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Vergessene Helden 11

Keiner war härter

Fast zwanzig Jahre lang, Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die deutsche Fernsehlandschaft bis auf wenige Ausnahmen hauptsächlich von amerikanischen Krimiserien beherrscht. Die beliebtesten Helden dieses Genres waren dabei die Privatdetektive. Namen wie Cannon, Magnum, Spenser oder Detektiv Rockford kennt heute noch fast ein jeder. Aber da gab es noch jemanden. Einen Privatermittler, der sich nicht mit schönen Frauen und schnellen Autos umgab, der sich nicht auf Computer verließ oder sich keinen Kopf darüber machte, ob die Verdächtigen vermögend oder einflussreich waren und deshalb erwartet wurde, dass er sich ihnen gegenüber feinfühlig und zuvorkommend nähern sollte.

Er war kein glatt gebügelter Schönling, sondern ein Kerl mit Ecken und Kanten. Er war cool und er war hart, er hielt nichts von schöngeistigem Getue, sondern ließ lieber die Fäuste fliegen oder benutzte seinen Colt und scherte sich einen Teufel um Vorschriften oder Etikette.

Vielleicht war es gerade das, was ihn und die Serie, die hauptsächlich in Los Angeles spielte, so beliebt machte. Immerhin ermittelte er acht Jahre lang, von 1967 bis 1975, in insgesamt 194 Episoden. Die Serie mit ihm wurde zur Stilikone ihrer Ära, in über 70 Länder verkauft und in dieser Zeit nicht nur zweimal für den Emmy nominiert, sondern auch viermal für den Golden Globe, den sie einmal sogar gewann.

 

*

 

Die Fans alter Fernsehserien wissen natürlich sofort, dass hier von niemand anderem als von Mannix, dem Titelhelden der gleichnamigen Krimiserie die Rede ist. In der von Paramount Television für CBS produzierten Reihe verkörperte der Schauspieler Mike Connors in allen Folgen den Hauptdarsteller. Das Interessante dabei ist, dass Connors, der mit Mannix einen US-amerikanischen Privatdetektiv armenischer Herkunft verkörperte, im realen Leben ebenfalls amerikanischer Staatsbürgerschaft mit armenischen Wurzeln war.

Mike Connors wurde am 15. August 1925 in Fresno Kalifornien als Sohn armenischer Einwanderer geboren und auf den Namen Krikor Ohanjan getauft. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg gedient hatte, studierte er an der University of Carlifornia in Los Angeles, wo er beim Basketballspiel vom Hollywood Regisseur William A. Wellman entdeckt wurde, der zu diesem Zeitpunkt immerhin schon zweimal für den Oscar nominiert war und diesen auch einmal gewann. Er vermittelte Connors danach den Eingang ins Filmgeschäft.

Man muss allerdings dazusagen, dass Connors nie ein großer Leinwandstar wurde. Seine bekanntesten Filmauftritte beschränkten sich auf einen kurzen Auftritt in dem Monumentalfilm Die zehn Gebote und diversen B-Movies im Western-Krimi und Komödiengenre. Im Fernsehen hingegen war er ein Star und einem breiten Publikum bekannt. Außer seiner Paraderolle als Mannix spielte er auch in so bekannten Serien wie Perry Mason, Hart aber Herzlich, Love Boat, Diagnose Mord und Walker, Texas Ranger mit.

Seine Schauspielkarriere beendete er dann 2007 mit einer Rolle in der Serie Two and a Half Men.

Connors war seit 1949 mit Mary Lou Willey verheiratet, die ihm 1958 einen Sohn, Matthew, und 1960 mit Dana Lee eine Tochter schenkte.

Erwähnenswert wäre noch, dass sein Sohn Matthew 2007 mit nur 49 Jahren verstarb und dass ein Cousin von Mike Connors niemand anderes als Charles Aznavour war.

Connors verstarb am 26. Januar 2017 in Tarzana, Kalifornien im Alter von etwas über 91 Jahren, genau eine Woche, nachdem man bei ihm Leukämie festgestellt hatte.

Doch jetzt wieder zurück zu Mannix.

 

*

 

Am 16.09.1967 flimmerte in Amerika die erste Folge von Mannix mit dem Titel My Name is Mannix über den Bildschirm. In Deutschland war es dann am 12.12.1969 in der ARD so weit, dort hieß die Folge dann Finden Sie Angela.

Am 30.01.1970 wurde mit Auf der Suche nach Linda die 24. und letzte Folge der ersten Staffel gesendet. Im Original war das am 16.03.1968 der Fall und da hieß die Folge The Girl in the Frame. Die zweite Staffel von Mannix startete mit Folge 25 Der lautlose Schrei am 24.09.1971. Das ist deshalb erwähnenswert, da mit dieser zweiten Staffel bei Mannix ein kompletter Kurswechsel vollzogen wurde. Bisher unterschied sich die Serie kaum von der Vielzahl der Krimiserien, die wöchentlich über den Bildschirm flimmerten.

Okay, die Frauen liebten Mannix aufgrund seiner eurasischen Erscheinung und den markanten Gesichtszügen, mit denen er sich von vielen Serienstars abhob, und die Männer schätzten die Actionsequenzen, die etwas härter und länger als in den anderen Reihen waren, aber ansonsten war der Plot um Mannix nichts Außergewöhnliches.

Joe Mannix arbeitet für die renommierte Detektei Intertect in Los Angeles, die sich bei ihren Fällen auf die Anwendung hochentwickelter Rechner und modernster wissenschaftlicher Hilfsmittel bedient und das stets völlig gesetzeskonform. Geleitet wird die Agentur von Lew Wickersham, dem das oft harte Vorgehen von Mannix missfällt. Nach einem Jahr, zum Ende der 1. Staffel, trennt sich Mannix von der Agentur und eröffnet ein kleines Detektivbüro im 1. Stock des Hauses, in dem er wohnt. Seine rechte Hand und Sekretärin wird Peggy Fair. Ihr Ehemann, Polizeibeamter und Freund von Mannix, kam bei einem Einsatz ums Leben. Peggy unterstützt Mannix von nun an, wo sie kann. Mannix selbst arbeitet von nun an allein, aber härter und unerbittlicher als je zuvor. Immer am Rand der Legalität verlässt er sich nicht mehr auf Computer oder andere moderne Dinge, sondern nur noch auf seinen Instinkt, seine Fäuste und seine Colts.

Ab der 2. Staffel wurde Mannix dann zusehends brutaler. Kritiker betitelten die Reihe sogar als Leichenschauserie, was vielleicht auch mit ein Grund war, warum die ARD die Serie nach 47 Folgen aus dem Programm nahm. Pro 7 und Kabel eins strahlten dann von 1989 bis 1995 die restlichen Folgen aus. Man muss allerdings diese sogenannte Brutalität im Konsens jener Zeit sehen, in denen die Folgen ausgestrahlt wurden. Die ARD hat damals auch als erster deutscher Fernsehsender Bonanza ausgestrahlt und die Cartwrights aus dem Programm genommen, weil die Abenteuer auf der Ponderosa den Programmverantwortlichen viel zu brutal waren. Mannix wurde in seinen 194 Fällen 17-mal angeschossen und 55-mal bewusstlos geschlagen, dazu benötigt heutzutage ein John Wick oder Blade höchstens fünf Filme.

Trotz seines immensen Erfolges wurde Mannix am 13.04.1975 nach Ausstrahlung der 194. und letzten Folge Hardball wegen verschiedenen Querelen zwischen den Fernsehstudios eingestellt.

In Deutschland lief diese Folge übrigens bei Kabel 1 am 27.06.1995 unter dem Titel Knallhart.

Mannix gab es damals übrigens auch als Romanheftserie.

Bei Amazon gibt es noch Bücher über die Legende Mannix, allerdings nur in englischer Sprache, und für alle Freunde von Mannix und solche, die es noch werden wollen, die gesamte Serie auf DVD.

Quellenhinweise:

(gs)

2 Antworten auf Vergessene Helden 11

  • Habe ich leidenschaftlich gesehen!

  • Gerold Schulz sagt:

    Hallo Francis,
    vielen Dank für deinen Kommentar.
    Es freut mich immer wieder, wenn ich lese, dass sich außer mir noch andere Fans an die vergessenen Helden erinnern. Ist einfach ein schönes Stück Nostalgie und mal ehrlich, von so manchem dieser hier vorgestellten Protagonisten und ihren Abenteuern können sich die heutigen Fernsehverantwortlichen noch eine große Scheibe abschneiden. Bin gespannt, was du zu den nächsten Kolumnen meiner vergessenen Helden sagst, hab da nämlich noch ein paar Perlen ausgegraben, die du sicherlich auch noch kennst.
    Gruß
    Gerold