan-Heftle Nummer 50, werkgetreu verfilmen. Auf 8 mm! Einer von denen heißt Thunack oder so und rennt vor der Kamera als Atlan mit einer Art Wischmopp auf dem Kopf herum und behauptet, das sei die Original-Atlan-Frisur!«

Der VdZ machte sich so seine Gedanken darüber und dass er wohl nicht der einzige Irre ist, der seine Träume nicht nur zu träumen, sondern zu verwirklichen gedachte. Und hörte in den Folgejahren wunderlich Widersprüchliches von diesem Fan-Filmprojekt:

Dass der PR-Filmclub Berlin gegründet worden sei. Dass der mit der Original-Atlan-Wischmopp-Frisur zu einem größenwahnsinnigen Regie-Diktator mutiert sei. Dass derselbe ein Genie sei.

Dass keine Mühen und Kosten gescheut werden für diesen Film. Weil nämlich schon im Ausland gedreht werde. Zwar mit 8 mm, aber …

Dass das Projekt tot ist, weil wegen des Perfektionswahns des Regisseurs (dem mit der originalen Wischmopp-Atlan-Frisur) zu lange schon gedreht werde und seine Tricktechnik mittlerweile völlig veraltet sei.

Dass dieser Thunack trotzdem manisch an seinem Film weiterarbeite, mit neuer Crew, mit aberwitzig detailverliebten Kulissen.

Dass der Film demnächst uraufgeführt werde, und zwar auf dem PR-Worldcon in Mannheim!

Dass die Vorführung von Teilen des Films auf dem Worldcon zur Lachnummer geraten sei.

 

*

 

Nach diesem Worldcon schwappte die Gerüchteküche endgültig über.

Irgendwann irrlichterte die Nachricht von einem Schlaganfall des manisch-diktatorisch-genialen Regisseurs gen Eislingen hinterher, welche der VdZ, eingedenk so vieler widersprüchlicher Botschaften und Gerüchte aus den Weiten dieses Rhodan-Fanfilm-Projekts, allerdings nicht mehr weiter beachtete.

Die Jahre, so zogen sie ins Land, und der VdZ hatte seine Karriere in den Teppichetagen der Banken längst gemacht und wieder an den Nagel gehängt, dafür aber Dutzende Romane verkauft und sich an einem 1. April höchstpersönlich beim Finanzamt als selbstständiger Autor angemeldet, weil er getreulich Steuern zu zahlen gedachte. Mit seinem Auftritt im Amt hatte er nicht wenige seltsame Blicke der überwiegend ansehnlichen Finanzamtsmitarbeiterinnen geerntet.

Gerüchte, den Rhodan-Fanfilm betreffend, umwaberten auch danach verblüffend hartnäckig seinen eigenen Weg durch die Jahrzehnte, der auch ihn in die Gefilde von Filmen führte; wenn auch eher nicht zu Fanfilmen.

Ein gewisser Freund, mittlerweile um die Leibesmitte mollig und Uhrmachermeister, machte desgleichen sein Ding, hatte Berlin und dem Wischmopp-Irren längst den Rücken gekehrt, eröffnete und schloss Uhrmachermeister- und Juwelierläden, brachte als Produzent mit einer Irish Folk-Band eine LP heraus, mit Schlagersängerinnen Platten, er eröffnete Fotostudios, stellte seine eigenen (grandiosen) Namibia-Fotos aus, organisierte für städtische Kulturämter Stadtfeste und Mittelaltermärkte. Ein noch viel ruhe-, v.a. jedoch planloserer Geist, bis er sich – im vorgezogenen Rentenalter –, mit Wohnmobil und Frau ganz seinem Jugendtraum hingab und auf Weltreisen entfleuchte. Während die letzten Gerüchte vom PR-Weltcon – Tenor indessen: Teile des Films Der Einsame der Zeit seien »unter sehr unglücklichen Umständen aufgeführt wurden« – so langsam der Vergessenheit anheimfielen.

Der hippe Uhrmachermeister-Juwelier-Freund, der vor gefühlten Ewigkeiten diesen Fanfilm um den Einsamen der Zeit erst ins Spiel gebracht hatte, überlebte den Ausbruch der Corona-Pandemie quietschfidel auf einem Wohnwagenstellplatz (mit schönem Naturteich) auf türkischem Hoheitsgebiet. Der VdZ schrieb seine Romane (und mittlerweile auch Filmdrehbücher) überall auf der Welt und nicht zuletzt auf Mallorca, was seine Eltern, die dort häufig bei ihm gastierten, schlussendlich doch noch als eine Art Teppichetage einordneten und seine Berufswahl somit nachträglich absegneten.

 

*

 

Tja, und wie es der Zufall oder die eine oder andere Superintelligenz wollte, kreuzte irgendwann in den Zwanzigerjahren eines neuen Jahrtausends auf einer Welt namens Terra, auf der es noch immer keine Megalopole namens Terrania und leider erst recht keine geeinte Menschheit gab (und gibt), ein Club für SF und Fantasy den Weg dieses VdZ …

Ein Riesenbuchprojekt war in ebenjenem Club (dem TCE = Terranischer Club Eden) in Arbeit, das zum Jubiläum der seit sechzig Jahren wöchentlich in Fortsetzungen erscheinenden Rhodan-Heftserie 2021 veröffentlicht werden sollte. Und eher beiläufig wurde der VdZ gefragt, ob er nicht auch einen Beitrag zum Thema Unsere schönsten PR-Erlebnisse und mehr rund um die größte Weltraumserie beisteuern wolle, obwohl der Redaktionsschluss ehrlich gesagt doch sehr kurzfristig sei.

Das wollte der VdZ, weil seine schönsten PR-Erlebnisse auch irgendwie irgendetwas zu seinem weiteren Schreiberlings-Werdegang beigetragen hatten, vor Urzeiten.

25 Seiten Schönste PR-Erlebnisse wurden pünktlich auf den letzten Drücker an einen gewissen Andy Schmid, seines Zeichens verdienstvoller Projekt-Initiator und für die Materialbeschaffung zuständige Maestro abgeliefert.

Das Riesenbuchprojekt wurde mit rund 540 Seiten veröffentlicht und gilt heutzutage (also nur wenige Jahre nach Veröffentlichung) bereits als wahrlich gigantische Clubleistung.

Für den VdZ bedeutete das alles noch mehr, lernte er in diesem Club doch Kurt Kobler kennen, der einerseits ebenfalls dem Ausdauer- und Kraftsport verfallen und andererseits Autor zahlreicher hochgelobter Rhodan-Fanromane ist, u.a. jener um die legendären Meister der Insel – und mittlerweile nennen sich jene beiden ungeniert Freunde.

Von diesem Kurt Kobler hörte der kurz mal sprachlose VdZ – nach Jahrzehnten – plötzlich wieder und erstmals (!) Genaueres von diesem Rhodan-Fanfilmprojekt um K.H. Scheers Heftle Der Einsame der Zeit.

Es war wenig Gutes. Und es war dennoch ein Happy End.

Denn: Nach fünfzig Jahren war der Film, nicht zuletzt dank Kurts unermüdlichem Einsatz, fertiggestellt geworden.

Der fertige Film soll auf dem Con zum dreißigjährigen Bestehen des TCE (am Wochenende vom 27. bis 29. Oktober) erstmals in kleinem Rahmen zu bestaunen sein. Obwohl es wohl bis zuletzt spannend bleiben wird. Aber dazu später mehr.

Und der VdZ …? Der fühlte sich angeregt, diesen Beitrag aus der Perspektive desjenigen zu schreiben, der fünfzig Jahre lang aus der Ferne eine unendliche Geschichte in Gerüchten, Halbwahrheiten und so weiter miterlebte und damit älter wurde. Obwohl Zeit bekanntlich relativ ist, wie wir SF-Spinner natürlich wissen. Und weil er schon mal dabei war, kam wie von selbst auch noch die Idee ums Eck, den Mann, der eine gewichtige Rolle beim Consulting des Films spielte, ein bisschen auszufragen – keinen Geringeren als den Rhodan-Spezialisten, Fanfilm-Insider und Zeitzeugen (ähm, sozusagen) Kurt Kobler … und so nach endlich mal aus erster Hand Details zu diesem Fliegenden Holländer der Fanfilmprojekte zu erfahren.

Zweiter Teil: Das Gespräch mit dem Zeitzeugen der Entstehung des Rhodan-Fanfilms DER EINSAME DER ZEIT … Demnächst und ausführlich im Geisterspiegel.

Nur so viel schon an dieser Stelle: Mittlerweile teilt der VdZ die ursprüngliche Einschätzung seines Uhrmachermeister-/Juwelier-Freundes: Derselbige hatte einst tatsächlich Kontakt mit Irren. Im positivsten Sinne. Anfangs.

(mb)

Eine Antwort auf Der Einsame der Zeit – Erster Teil

  • Friedhelm Hippen sagt:

    Meiner einer ist eigentlich gar kein „Perry Rhodan-Leser“ – mir fehlt dafür jeglicher Zugang. Aber als „Star Wars“ in Deutschland anlief, ist mir per Zudall das „Perry Rhodan Magazin“ „in die Hände gefallen“ (Titel: S.F.- „Perry Rhodan Magazin). Darin ging es, unter anderem, um das Thema Film, und in Nr. 4 „durfte“ ich erstmals einiges über „Thumacks Fan-Ding“ lesen.

    Alles, was ich später, in den 1980ern, dazu noch an Infos aufbringen konnte, liest sich heute tatsächlicher Weise beinahe wie ein schlechter Cineasten-Witz. Ausgangspunkt war demnach Band 50, „Der einsame der Zeit“ – damals noch im Format „Normal 8 mm gedreht, obwohl selbiges längst durch „Super 8“ abgelöst wurde. Hauptrolle, als Atlan: Hans Joachim Tumack himself – von einem echten Maskenbildner mit leicht erkennbarer Perücke ausstaffiert. Die Dekorationen hätten der kultigen, deutschen SF-Serie „Raumpatrouille Orion“ zur Ehre gereichen können (zb. Wandbekleidung aus Verpackungsmaterial für Arzneimittelflaschen), und das Pentagon – ein leicht identifizierbares Institutsgebäude in Berlin.

    Schräge Dialoge, die direkt dem Roman entnommen wurden (u.a. „Waffe fallen lassen! Zurück in den Schrank, Arkonide!“) und Darsteller, die möglichst amerikanisch aussehen sollten. Dabei hat es Bemühungen gegeben, in Berlin stationierte Soldaten zu „rekrutieren“. Ohne Bezahlung natürlich, und außerdem war man dringlichst auf der Suche nach einem „Neger“ ((O-Ton)

    In einem solchen Film sind selbstredend die Spezialeffekte von äußerster Wichtigkeit. Hier: nächtlicher Himmel, simuliert mit durchlöcherter Tuchstreife – für die Sterne, versteht sich. Raumschiffe an gut sichtbaren Fäden, der Laserstrahl einer Waffe mit Milch generiert.

    Logisch, das sind natürlich Infos aus „zweiter Hand,und ich könnte vielleicht auch nicht unbedingt dafür bürgen, ob die Großstadt „Terrania City“ (20 qm Nachbildung) denn nun so planlos erstellt wurde, wie „böse Zungen“ mir das einst zutrugen. Außerdem kenne ich die „Perry Rhodan“-Reihe gar nicht.

    Aber, vor ein paar Jahren erfuhr ich durch das Internet Thumacks Emailadresse. Die von mir gesendete Mail wurde sogar von ihm beantwortet, und ich meine mich noch zu erinnern, dass er einiges bestätigte; eben auch eine gewisse Dilettanz, die sich eben aus den gegebenen Mitteln ergab –gedreht würde natürlich längst digital. Daraus lässt sich schließen, dass der Meister zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht fertig war. Na gut, wenn ich den Artikel jetzt richtig verstanden habe, soll es für den „Einsamen der Zeit“ nach nun mehr etlichen Jahrzehnten wohl endlich (und wider Erwarten) eine Premiere gegeben haben. Möglich, dass der Film (oder Teile davon) ebenfalls im Netz, auf „Youtube“ zu sehen ist.

    Und wie immer – sorry für den langen Text. Dank dieses Artikel habe ich mich an diese Sache wieder erinnert.